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6 May 2024, the calendar is ended.
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MoKo-Adventskalender
Window nº 11
LESEPROBE

aus dem Buch:https://www.moko-verlag.de/hautnah.php

von Marina Ocean

Kirschrote Sünde

Noch einmal reibe ich mir über meine Stirn und beende meinen Vortrag, läute für heute den Feierabend ein. Ich bin sicher, dass ich es auch keine weitere Minute mehr ausgehalten hätte. Meine Seminar-Teilnehmer geben sich zwar wirklich Mühe, saugen den Stoff auf, den ich ihnen erkläre, doch bei mir ist heute einfach die Luft raus. Mein Hirn fühlt sich an, als wäre es in Watte gepackt und ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Der Workshop hat mich heute definitiv geschlaucht!
Erleichtert sehe ich auf, beobachte meine Gruppe, wie einer nach dem anderen seine Tasche packt und aufsteht. Eilig greifen sie nach dem Seminar-Ordner auf dem Tisch, lächeln mir zu und verabschieden sich, bevor sie aus dem Raum verschwinden. Die Freude ist ihnen anzusehen, dass sie jetzt raus an die frische Luft kommen. Einige werden nicht nur Sauerstoff tanken, sondern dabei auch ihrer Abhängigkeit nachkommen. Nach dem harten Seminartag suchten sie jetzt wahrscheinlich gleich drei Kippen hintereinander weg.
Auch ich erhebe mich nun und stecke Stifte und Folien in meine Tasche ein, anschließend schalte ich den Beamer aus und klappe meinen Laptop zu. Freundlicherweise zieht eine Teilnehmerin die Jalousien hoch und öffnet zwei Fenster. Ich nicke ihr dafür dankbar zu, denn die Luft im Raum ist bei so vielen, rauchenden Köpfen inzwischen mehr als abgestanden. Allerdings ist es draußen immer noch so heiß, dass keine wirkliche Abkühlung in den Seminarraum hineinkommt. Das ist ebenfalls ein Grund, weshalb wir die Fenster über den Tag auch kaum aufgemacht haben. Die Hitze dieses Sommers ist so langsam für alle wirklich unerträglich.
Als auch die letzten Teilnehmer den Raum verlassen haben, vergrabe ich meine Hände in meinen Hosentaschen und schlendere zum Fenster hinüber. Auch ich fülle meine Lungen mit dem wohltuenden Sauerstoff und fühle, wie mein Kopf sich dabei etwas klärt. Warm strömt die Abendluft an mir vorbei in den Raum und die Anspannung des heutigen Tages fällt von mir ab.  Inzwischen sind diese Seminare zur Routine für mich geworden. Sie sind mein tägliches Brot und ich werde fürstlich dafür bezahlt, in diversen Großkonzernen die Mitarbeiter zu schulen. Allerdings hat es auch seine Schattenseiten in diesem Bereich tätig zu sein. Ich bin die ganze Woche auf Reisen, muss nach jedem Seminar eine neue Unterkunft beziehen und würde mir manchmal wünschen, einfach nur in meine eigenen vier Wände heimkommen zu dürfen. Abwesend lasse ich meinen Blick über die Aussicht schweifen. Nichts als graue Betonbauten und eine angrenzende, triste Stadt. Das ist das, was ich jeden Tag sehe und natürlich steht die Luft zwischen diesen ganzen Plattenbauten noch mehr. Dicht bebaute Innenstädte oder Business-Viertel mit hochkarätigen Firmenzentralen. Jeden Tag fühle ich mich in diesen Gebäuden richtig bedrückt, ein erfülltes Leben sieht sicher anders aus. Daran kann auch mein sauteurer Sportwagen, den ich mir dank des guten Gehalts leisten kann, nichts ändern. Je mehr ich in meine Gedankenspirale abdrifte, desto klarer wird mir, dass mich jetzt wieder einmal nur mein leeres Hotelzimmer erwartet. Doch so gerne ich das auch ändern würde, ich muss mich damit abfinden. Seufzend nehme ich einen weiteren tiefen Atemzug, dann schließe ich die Fenster, greife meine Sachen und mache mich auf den Weg in die Tiefgarage.
Der Weg zu meinem Hotel dauert nur wenige Minuten. Es ist ein echter Vorteil, dass alle Firmen immer Hotels in der näheren Umgebung buchen. Geld spielt dabei keine Rolle und ich werde einen Teufel tun und mich darüber beschweren. Nach einem Seminar habe ich es nämlich meist ziemlich eilig, aufs Zimmer zu kommen. Denn dort beginnt dann mein Abend, an dem ich tatsächlich zur Ruhe komme. Ein interessantes Buch und ein guter Whisky, mehr brauche ich normalerweise nicht. Das heute alles ganz anders kommen sollte, konnte ich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht ahnen.
So wie jeden Abend suche ich mir erst einmal einen Platz im Hotelrestaurant. Meine Tasche habe ich gleich im Auto gelassen, denn morgen benötige ich meine Unterlagen und den Laptop sowieso wieder. Daher muss ich den ganzen Kram jetzt nicht mit mir herumschleppen.	
Am liebsten sind mir im Restaurant die Plätze in einer Ecke. Von hier aus hat man in der Regel einen guten Überblick über das Geschehen, ist selbst jedoch ungestört. Auch heute finde ich einen solchen Platz und lasse mich dort nieder. Mit dem Rücken zur Wand setze ich mich so, dass ich den vollen Raum gut einsehen kann. 
Als nach einer Weile ein Kellner zu mir kommt, bestelle ich ein Rumpsteak medium mit Gemüse, Bratkartoffeln und Kräuterbutter. Außerdem ordere ich ein Glas Rotwein. Überrascht, dass alles so schnell ging, kann ich mich bereits zehn Minuten später über mein Essen hermachen, das wirklich außerordentlich lecker ist. Genüsslich lasse ich das Fleisch auf meiner Zunge zergehen und habe bereits wenig später aufgegessen. 
Irgendwie ist mir aber heute noch nicht nach meinem einsamen Zimmer zumute, also bleibe ich noch einen Moment im Restaurant sitzen und beobachte die Leute um mich herum. Dabei fällt mein Blick auf eine dunkelhaarige Schönheit an der Bar. Ich muss zweimal hinsehen und blinzele ein paar Mal, weil ich es nicht glauben kann. Es mag sich abgedroschen anhören, aber so eine unfassbar schöne Frau sieht man tatsächlich selten.
Doch es ist nicht nur ihr Aussehen, das mich fasziniert. Irgendetwas hat sie an sich, das ich nicht genau benennen kann. Fieberhaft versuche ich zu ergründen, was genau mich so sehr an ihr anzieht. Ist es die Art, wie sie ihre Augen niederschlägt, sich ihre Haare von der Schulter streicht oder wie sie grazil ihre Beine übereinanderlegt? Ich weiß es nicht. Vermutlich ist es ein Mix aus allem, denn ihre Ausstrahlung und die Art und Weise, wie sie sich anmutig auf dem Barhocker bewegt, ist schlicht bezaubernd. Sie trägt ein schwarzes, langes Abendkleid und ihre langen, braunen Haare fallen ihr in seichten, glänzenden Wellen über ihre Schultern und ihren Rücken. Würde sie sich nicht bewegen, könnte man sie glatt für eine Statue oder ein Gemälde halten, denn sie ist einfach zu perfekt.
Eine ganze Weile starre ich sie an und verfolge jede ihrer Bewegungen. Zuerst sieht sie ein paar Mal auf die Uhr, dann greift sie nach ihrem Getränk vor ihr, das mir erst jetzt auffällt. Ein Martini-Glas mit einer klaren Flüssigkeit darin. Schwer einzuschätzen, was sie da gerade trinkt, doch aufgrund der dunklen Kirsche, die sich in ihrem Glas befindet, schließe ich auf irgendeine Art Liqueur.
Natürlich könnte ich den Kellner danach fragen und ihr noch einmal den gleichen Drink spendieren, doch von solchen Maschen halte ich persönlich nicht viel. Außerdem habe ich schlichtweg keinen Grund, eine Frau anzugraben, denn zu Hause wartet Jeanette auf mich, die ich vermutlich bald heiraten werde.  Irgendwann muss ich ihr mal einen Antrag machen und unsere Familien sind der Meinung, dass der Zeitpunkt nach nunmehr acht Jahren, die wir bereits zusammen sind, mehr als angebracht ist. Trotzdem habe ich es bisher noch nicht getan. Ich kann es nicht erklären, aber irgendetwas hält mich davon ab. Fakt ist jedoch, dass ich daher einen Teufel tun werde, mir hier eine Frau für eine Nacht zu suchen, auch wenn ich unter der Woche alleine in diversen Hotelzimmern schlafen muss.Window nº 15
Einmalig - nur heute - die Weihnachtsgeschichte von Marlies Hanelt "Zimtsterne und Schneegestöber"

Fantasien besitzen riesige Flügel, mit denen sie ganz weit weg fliegen können. Oft finden sie gar kein Ende - verschwinden in eine andere Welt, ohne wiederzukehren. Aber manchmal wollen sie sich auch mit der Wirklichkeit verbinden, damit wir diese nicht völlig aus dem Blickfeld verlieren. Für bestimmte Kinder ist es sogar sehr wichtig, falls sich die wirklichen Ereignisse im Leben, für sie nicht zum Positiven gewendet haben. Eben solange in eine Fantasiewelt fliehen, um hernach aus ihr wieder erfrischt auftauchen zu können. Denn alles kann letztendlich nur gut werden, wenn man es richtig angeht. Genau so ist es auch dem kleinen siebenjährigen Maik passiert, als er …
***
… mit seinem Vater Holger Svensson zum Weihnachtsmarkt in Broderingen durch den frisch gefallenen Schnee stiefelt. Der befindet sich genau auf dem Marktplatz des fast winzig wirkenden Ortes. Mit hellerleuchten bunten Lichterketten sind alle Buden eingerahmt, die sich bereits vom späten einsetzenden, dunklen Nachmittagshimmel wunderbar abzeichnen und jene zauberhaft erscheinen lassen - so als wären sie kaum vorhanden. Gaslaternchen hängen von dem sie schützenden Holzdach jedes hölzernen Stands herab - geben dem Ganzen etwas Anheimelndes. Wirken wie ein Traum, der niemals enden sollte. Jedenfalls empfindet es Maik so, der schon immer mit sehr vielen Fantasien der Wirklichkeit zu entfliehen sucht. Da Mutter Svensson vor zwei Wochen an einer unheilbaren Krankheit verstorben ist und zwar genau an Maiks Geburtstag, möchte Väterchen Holger seinen Sohn ablenken, damit er auf andere Gedanken kommt. Wird Papa Svensson es mit diesem Weihnachtsmarktbesuch schaffen oder geht Maik andere fantasievolle Wege? Immer noch rieseln Schneeflocken, Sternen gleich, vom Himmel. Scheinen in der kalten Luft stillzustehen. So, als wollten sie sich vor Maiks Gesichtchen mit all´ ihrer Herrlichkeit zeigen - ihm zu verstehen geben, dass man
Traurigkeit durchaus überwinden kann. Es duftet herrlich nach Zimtplätzchen, Zuckerwatte, kandierten Äpfeln und kross gebratenen Würstchen. An einer der wenigen Buden bereitet man dünne Eierkuchen vor, die mit Pflaumenmus, Nuss-Nougat-Creme oder Kirschmarmelade gefüllt sind. Glühwein- als auch Kaffeearomen ziehen durch den weihnachtlichen gestalteten Marktplatz, auf dem sich bereits dickeingemummelte Menschen tummeln - vor der ein oder anderen Bude fast die Beine in den Bauch stehen. Lausige Kälte lässt ihren heißen Atem wie einen Nebelhauch wirken, der zum düsteren Himmel schwebt und sich auflöst. »Schau mal, Papi!«, ruft Maik begeistert. Deutet auf einen alten Herrn mit Weihnachtsmannverkleidung, der seinem Leierkasten eine Melodie entlockt und ständig dabei die Kurbel dreht. Stille Nacht, heilige Nacht. Neben ihm hockt sein getreuer Wegbegleiter auf vier Hundebeinen, winselt und jault dazu im Takt. »Ja, Maik - ich sehe ihn. Weißt du was, wir zwei Hübschen gesellen uns einfach dazu, und ich werde dir eine Geschichte erzählen. Von einem Land, das sich Aurum nennt. Das bedeutet ›Gold‹. Nur hier gibt es goldene Zimtsterne und leuchtendes, goldenes Schneegestöber. Warum dieses so ist, wirst du am Ende bestimmt verstehen, mein Sohn.« Vater Holger nimmt seinen Maik in die schützenden Arme, streichelt über sein strohblondes Haar und lächelt. Gibt ihm zu verstehen, dass er sich bei Väterchen Svensson immer sicher und aufgehoben fühlen kann. Der Leierkastenweihnachtsmann spielt immer noch dasselbe Lied, während Vater Holger die goldene Geschichte zu erzählen beginnt. Maik ihm andächtig, mit durchsichtigen Kullertränchen in den Augen, zuhört. Seinen Sohn in eine andere Welt mitnimmt, damit er sich wieder wohl fühlt und Spaß am Leben hat.                                   ***
Aurum, das Land der goldenen Träume und  Fantasien
In Aurum, das man nirgendwo auf der Landkarte findet - da es nur in den Köpfen von Kindern herum spukt, hält der Winter Einzug. Hier leben recht merkwürdige, unterschiedliche aussehende Wesen - wie Trolle, Zwerge und Kobolde als auch eine lustige, herzige Hexe, die nicht wirklich mehr zaubern
kann. Sie hat es einfach vor langer Zeit verlernt, denn das goldene Buch mit den Zaubersprüchen darin, gibt es nicht mehr. Durch ihre Schusseligkeit, als auch dem hohen Alter von 200 Jahren geschuldet, könnte sie es sonst wo liegengelassen haben. Dumm ist zudem, dass sich die Hexe Aurumana nicht mehr erinnern kann, an welcher Örtlichkeit. Vielleicht ist es von der einzigen goldenen Holzbank, direkt in den goldenen Zauberteich gefallen - liegt nun auf dem sandigen Grund, der ebenfalls golden schimmert?  Darum erzählt sie - und so soll es auch sein - den lieben langen Tag nur Witze, über die alle Bewohner herzhaft lachen können. Obwohl Aurumana das Liebste verloren hat, was ihr als Hexe wichtig und heilig gewesen ist, zaubert sie eben auf eine andere Weise - nämlich mit lustigen, herzigen Worten, anstatt eintönigen Zaubersprüchen. Niemand in Aurum konnte diesem seltsamen  Zaubergefasel etwas abgewinnen, da es einfach als unverständlich herumgekommen ist. Jedoch ist Aurum erst aufgrund dieser Zaubersprüche so entstanden, wie es sich heute darstellt - eben goldig und unverkennbar. Wie sollte es ab jetzt golden weitergehen, wenn doch das Buch des glänzenden Zaubers nicht aufzufinden ist? Denn der Kobold Edlobok wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich goldene Zimtsterne mit goldenem Schneegestöber und Glitzerüberzug, in dieser kalten Jahreszeit genießen zu dürfen. Sie sollten allerdings nach Vanille und Schokolade schmecken. Eventuell käme noch Erdbeer- oder Kirscharoma infrage.         
Eigentlich gibt es nur zwei Jahreszeiten in Aurum. Den heißen Sommer und den darauffolgenden knasterkalten Winter. Fast übergangslos ändern sich die Temperaturen von Plusgraden auf Minusgraden, was den Einwohnern nicht wirklich etwas ausmacht. Sie besitzen noch nicht einmal ansatzweise Kleidung zum Wechseln, denn jene passende Wärme erzeugen sie aus ihrem Inneren kommend und mit wohligen Gedanken, die zudem automatisch und stufenlos geregelt werden können. Märchenwesen mit Fantasien sind eben etwas ganz Besonderes. …
***
Vater Holger unterbricht kurz seine Erzählung, blickt in das Gesicht seines Sohnes Maik. Kann in diesem genau ablesen, wie er sich fühlt und die Geschichte bis hierhin angenommen hat. Er lächelt zufrieden und fährt fort,
während der rieselnde Schnee eine andere Farbe anzunehmen scheint. Selbst der Leierkastenweihnachtsmann, die Buden und der ganze Marktplatz, wollen sich passend zur stimmungsvollen Situation einfärben. Etwas darstellen, was nicht wirklich vorhanden ist. Goldene Träume nehmen uns oft gewisse Ängste, und das ist auch gut so.                                                         ***
… Es ist mal wieder so weit. Die Hexe Aurumana steht vor der versammelten Rasselbande von Kobolden, Zwergen und Trollen. Erzählt urkomische Witze, so dass sich ihre prallen Bäuche ständig auf und ab bewegen. Wie Gummibälle auf und nieder hüpfen, da sie heftig Lachen müssen. Eigentlich möchte sie liebend gerne wieder zaubern. Und zwar goldene Tannenbäume, Wege und eben alles, damit Aurum weiter wächst und auch so bestehen bleibt. Aber das goldige Zauberbuch ist und bleibt unauffindbar. Jedenfalls noch.
In diesem Moment meldet sich Edlobok und fällt der Hexe ins Wort, weil er von Witzen die Nase gestrichen voll hat. »Bitte, liebe Aurumana«, beginnt der Kobold wie ein Frosch zu quaken. Immer dann, wenn er aufgeregt und gleichzeitig böse wird. »Zaubere mir wenigstens meine heißgeliebten güldenen Zimtsterne mit Schneegestöber. Egal, sie dürfen nach allem Möglichen schmecken – sollten nur einen glitzernden Überzug haben. Hast Du denn wirklich alle Zaubersprüche vergessen?!«, schreit Edlobok, kann sich kaum zurückhalten. Aurumana wirkt traurig und spricht mit Tränen in den Augen. »Herziger Edlobok – würde ich ja, aber ich bin schon uralt, brauche eben mein Zauberbuch, ohne das es nicht mehr wirklich weiter geht. Aber ihr Bewohner von Aurum könnt mir helfen. Sucht gemeinsam nach meinem Buch mit den Zaubersprüchen.« 
Alle anwesenden Kobolde, Trolle und Zwerge nicken bejahend mit ihren Köpfen und sind ganz bei der Sache. In Aurum ist es nun einmal so, dass jeder, jeden hilft. Mit dem, was er am besten kann. Denn nur gemeinsam sind die hier lebenden Wesen stark und überwinden alle Schwierigkeiten.
»Ihr wisst doch, Aurum ist nicht wirklich groß, eher winzig - also seid ihr
bestimmt in der Lage, das goldene Buch auch zu finden«, erklärt Aurumana mit leiser Stimme. Ist sich total sicher, dass jenes Buch bald auftauchen wird. »Meine Augen können nicht mehr richtig erkennen, und darum benötige ich eure Hilfe«, endet die Hexe und setzt sich in ihren Zaubersessel, der und wen wundert es, auch golden ist. ´Vielleicht zaubere ich mir später dann eine Brille aus Gold, damit das mit dem schlechten Sehen endlich aufhört?‘, fragt sie sich in Gedanken und schläft übermüdet ein. 
In diesem Moment der Stille, vernimmt man noch nicht einmal das Atmen der lustigen Gesellen. Eher die Geräusche ihrer pochenden Herzen - denn sie überlegen angestrengt, wo sie zuerst mit der Suche beginnen sollen. Plötzlich meldet sich der Kleinste von allen, streckt seine rechte Hand wie ein Erstklässler in die Luft und schnippt pausenlos wild mit den Fingern herum. Er zählt zur Familie der außergewöhnlichen Märchen-Fruchtgummis, die man überwiegend auch als Kaubonbons kennt. Hört auf den witzigen, aber dennoch logischen Namen Eztar Lemmuf. Trägt auf dem Kopf eine goldene Zipfelmütze, die lustig hin und her wippt. Sein Körper schaut aus wie ein Ratzefummel, der zum Radieren benutzt wird, wenn man etwas auf dem Papier löschen möchte. Irgendwie ist er froh darüber, keinesfalls der Familie von Gartenzwergen anzugehören, denn diese sind noch nicht einmal ansatzweise so klug wie die Ratzefummel. Zudem stehen sie nur stocksteif in Gärten herum – haben eine Brille auf dem Nasenrücken, tragen oft eine Laterne in Händen oder rauchen Pfeife. Solltet ihr mal einen Laubenpieperzwerg finden, der ein Buch in Händen hält, ist das eher Zufall; als denn Gang und Gäbe. Mehr ist ihnen leider nicht möglich, da es die Menschen so wollen. Wie langweilig wirken sie gegenüber den Ratzefummeln, jene sich sogar in alle Richtungen verbiegen können; eben jeder Situation angepasst. 
»Ich hätte eine Idee!«, schreit Eztar lauthals in die Menge der Aurum-Wesen. »Aurumana schläft, und das sollten wir nutzen, um ihr Zauberbuch zu finden«, erteilt er die klare Ansage. »Edlobok und die anderen Kobolde suchen am See, wo sie sich zuletzt aufgehalten hat. Ich und die Ratzefummel-Zwergen-Bande durchforsten das restliche Gebiet von Aurum. Verdammt! So schwer kann das doch wohl nicht sein, oder?« Alle Aurum-Wesen klatschen Beifall und sind sich einig, dass Eztar weiterhin das Führungsruder haben sollte, da er der Klügste ist. 
                                                                       
Wo steckt das goldene Zauberbuch?
Verwegenen Blickes begeben sich Edlobok und die Kobolde zum See, der sich vor ihren Augen wie ein goldenes Tuch spannt, das man gebügelt hat. Währenddessen hüpft die Ratzefummel-Meute durch Aurum – auf der Suche nach dem goldenen Zauberbuch. In ihren Gummiköpfen schwebt jene Hoffnung, damit das auch klappt. Zeit, die man nicht wirklich messen kann, vergeht. Edlobok und alle Kobolde stehen vor ihrem Lieblingsteich. Da es nur diesen gibt, haben sie ihn sozusagen in ihre großen Herzen geschlossen. Jetzt stehen sie in dieser Eiseskälte stocksteif da und wirken wie starre Zinnsoldaten. Selbst die in ihren Körpern pausenlose erzeugende Wärme, kann der klirrenden Kälte kaum noch etwas entgegensetzen. Davon unbeeindruckt, beginnen sie die Suche – jeder einzelne von ihnen. Edlobok schaut unter, über als auch hinter der goldenen Sitzbank nach. Kann jedoch nichts sichten. Ein anderer Kobold mit Namen Bokold, taucht in das goldene Reich des Gewässers ein, was ihm sichtlich Vergnügen bereitet. Unschwer am Glucksen und Prusten zu hören, während Blubber- Blasen wie Seifenschaum aus dem Wasser aufsteigen.  Leider begegnet er hier nur Goldfischen, die stumm zu sein scheinen. Öffnen ihre wulstigen Fischmäuler, aus denen man kein einziges Wort vernimmt. Sie unterhalten sich eben auf ihre Weise, die lautlos von statten geht. Kein goldenes Zauberbuch weit und breit. Also steigt Bokold unverrichteter Dinge aus dem goldenen Nass, nicht ohne sich vorab kurz umzudrehen und den Goldfischen einen winkenden Gruß zu hinterlassen. Völlig erschöpft lässt er sich auf den goldenen Boden plumpsen, der vor Goldglitter regelrecht funkelt. Wischt die goldenen Wassertropfen vom Körper und atmet erst einmal erleichtert auf. »Wie ich sehe, hast du auch nix gefunden, holder Bokold«, spricht Edlobok und wirkt etwas bedrückt. Mampft vor lauter Frust fortwährend goldene Einhorn-Pilze, die auf diesem Boden gut gedeihen. Kaut drauf herum, als wären sie aus Gummi. Aber das täuscht, da nur ihre Haut etwas zäh ist. Das Innere besteht aus saftigen Kapseln, die durch das Kauen platzen und eine süßliche Flüssigkeit freisetzen; darum das Leckerli der
Aurum-Wesen schlechthin darstellt. 
»Verdammt, Edlobok!», regt sich Bokold auf – schreit ihn an. »Wenn das so mit dir weiter geht, wirst du bald explodieren. Siehst jetzt schon wie eine Kugel aus, die man wegrollen könnte!« »Macht nix«, entgegnet Edlobok mit einem flapsigen Unterton und mampft in aller Seelenruhe weiter seine Lieblingsspeise, die man in Aurum mithin auch Murua-Ezlip nennt. »Kann ja abnehmen, wenn mir danach ist. Aber im Moment werde ich damit erst gar nicht beginnen; vielleicht etwas später.« Plötzlich vernimmt Bokold ein Geräusch, das sich wie Niesen anhört und horcht auf.  »Hörst du das?«, fragt er mit großen Augen und aufgestellten Ohren seinen Freund Edlobok. Der ist jedoch weiterhin damit beschäftigt, einen nach dem anderen Einhorn- Pilz aus der goldenen Flittererde zu reißen und in den Mund zu stecken. Antwortet darum erst einige Sekunden später, wobei er mit vollgestopftem Mund nuschelt und kaum zu verstehen ist. »Ja, iff haffe daff gehöfft und höffe eff immer noff«, versucht er sich Gehör zu verschaffen und spuckt halbdurchgekaute Pilze direkt auf Bokolds Gesichtshaut. Jetzt schaut er wie ein Streuselkuchen aus und wird mächtig böse. »Lasse es gut sein, Du alter Spucknapf!«, tönt Bokold lauthals und winkt ab. »Von irgendwoher muss doch das ohrenbetäubende Niesen kommen!«, redet er weiter.
Blickt zunächst in die eine und dann in die andere Richtung. Dorthin, wo niedrige Büsche den Gold-Teich umringen – an deren feine Verästelungen goldene Blätter hängen. Erinnern an eine Riege Kinder, die sich untereinander festhalten und lustig im Kreis drehen. 
Hinter einem dieser Büsche hockt der Troll Krölle Bölle und versucht aus dem Zauberbuch die Sprüche zu lesen, obwohl er des Lesens nicht mächtig ist. Was für ein Kauderwelsch dabei herum kommt, kann man sich sicher denken. Das ist auch gut so, denn sonst würde Aurum nicht mehr golden, sondern eher silbrig oder gar in Bronzefarben daherkommen. Seine goldenen Wuschel- Haare lugen etwas über dem Busch hervor, wippen vergnüglich im Takt seines Gelächters mit. Vor lauter Jux und Tollerei über die verkehrten ausgesprochenen Wörter, muss er pausenlos abwechselnd Niesen und Lachen, was ihn logischerweise vor Bokolds Blicken und Gehör keinesfalls schützt.
Kobolde können nämlich sehr gut hören und sehen. Bokold schleicht sich gekonnt auf Zehenspitzen heran, da man das Knistern des goldenen Bodens unter seinen Plattfüßen eventuell vernehmen könnte. »Aha! Da haben wir ja den Übeltäter!«, raunt er. Greift nach Krölle Bölles Wuschelhaaren – zerrt heftig daran, so dass er sich nicht wehren kann. Hebt ihn hoch, befördert seinen leichten Körper über den Busch und lässt den immer noch grinsenden Kobold fallen. Jetzt liegt er samt Zauberbuch vor Bokold und amüsiert sich wie Bolle. »Schau mal einer an, hier steckst du also!«, ereifert sich Bokold. Erst jetzt bemerkt er das Buch in seinen knuffigen Händen, das er versucht krampfhaft festzuhalten. »Vor allem, was sehen meine entzündeten Augen? Wo hast du es her? Warum bist du nicht bei uns? Wir haben dich wirklich vermisst, liebster Krölle Bölle.« 
»Ich … das ist … ich will doch nur … eben nur lesen«, stottert der lütte Troll mit dem drolligen Bauch, reibt sich die letzten Lachtränen aus seinen kullerrunden Äugelein und fängt sich – spricht wieder zusammenhängende Sätze. »Dieses seltsame Buch hat auf einem der Büsche gelegen und mich aufgefordert, darin zu blättern. Konnte nichts dagegen unternehmen. Zwar kann ich noch nicht wirklich lesen, aber das sollte man ja lernen können«, erklärt Krölle Bölle und beginnt erneut zu niesen. »Das verstehe ich. Aber dieses Buch gehört unserer Zauberhexe Aurumana – weißt du das denn nicht? Sie ist ohne dieses Zauberbuch keine wirkliche Hexe, und das macht sie unendlich traurig. Also werden wir beide jetzt zu ihr gehen, und du legst ihr das Liebste was sie hat, auf den Schoß. Wenn du sie ganz lieb bittest, zaubert sie dir bestimmt so viele Bücher, wie du nur willst«, fordert er Krölle Bölle auf. Legt seinen Arm um die schmalen Schultern des Trolls, während beide dorthin laufen, wo Aurumana immer noch in ihrem goldenen Sessel selig schläft und von Zauberbüchern träumt. 
Unwillkürlich muss der witzige Troll schmunzeln, als er die Hexe erblickt. Wie sie da so zusammengekrümmt im Sessel hockt und den Mund leicht geöffnet hat, der teilweise nur einen gelben Stummelzahn entblößt. Schnarcht und scheint den goldenen Wald von Aurum absägen zu wollen. Aber wer schon 200 Jahre auf dem goldenen Buckel hat, sollte sich hierfür nicht schämen müssen. Krölle Bölle legt das goldene Zauberbuch behutsam in ihren Schoß und ist voller Hoffnung auf viele Bücher, die ihm Aurumana zaubern
wird. 
Endlich erscheint auch Eztar Lemmuf mit den Ratzefummel-Jungs auf der goldigen Bildfläche. Die Bande wirkt kraftlos und ist frustriert, denn sie konnten das goldene Zauberbuch nicht finden. Einigen hängt darum die Zunge aus dem Mund, während andere sich den Schweiß von der gummiartigen Stirn wischen. Plötzlich erblickt Eztar besagtes Buch in Aurumanas Schoss und atmet erleichtert auf. Wer es gefunden hat und vor allem wie, spielt jetzt keine Rolle mehr, denn ab jetzt geht es endlich mit Aurum weiter bergauf. Die Aurum-Wesen lieben ihre Hexe Aurumana so abgöttisch, dass sie für die Ewigkeit solche komischen Zaubersprüche ertragen werden. Auch Witze erzählt sie zwischendurch. Immer dann, wenn ein Zauberspruch seine goldene Wirkung nicht verfehlt hat. Humorvolle Einlagen als auch die Zauberei werden ab heute in wundervoller Weise umgesetzt und kombiniert, da es der Hexe Aurumana so gefällt. Zudem bringt es den Bewohnern von Aurum eine herrliche Abwechslung, die sie jedes Mal mit lautem Applaus bekunden. 
Aurumana erwacht endlich aus ihren Träumen. Reckt und streckt die morschen Glieder, so dass es knackt. Gähnt einige Male herzerfrischend, als würde sie nach Fliegen schnappen wollen.     
Noch etwas müde blickt die zauberhafte Hexe auf ihr heißgeliebtes goldenes Zauberbuch, das in diesem Moment der Eintracht zu glänzen beginnt. Aus dem Buch der goldenen Träume fallen goldene Zimtsterne, während vom Aurum-Himmel goldiger Schnee rieselt, jener bald darauf den Boden bedeckt und glitzert. Der einsetzende kalte Wind hebt jede einzelne Flocke hoch – pustet und treibt diese vor sich her, so dass sie wild durcheinander tänzeln. Genau wie bei einem heftigen Schneegestöber. Somit wird Aurum weiter existieren. Eben solange - wie ihr bereit seid, Träume und Wünsche Wirklichkeit werden zu lassen. Sollte es eines Tages dieses Aurum dennoch nicht mehr geben, habt ihr einfach aufgehört, an Wunder zu glauben. Denn Wunder besitzen etwas Besonderes, da sie uns Kraft spenden; wenn sie geschehen.    
***
Der Broderinger Marktplatz ist jetzt wie leergefegt. Selbst der Leierkasten spielende Weihnachtsmann hat es sich inzwischen in seiner mollig warmen Wohnung gemütlich gemacht. Neben ihm hockt sein getreuer Vierbeiner und schaut seinem Herrchen beim Verzehr von Zimtsternen zu. Währenddessen rieseln goldene Schneeflocken vom dunklen Himmel und bleiben kurz an den Fensterscheiben hängen; werden dann vom Wind hinfort getragen. Wer kann schon wissen, wohin. Vielleicht ins goldene Aurum? 
Auch die Weihnachtsbuden sind geschlossen und wirken düster. Vater Holger hofft nun auf eine Reaktion seines Sohnes Maik, als er die lehrreiche Geschichte beendet hat. Der jedoch blickt sehnsüchtig zum Himmel und hofft auf ein Wunder. In diesem Moment der weihnachtlichen Stille, wispert ein Stimmchen in Maiks Ohr. »Du hast nur einen Wunsch frei, lieber Maik – also überlege gut«, säuselt die Hexe Aurumana. »Ich werde dir jeden Wunsch erfüllen, solange er goldig daherkommt«, flüstert sie weiter. Man würde sogar ein zärtliches Lächeln auf ihrem Gesicht erkennen, wäre sie hier an dieser Örtlichkeit. Denn immerhin ist es nur ihre Stimme, die Maik vernimmt.  
Maik muss nicht lange überlegen und tut seinen innigen Wunsch mit zittrigem Stimmchen kund. Maiks stoßweiser Atem gefriert regelrecht in der eiskalten Luft, dem ein Hauch von Gold beigemengt zu sein scheint. »Ich wünsche mir … eine Mama mit goldenem Herzen, die mich über alles liebt. Genauso wie es meine verstorbene Mama getan hat. Sie schaut bestimmt vom Himmel herab und beschützt uns. Das weiß ich ganz genau.« Maik schließt die Augen und wartet. Ein Gefühl von Liebe und Geborgenheit strömt in sein kleines Herz, bis tief in seine kindliche Seele hinab – lässt es freudvoll tanzen.
»Mein lieber Maik«, meldet sich Aurumana. »Ich kann dir zwar nicht deine Mutter zurückgeben, aber dennoch ihre Gefühle, die sie für dich gehegt hat und immer haben wird. Somit wird sie für ewig bei dir sein. Wenn du das spürst, wirst du verstehen was ich meine.« Endlich ist Maik wieder glücklich - lehnt sich an Vater Holgers Brust und wispert, während sich leuchtender Glanz in seinen Kinderaugen zeigt. Strahlen heller und kräftiger, als die Wintersonne tagsüber. »Fröhliche Weihnachten, Papa. Ich habe dich ganz dolle lieb.«Window nº 2
Wurzele der große Zwerg und das verschwundene Rezept
von Markus Kohler
  
Wurzele war verzweifelt. Mit den Händen auf dem Rücken verschränkt und gesenktem Haupt lief er in der Zwergenküche auf und ab. „Jetzt wird es mit meinem Beinamen ‚der große Zwerg‘ wohl vorbei sein“, dachte er traurig. Wurzele bekam diesen Zweitnamen, weil er einem Riesen, der im Märchenland schon fast jeden bestohlen hatte, einen Teil seiner Diebesbeute abgeluchst hatte. Aber das ist eine andere Geschichte. Schon am frühen Morgen war Wurzele, noch bevor die anderen Zwerge aufgestanden waren, in die Küche geeilt, weil er den Teig für die ersten Weihnachtsplätzchen herstellen wollte. In fünf Wochen sollte das Weihnachtsfest gefeiert werden und seine Brüder, die anderen Zwerge, freuten sich wie im jeden Jahr auf die berühmten Honigtaler, die Wurzele so gekonnt zubereiten konnte.  Als Wurzele jedoch das Regal durchsuchte auf dem er alle Zwergenrezepte aufbewahrte, konnte er die Pergamentrolle mit den Zutaten für die Honigtaler nicht finden. Er räumte alle Gefäße ab, weil er vermutete, die Rolle mit dem hübschen, roten Zierband könnte dahinter gerutscht sein. Er fand zwar die Anweisungen für die Zimtsternchen, die Apfelküchlein und die Vanillestangerl, von dem Rezept für die Honigtaler fehlte jedoch jede Spur. Im Hintergrund hörte er bereits, wie sich seine Brüder aus ihren Betten erhoben und sicherlich würden sie gleich hier in der Zwergen-Wohn-Küche erscheinen, um zu frühstücken.  „Oh je“, erschrak Wurzele, „das Frühstück habe ich auch ganz vergessen.“  Da stand auch schon Hagebutterich, sein ältester Bruder, in der Tür und schnüffelte in die Luft. „Na nu“, sagte dieser, „ich rieche gar keine Pfannenkuchen und auch keinen Hagebuttentee. Gibt es heute denn kein Frühstück?“ Er sah Wurzele verwundert an.  Unser großer Zwerg wurde unter diesem Blick noch kleiner, als er ohnehin schon war. „Nu…nun“, begann er zu stottern. Er schluckte zweimal kräftig, dann brach es aus ihm heraus: „Jemand hat das Rezept für die Honigtaler gestohlen. Ich wollte heute Morgen ganz früh schon den Teig anrühren, aber ich kann das Rezept nirgends finden.“  Inzwischen waren auch die anderen fünf Brüder in der Küche erschienen und sahen sich, als sie von dem Diebstahl hörten, verdutzt an. „Dann lass uns alle gemeinsam nochmal danach suchen“, schlug Hagebutterich vor und die anderen stimmten zu. Sie räumten das Regal mit all seinen Tiegeln und Gefäßen ab, rückten selbst den schweren Küchenschrank zur Seite, suchten unter den Bänken, Stühlen und Tischen. Doch es war nichts zu finden.  Lupius, Wurzeles zweitältester Bruder, winkte nach einer Stunde missmutig ab und warf seinem kleinsten Bruder böse Blicke zu. „Ach, großer Zwerg“, sagte er spöttisch, „du bist für das Aufbewahren der Zwergenrezepte zuständig. Du hast nicht genügend aufgepasst und jetzt ist das schönste Plätzchenrezept weg.“ Er schüttelte energisch seinen Kopf. „Du bist also doch nicht so ein großer Zwerg, du bist und bleibst Wurzele.“  Wurzeles Lippen begannen zu zittern, so als ob er gleich weinen müsste.  „Jetzt mal der Reihe nach“, warf Hagebutterich ein. „Wann hast du denn das Rezept zuletzt gesehen?“, fragte er Wurzele in ruhigem Ton.  „Na, vor etwa einem Jahr, als ich das letzte Mal die Honigtaler gemacht habe. Dann habe ich die Pergamentrolle wieder zusammengerollt, das rote Bändchen darum gewickelt und es zu den anderen Rollen auf das Regal gelegt.“  Hagebutterich nickte und rieb sich dabei durch seinen langen weißen Bart. „Lasst uns erst einmal zusammen das Frühstück machen. Mit einem vollen Magen kann ich besser nachdenken.“ Alle zusammen stellten sie nun Pfannkuchen her und gossen den Hagebuttentee auf. Im Handumdrehen stand das komplette Frühstück auf dem Tisch und alle langten kräftig zu.  Nur Wurzele war der Appetit vergangen. Er stützte seinen Kopf auf beide Hände und schaute traurig auf den leeren Teller vor sich.  
„Wir wollen heute in den Unterwald. Dort waren wir schon so lange nicht mehr und ich denke wir sollten dort der Höhle am Fluss mal wieder einen Besuch abstatten. Vielleicht finden wir wieder eine Edelsteinader“, meinte Hagebutterich.  Die anderen stimmten freudig zu, Wurzele jedoch schüttelte den Kopf: „Ich bleibe hier. Ich suche alles nochmal ganz gründlich ab.“  Lupius grinste ihn hämisch an. Alle erhoben sich und verließen den Zwergenbau. Wurzele war ein wenig von Hagebutterich enttäuscht, hatte dieser doch gemeint, mit einem vollen Bauch würde ihm etwas einfallen. Natürlich glaubte Wurzele, dass es dabei um das Auffinden der Rezeptrolle ging und nicht um die Planung des heutigen Arbeitseinsatzes. Nachdenklich räumte er das Geschirr zusammen und machte sich an den Abwasch. Seine Gedanken flogen zurück zu dem Novembertag vor einem Jahr, als er das letzte Mal das Rezept für die Honigtaler in der Hand gehalten hatte. So sehr er sich aber auch bemühte, die Vorkommnisse in seinem Kopf zu wiederholen, es fiel ihm nichts Außergewöhnliches ein. Als Wurzele die Küche aufgeräumt hatte zog er seine Winterjacke an und begab sich vor die Baumhöhle, die das Zuhause der Zwergenbrüder war. Er wollte ein wenig durch die frische Luft spazieren, vielleicht fiel ihm dabei die Lösung des Problems ein.  Kaum war er um den Stamm der alten Eiche herumgegangen, hörte er ein Krächzen und Flügelschlagen. Schnell verkroch sich Wurzele hinter einem herabgefallenen Zweig und beobachtete, wie sich Robrax, der Rabe von Hexe Drusila dem Zwergenbau näherte. Vorsichtig sah sich der schwarze Vogel nach links und rechts um, dann schlich er in die Zwergenhöhle. Ganz leise und ohne das geringste Geräusch zu machen, folgte ihm Wurzele. „Oh, Hexenkrächz“, hörte Wurzele Robrax von weitem schon murren, „wie mich Drusila doch nervt. Letztes Jahr sollte ich ihr unbedingt das Rezept für die Honigtaler besorgen, in diesem Jahr sollen es die Apfelküchlein sein. Vielleicht sollte ich gleich alle Zwergenrezepte mitnehmen, damit sie endlich Ruhe gibt.“  Wurzele schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund. Dahin war also das Rezept verschwunden. Was sollte er nun tun? Die Hexe Drusila galt als böse und arglistig und Wurzele würde sich nie trauen, einfach in ihr Haus zu gehen und das Honigtaler-Rezept zurückzufordern. Robrax kletterte bereits auf das Regal und wühlte mit seinem Schnabel zwischen den Pergamentrollen. Wurzele drückte sich ganz eng an die Wand und sah dem Vogel bei seiner Tat zu. Plötzlich hatte der Zwerg die rettende Idee. Wurzele nahm seine Sommerjacke vom Haken an der Garderobe, an der er gerade stand, und stürzte Robrax entgegen. Dieser erschrak sich so, dass er aus dem Regal fiel, direkt in die Jacke, die Wurzele in seinen ausgebreiteten Händen darunter hielt. Schnell verschnürte der Zwerg die Jacke mit dem Vogel zu einem Paket und zog den Raben in die Mitte der Küche.  „So, so“, sagte Wurzele, „du und deine feine Drusila, ihr seid also die Übeltäter. Ihr wolltet unser Weihnachtsfest kaputtmachen.“  Zuerst zappelte Robrax wie wild in seinem Gefängnis, doch schon bald ließen seine Kräfte nach und er begann zu wimmern. „Ach bitte, bitte, lass mich frei. Die Hexe wird mich fürchterlich bestrafen. Schon einmal hat sie mich für einen Monat lang in einen Goldfisch verwandelt und ich kann dir sagen, das ist wirklich kein Vergnügen.“  Wurzele legte nachdenklich seine Stirn in Falten, da sah er wie sich die beiden Krallen von Robrax durch die Jacke bohrten. Schnell nahm der Zwerg eine Rolle mit Zwirn, die er in der Küche sonst für die Zubereitung von Weinblätterrouladen benötigte und wickelte die Beine von Robrax zusammen. „Was machst du da?“, krächzte Robrax empört.  Wurzele lachte vor sich hin. „Wir beide holen jetzt das Rezept für die Honigtaler zurück.“ Er löste den Knoten aus der Jacke und der Rabe kam zitternd und mit wackeligen Beinen zum Stehen.  „Oh nein, oh nein“, jammerte Robrax.  „Oh ja, oh ja“, entgegnete Wurzele. Als sie die Zwergenhöhle verlassen hatten, versuchte Robrax zu entkommen, in dem er seine Flügel ausbereitete und sich in die Luft erheben wollte, doch Wurzele hielt den Zwirn, mit dem die Beine des Vogels gefesselt waren, fest in beiden Händen. Der Rabe sah 
schließlich ein, dass ein Fluchtversuch sinnlos war und flatterte missmutig Richtung Hexenhaus.  Kurz bevor die beiden es erreicht hatten versteckten sie sich im Unterholz und spähten aus, ob Drusila zu Hause war.  „Die Luft scheint rein zu sein“, bemerkte schließlich Robrax, „sie wollte heute ihre Schwester besuchen und ist wohl noch nicht zurück.“  Wurzele nickte bedächtig und langsam und vorsichtig näherten sie sich dem Hexenhaus. „So“, meinte der Zwerg, „ich bleibe hier vor der Tür stehen, halte deine Fesseln fest und du gehst ins Haus und holst das Rezept, verstanden?“  Robrax ließ den Kopf sinken und flüsterte fast unhörbar: „Hoffentlich kann mich dabei kein anderer sehen. Mein Ruf wäre dahin.“  „Na ja“, lachte Wurzele, „bei mir ist dein Ruf eh schon hin.“  Gesenkten Hauptes betrat der Rabe das Hexenhaus und Wurzele ließ so viel Zwirn von der Rolle nach, bis der Faden sich wieder anspannte und er neue Schnur nachgeben musste. Auf einmal spürte er nur ein kurzes Rucken, dann bemerkte er wie der Zwirn in seinen Händen zu Boden glitt. „Oh nein“, durchfuhr es Wurzele, „Robrax hat sich befreit.“ Ganz vorsichtig und mit leicht zitternden Knien begab sich unser ‚großer Zwerg‘ in das Hexenhaus hinein. Sofort bemerkte er die eigenartigen Gerüche, die dort herrschten. Ängstlich schaute er nach links und rechts und ging langsam geradeaus. Da hatte er auch schon die Hexenküche erreicht. Ein sehr großer Kessel stand in der Mitte des Raumes unter dem ein kleines Feuer brannte. Ringsumher hingen Kräuterbündel und getrocknete Tierkadaver von der Decke. Wurzele bekam einen mächtigen Schreck, als Robrax plötzlich unter einem Tisch hervorstürzte und auf den Zwerg losstürmte.  „So jetzt bin ich der Stärkere. Drusila wird sich über deinen Besuch freuen. Ich werde dich da oben in den Vogelkäfig stecken.“ Der Rabe deutete mit dem Schnabel auf einen großen Vogelbauer, der direkt neben dem Kessel von der Decke hing. Wurzele hatte sich bei dem Angriff von Robrax so erschrocken, dass er gegen den Kessel prallte und die darin gluckernde Flüssigkeit verspritzt wurde. Ihn traf zum Glück kein einziger Tropfen, doch der Rabe zuckte plötzlich zusammen.  „Oh nein, das nicht“, flehte er. Aber es war bereits zu spät. Er verwandelte sich zuerst in eine Dampfwolke und als sich diese lichtete stand Robrax mit rosa, lila und grün gefärbten Federn vor ihm.  Wurzele war zuerst verblüfft, doch dann brach er in schallendes Gelächter aus und zeigte immer wieder mit dem Finger auf den gefärbten Vogel. „Robrax, der Papagei“, prustete er laut und musste sich bald vor Lachen den Bauch halten. „Und jetzt gib mir das Rezept für die Honigtaler“, forderte er und streckte die Hand aus.  „Das wird Ärger geben, wenn Drusila nach Hause kommt“, jammerte Robrax vor sich hin. Er deutete mit dem Schnabel auf eine Kommode und sagte dabei: „Da drin sind die Rezepte.“  Wurzele ließ den Raben nicht aus den Augen als er das Schränkchen öffnete. Und wirklich, hier drin lagen fein säuberlich aneinander gereiht Rezeptrollen über Rezeptrollen. Die Honigtaler fand Wurzele auf Grund der roten Schleife sofort und klemmte sie sich unter den Arm. Doch dann griff er nochmals wahllos zu und schnappte sich so viele Pergamentrollen wie er tragen konnte. Robrax saß beschämt in einer Ecke, versuchte sein Gefieder zu ordnen mit dessen neuer Farbe er ganz und gar nicht einverstanden war und Wurzele verließ frohen Mutes das Hexenhaus.  Nur wenig später war der Zwerg in der Zwergen-Wohn-Küche angelangt und breitete seine „Schätze“ vor sich aus. Als er sämtliche Rezepte gesichtet hatte, war sich Wurzele sicher, dieses Weihnachten würde das schönste von allen Weihnachten werden. Der Heilige Abend kam. Der kleine Baum in der Küche war mit Zimtsternchen, Kerzen und Edelsteinen geschmückt. Aus dem Ofen krochen Düfte nach einem Wacholderbraten und auf dem Tisch standen all die leckeren Plätzchen bereit, die zu keinem Weihnachtsfest fehlen durften. Natürlich auch die Honigtaler.  
Als die Zwerge das erste Käuzchen rufen hörten setzten sich alle an den großen Tisch und erzählten sich die Abenteuer aus den letzten vergangen Monaten. Bald schon brachte Wurzele das Weihnachtsmahl herbei und alle ließen es sich gut gehen. „Das war das beste Weihnachtsessen, das wir jemals hatten.“ Hagebutterich klopfte Wurzele anerkennend auf die Schulter. „Du bist jetzt nicht mehr der große Zwerg.“ Wurzele zuckte unmerklich zusammen, doch dann sah er das Lächeln im Gesicht seines Bruders. „Du bist jetzt der riesengroße Zwerg.“  Alle lachten und klatschten und ließen Wurzele hochleben, nur Lupius hielt sich mit seinem Beifall zurück. Doch dann befiel auch ihn die schöne, festliche Stimmung und im ganzen Märchenreich beneidete man die Zwerge, die so ein harmonisches und glückliches Fest feiern konnten. Window nº 10
Ausmalbild von Galax Acheronian

Junior Felse

aus dem Buch: https://www.moko-verlag.de/schuette,-johannes--die-abenteuer-des-julius-grosztat.phpWindow nº 23
Der traurige Drache
Markus Kohler

Das Heulen hallte durch das Tal. Tiere und Menschen ließen von ihrem Tun ab und schauten Richtung Berg. Hier wohnte der Drache Mormed und er war ein sehr trauriger Drache. Der Grund dafür war, dass er so ganz aus seiner Art geschlagen war. Er konnte nicht richtig fliegen, weil ihm das niemand beigebracht hatte und seine Drachenhaut war nicht grün oder rot wie bei all den anderen Drachen. Mormeds Schuppenkleid schimmerte in einem zarten Rosa. Seine Eltern hatten ihn früh verlassen, als sie sahen welche Farbe ihr Nachwuchs trug und aus diesem Grunde hatte unser Drache eben auch nie richtig das Fliegen gelernt. Hätten die Tiere und Menschen aus dem Tal nicht Mitleid mit ihm gehabt wäre er sicherlich längst verhungert. So aber brachten sie dem Drachen einmal am Tag eine riesige Ladung mit Obst und Gemüse, welches Mormed so liebte. Und somit war er auch, was seine Fressgewohnheiten betrifft anders als alle seine anderen Verwandten, die sich von Fleisch ernährten.
Gerade hatte Mormed sein Antlitz in einer Pfütze erblickt, was ihm das Heulen und Jammern entlockte. Jasmine, die Bauerstochter zupfte ihren Bruder Hans am Ärmel. „Wir sollten ihm helfen. Doch wie?“ Ihr Bruder zuckte mit den Schultern, schaute aber weiterhin Richtung Berg. Plötzlich hatte er eine Idee. „Komm, Jasmine, lass uns Mormed besuchen gehen und ihn ein wenig aufheitern. Vielleicht fällt uns dann gemeinsam etwas ein, wie wir seine Traurigkeit besiegen können.“ Und so machten sich die beiden Kinder auf den Weg. Es dauerte nicht lange und sie standen vor der Drachenhöhle. Von Mormed war nichts zu sehen. „Wo ist er nur?“ fragte Jasmine besorgt. Sie schauten sich suchend um. Da entdeckten sie die Schwanzspitze des Drachen, der Rest war in dichtem Gestrüpp verborgen. „Mormed, Mormed“, riefen sie, „komm` heraus und spiel mit uns.“ Als Antwort bekamen sie nur ein erneutes Seufzen und Aufheulen zu hören. Schließlich brummte es aus dem Busch: „Ach, ach, niemand mag mich leiden. Wer hat auch schon jemals etwas von einem rosa Drachen gehört, der noch nicht mal fliegen kann. Buuuhuuu.“ Hans zog an der Drachenschwanzspitze und sagte energisch: „Aber das stimmt doch gar nicht. Alle im Tal mögen dich, deshalb bringen sie dir ja auch Futter.“ Rückwärts schob sich Mormed aus seinem Versteck. Er setzte sich aufrecht auf sein Hinterteil und betrachtete die beiden Kinder aufmerksam. Jasmine kraulte den Drachen hinter seinen Ohren, was diesem ausgesprochen gut gefiel. Ein Schnurren drang aus seiner Brust und aus seinen Nasenlöchern kringelten sich kleine Rauchwölkchen. „Mormed“, sagte sie dabei, „ich muss heute noch die Gänse nach Hause treiben. Da werde ich mal die Katrin fragen. Das ist die größte Gans und die tut sich immer als Anführerin hervor, ob sie dir nicht Flugunterricht geben kann.“ Die Mine des Drachen hellte sich auf und er nickte zustimmend mit seinem Kopf.
Schon wenige Stunden später waren Jasmine, Hans und die große Gans Katrin wieder bei Mormed angelangt. Katrin watschelte wichtigtuerisch vor dem Drachen auf und ab und gab gelegentlich ein „tztztz“ von sich. Schließlich wandte sie sich den Kindern zu: „Also gut. Ich werde es versuchen. Aber versprechen kann ich nichts.“ Alle waren zufrieden und die erste Flugstunde konnte beginnen. Natürlich landete Mormed mehrmals auf seiner Nase und musste sich dann die spöttischen Kommentare von Katrin anhören. Aber sein Eifer war geweckt und schon am nächsten Tag waren alle drei wieder bei dem Drachen um weiter mit ihm zu üben. 
Schon nach einer Woche zog Mormed zusammen mit Katrin seine Kreise über das Tal und Jasmine und Hans klatschten begeistert in die Hände. Auch der Drache war längst nicht mehr so betrübt wie früher, und doch schien ihn etwas zu bedrücken. „Nun habe ich also das Fliegen gelernt“, sagte er als sie alle im Kreis saßen und sich Äpfel und Birnen schmecken ließen, „doch ich bin ja immer noch rosa.“ Seine Mundwinkel fingen an zu zittern, sicherlich würde gleich wieder sein lautes Geheul durch das Tal klingen. „Papperlapapp“, entgegnete Hans energisch. „Du bist rosa und das ist gut so. Von den anderen gibt es schon so viele. Sieh mal, du bist einfach einzigartig.“ Jasmine und Katrin nickten zustimmend.
Am folgenden Tag brachten die Kinder ein Schild mit hinauf auf den Berg. Es war eines der Ortsschilder, welches den Namen des Dorfes trug. Sie stellten sich vor Mormed auf und drehten das Schild so, dass er lesen konnte was darauf stand. „Steinbach“, las er, und „das Tal des rosa Drachen.“ Mormed stieß vor Freude Dampfwolken aus, dann wurde er ganz beschämt und seine Wangen röteten sich vor Aufregung. Zum Dank ließ er Jasmine und Hans auf seinen Rücken steigen und zusammen flogen sie eine große Runde über das Tal. Von nun hörten die Bewohner kein Klagegeheul mehr vom Berg, nur hin und wieder einen lauten Freudenschrei.

ENDE

aus dem Buch: https://www.moko-verlag.de/kohler,-markus--sandkoerner---gedankenspiele.phpWindow nº 16
Aus Markus Bücherkiste gibt es DREI Krimikisten mit 15 Büchern (Taschenbuch und Hardcover) zu je 20,00€ inkl. Versandkosten.

Die ersten drei Teilnehmer, die auf kontakt@moko-verlag.de mit dem Vermerk "Krimikisten" antworten, erleben einen spannungsgeladenen Jahreswechsel.
Window nº 6
Einen wundervollen Nikolaustag
wünscht der MoKo-VerlagWindow nº 8
https://youtu.be/BX2H0kp2Q7g

Eine Aushilfe für die Goldmarie

von Markus Kohler

gelesen von Renate A. Becker

Das Buch: https://www.moko-verlag.de/kohler,-markus--sandkoerner---gedankenspiele.phpWindow nº 20
LESEPROBE

Astrid Leutholf
"Theophrastus Wundermacher - auch Wünschen will gelernt sein"

ERSTES KAPITEL

in dem es auch noch nicht gleich losgeht, weil jede Geschichte eine Vorgeschichte hat und in dem der Grundstein für folgenschwere Verwicklungen gelegt wird

Am Rande einer großen Stadt, in der es wohl mehr Fabrikschlote als Schornsteine auf den Dächern der Wohnhäuser gab, lag das Dorf Wünscherow. Es glich anderen Dörfern, hatte kleine bunte Häuschen, große Wiesen, einen Marktplatz und einen Dorfteich, in dem es sogar einige Fische gab. Die Menschen, die hier lebten, waren wie alle Menschen. Einige waren nett und freundlich, andere nahmen es mit Höflichkeit oder gar Hilfsbereitschaft weniger genau. Dennoch konnte man mit jedem halbwegs auskommen, wenn man seine kleinen Fehler und Schwächen kannte und sich darauf einstellte.

Und das taten die Wünscherower. Sie mochten weder Streit noch Feindseligkeiten, denn in einem so kleinen Dorf ist jeder schnell verwickelt in eine Auseinandersetzung, und ehe man es sich versieht, liegt das halbe Dorf in Fehde miteinander. Daran war keinem gelegen.

Einer der Bewohner von Wünscherow war August Meyer. Herr Meyer war ein netter alter Mann, der schon so lange in dem Dorf lebte, dass sogar ältere Wünscherower sich nicht daran erinnern konnten, dass es eine Zeit gegeben hätte, in der August Meyer nicht abends mit einer Pfeife im Mundwinkel und seinem Hund Harras an der Leine durch den Ort spaziert wäre.

Wie die meisten Bewohner des Dorfes hatte Herr Meyer ein Häuschen und einen Garten, in dem Birnbäume, Apfelbäume und Kirschbäume wuchsen. Dazwischen gab es Beete mit Radieschen, Petersilie, Mohrrüben und Kopfsalat. Alles in diesem Garten wirkte gepflegt und ordentlich. 

Herr Meyer war sehr stolz auf seinen Garten und hätte ihn wohl für nichts in der Welt hergegeben. Ebenso wie an seinem Garten hing er auch an dem Dorf. Er war hier aufgewachsen, hatte eisige Winter und brütend heiße Sommer erlebt, kannte noch die Armut der Dorfbewohner, als das ganze Land im weiten Umkreis zum Gut des Grafen Protz gehört hatte.

August Meyer war von hier aus in einen Krieg gezogen, der nicht sein Krieg war und der ihm seinen Vater und seinen besten Freund Ole genommen hatte. Er hatte die endlosen Umsiedlertrecks gesehen und auf dem Friedhof hinter dem Dorf seine Frau Luise begraben. Doch all das war lange her. August Meyer war alt geworden. Für die Bewohner von Wünscherow war er schon fast so etwas wie ein Stück Dorfgeschichte.

Manchmal an milden Sommerabenden erzählte er von früher, und auch in die Schule hatte man ihn schon eingeladen. Da hatte er dann von seiner Kindheit als Stallbursche auf dem Gut berichtet. Hinterher hatten die Kinder dann einen Aufsatz über Herrn Meyer und den Gutshof geschrieben.

Samstags oder sonntags liebte Herr Meyer es, an den Dorfteich zum Angeln zu gehen. Abends unterhielt er sich oft mit den Kindern, wenn sie zu ihm kamen, ihm eine Puppe oder ihr Fahrrad brachten, die repariert werden mussten.

                                                                                                                                
Danach ging er dann meist noch einmal durch seinen Garten und schaute, ob alles seine Ordnung hatte, ob die Hühner und Kaninchen versorgt waren und ob auch das Gartentor verschlossen war.

War alles wie es sein sollte, zog er sich zufrieden in sein Häuschen zurück, schloss die Fensterläden und zündete eine kleine alte Petroleumlampe an. Auf dem Regal an der Wand lag ein sehr altes und sehr dickes Märchenbuch. August Meyer setzte sich in seinen Lehnstuhl neben dem Regal, zündete sich seine Pfeife an, griff nach dem Märchenbuch und begann zu lesen. 

Jeden Abend las Herr Meyer in dem alten Buch. Viele der Märchen hatte er schon so oft gelesen, dass er sie bereits auswendig kannte. Das waren seine Lieblingsmärchen, die er auch den Kindern gern erzählte.

Man könnte sich jetzt fragen, warum August Meyer die Märchen immer wieder las, da er sie ja alle kannte. Doch das hatte seinen besonderen Grund, und eben dieser Grund ist es, der zum Ausgangspunkt meiner – oder besser Herrn Meyers – Geschichte wird.

Aber erzählen wir der Reihe nach. Denn bis zu diesem Punkt kannte ich die Sache ja, ebenso wie die Bewohner von Wünscherow. Was es nun aber mit dem Märchenlesen von Herrn Meyer wirklich auf sich hatte, erfuhr ich bei meinem Besuch. Und nun … geht es wirklich los.






Window nº 24
GEWINNSPIEL

3 x wird das Taschenbuch "Margo die dreizehnte Fee" von Greta Arend verlost.

Frage:
An welches Märchen ist dieser wunderbare Fantasyroman angelehnt?

Antwort an:
kontakt@moko-verlag.de
bis zum 31.12.21

Klappentext:
Gerade als sich am Königshof Goslar endlich der heißersehnte Nachwuchs einstellt, dringt Fürst Odin mit seinen Kriegern in die Stadt ein. Er nimmt zwölf der Reichsfeen gefangen und zwingt König Alfons, Prinzessin Rosalinde mit seinem eigenen Sohn zu verloben. Nur Margo, der jüngsten der dreizehn Feen gelingt die Flucht. Zusammen mit dem äußerst lebhaften Zauberbuch Weisheit nutzt sie die Taufe der kleinen Prinzessin um ihre ältere Schwester zu befreien. Als gefährlichste Widersacherin dieser eingeschworenen Gemeinschaft stellt sich aber die alte Hexe Xara heraus. Ein Fantasyroman für Menschen ab 16

auch hier: https://www.moko-verlag.de/arend,-greta--margo-die-dreizehnte-fee.phpWindow nº 13
KOSTENLOSE DOWNLOADS

zur

Horror-Serie "Emily Pitkin" von Michael Derbort

https://emily-pitkin.de/downloads.htmlWindow nº 4
Michael Derbort

Eine Leiche unterm Weihnachtsbaum



Agnes war echt angenervt. Alles, was heute schiefgehen konnte, ging schief. Nicht nur, dass sie ausgerechnet an Heiligabend arbeiten musste. Vielmehr hatte sich alles, aber auch wirklich alles gegen sie verschworen.
Diesen Eindruck hatte sie zumindest.

Lediglich zwei oder drei Stunden sollte sie dranhängen, hatte der Chef zu ihr gesagt. Dieser saß nun wahrscheinlich gemütlich zu Hause und schaute seiner Frau seelenruhig dabei zu, wie sie sich in der Küche abmühte oder den Weihnachtsbaum schmückte.
Agnes selbst war bereits gegen halb sieben Uhr morgens auf Arbeit gewesen. Sie hatte sich ausgerechnet, dass sie spätestens um zehn das Büro wieder würde verlassen können. Auf diese Weise liefe alles nach Plan.
Aber Pustekuchen. Der Tag begann mit der höchst unerfreulichen Feststellung, dass die PCs im Büro ausgefallen waren. Ehe sie auch nur einen Handgriff machen konnte, musste zunächst einmal ein Techniker herbeigerufen werden. Bis neun musste sie warten, ehe überhaupt jemand  ans  Telefon  ging  und  weitere  zwei  Stunden vergingen, ehe der Mann endlich auftauchte.
So war es schließlich ein Uhr mittags, als sie Feierabend machen konnte und nunmehr lediglich noch eine Stunde Zeit hatte, Weihnachtsgeschenke zu  kaufen,  bevor  auch  die  Läden  in  der Innenstadt schließen würden.
Es artete in puren Stress  aus.  Überall musste sie sich an ellenlangen Warteschlangen anstellen. Keiner der Kunden vor ihr kam auch  nur  im  Entferntesten  auf  die  Idee,  seinen  Teil  dazu beizutragen,  dass  die  Abwicklung  zügig  voranging.  Da  wurden aufwändig einzelne Cents aus der Geldbörse gekramt, nicht enden wollende Diskussionen mit der Kassiererin wegen eines bald ablaufenden Joghurts geführt oder endlos dämliche Fragen gestellt, die wortreich beantwortet werden mussten.
Erst auf den allerletzten Drücker schaffte es Agnes, sämtliche

Geschenke, die sie benötigte, einzukaufen und schwor sich, wie

eigentlich jedes Jahr, ihre Weihnachtseinkäufe zukünftig nicht mehr auf den letzten Tag zu verschieben.
Gleichzeitig überlegte sie krampfhaft, mit welcher Ausrede sie die Tatsache begründen sollte, dass sich Marcel, ihr Verlobter, über nichts Geringeres als ein paar Norwegersocken zu Weihnachten freuen durfte.
Sie eilte zu ihrem Auto, das sie in der Tiefgarage des Einkaufszentrums geparkt hatte, warf die Einkäufe auf den Rücksitz, stieg ein und atmete zunächst einmal tief durch, ehe sie den Motor anließ.
Den Chef sollte der Teufel holen! Wegen den blöden Bilanzen, die in den letzten zwei Monaten komplett vertrödelt wurden, hatte sie nun ausgerechnet heute diesen Stress! Und der Rest der Belegschaft? Eine bekam Besuch, zwei hatten über Weihnachten bereits eine Reise gebucht und die letzte Kollegin war schlicht der Meinung, sie habe schon genug Überstunden gemacht.
Und Agnes fand, dass sie wieder einmal mehr so blöd gewesen war, zu allem Ja und Amen zu sagen.
Schließlich legte sie den Gang ein und bugsierte ihren Wagen aus der

Parklücke, um sich auf den Nachhauseweg zu begeben.

Sobald sie die Schranke der Tiefgarage passiert hatte, erwartete sie die nächste Überraschung. Es hatte heftig zu schneien begonnen und die Autos krochen im Schritttempo durch die spiegelglatten Straßen. Sie	musste	lange	warten,	ehe	sie	sich	in	den	Verkehr	einreihen konnte. Und als sie es endlich geschafft hatte, ging es vor ihr nicht mehr weiter.
Nervös trommelte sie auf dem Lenkrad herum. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie nur noch weniger als drei Stunden hatte, bevor Marcel und ihre Eltern bei ihr erscheinen würden, um mit ihr zusammen Weihnachten zu feiern.
Auch das war ihre Idee gewesen. Sie wollte in diesem Jahr den Heiligabend allein ausrichten. Nun hatte sie den Salat. Bei den Straßenverhältnissen würde sie mindestens eine Stunde brauchen, um zu Hause anzukommen. Und dann ging es los: Geschenke verpacken, Essen vorbereiten, duschen, umziehen. Das würde eng werden. Sehr eng.
Der Verkehr setzte sich langsam wieder in Bewegung und nach einer Weile erkannte sie die Ursache für die Verzögerung. Ein Auto war auf der glatten Straße in einen Stadtbus gerutscht. Der Unfall hatte für eine Weile den Verkehr blockiert, ehe endlich jemand auf die Idee gekommen war, den ramponierten Wagen zur Seite zu schieben.
Je mehr sie sich dem Stadtrand näherte, desto weniger Verkehr war

auf der Straße.

Das bedeutete allerdings nicht, dass sie schneller fahren konnte. Die Räumdienste waren durch den plötzlichen Wintereinbruch eindeutig überfordert und auch auf den Hauptverkehrsstraßen hatte sich inzwischen eine geschlossene Schneedecke gebildet.
So blieb ihr nichts Anderes übrig, als ihre Ungeduld zu zügeln und

weiterhin  die  Schrittgeschwindigkeit  beizubehalten.  Allerdings passte sich diese bald an den Schritt eines Einhundert-Meter- Sprinters an und so schaffte sie es schließlich, sich noch ein wenig zusätzliche Zeit heraus zu kämpfen, wobei dieser Zugewinn um ein Haar auch fast dahin gewesen wäre, als sie ihren Wagen zu schnell in eine Kurve lenkte und nur im letzten Augenblick verhindern konnte, dass sie im Straßengraben landete.
Meine Güte, was für ein Scheißtag!

Doch dann stand sie vor dem Haus, in welchem sie eine großzügig bemessene Wohnung angemietet hatte. Der relativ günstigen Miete stand entgegen, dass sie am äußersten Rande der Stadt in einer recht holprigen Nebenstraße wohnte und jeden Morgen viel Zeit für die Fahrt zur Arbeit einplanen musste.
Dafür wohnte sie ruhig in einem angenehmen Umfeld.

Noch während sie ausstieg, nahm sie sich fest vor, Weihnachten erst einmal Weihnachten sein zu lassen und zunächst ihre Espresso- Maschine zu bemühen. Wenn sie bedachte, dass sie seit sechs Uhr morgens auf den Beinen war und von da an nur Stress in Reinkultur gehabt hatte, war es wirklich an der Zeit, wenigstens einmal ein paar Minuten zu entspannen.
Und wenn das Essen nicht rechtzeitig fertig war, sollte dies auch kein Problem sein. Dann mussten die anderen eben ein wenig warten. Immerhin hatte sie genügend Wein und andere Getränke besorgt und konnte so ihre Gäste durchaus ein wenig bei Laune halten. Sie würden schon nicht verhungern.
Agnes beglückwünschte sich innerlich dafür, dass sie einen ganzen Teil schon am Vorabend vorbereitet hatte, sodass sie nun nicht mehr viel Arbeit in der Küche haben würde.
Sie nahm die Tüten mit den Geschenken vom Rücksitz und ging

anschließend   zum  Kofferraum,   um   dort   noch   ihr   Notebook herauszuholen. Kaum eine Sekunde nachdem sie diesen geöffnet hatte, knallte sie ihn ungewohnt heftig wieder zu, ging ohne Notebook ins Haus, lief die Treppen hinauf in ihre Wohnung und ließ die Tüten mit den Einkäufen einfach fallen. Den Espresso hatte sie in Gedanken auch schon längst gestrichen.
Stattdessen ging sie zur Bar und goss sich eine äußerst großzügig bemessene Portion Cognac in ein Glas. Sie leerte es in einem Zug. Schließlich	lief	sie	wie	hypnotisiert	zum	Telefon,	nahm	das Mobilteil aus der Basisstation und rief Marcel an.
„Frohe Weihnachten!“, grüßte er sie, als er ihre Stimme erkannte.

„Hat sich erledigt“, gab Agnes einsilbig zurück.

Marcel erkannte sofort an ihrer Stimme, dass etwas nicht stimmte.

„Was ist los?“, fragte er daher besorgt.

Agnes musste nochmal tief Luft holen, ehe sie klar und deutlich antworten konnte.
„In  meinem  Kofferraum  liegt  eine  Leiche“,  entgegnete  sie schließlich.


*


„Das ist wirklich seltsam“, gab Vater versonnen von sich.

„Kind, was machst du bloß wieder für Sachen?“, erkundigte sich ihre

Mutter besorgt.

„Wie kommt der Kerl bei dir ins Auto?“, wollte Marcel wissen.

Zu viert standen sie um Agnes‘ Wagen und blickten neugierig ins

Innere des Kofferraums.

Ihre Augen hatten ihr zumindest keinen Streich gespielt. Sie hatte wirklich die ganze Zeit eine leibhaftige Leiche in ihrem Auto transportiert, ohne es zu wissen.
Wer immer diesen Toten in ihren Kofferraum gepackt hatte, war jedoch immerhin so rücksichtsvoll gewesen, das Notebook so zu drapieren, dass es durch die zusätzliche Fracht keinen Schaden nahm.
Dass der Mann tot war, ließ sich auf den ersten Blick erkennen. Seine gebrochenen Augen starrten scheinbar neugierig auf den Verbandskasten, der neben seinem Kopf lag.
Besonders auffällig waren die zusätzlichen Körperöffnungen, die

jemand mittels einer Pistole in den Unbekannten gestanzt hatte. Ein daumennagelgroßes Loch in der Schläfe wies darauf hin, dass der Schütze wirklich auf Nummer Sicher gehen wollte.
„Wer ist das?“, erkundigte sich ihre Mutter.

„Keine Ahnung“, brummte Agnes. „Er hat mir seinen Namen noch nicht gesagt.“
„Du musst nicht gleich zynisch werden“, beschwerte sich Mutter. „Es hätte ja sein können, dass du ihn kennst.“
„Nein.“ Agnes holte tief Luft. „Ich kenne ihn nicht.“

„Viel spannender ist die Frage, wie der da in den Kofferraum gekommen ist“, meldete sich Marcel zu Wort. „Von selbst ist er wohl kaum eingestiegen.“
„Und ausgerechnet an Weihnachten“, lamentierte Agnes‘ Mutter weiter.

„Hätte er sich nicht einen anderen Tag aussuchen können?“ Die anderen drei blickten sie irritiert an.
„Ist doch wahr“, beschwerte sich Mutter. „Ich hatte mich auf ein

schönes Weihnachtsfest gefreut und da kommt ihr an und zeigt mir eine Leiche.“
„Äh … Mama?“, fragte Agnes unsicher. „Nimmst du auch immer schön regelmäßig die Tabletten, die dir der Arzt verschrieben hat?“
„Werd jetzt bloß nicht pampig!“, fuhr ihre Mutter sie an. „Das ist wirklich ein unschöner Zwischenfall. Und das zu Weihnachten.“
„Mir ist es scheißegal, ob es Weihnachten ist oder nicht“, fauchte Agnes zurück. „Ich habe verdammt noch mal etwas dagegen, wenn mir irgend so ein Depp eine Leiche in den Kofferraum legt.“
„Immerhin ist es Winter“, versuchte Vater zu beruhigen. „Stell dir

mal vor, das wäre dir im Hochsommer passiert. Den Gestank kriegst du dann nicht mehr so schnell aus dem Auto.“
Agnes brauchte ein paar Sekunden, ehe sie zur Antwort ansetzen konnte.
„Sagt mal, habt ihr gekifft?“, fragte sie tonlos.

„Wo denkst Du hin, Kind?“, entgegnete Mutter empört. „Meinen letzten

Joint hatte ich 1969, als wir bei Jimi Hendrix …“
„Es reicht“, mischte sich nun Marcel ein. „Diese Diskussionen bringen rein gar nichts. Wie die Leiche dort hineingekommen ist, muss die Polizei klären und die sollten wir jetzt rufen.“
„Und was  werden  die  Nachbarn  sagen?“,  erkundigte  sich  Mutter

besorgt.

„Die Nachbarn sind mir scheißegal!“, rief Agnes erbost. „Ich will, dass dieser Albtraum ein Ende hat und dann werde ich mich besaufen.“
„Aber es ist Weihnachten …“, erinnerte Mutter hilflos.

„Auch das ist mir im Moment egal.“
* Es war ein großer Bahnhof.

Zunächst kam nur eine Polizeistreife. Als die Beamten gesehen hatten, was Agnes ihnen zu zeigen hatte, waren rasch drei weitere Streifenwagen und ein Zivilfahrzeug vor Ort. Wenig später kam auch ein Leichenwagen, der nach Abschluss der Spurensicherung die Leiche abtransportieren sollte.
Danach kam etwas, was Agnes am wenigsten gefiel. Ein Abschleppwagen rückte an und lud ihr Auto auf. Es war vorläufig beschlagnahmt. Natürlich hatten die Nachbarn von dem Tohuwabohu, das sich vor ihren Wohnungen	abspielte,	Wind	bekommen	und	drängten	sich	an	den Fenstern.
Agnes wippte mit den Zehen, weil diese inzwischen steif gefroren

waren. Zunächst wurde sie von einigen Streifenbeamten verhört und anschließend von zwei Kriminalbeamten in Zivil.
Agnes hatte irgendwann genug von der Kälte.

„Können wir nicht in meine Wohnung und dort weiterreden?“, fragte sie.
Die Polizisten blickten sich an und nickten schließlich.

Sie ging vor und führte die Beamten in ihr Domizil.

Im Wohnzimmer bot sie ihnen einen Sitzplatz an und fragte, höflich, wie sie nun mal war, ob sie etwas trinken wollten.
Die Beamten verneinten, für ihre Eltern und Marcel machte sie einen

Kaffee und sich selbst gönnte sie erneut eine gewaltige Portion

Cognac.
Die beiden Polizisten hatten sich als Inspektor Krüger und Kommissar Rösner vorgestellt. Beide waren noch relativ jung. Agnes schätzte sie auf ihr Alter – also so um die dreißig.
„Okay“, begann sie schließlich, nachdem sie einen Schluck von ihrem

Cognac genommen hatte. „Stellen Sie mir einfach Ihre Fragen, solange ich noch antworten kann. Das wird nicht mehr lange der Fall sein.“
„Sie sollten das lassen“, riet Krüger. „Ich kann sehr gut verstehen, wie Sie sich fühlen, aber damit tun Sie sich auch keinen besonders großen Gefallen.“
„Mag sein“, brummte Agnes. „Aber ich habe für heute echt die

Schnauze voll. Erst musste ich arbeiten, dann fielen die Computer aus, dann musste ich auf den allerletzten Drücker die Weihnachtsgeschenke besorgen, und dann fängt es auch noch an zu schneien und ich gerate mitten in ein Verkehrschaos. Als ich endlich geglaubt hatte, ich könne Weihnachten in Ruhe auf mich zukommen lassen, finde ich so eine beschissene Leiche in meinem Kofferraum. Ich finde, das ist wirklich ein Tag, an dem ich mich mal so richtig besaufen sollte.“
„Kind!“, mischte sich ihre Mutter erneut unnötigerweise ein. „Ich finde, du wirkst heute wieder sehr gestresst.“
„Keine Sorge.“ Agnes kicherte leicht irre. „Das ist bei mir immer so, wenn ich Leichen im Kofferraum transportiere.“
Die beiden Polizisten blickten sich an und versuchten krampfhaft, ein Grinsen zu unterdrücken.
Schließlich räusperte sich Rösner.

„Es tut mir leid, dass wir Sie an dieser Stelle nochmal löchern müssen“, sagte er. „Aber wir müssen wissen, wo Sie heute überall mit ihrem Wagen gewesen sind und wann Sie zum letzten Mal in den Kofferraum geschaut haben. Nur so können wir eingrenzen, wer den Toten bei Ihnen ins Auto geladen haben könnte. Und vor allen Dingen wann.“
„Aber du hast diesen Mann hoffentlich nicht umgebracht“, setzte

Mutter erneut nach.

„Sag mal, spinnst du jetzt total?“, entfuhr es Agnes. „Ich weiß ja noch nicht mal, wer das ist! Und warum sollte ich bitteschön einen Menschen umbringen?“
„Naja …“ Mutter blickte sie geradezu nervtötend fürsorglich an. „Du weißt doch, dass du schon als Kind immer sehr leicht reizbar warst …“
„Ich glaub ich dreh durch!“, rief Agnes empört.

„Das reicht jetzt!“, mischte sich nun auch Marcel an Agnes‘ Mutter gewandt ein. „Weswegen du ausgerechnet Agnes jetzt den schwarzen Peter zuschiebst, verstehe ich nicht. Aber ich akzeptiere es auch nicht. Wenn nochmal so ein Spruch kommt, dann lass ich hier Rauch rein!“
„Und ich ebenfalls“, ergänzte Vater. „Komm wieder zurück in die

Realität und hör auf, unserer Tochter einen Mord in die Schuhe zu schieben!“
„Und ich möchte jetzt auch etwas sagen“, meldete sich Rösner an Mutter gewandt zu Wort. „Ich habe keine Lust, mir jetzt die ganze Zeit diese haarsträubenden Theorien anzuhören. Ihre Tochter hat den Mord mit Sicherheit nicht begangen. Dagegen sprechen etliche Tatsachen, auf die ich jetzt nicht weiter eingehen möchte. Ich will nur endlich wissen, weswegen ich hier sitze.“
„Ich meinte ja nur …“, sagte Mama kleinlaut.

„Okay, ich mache es so kurz wie möglich“, entgegnete nun Agnes. „Ich hatte heute Morgen den Kofferraum geöffnet, um dort mein Notebook hineinzulegen. Normalerweise werfe ich alles auf den Rücksitz, aber nicht solche Wertgegenstände. Ich will ja schließlich keine Einladungen für Diebe verschicken.“
„Das ist sehr vernünftig“, bestätigte Krüger. „Wann war das?“

„So gegen sechs Uhr“, sagte Agnes. „Ich wollte um halb sieben im

Büro sein, damit ich so schnell wie möglich wieder nach Hause kann.“

„Im Büro?“ Mama klang richtig empört. „An Weihnachten?“

„Verkäuferinnen müssen am Heiligabend auch bis Mittag arbeiten“, entgegnete Agnes unwirsch und wandte sich wieder an die Polizisten.
„Normalerweise  haben  wir  heute  zu.  Aber  irgendwelche  Bilanzen mussten noch fertig gemacht werden und ich musste dafür herhalten. Hat mir auch nicht gepasst, aber es ist eben an mir kleben geblieben.“
„Von wann bis wann?“, fragte Krüger.
„Ich  habe  so  gegen  halb  sieben  angefangen“,  erklärte  Agnes.

„Eigentlich wollte ich um zehn wieder aus dem Büro raus sein. Aber dann ging alles schief.“
„Was ging schief?“ Rösner wurde hellhörig.

„Die Computer sind ausgestiegen“, erklärte Agnes. „Und bis dann der Techniker da war und ich endlich anfangen konnte, war alles zu spät. Erst gegen dreizehn Uhr bin ich aus dem Laden rausgekommen.“
„Au weia“, bemerkte Marcel grinsend. „Und wie ich dich kenne,

hattest   du   zu   diesem   Zeitpunkt   noch   kein   einziges

Weihnachtsgeschenk.“

„Touché“, gab Agnes zerknirscht zu. „Bei dir hat es dann auch nur noch für ein Paar Norwegersocken gereicht.“ Und nach einer Pause:
„Aber ich mach‘s wieder gut. Ehrlich.“ Marcel lachte.
„Das ist typisch meine Agnes“, bemerkte er belustigt. Dann wurde er aber wieder ernst. „Machen wir einfach weiter.“
Die beiden Polizisten grinsten auch, kamen aber rasch wieder zur

Sache.

„Wo hatten Sie während der Arbeit Ihr Auto stehen?“, wollte Rösner wissen.
„Zu unserem Büro gehört eine Tiefgarage“, erklärte Agnes. „Da gibt es Mitarbeiterparkplätze für uns.“
„Ist diese Tiefgarage zufällig videoüberwacht?“, erkundigte sich

Krüger weiter.

Agnes überlegte. Dann schüttelte sie mit dem Kopf. Krüger nickte.
„Das passt“, sagte er. „Im Einkaufszentrum kann es wohl kaum passiert sein. Da ist an einem Tag wie heute der Teufel los. Zu viele Zeugen. Da würde es auffallen, wenn jemand eine Leiche in den Kofferraum packt. Also kann es nur da passiert sein.“
„Womit wir bei der nächsten Frage wären“, ergänzte Rösner. „Wie ist der Täter an die Autoschlüssel gekommen?“
„Das  ist  wirklich  eine  gute  Frage“,  murmelte  Agnes  hilflos.

„Vielleicht	ein	dummer	Zufall?	Mein	Wagen	hat	Zentralverriegelung mit Funksteuerung …“
„Ist  zwar  möglich,  halte  ich  aber  für  wenig  wahrscheinlich“,

erklärte Krüger unverbindlich.
„Mal was Anderess“, mischte sich Rösner ein. „Den Toten kennen Sie nicht, richtig?“
„Nein“, sagte Agnes. „Nie vorher gesehen. Aber vielleicht sah er ohne Löcher im Hirn etwas anders aus.“
Krüger grinste.

„Unwesentlich“, gab er zur Antwort. „Und sagt Ihnen der Name des Toten etwas? Giovanni Russo? Er war nämlich so freundlich, seine Ausweispapiere mit sich zu führen.“
„Nein, damit kann ich nichts anfangen“, gab Agnes zu und führte ihr

Cognacglas zum Mund.

Doch dann erstarrte sie mitten in der Bewegung.

„Was ist los?“, fragte Krüger neugierig. „Ist Ihnen etwas eingefallen?“
„Verfickte Scheiße …“, hauchte Agnes.

„Kind!“, empörte sich Mutter. „Ich habe dir doch immer wieder gesagt, dass du solche Ausdrücke nicht verwenden sollst!“
„Dieses Arschloch …“, fuhr Agnes unbeeindruckt fort.

„Jetzt machen Sie es mal nicht so spannend“, drängte Rösner ungeduldig. „Wenn Sie eine Idee haben, dann sagen sie es.“
„Nur eine Idee“, schränkte Agnes ein. „Aber eine ziemlich konkrete.“

„Dann raus damit“, ermunterte sie Krüger.

„Ich fand diesen Zufall schon ziemlich beschissen“, erklärte Agnes und  kassierte  einen  weiteren  empörten  Blick  ihrer  Mutter.
„Ausgerechnet heute ging alles schief. Warum mussten unbedingt heute

die Computer ausfallen? Und warum musste ich unbedingt Überstunden schieben. Diese bekackten Bilanzen hätten auch bis zum neuen Jahr warten können.“
„Worauf wollen Sie hinaus?“ Rösner wurde etwas ungeduldig.

„Moment.“ Agnes machte eine abwehrende Geste. „Das ist eine etwas längere Geschichte. Bei uns im Büro hing in den letzten Wochen ein wenig der Haussegen schief. Unser Chef hatte gewaltigen Ärger – mit einem italienischen Investor. Wie der Knilch hieß, weiß ich nicht, aber Giovanni Russo klingt verdammt italienisch.“
„Er ist Italiener“, bestätigte Rösner. „Mit italienischem Pass.

Wohnhaft in Mailand.“

„Passt zusammen“, bestätigte Agnes. „Die Firma, von der da die Rede war, sitzt ebenfalls in Mailand.“
Die beiden Polizisten waren mit einem Mal sehr aufmerksam.

„Sie müssen sich mal unser Büro vorstellen“, erklärte Agnes weiter.

„Wenn Sie zur Tür reinkommen, befindet sich links unsere Teeküche und rechts ein kleiner Raum, den wir als Garderobe nutzen. Der Gang geht noch etwa drei Meter weiter und dann kommen die Tische mit den Computern. Wie Sie sich denken können, war ich ziemlich im Stress und hätte nicht unbedingt mitbekommen, wenn jemand reingekommen wäre. Das geht aber auch nur, wenn derjenige einen Schlüssel hat. In der Garderobe hing mein Mantel und in meinem Mantel sind auch die Autoschlüssel.“
„So  weit,  so  gut“,  bemerkte  Rösner.  „Aber  wieso  konnte  der Unbekannte wissen, dass die Autoschlüssel ausgerechnet dort drin waren? Ich meine, Sie könnten sie ja auch in der Handtasche gehabt haben.“
„Ich besitze keine einzige Handtasche“, sagte Agnes. „Ich finde die Dinger spießig. Die Schlüssel sind immer in meinem Mantel oder in meiner Jacke – je nachdem, was ich gerade trage.“
„Also kann das jeder wissen, der Sie kennt“, mutmaßte Rösner.

„Wie mein Chef.“ Agnes‘ Blick verfinsterte sich.

„Einen Moment“, intervenierte Krüger. „Wieso haben Sie ausgerechnet ihren Chef auf dem Kieker.“
„Erstens: Die Bilanzen konnten warten“, sagte Agnes. „Dafür wäre

zwischen den Jahren immer noch genügend Zeit gewesen. Da haben wir das sonst immer gemacht. Also warum ausgerechnet heute? Zweitens: Ich glaube nicht an Zufälle und so langsam wird mir klar, warum die Computer heute ausgestiegen sind. Wenn jemand am Server herum pfuscht, kann das sehr schnell in die Hose gehen. Und jetzt raten Sie mal, wer als Einziger in unserem Laden das Server-Passwort kennt.“
„Ihr Chef.“ Rösner zog gespannt die Augenbrauen nach oben.

„Der Kandidat hat hundert Punkte.“ Agnes trank ihr Glas leer, verzichtete aber darauf, nochmals nachzuschenken. „Und der hatte auch den Zoff mit den Italienern. Da war sogar die Rede davon, dass das theoretisch das Ende der Firma sein konnte. Und was mich schon verblüfft hatte, als ich die Leiche im Kofferraum entdeckt hatte, war, wie sorgfältig der Täter auf mein Notebook geachtet hatte.“
„Das müssen Sie mir jetzt aber genauer erklären“, bat Krüger verblüfft.
„Ich  hatte  das  Notebook  einfach  in  den  Kofferraum  gelegt“, erläuterte Agnes. „Irgendwo mitten rein. Ich mache so einen Scheiß zwar nicht, aber wenn ich eine Leiche in einen fremden Kofferraum stopfe, dann würde ich zusehen, dass ich das so schnell wie möglich fertigkriege, bevor mich jemand sieht. Da wäre mir alles, was da drin ist, scheißegal. Aber der Täter hat sich die Mühe gemacht, das Notebook so neben der Leiche zu verstauen, dass es keinen Schaden nimmt.“
„Und?“ Krüger konnte man regelrecht anmerken, dass er die Pointe kaum noch erwarten konnte.
„Ich bin ein fleißiges Mädchen.“ Agnes grinste schief. „Ich hatte auf diesem Notebook meine Hausaufgaben. Eine Kosten-Nutzen-Rechnung für ein riesiges Projekt, das diese Firma wahrscheinlich über zwei Jahre gebracht hätte. Ich musste es nur noch fertig ausarbeiten und gleich zum Jahreswechsel hätten wir durchstarten können. Sozusagen ein digitaler Goldesel. Allerdings nur, wenn die Daten und das Notebook den Jahreswechsel unbeschadet überstehen.“
„Und das wusste ihr Chef natürlich auch“, schloss Rösner mit

unüberhörbarer Bewunderung.

„Exakt.“ Agnes machte eine unbestimmte Geste. „Ich sollte dafür sogar ab Januar eine saftige Lohnerhöhung bekommen. Aber jetzt verwette ich meine Weihnachtsgans, dass ich gleich nach den Feiertagen beim Arbeitsamt anheuern kann.“
„Ich halte diese Wette jetzt nicht“, sagte Krüger. „Aber ich glaube,

so oder so können Sie Ihre Gans selbst essen. Was ich jetzt brauche, ist der Namen und die Adresse Ihres Chefs.“
„Moment.“

Agnes ging zu ihrem Schreibtisch und kramte in den Schubladen herum. Dann schrieb sie etwas auf einen Zettel und reichte diesen anschließend den beiden Polizisten.
Diese bedankten sich und hatten es plötzlich sehr eilig zu gehen.


*
Das Weihnachtsfest in diesem Jahr war anders. Deutlich anders. Das mochte mit Sicherheit daran liegen, dass eine Leiche - quasi unterm Weihnachtsbaum – kein alltägliches, sondern alles in allem ein recht gewöhnungsbedürftiges Ereignis war.
Die Gespräche drehten sich den ganzen Abend um dieses eine Thema und eine festliche Stimmung, wie sie an einem solchen Tag eigentlich zu erwarten war, mochte sich einfach nicht einstellen.
Einer der Gründe dafür waren sicherlich auch die haarsträubenden

Einwendungen von Agnes‘ Mutter, die immer neue abstruse Theorien zum

Besten gab.

Eigentlich war sie eine herzensgute Frau, aber hin und wieder legte sie eine beängstigende Realitätsferne an den Tag, die ihrer Familie nicht zum ersten Mal den letzten Nerv raubte.
Vaters trockener Humor und die Tatsache, dass zumindest der Hauch

einer Chance bestand, dass die Angelegenheit rasch aus der Welt geschafft werden konnte, rettete den Abend allerdings.
Auch Agnes‘ Kochkünste und drei Flaschen Rotwein trugen erheblich dazu bei.
Als sie sich in der späten Nacht verabschiedeten, konnte man zwar nicht von einer gelösten Stimmung sprechen, aber alle Anwesenden hatten sich spürbar entspannt.
Marcel blieb noch bei Agnes.

Sie trugen gemeinsam das Geschirr in die Küche und kümmerten sich um den groben Abwasch. Dann saßen sie gemeinsam auf dem Sofa und Agnes kuschelte sich an ihn.
„Sag mal“, begann Marcel, während er ihr durchs Haar streichelte.

„Was sind das denn genau für Hausaufgaben auf deinem Notebook?“

„Oh Mann!“ Agnes klang sofort gereizt. „Ich habe jetzt eigentlich keine Lust mehr, über meine Arbeit zu sprechen.“
„Ach, na komm schon …“ Marcel grinste. „Vielleicht hast Du dann

nächstes Jahr mehr Geld und kannst mir mal was Anderes außer

Norwegersocken kaufen.“

„Hey, du Blödmann!“, rief Agnes mit gespielter Empörung und knuffte ihn in die Rippen.
„Im Ernst“, wiederholte Marcel seine Frage. „Worum geht es, was kostet der ganze Spaß und was springt im Endeffekt dabei heraus?“
„Das ist ein Projekt, das über drei Jahre geht“, erklärte Agnes und erläuterte die Projektidee. „Ist eigentlich ein Goldesel. Du steckst rund 250.000 Euro rein und kannst in den ersten beiden Jahren drei bis vier Millionen herausholen.“
„Und was passiert mit diesem Projekt, wenn Euer Chef wirklich der

Killer war und in den Knast wandert?“, hakte Marcel nach.

„Hmmm …“, Agnes zuckte mit den Schultern. „Dann wird es sich sehr wahrscheinlich mit einem lauten Knall in ein rosarotes Wölkchen auflösen.“
„Zweihundertfünfzig Riesen?“ Marcel sah sie fragend an.

„In etwa.“

„Und wie sicher ist die Sache?“

„Mit den Geschäftskontakten der Firma ist das eine Lizenz zum Geld drucken“, fasst Agnes zusammen.
„Kannst du diese Kontakte auch nutzen?“

„Klar. Die kennen mich alle persönlich“, entgegnete Agnes. „Ein wenig aufbrezeln, tiefes Dekolleté und die fressen mir aus der Hand.“
Dann blickte sie ihn beunruhigt an.

„Worauf willst du eigentlich hinaus?“, wollte sie wissen. Ehe Marcel antworten konnte, klingelte das Telefon.
Fluchend erhob sich Agnes und ging zum Apparat. Wahrscheinlich war

es Mutter, die ihr mitteilen wollte, dass sie wohlbehalten zu Hause angekommen waren.
Doch es war Rösner.

Marcel beobachtete, wie sich ihre Miene zunächst verfinsterte, dann aufhellte um sich sogleich wieder zu verfinstern.
Als sie noch wörtlich fragte, ob man sie mit ihrem Chef mal eine

Stunde alleine in einen Raum sperren könne und sie dazu lediglich um einen Baseball-Schläger bat, ahnte Marcel bereits leicht belustigt, worum es bei dem Gespräch ging.
Abschließend bedankte sie sich artig und legte auf.

„Es war die Polizei“, erklärte sie. „Die haben meinen Chef verhaftet und er hat auch schon gestanden. Ich kann also gleich nach den Feiertagen zum Arbeitsamt. Die haben mich zwar gelobt und mir gesagt, dass ich als Zeugin eine gute Polizeiarbeit geleistet hätte, aber das hilft mir jetzt herzlich wenig.“
„Komm wieder zu mir“, bat Marcel, der immer noch auf dem Sofa saß und breitete einladend seine Arme aus.
Mangels Alternativen folgte sie seiner Einladung und kuschelte sich wieder an ihn.
„Ich habe einige Reserven“, erklärte er ihr schließlich, während er ihr wieder durchs Haar strich. „Ich denke mal, die zweihundertfünfzigtausend Euro krieg ich zusammen. Ein Ton von dir und wir ziehen das Projekt gemeinsam auf.“
Agnes fuhr hoch und starrte ihn grenzenlos verblüfft an. Marcel grinste.
Dann küsste er sie.

„Frohe Weihnachten“, fügte er noch hinzu.


ENDE
Window nº 7
Honig-Nuss-Taler nach Wurzele Art
Zutaten
280 g
Haselnüsse, gemahlene
100 g
Rohrzucker, brauner
2 
Eiweiß
1 Prise(n)
Salz
3 EL
Honig
50 g
Haselnüsse, gemahlene, zum Formen
 n. B.
Marmelade, Sorte nach Belieben
1 Pck.
Kuvertüre, Vollmilch-
100 g
Marzipan
 
Puderzucker

Zubereitung
Arbeitszeit: ca. 45 Min. / Koch-/Backzeit: ca. 12 Min. Ruhezeit: ca. 5 Min. / Schwierigkeitsgrad: normal /Kalorien p. P.: keine Angabe
Die Haselnüsse werden mit dem Zucker vermischt und eine Prise Salz hinzugefügt. Den Honig und die beiden Eiweiße dazugeben. Zu einem Teig kneten und kurz ruhen lassen.

Aus dem Teig Taler formen, Haselnüsse zu Hilfe nehmen, damit der Teig nicht an den Fingern kleben bleibt. Backrohr auf 200 Grad vorheizen. Die Taler auf ein Blech mit Backpapier legen und ca. 10-12 Minuten backen, dann auskühlen lassen.

Zucker auf die Arbeitsfläche streuen, das Marzipan ausrollen und Scheiben ausstechen, die etwa so groß sind wie die Taler. Die Taler mit Marmelade bestreichen, eine Marzipanscheibe darauflegen und die Kuvertüre zum Schmelzen bringen. Nun die Taler damit überziehen, dann trocknen lassen.

Illustration: Wiebke Worm
Das Buch: https://www.moko-verlag.de/kohler,-markus--die-abenteuer-vom-groszen-zwerg-wurzele.phpWindow nº 18
Herzliche Einladung:

Gesucht werden Kurzgeschichten (mind. 3 Normseiten, max. 10 Normseiten), Spiele für drinnen und draußen, Illustrationen, Ausmalbilder usw. Einfach alles, was Kindern bis 12 Jahren Spaß macht. Jeder angenommene Teilnehmer erhält ein kostenloses Belegexemplar und auf jede Buchbestellung 5 % Rabatt. Einsendeschluss ist der 28.02.22 um 20 Uhr. Bitte an markus-buecherkiste@gmx.de

https://www.facebook.com/events/1051119292308583Window nº 22
GEWINNSPIEL

Die ersten drei Teilnehmer, die auf kontakt@moko-verlag.de mit dem Satz: "Ich liebe gebundene Bücher" antworten, erhalten das handgestickte Lesezeichen mit Holzsternchen.

Viel Glück!Window nº 5
Noch ein Ausmalbild von Galax Acheronian aus dem Buch: https://www.moko-verlag.de/schuette,-johannes--die-abenteuer-des-julius-grosztat.php

Mutter LouiseWindow nº 12
GEWINNSPIEL

Nennt Euren Lieblingstitel aus dem MoKo-Verlagsprogramm. Die ersten drei Teilnehmer erhalten eine Überraschungspäckchen mit Goodies aus dem MoKo-Verlag.

https://www.moko-verlag.de/moko-verlagsprogramm.html

Antwort bitte an kontakt@moko-verlag.deWindow nº 9
Die ersten drei Interessenten, die sich über das Kontaktformular bei dem Teammanager Heinz Carrie melden, erhalten als Dankeschön einen der begehrten Orangenschäler und Schlüsselanhänger von Tupperware.

https://www.tupperware.de/shop/de-de?partymanager-HEINZCARRIE
Window nº 21
Kurzweil zu und zwischen den Feiertagen gibt es hier zu entdecken:

https://www.moko-verlag.de/moko-verlagsprogramm.htmlWindow nº 19
Das Buch mit Leseprobe und Rezensionen gibt es hier:
https://www.moko-verlag.de/die-froschprinzen.php

Bastle dir dein Frosch-Lesezeichen

Kopiere die Schablone für das Lesezeichen und den Frosch (den 2x) auf einen festen Karton. Bemale beide Froschbilder (auf einer Seite) nach deinen Vorstellungen und auch das Rechteck (das kann zum Beispiel Gras sein, oder ein See mit Seerosen). Dann bestreichst due die nicht bemalten Stellen der Froschbilder mit Kleber, legst das Rechteck mit der Schmalseite mittig auf die klebrige Seite des Froschbildes und obenauf dann passgenau das zweite Froschbild. Drück die Bilder gut aufeinander und fertig ist dein Lesezeichen.Window nº 3
GEWINNSPIEL

Wie lautet der Vorname von Emilys Onkel?

Zu gewinnen gibt es 3 Überraschungstüten mit Goodies von Emily Pitkin.

Antworten bitte bis 20.12.21 an kontakt@moko-verlag.de

Viel Glück Window nº 17
Das Buch mit alten Rezeptschätzchen gibt es hier:

https://www.moko-verlag.de/amper-kochbuch.phpWindow nº 14
In 10 Tagen ist Weihnachten - lasst es bis dahin ruhig und stressfrei angehen.

Euer Markus vom MoKo-Verlag

Fantasy-Bücher gibt es hier:
https://www.moko-verlag.de/moko-verlagsprogramm.html
Window nº 1
Von Galax Acheronian kommt ein Ausmalbild aus folgendem Buch https://www.moko-verlag.de/schuette,-johannes--die-abenteuer-des-julius-grosztat.php
Markus Kohler vom MoKo-Verlag
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Window nº 24

24 GEWINNSPIEL

3 x wird das Taschenbuch "Margo die dreizehnte Fee" von Greta Arend verlost.

Frage:
An welches Märchen ist dieser wunderbare Fantasyroman angelehnt?

Antwort an:
kontakt@moko-verlag.de
bis zum 31.12.21

Klappentext:
Gerade als sich am Königshof Goslar endlich der heißersehnte Nachwuchs einstellt, dringt Fürst Odin mit seinen Kriegern in die Stadt ein. Er nimmt zwölf der Reichsfeen gefangen und zwingt König Alfons, Prinzessin Rosalinde mit seinem eigenen Sohn zu verloben. Nur Margo, der jüngsten der dreizehn Feen gelingt die Flucht. Zusammen mit dem äußerst lebhaften Zauberbuch Weisheit nutzt sie die Taufe der kleinen Prinzessin um ihre ältere Schwester zu befreien. Als gefährlichste Widersacherin dieser eingeschworenen Gemeinschaft stellt sich aber die alte Hexe Xara heraus. Ein Fantasyroman für Menschen ab 16

auch hier: https://www.moko-verlag.de/arend,-greta--margo-die-dreizehnte-fee.php
Advientos Windows

Window nº 1
1-12-2021
1
Von Galax Acheronian kommt ein Ausmalbild aus folgendem Buch https://www.moko-verlag.de/schuette,-johannes--die-abenteuer-des-julius-grosztat.php
Window nº 2
2-12-2021
2
Wurzele der große Zwerg und das verschwundene Rezept
von Markus Kohler

Wurzele war verzweifelt. Mit den Händen auf dem Rücken verschränkt und gesenktem Haupt lief er in der Zwergenküche auf und ab. „Jetzt wird es mit meinem Beinamen ‚der große Zwerg‘ wohl vorbei sein“, dachte er traurig. Wurzele bekam diesen Zweitnamen, weil er einem Riesen, der im Märchenland schon fast jeden bestohlen hatte, einen Teil seiner Diebesbeute abgeluchst hatte. Aber das ist eine andere Geschichte. Schon am frühen Morgen war Wurzele, noch bevor die anderen Zwerge aufgestanden waren, in die Küche geeilt, weil er den Teig für die ersten Weihnachtsplätzchen herstellen wollte. In fünf Wochen sollte das Weihnachtsfest gefeiert werden und seine Brüder, die anderen Zwerge, freuten sich wie im jeden Jahr auf die berühmten Honigtaler, die Wurzele so gekonnt zubereiten konnte. Als Wurzele jedoch das Regal durchsuchte auf dem er alle Zwergenrezepte aufbewahrte, konnte er die Pergamentrolle mit den Zutaten für die Honigtaler nicht finden. Er räumte alle Gefäße ab, weil er vermutete, die Rolle mit dem hübschen, roten Zierband könnte dahinter gerutscht sein. Er fand zwar die Anweisungen für die Zimtsternchen, die Apfelküchlein und die Vanillestangerl, von dem Rezept für die Honigtaler fehlte jedoch jede Spur. Im Hintergrund hörte er bereits, wie sich seine Brüder aus ihren Betten erhoben und sicherlich würden sie gleich hier in der Zwergen-Wohn-Küche erscheinen, um zu frühstücken. „Oh je“, erschrak Wurzele, „das Frühstück habe ich auch ganz vergessen.“ Da stand auch schon Hagebutterich, sein ältester Bruder, in der Tür und schnüffelte in die Luft. „Na nu“, sagte dieser, „ich rieche gar keine Pfannenkuchen und auch keinen Hagebuttentee. Gibt es heute denn kein Frühstück?“ Er sah Wurzele verwundert an. Unser großer Zwerg wurde unter diesem Blick noch kleiner, als er ohnehin schon war. „Nu…nun“, begann er zu stottern. Er schluckte zweimal kräftig, dann brach es aus ihm heraus: „Jemand hat das Rezept für die Honigtaler gestohlen. Ich wollte heute Morgen ganz früh schon den Teig anrühren, aber ich kann das Rezept nirgends finden.“ Inzwischen waren auch die anderen fünf Brüder in der Küche erschienen und sahen sich, als sie von dem Diebstahl hörten, verdutzt an. „Dann lass uns alle gemeinsam nochmal danach suchen“, schlug Hagebutterich vor und die anderen stimmten zu. Sie räumten das Regal mit all seinen Tiegeln und Gefäßen ab, rückten selbst den schweren Küchenschrank zur Seite, suchten unter den Bänken, Stühlen und Tischen. Doch es war nichts zu finden. Lupius, Wurzeles zweitältester Bruder, winkte nach einer Stunde missmutig ab und warf seinem kleinsten Bruder böse Blicke zu. „Ach, großer Zwerg“, sagte er spöttisch, „du bist für das Aufbewahren der Zwergenrezepte zuständig. Du hast nicht genügend aufgepasst und jetzt ist das schönste Plätzchenrezept weg.“ Er schüttelte energisch seinen Kopf. „Du bist also doch nicht so ein großer Zwerg, du bist und bleibst Wurzele.“ Wurzeles Lippen begannen zu zittern, so als ob er gleich weinen müsste. „Jetzt mal der Reihe nach“, warf Hagebutterich ein. „Wann hast du denn das Rezept zuletzt gesehen?“, fragte er Wurzele in ruhigem Ton. „Na, vor etwa einem Jahr, als ich das letzte Mal die Honigtaler gemacht habe. Dann habe ich die Pergamentrolle wieder zusammengerollt, das rote Bändchen darum gewickelt und es zu den anderen Rollen auf das Regal gelegt.“ Hagebutterich nickte und rieb sich dabei durch seinen langen weißen Bart. „Lasst uns erst einmal zusammen das Frühstück machen. Mit einem vollen Magen kann ich besser nachdenken.“ Alle zusammen stellten sie nun Pfannkuchen her und gossen den Hagebuttentee auf. Im Handumdrehen stand das komplette Frühstück auf dem Tisch und alle langten kräftig zu. Nur Wurzele war der Appetit vergangen. Er stützte seinen Kopf auf beide Hände und schaute traurig auf den leeren Teller vor sich.
„Wir wollen heute in den Unterwald. Dort waren wir schon so lange nicht mehr und ich denke wir sollten dort der Höhle am Fluss mal wieder einen Besuch abstatten. Vielleicht finden wir wieder eine Edelsteinader“, meinte Hagebutterich. Die anderen stimmten freudig zu, Wurzele jedoch schüttelte den Kopf: „Ich bleibe hier. Ich suche alles nochmal ganz gründlich ab.“ Lupius grinste ihn hämisch an. Alle erhoben sich und verließen den Zwergenbau. Wurzele war ein wenig von Hagebutterich enttäuscht, hatte dieser doch gemeint, mit einem vollen Bauch würde ihm etwas einfallen. Natürlich glaubte Wurzele, dass es dabei um das Auffinden der Rezeptrolle ging und nicht um die Planung des heutigen Arbeitseinsatzes. Nachdenklich räumte er das Geschirr zusammen und machte sich an den Abwasch. Seine Gedanken flogen zurück zu dem Novembertag vor einem Jahr, als er das letzte Mal das Rezept für die Honigtaler in der Hand gehalten hatte. So sehr er sich aber auch bemühte, die Vorkommnisse in seinem Kopf zu wiederholen, es fiel ihm nichts Außergewöhnliches ein. Als Wurzele die Küche aufgeräumt hatte zog er seine Winterjacke an und begab sich vor die Baumhöhle, die das Zuhause der Zwergenbrüder war. Er wollte ein wenig durch die frische Luft spazieren, vielleicht fiel ihm dabei die Lösung des Problems ein. Kaum war er um den Stamm der alten Eiche herumgegangen, hörte er ein Krächzen und Flügelschlagen. Schnell verkroch sich Wurzele hinter einem herabgefallenen Zweig und beobachtete, wie sich Robrax, der Rabe von Hexe Drusila dem Zwergenbau näherte. Vorsichtig sah sich der schwarze Vogel nach links und rechts um, dann schlich er in die Zwergenhöhle. Ganz leise und ohne das geringste Geräusch zu machen, folgte ihm Wurzele. „Oh, Hexenkrächz“, hörte Wurzele Robrax von weitem schon murren, „wie mich Drusila doch nervt. Letztes Jahr sollte ich ihr unbedingt das Rezept für die Honigtaler besorgen, in diesem Jahr sollen es die Apfelküchlein sein. Vielleicht sollte ich gleich alle Zwergenrezepte mitnehmen, damit sie endlich Ruhe gibt.“ Wurzele schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund. Dahin war also das Rezept verschwunden. Was sollte er nun tun? Die Hexe Drusila galt als böse und arglistig und Wurzele würde sich nie trauen, einfach in ihr Haus zu gehen und das Honigtaler-Rezept zurückzufordern. Robrax kletterte bereits auf das Regal und wühlte mit seinem Schnabel zwischen den Pergamentrollen. Wurzele drückte sich ganz eng an die Wand und sah dem Vogel bei seiner Tat zu. Plötzlich hatte der Zwerg die rettende Idee. Wurzele nahm seine Sommerjacke vom Haken an der Garderobe, an der er gerade stand, und stürzte Robrax entgegen. Dieser erschrak sich so, dass er aus dem Regal fiel, direkt in die Jacke, die Wurzele in seinen ausgebreiteten Händen darunter hielt. Schnell verschnürte der Zwerg die Jacke mit dem Vogel zu einem Paket und zog den Raben in die Mitte der Küche. „So, so“, sagte Wurzele, „du und deine feine Drusila, ihr seid also die Übeltäter. Ihr wolltet unser Weihnachtsfest kaputtmachen.“ Zuerst zappelte Robrax wie wild in seinem Gefängnis, doch schon bald ließen seine Kräfte nach und er begann zu wimmern. „Ach bitte, bitte, lass mich frei. Die Hexe wird mich fürchterlich bestrafen. Schon einmal hat sie mich für einen Monat lang in einen Goldfisch verwandelt und ich kann dir sagen, das ist wirklich kein Vergnügen.“ Wurzele legte nachdenklich seine Stirn in Falten, da sah er wie sich die beiden Krallen von Robrax durch die Jacke bohrten. Schnell nahm der Zwerg eine Rolle mit Zwirn, die er in der Küche sonst für die Zubereitung von Weinblätterrouladen benötigte und wickelte die Beine von Robrax zusammen. „Was machst du da?“, krächzte Robrax empört. Wurzele lachte vor sich hin. „Wir beide holen jetzt das Rezept für die Honigtaler zurück.“ Er löste den Knoten aus der Jacke und der Rabe kam zitternd und mit wackeligen Beinen zum Stehen. „Oh nein, oh nein“, jammerte Robrax. „Oh ja, oh ja“, entgegnete Wurzele. Als sie die Zwergenhöhle verlassen hatten, versuchte Robrax zu entkommen, in dem er seine Flügel ausbereitete und sich in die Luft erheben wollte, doch Wurzele hielt den Zwirn, mit dem die Beine des Vogels gefesselt waren, fest in beiden Händen. Der Rabe sah
schließlich ein, dass ein Fluchtversuch sinnlos war und flatterte missmutig Richtung Hexenhaus. Kurz bevor die beiden es erreicht hatten versteckten sie sich im Unterholz und spähten aus, ob Drusila zu Hause war. „Die Luft scheint rein zu sein“, bemerkte schließlich Robrax, „sie wollte heute ihre Schwester besuchen und ist wohl noch nicht zurück.“ Wurzele nickte bedächtig und langsam und vorsichtig näherten sie sich dem Hexenhaus. „So“, meinte der Zwerg, „ich bleibe hier vor der Tür stehen, halte deine Fesseln fest und du gehst ins Haus und holst das Rezept, verstanden?“ Robrax ließ den Kopf sinken und flüsterte fast unhörbar: „Hoffentlich kann mich dabei kein anderer sehen. Mein Ruf wäre dahin.“ „Na ja“, lachte Wurzele, „bei mir ist dein Ruf eh schon hin.“ Gesenkten Hauptes betrat der Rabe das Hexenhaus und Wurzele ließ so viel Zwirn von der Rolle nach, bis der Faden sich wieder anspannte und er neue Schnur nachgeben musste. Auf einmal spürte er nur ein kurzes Rucken, dann bemerkte er wie der Zwirn in seinen Händen zu Boden glitt. „Oh nein“, durchfuhr es Wurzele, „Robrax hat sich befreit.“ Ganz vorsichtig und mit leicht zitternden Knien begab sich unser ‚großer Zwerg‘ in das Hexenhaus hinein. Sofort bemerkte er die eigenartigen Gerüche, die dort herrschten. Ängstlich schaute er nach links und rechts und ging langsam geradeaus. Da hatte er auch schon die Hexenküche erreicht. Ein sehr großer Kessel stand in der Mitte des Raumes unter dem ein kleines Feuer brannte. Ringsumher hingen Kräuterbündel und getrocknete Tierkadaver von der Decke. Wurzele bekam einen mächtigen Schreck, als Robrax plötzlich unter einem Tisch hervorstürzte und auf den Zwerg losstürmte. „So jetzt bin ich der Stärkere. Drusila wird sich über deinen Besuch freuen. Ich werde dich da oben in den Vogelkäfig stecken.“ Der Rabe deutete mit dem Schnabel auf einen großen Vogelbauer, der direkt neben dem Kessel von der Decke hing. Wurzele hatte sich bei dem Angriff von Robrax so erschrocken, dass er gegen den Kessel prallte und die darin gluckernde Flüssigkeit verspritzt wurde. Ihn traf zum Glück kein einziger Tropfen, doch der Rabe zuckte plötzlich zusammen. „Oh nein, das nicht“, flehte er. Aber es war bereits zu spät. Er verwandelte sich zuerst in eine Dampfwolke und als sich diese lichtete stand Robrax mit rosa, lila und grün gefärbten Federn vor ihm. Wurzele war zuerst verblüfft, doch dann brach er in schallendes Gelächter aus und zeigte immer wieder mit dem Finger auf den gefärbten Vogel. „Robrax, der Papagei“, prustete er laut und musste sich bald vor Lachen den Bauch halten. „Und jetzt gib mir das Rezept für die Honigtaler“, forderte er und streckte die Hand aus. „Das wird Ärger geben, wenn Drusila nach Hause kommt“, jammerte Robrax vor sich hin. Er deutete mit dem Schnabel auf eine Kommode und sagte dabei: „Da drin sind die Rezepte.“ Wurzele ließ den Raben nicht aus den Augen als er das Schränkchen öffnete. Und wirklich, hier drin lagen fein säuberlich aneinander gereiht Rezeptrollen über Rezeptrollen. Die Honigtaler fand Wurzele auf Grund der roten Schleife sofort und klemmte sie sich unter den Arm. Doch dann griff er nochmals wahllos zu und schnappte sich so viele Pergamentrollen wie er tragen konnte. Robrax saß beschämt in einer Ecke, versuchte sein Gefieder zu ordnen mit dessen neuer Farbe er ganz und gar nicht einverstanden war und Wurzele verließ frohen Mutes das Hexenhaus. Nur wenig später war der Zwerg in der Zwergen-Wohn-Küche angelangt und breitete seine „Schätze“ vor sich aus. Als er sämtliche Rezepte gesichtet hatte, war sich Wurzele sicher, dieses Weihnachten würde das schönste von allen Weihnachten werden. Der Heilige Abend kam. Der kleine Baum in der Küche war mit Zimtsternchen, Kerzen und Edelsteinen geschmückt. Aus dem Ofen krochen Düfte nach einem Wacholderbraten und auf dem Tisch standen all die leckeren Plätzchen bereit, die zu keinem Weihnachtsfest fehlen durften. Natürlich auch die Honigtaler.
Als die Zwerge das erste Käuzchen rufen hörten setzten sich alle an den großen Tisch und erzählten sich die Abenteuer aus den letzten vergangen Monaten. Bald schon brachte Wurzele das Weihnachtsmahl herbei und alle ließen es sich gut gehen. „Das war das beste Weihnachtsessen, das wir jemals hatten.“ Hagebutterich klopfte Wurzele anerkennend auf die Schulter. „Du bist jetzt nicht mehr der große Zwerg.“ Wurzele zuckte unmerklich zusammen, doch dann sah er das Lächeln im Gesicht seines Bruders. „Du bist jetzt der riesengroße Zwerg.“ Alle lachten und klatschten und ließen Wurzele hochleben, nur Lupius hielt sich mit seinem Beifall zurück. Doch dann befiel auch ihn die schöne, festliche Stimmung und im ganzen Märchenreich beneidete man die Zwerge, die so ein harmonisches und glückliches Fest feiern konnten.
Window nº 3
3-12-2021
3
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Viel Glück
Window nº 4
4-12-2021
4
Michael Derbort

Eine Leiche unterm Weihnachtsbaum



Agnes war echt angenervt. Alles, was heute schiefgehen konnte, ging schief. Nicht nur, dass sie ausgerechnet an Heiligabend arbeiten musste. Vielmehr hatte sich alles, aber auch wirklich alles gegen sie verschworen.
Diesen Eindruck hatte sie zumindest.

Lediglich zwei oder drei Stunden sollte sie dranhängen, hatte der Chef zu ihr gesagt. Dieser saß nun wahrscheinlich gemütlich zu Hause und schaute seiner Frau seelenruhig dabei zu, wie sie sich in der Küche abmühte oder den Weihnachtsbaum schmückte.
Agnes selbst war bereits gegen halb sieben Uhr morgens auf Arbeit gewesen. Sie hatte sich ausgerechnet, dass sie spätestens um zehn das Büro wieder würde verlassen können. Auf diese Weise liefe alles nach Plan.
Aber Pustekuchen. Der Tag begann mit der höchst unerfreulichen Feststellung, dass die PCs im Büro ausgefallen waren. Ehe sie auch nur einen Handgriff machen konnte, musste zunächst einmal ein Techniker herbeigerufen werden. Bis neun musste sie warten, ehe überhaupt jemand ans Telefon ging und weitere zwei Stunden vergingen, ehe der Mann endlich auftauchte.
So war es schließlich ein Uhr mittags, als sie Feierabend machen konnte und nunmehr lediglich noch eine Stunde Zeit hatte, Weihnachtsgeschenke zu kaufen, bevor auch die Läden in der Innenstadt schließen würden.
Es artete in puren Stress aus. Überall musste sie sich an ellenlangen Warteschlangen anstellen. Keiner der Kunden vor ihr kam auch nur im Entferntesten auf die Idee, seinen Teil dazu beizutragen, dass die Abwicklung zügig voranging. Da wurden aufwändig einzelne Cents aus der Geldbörse gekramt, nicht enden wollende Diskussionen mit der Kassiererin wegen eines bald ablaufenden Joghurts geführt oder endlos dämliche Fragen gestellt, die wortreich beantwortet werden mussten.
Erst auf den allerletzten Drücker schaffte es Agnes, sämtliche

Geschenke, die sie benötigte, einzukaufen und schwor sich, wie

eigentlich jedes Jahr, ihre Weihnachtseinkäufe zukünftig nicht mehr auf den letzten Tag zu verschieben.
Gleichzeitig überlegte sie krampfhaft, mit welcher Ausrede sie die Tatsache begründen sollte, dass sich Marcel, ihr Verlobter, über nichts Geringeres als ein paar Norwegersocken zu Weihnachten freuen durfte.
Sie eilte zu ihrem Auto, das sie in der Tiefgarage des Einkaufszentrums geparkt hatte, warf die Einkäufe auf den Rücksitz, stieg ein und atmete zunächst einmal tief durch, ehe sie den Motor anließ.
Den Chef sollte der Teufel holen! Wegen den blöden Bilanzen, die in den letzten zwei Monaten komplett vertrödelt wurden, hatte sie nun ausgerechnet heute diesen Stress! Und der Rest der Belegschaft? Eine bekam Besuch, zwei hatten über Weihnachten bereits eine Reise gebucht und die letzte Kollegin war schlicht der Meinung, sie habe schon genug Überstunden gemacht.
Und Agnes fand, dass sie wieder einmal mehr so blöd gewesen war, zu allem Ja und Amen zu sagen.
Schließlich legte sie den Gang ein und bugsierte ihren Wagen aus der

Parklücke, um sich auf den Nachhauseweg zu begeben.

Sobald sie die Schranke der Tiefgarage passiert hatte, erwartete sie die nächste Überraschung. Es hatte heftig zu schneien begonnen und die Autos krochen im Schritttempo durch die spiegelglatten Straßen. Sie musste lange warten, ehe sie sich in den Verkehr einreihen konnte. Und als sie es endlich geschafft hatte, ging es vor ihr nicht mehr weiter.
Nervös trommelte sie auf dem Lenkrad herum. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie nur noch weniger als drei Stunden hatte, bevor Marcel und ihre Eltern bei ihr erscheinen würden, um mit ihr zusammen Weihnachten zu feiern.
Auch das war ihre Idee gewesen. Sie wollte in diesem Jahr den Heiligabend allein ausrichten. Nun hatte sie den Salat. Bei den Straßenverhältnissen würde sie mindestens eine Stunde brauchen, um zu Hause anzukommen. Und dann ging es los: Geschenke verpacken, Essen vorbereiten, duschen, umziehen. Das würde eng werden. Sehr eng.
Der Verkehr setzte sich langsam wieder in Bewegung und nach einer Weile erkannte sie die Ursache für die Verzögerung. Ein Auto war auf der glatten Straße in einen Stadtbus gerutscht. Der Unfall hatte für eine Weile den Verkehr blockiert, ehe endlich jemand auf die Idee gekommen war, den ramponierten Wagen zur Seite zu schieben.
Je mehr sie sich dem Stadtrand näherte, desto weniger Verkehr war

auf der Straße.

Das bedeutete allerdings nicht, dass sie schneller fahren konnte. Die Räumdienste waren durch den plötzlichen Wintereinbruch eindeutig überfordert und auch auf den Hauptverkehrsstraßen hatte sich inzwischen eine geschlossene Schneedecke gebildet.
So blieb ihr nichts Anderes übrig, als ihre Ungeduld zu zügeln und

weiterhin die Schrittgeschwindigkeit beizubehalten. Allerdings passte sich diese bald an den Schritt eines Einhundert-Meter- Sprinters an und so schaffte sie es schließlich, sich noch ein wenig zusätzliche Zeit heraus zu kämpfen, wobei dieser Zugewinn um ein Haar auch fast dahin gewesen wäre, als sie ihren Wagen zu schnell in eine Kurve lenkte und nur im letzten Augenblick verhindern konnte, dass sie im Straßengraben landete.
Meine Güte, was für ein Scheißtag!

Doch dann stand sie vor dem Haus, in welchem sie eine großzügig bemessene Wohnung angemietet hatte. Der relativ günstigen Miete stand entgegen, dass sie am äußersten Rande der Stadt in einer recht holprigen Nebenstraße wohnte und jeden Morgen viel Zeit für die Fahrt zur Arbeit einplanen musste.
Dafür wohnte sie ruhig in einem angenehmen Umfeld.

Noch während sie ausstieg, nahm sie sich fest vor, Weihnachten erst einmal Weihnachten sein zu lassen und zunächst ihre Espresso- Maschine zu bemühen. Wenn sie bedachte, dass sie seit sechs Uhr morgens auf den Beinen war und von da an nur Stress in Reinkultur gehabt hatte, war es wirklich an der Zeit, wenigstens einmal ein paar Minuten zu entspannen.
Und wenn das Essen nicht rechtzeitig fertig war, sollte dies auch kein Problem sein. Dann mussten die anderen eben ein wenig warten. Immerhin hatte sie genügend Wein und andere Getränke besorgt und konnte so ihre Gäste durchaus ein wenig bei Laune halten. Sie würden schon nicht verhungern.
Agnes beglückwünschte sich innerlich dafür, dass sie einen ganzen Teil schon am Vorabend vorbereitet hatte, sodass sie nun nicht mehr viel Arbeit in der Küche haben würde.
Sie nahm die Tüten mit den Geschenken vom Rücksitz und ging

anschließend zum Kofferraum, um dort noch ihr Notebook herauszuholen. Kaum eine Sekunde nachdem sie diesen geöffnet hatte, knallte sie ihn ungewohnt heftig wieder zu, ging ohne Notebook ins Haus, lief die Treppen hinauf in ihre Wohnung und ließ die Tüten mit den Einkäufen einfach fallen. Den Espresso hatte sie in Gedanken auch schon längst gestrichen.
Stattdessen ging sie zur Bar und goss sich eine äußerst großzügig bemessene Portion Cognac in ein Glas. Sie leerte es in einem Zug. Schließlich lief sie wie hypnotisiert zum Telefon, nahm das Mobilteil aus der Basisstation und rief Marcel an.
„Frohe Weihnachten!“, grüßte er sie, als er ihre Stimme erkannte.

„Hat sich erledigt“, gab Agnes einsilbig zurück.

Marcel erkannte sofort an ihrer Stimme, dass etwas nicht stimmte.

„Was ist los?“, fragte er daher besorgt.

Agnes musste nochmal tief Luft holen, ehe sie klar und deutlich antworten konnte.
„In meinem Kofferraum liegt eine Leiche“, entgegnete sie schließlich.


*


„Das ist wirklich seltsam“, gab Vater versonnen von sich.

„Kind, was machst du bloß wieder für Sachen?“, erkundigte sich ihre

Mutter besorgt.

„Wie kommt der Kerl bei dir ins Auto?“, wollte Marcel wissen.

Zu viert standen sie um Agnes‘ Wagen und blickten neugierig ins

Innere des Kofferraums.

Ihre Augen hatten ihr zumindest keinen Streich gespielt. Sie hatte wirklich die ganze Zeit eine leibhaftige Leiche in ihrem Auto transportiert, ohne es zu wissen.
Wer immer diesen Toten in ihren Kofferraum gepackt hatte, war jedoch immerhin so rücksichtsvoll gewesen, das Notebook so zu drapieren, dass es durch die zusätzliche Fracht keinen Schaden nahm.
Dass der Mann tot war, ließ sich auf den ersten Blick erkennen. Seine gebrochenen Augen starrten scheinbar neugierig auf den Verbandskasten, der neben seinem Kopf lag.
Besonders auffällig waren die zusätzlichen Körperöffnungen, die

jemand mittels einer Pistole in den Unbekannten gestanzt hatte. Ein daumennagelgroßes Loch in der Schläfe wies darauf hin, dass der Schütze wirklich auf Nummer Sicher gehen wollte.
„Wer ist das?“, erkundigte sich ihre Mutter.

„Keine Ahnung“, brummte Agnes. „Er hat mir seinen Namen noch nicht gesagt.“
„Du musst nicht gleich zynisch werden“, beschwerte sich Mutter. „Es hätte ja sein können, dass du ihn kennst.“
„Nein.“ Agnes holte tief Luft. „Ich kenne ihn nicht.“

„Viel spannender ist die Frage, wie der da in den Kofferraum gekommen ist“, meldete sich Marcel zu Wort. „Von selbst ist er wohl kaum eingestiegen.“
„Und ausgerechnet an Weihnachten“, lamentierte Agnes‘ Mutter weiter.

„Hätte er sich nicht einen anderen Tag aussuchen können?“ Die anderen drei blickten sie irritiert an.
„Ist doch wahr“, beschwerte sich Mutter. „Ich hatte mich auf ein

schönes Weihnachtsfest gefreut und da kommt ihr an und zeigt mir eine Leiche.“
„Äh … Mama?“, fragte Agnes unsicher. „Nimmst du auch immer schön regelmäßig die Tabletten, die dir der Arzt verschrieben hat?“
„Werd jetzt bloß nicht pampig!“, fuhr ihre Mutter sie an. „Das ist wirklich ein unschöner Zwischenfall. Und das zu Weihnachten.“
„Mir ist es scheißegal, ob es Weihnachten ist oder nicht“, fauchte Agnes zurück. „Ich habe verdammt noch mal etwas dagegen, wenn mir irgend so ein Depp eine Leiche in den Kofferraum legt.“
„Immerhin ist es Winter“, versuchte Vater zu beruhigen. „Stell dir

mal vor, das wäre dir im Hochsommer passiert. Den Gestank kriegst du dann nicht mehr so schnell aus dem Auto.“
Agnes brauchte ein paar Sekunden, ehe sie zur Antwort ansetzen konnte.
„Sagt mal, habt ihr gekifft?“, fragte sie tonlos.

„Wo denkst Du hin, Kind?“, entgegnete Mutter empört. „Meinen letzten

Joint hatte ich 1969, als wir bei Jimi Hendrix …“
„Es reicht“, mischte sich nun Marcel ein. „Diese Diskussionen bringen rein gar nichts. Wie die Leiche dort hineingekommen ist, muss die Polizei klären und die sollten wir jetzt rufen.“
„Und was werden die Nachbarn sagen?“, erkundigte sich Mutter

besorgt.

„Die Nachbarn sind mir scheißegal!“, rief Agnes erbost. „Ich will, dass dieser Albtraum ein Ende hat und dann werde ich mich besaufen.“
„Aber es ist Weihnachten …“, erinnerte Mutter hilflos.

„Auch das ist mir im Moment egal.“
* Es war ein großer Bahnhof.

Zunächst kam nur eine Polizeistreife. Als die Beamten gesehen hatten, was Agnes ihnen zu zeigen hatte, waren rasch drei weitere Streifenwagen und ein Zivilfahrzeug vor Ort. Wenig später kam auch ein Leichenwagen, der nach Abschluss der Spurensicherung die Leiche abtransportieren sollte.
Danach kam etwas, was Agnes am wenigsten gefiel. Ein Abschleppwagen rückte an und lud ihr Auto auf. Es war vorläufig beschlagnahmt. Natürlich hatten die Nachbarn von dem Tohuwabohu, das sich vor ihren Wohnungen abspielte, Wind bekommen und drängten sich an den Fenstern.
Agnes wippte mit den Zehen, weil diese inzwischen steif gefroren

waren. Zunächst wurde sie von einigen Streifenbeamten verhört und anschließend von zwei Kriminalbeamten in Zivil.
Agnes hatte irgendwann genug von der Kälte.

„Können wir nicht in meine Wohnung und dort weiterreden?“, fragte sie.
Die Polizisten blickten sich an und nickten schließlich.

Sie ging vor und führte die Beamten in ihr Domizil.

Im Wohnzimmer bot sie ihnen einen Sitzplatz an und fragte, höflich, wie sie nun mal war, ob sie etwas trinken wollten.
Die Beamten verneinten, für ihre Eltern und Marcel machte sie einen

Kaffee und sich selbst gönnte sie erneut eine gewaltige Portion

Cognac.
Die beiden Polizisten hatten sich als Inspektor Krüger und Kommissar Rösner vorgestellt. Beide waren noch relativ jung. Agnes schätzte sie auf ihr Alter – also so um die dreißig.
„Okay“, begann sie schließlich, nachdem sie einen Schluck von ihrem

Cognac genommen hatte. „Stellen Sie mir einfach Ihre Fragen, solange ich noch antworten kann. Das wird nicht mehr lange der Fall sein.“
„Sie sollten das lassen“, riet Krüger. „Ich kann sehr gut verstehen, wie Sie sich fühlen, aber damit tun Sie sich auch keinen besonders großen Gefallen.“
„Mag sein“, brummte Agnes. „Aber ich habe für heute echt die

Schnauze voll. Erst musste ich arbeiten, dann fielen die Computer aus, dann musste ich auf den allerletzten Drücker die Weihnachtsgeschenke besorgen, und dann fängt es auch noch an zu schneien und ich gerate mitten in ein Verkehrschaos. Als ich endlich geglaubt hatte, ich könne Weihnachten in Ruhe auf mich zukommen lassen, finde ich so eine beschissene Leiche in meinem Kofferraum. Ich finde, das ist wirklich ein Tag, an dem ich mich mal so richtig besaufen sollte.“
„Kind!“, mischte sich ihre Mutter erneut unnötigerweise ein. „Ich finde, du wirkst heute wieder sehr gestresst.“
„Keine Sorge.“ Agnes kicherte leicht irre. „Das ist bei mir immer so, wenn ich Leichen im Kofferraum transportiere.“
Die beiden Polizisten blickten sich an und versuchten krampfhaft, ein Grinsen zu unterdrücken.
Schließlich räusperte sich Rösner.

„Es tut mir leid, dass wir Sie an dieser Stelle nochmal löchern müssen“, sagte er. „Aber wir müssen wissen, wo Sie heute überall mit ihrem Wagen gewesen sind und wann Sie zum letzten Mal in den Kofferraum geschaut haben. Nur so können wir eingrenzen, wer den Toten bei Ihnen ins Auto geladen haben könnte. Und vor allen Dingen wann.“
„Aber du hast diesen Mann hoffentlich nicht umgebracht“, setzte

Mutter erneut nach.

„Sag mal, spinnst du jetzt total?“, entfuhr es Agnes. „Ich weiß ja noch nicht mal, wer das ist! Und warum sollte ich bitteschön einen Menschen umbringen?“
„Naja …“ Mutter blickte sie geradezu nervtötend fürsorglich an. „Du weißt doch, dass du schon als Kind immer sehr leicht reizbar warst …“
„Ich glaub ich dreh durch!“, rief Agnes empört.

„Das reicht jetzt!“, mischte sich nun auch Marcel an Agnes‘ Mutter gewandt ein. „Weswegen du ausgerechnet Agnes jetzt den schwarzen Peter zuschiebst, verstehe ich nicht. Aber ich akzeptiere es auch nicht. Wenn nochmal so ein Spruch kommt, dann lass ich hier Rauch rein!“
„Und ich ebenfalls“, ergänzte Vater. „Komm wieder zurück in die

Realität und hör auf, unserer Tochter einen Mord in die Schuhe zu schieben!“
„Und ich möchte jetzt auch etwas sagen“, meldete sich Rösner an Mutter gewandt zu Wort. „Ich habe keine Lust, mir jetzt die ganze Zeit diese haarsträubenden Theorien anzuhören. Ihre Tochter hat den Mord mit Sicherheit nicht begangen. Dagegen sprechen etliche Tatsachen, auf die ich jetzt nicht weiter eingehen möchte. Ich will nur endlich wissen, weswegen ich hier sitze.“
„Ich meinte ja nur …“, sagte Mama kleinlaut.

„Okay, ich mache es so kurz wie möglich“, entgegnete nun Agnes. „Ich hatte heute Morgen den Kofferraum geöffnet, um dort mein Notebook hineinzulegen. Normalerweise werfe ich alles auf den Rücksitz, aber nicht solche Wertgegenstände. Ich will ja schließlich keine Einladungen für Diebe verschicken.“
„Das ist sehr vernünftig“, bestätigte Krüger. „Wann war das?“

„So gegen sechs Uhr“, sagte Agnes. „Ich wollte um halb sieben im

Büro sein, damit ich so schnell wie möglich wieder nach Hause kann.“

„Im Büro?“ Mama klang richtig empört. „An Weihnachten?“

„Verkäuferinnen müssen am Heiligabend auch bis Mittag arbeiten“, entgegnete Agnes unwirsch und wandte sich wieder an die Polizisten.
„Normalerweise haben wir heute zu. Aber irgendwelche Bilanzen mussten noch fertig gemacht werden und ich musste dafür herhalten. Hat mir auch nicht gepasst, aber es ist eben an mir kleben geblieben.“
„Von wann bis wann?“, fragte Krüger.
„Ich habe so gegen halb sieben angefangen“, erklärte Agnes.

„Eigentlich wollte ich um zehn wieder aus dem Büro raus sein. Aber dann ging alles schief.“
„Was ging schief?“ Rösner wurde hellhörig.

„Die Computer sind ausgestiegen“, erklärte Agnes. „Und bis dann der Techniker da war und ich endlich anfangen konnte, war alles zu spät. Erst gegen dreizehn Uhr bin ich aus dem Laden rausgekommen.“
„Au weia“, bemerkte Marcel grinsend. „Und wie ich dich kenne,

hattest du zu diesem Zeitpunkt noch kein einziges

Weihnachtsgeschenk.“

„Touché“, gab Agnes zerknirscht zu. „Bei dir hat es dann auch nur noch für ein Paar Norwegersocken gereicht.“ Und nach einer Pause:
„Aber ich mach‘s wieder gut. Ehrlich.“ Marcel lachte.
„Das ist typisch meine Agnes“, bemerkte er belustigt. Dann wurde er aber wieder ernst. „Machen wir einfach weiter.“
Die beiden Polizisten grinsten auch, kamen aber rasch wieder zur

Sache.

„Wo hatten Sie während der Arbeit Ihr Auto stehen?“, wollte Rösner wissen.
„Zu unserem Büro gehört eine Tiefgarage“, erklärte Agnes. „Da gibt es Mitarbeiterparkplätze für uns.“
„Ist diese Tiefgarage zufällig videoüberwacht?“, erkundigte sich

Krüger weiter.

Agnes überlegte. Dann schüttelte sie mit dem Kopf. Krüger nickte.
„Das passt“, sagte er. „Im Einkaufszentrum kann es wohl kaum passiert sein. Da ist an einem Tag wie heute der Teufel los. Zu viele Zeugen. Da würde es auffallen, wenn jemand eine Leiche in den Kofferraum packt. Also kann es nur da passiert sein.“
„Womit wir bei der nächsten Frage wären“, ergänzte Rösner. „Wie ist der Täter an die Autoschlüssel gekommen?“
„Das ist wirklich eine gute Frage“, murmelte Agnes hilflos.

„Vielleicht ein dummer Zufall? Mein Wagen hat Zentralverriegelung mit Funksteuerung …“
„Ist zwar möglich, halte ich aber für wenig wahrscheinlich“,

erklärte Krüger unverbindlich.
„Mal was Anderess“, mischte sich Rösner ein. „Den Toten kennen Sie nicht, richtig?“
„Nein“, sagte Agnes. „Nie vorher gesehen. Aber vielleicht sah er ohne Löcher im Hirn etwas anders aus.“
Krüger grinste.

„Unwesentlich“, gab er zur Antwort. „Und sagt Ihnen der Name des Toten etwas? Giovanni Russo? Er war nämlich so freundlich, seine Ausweispapiere mit sich zu führen.“
„Nein, damit kann ich nichts anfangen“, gab Agnes zu und führte ihr

Cognacglas zum Mund.

Doch dann erstarrte sie mitten in der Bewegung.

„Was ist los?“, fragte Krüger neugierig. „Ist Ihnen etwas eingefallen?“
„Verfickte Scheiße …“, hauchte Agnes.

„Kind!“, empörte sich Mutter. „Ich habe dir doch immer wieder gesagt, dass du solche Ausdrücke nicht verwenden sollst!“
„Dieses Arschloch …“, fuhr Agnes unbeeindruckt fort.

„Jetzt machen Sie es mal nicht so spannend“, drängte Rösner ungeduldig. „Wenn Sie eine Idee haben, dann sagen sie es.“
„Nur eine Idee“, schränkte Agnes ein. „Aber eine ziemlich konkrete.“

„Dann raus damit“, ermunterte sie Krüger.

„Ich fand diesen Zufall schon ziemlich beschissen“, erklärte Agnes und kassierte einen weiteren empörten Blick ihrer Mutter.
„Ausgerechnet heute ging alles schief. Warum mussten unbedingt heute

die Computer ausfallen? Und warum musste ich unbedingt Überstunden schieben. Diese bekackten Bilanzen hätten auch bis zum neuen Jahr warten können.“
„Worauf wollen Sie hinaus?“ Rösner wurde etwas ungeduldig.

„Moment.“ Agnes machte eine abwehrende Geste. „Das ist eine etwas längere Geschichte. Bei uns im Büro hing in den letzten Wochen ein wenig der Haussegen schief. Unser Chef hatte gewaltigen Ärger – mit einem italienischen Investor. Wie der Knilch hieß, weiß ich nicht, aber Giovanni Russo klingt verdammt italienisch.“
„Er ist Italiener“, bestätigte Rösner. „Mit italienischem Pass.

Wohnhaft in Mailand.“

„Passt zusammen“, bestätigte Agnes. „Die Firma, von der da die Rede war, sitzt ebenfalls in Mailand.“
Die beiden Polizisten waren mit einem Mal sehr aufmerksam.

„Sie müssen sich mal unser Büro vorstellen“, erklärte Agnes weiter.

„Wenn Sie zur Tür reinkommen, befindet sich links unsere Teeküche und rechts ein kleiner Raum, den wir als Garderobe nutzen. Der Gang geht noch etwa drei Meter weiter und dann kommen die Tische mit den Computern. Wie Sie sich denken können, war ich ziemlich im Stress und hätte nicht unbedingt mitbekommen, wenn jemand reingekommen wäre. Das geht aber auch nur, wenn derjenige einen Schlüssel hat. In der Garderobe hing mein Mantel und in meinem Mantel sind auch die Autoschlüssel.“
„So weit, so gut“, bemerkte Rösner. „Aber wieso konnte der Unbekannte wissen, dass die Autoschlüssel ausgerechnet dort drin waren? Ich meine, Sie könnten sie ja auch in der Handtasche gehabt haben.“
„Ich besitze keine einzige Handtasche“, sagte Agnes. „Ich finde die Dinger spießig. Die Schlüssel sind immer in meinem Mantel oder in meiner Jacke – je nachdem, was ich gerade trage.“
„Also kann das jeder wissen, der Sie kennt“, mutmaßte Rösner.

„Wie mein Chef.“ Agnes‘ Blick verfinsterte sich.

„Einen Moment“, intervenierte Krüger. „Wieso haben Sie ausgerechnet ihren Chef auf dem Kieker.“
„Erstens: Die Bilanzen konnten warten“, sagte Agnes. „Dafür wäre

zwischen den Jahren immer noch genügend Zeit gewesen. Da haben wir das sonst immer gemacht. Also warum ausgerechnet heute? Zweitens: Ich glaube nicht an Zufälle und so langsam wird mir klar, warum die Computer heute ausgestiegen sind. Wenn jemand am Server herum pfuscht, kann das sehr schnell in die Hose gehen. Und jetzt raten Sie mal, wer als Einziger in unserem Laden das Server-Passwort kennt.“
„Ihr Chef.“ Rösner zog gespannt die Augenbrauen nach oben.

„Der Kandidat hat hundert Punkte.“ Agnes trank ihr Glas leer, verzichtete aber darauf, nochmals nachzuschenken. „Und der hatte auch den Zoff mit den Italienern. Da war sogar die Rede davon, dass das theoretisch das Ende der Firma sein konnte. Und was mich schon verblüfft hatte, als ich die Leiche im Kofferraum entdeckt hatte, war, wie sorgfältig der Täter auf mein Notebook geachtet hatte.“
„Das müssen Sie mir jetzt aber genauer erklären“, bat Krüger verblüfft.
„Ich hatte das Notebook einfach in den Kofferraum gelegt“, erläuterte Agnes. „Irgendwo mitten rein. Ich mache so einen Scheiß zwar nicht, aber wenn ich eine Leiche in einen fremden Kofferraum stopfe, dann würde ich zusehen, dass ich das so schnell wie möglich fertigkriege, bevor mich jemand sieht. Da wäre mir alles, was da drin ist, scheißegal. Aber der Täter hat sich die Mühe gemacht, das Notebook so neben der Leiche zu verstauen, dass es keinen Schaden nimmt.“
„Und?“ Krüger konnte man regelrecht anmerken, dass er die Pointe kaum noch erwarten konnte.
„Ich bin ein fleißiges Mädchen.“ Agnes grinste schief. „Ich hatte auf diesem Notebook meine Hausaufgaben. Eine Kosten-Nutzen-Rechnung für ein riesiges Projekt, das diese Firma wahrscheinlich über zwei Jahre gebracht hätte. Ich musste es nur noch fertig ausarbeiten und gleich zum Jahreswechsel hätten wir durchstarten können. Sozusagen ein digitaler Goldesel. Allerdings nur, wenn die Daten und das Notebook den Jahreswechsel unbeschadet überstehen.“
„Und das wusste ihr Chef natürlich auch“, schloss Rösner mit

unüberhörbarer Bewunderung.

„Exakt.“ Agnes machte eine unbestimmte Geste. „Ich sollte dafür sogar ab Januar eine saftige Lohnerhöhung bekommen. Aber jetzt verwette ich meine Weihnachtsgans, dass ich gleich nach den Feiertagen beim Arbeitsamt anheuern kann.“
„Ich halte diese Wette jetzt nicht“, sagte Krüger. „Aber ich glaube,

so oder so können Sie Ihre Gans selbst essen. Was ich jetzt brauche, ist der Namen und die Adresse Ihres Chefs.“
„Moment.“

Agnes ging zu ihrem Schreibtisch und kramte in den Schubladen herum. Dann schrieb sie etwas auf einen Zettel und reichte diesen anschließend den beiden Polizisten.
Diese bedankten sich und hatten es plötzlich sehr eilig zu gehen.


*
Das Weihnachtsfest in diesem Jahr war anders. Deutlich anders. Das mochte mit Sicherheit daran liegen, dass eine Leiche - quasi unterm Weihnachtsbaum – kein alltägliches, sondern alles in allem ein recht gewöhnungsbedürftiges Ereignis war.
Die Gespräche drehten sich den ganzen Abend um dieses eine Thema und eine festliche Stimmung, wie sie an einem solchen Tag eigentlich zu erwarten war, mochte sich einfach nicht einstellen.
Einer der Gründe dafür waren sicherlich auch die haarsträubenden

Einwendungen von Agnes‘ Mutter, die immer neue abstruse Theorien zum

Besten gab.

Eigentlich war sie eine herzensgute Frau, aber hin und wieder legte sie eine beängstigende Realitätsferne an den Tag, die ihrer Familie nicht zum ersten Mal den letzten Nerv raubte.
Vaters trockener Humor und die Tatsache, dass zumindest der Hauch

einer Chance bestand, dass die Angelegenheit rasch aus der Welt geschafft werden konnte, rettete den Abend allerdings.
Auch Agnes‘ Kochkünste und drei Flaschen Rotwein trugen erheblich dazu bei.
Als sie sich in der späten Nacht verabschiedeten, konnte man zwar nicht von einer gelösten Stimmung sprechen, aber alle Anwesenden hatten sich spürbar entspannt.
Marcel blieb noch bei Agnes.

Sie trugen gemeinsam das Geschirr in die Küche und kümmerten sich um den groben Abwasch. Dann saßen sie gemeinsam auf dem Sofa und Agnes kuschelte sich an ihn.
„Sag mal“, begann Marcel, während er ihr durchs Haar streichelte.

„Was sind das denn genau für Hausaufgaben auf deinem Notebook?“

„Oh Mann!“ Agnes klang sofort gereizt. „Ich habe jetzt eigentlich keine Lust mehr, über meine Arbeit zu sprechen.“
„Ach, na komm schon …“ Marcel grinste. „Vielleicht hast Du dann

nächstes Jahr mehr Geld und kannst mir mal was Anderes außer

Norwegersocken kaufen.“

„Hey, du Blödmann!“, rief Agnes mit gespielter Empörung und knuffte ihn in die Rippen.
„Im Ernst“, wiederholte Marcel seine Frage. „Worum geht es, was kostet der ganze Spaß und was springt im Endeffekt dabei heraus?“
„Das ist ein Projekt, das über drei Jahre geht“, erklärte Agnes und erläuterte die Projektidee. „Ist eigentlich ein Goldesel. Du steckst rund 250.000 Euro rein und kannst in den ersten beiden Jahren drei bis vier Millionen herausholen.“
„Und was passiert mit diesem Projekt, wenn Euer Chef wirklich der

Killer war und in den Knast wandert?“, hakte Marcel nach.

„Hmmm …“, Agnes zuckte mit den Schultern. „Dann wird es sich sehr wahrscheinlich mit einem lauten Knall in ein rosarotes Wölkchen auflösen.“
„Zweihundertfünfzig Riesen?“ Marcel sah sie fragend an.

„In etwa.“

„Und wie sicher ist die Sache?“

„Mit den Geschäftskontakten der Firma ist das eine Lizenz zum Geld drucken“, fasst Agnes zusammen.
„Kannst du diese Kontakte auch nutzen?“

„Klar. Die kennen mich alle persönlich“, entgegnete Agnes. „Ein wenig aufbrezeln, tiefes Dekolleté und die fressen mir aus der Hand.“
Dann blickte sie ihn beunruhigt an.

„Worauf willst du eigentlich hinaus?“, wollte sie wissen. Ehe Marcel antworten konnte, klingelte das Telefon.
Fluchend erhob sich Agnes und ging zum Apparat. Wahrscheinlich war

es Mutter, die ihr mitteilen wollte, dass sie wohlbehalten zu Hause angekommen waren.
Doch es war Rösner.

Marcel beobachtete, wie sich ihre Miene zunächst verfinsterte, dann aufhellte um sich sogleich wieder zu verfinstern.
Als sie noch wörtlich fragte, ob man sie mit ihrem Chef mal eine

Stunde alleine in einen Raum sperren könne und sie dazu lediglich um einen Baseball-Schläger bat, ahnte Marcel bereits leicht belustigt, worum es bei dem Gespräch ging.
Abschließend bedankte sie sich artig und legte auf.

„Es war die Polizei“, erklärte sie. „Die haben meinen Chef verhaftet und er hat auch schon gestanden. Ich kann also gleich nach den Feiertagen zum Arbeitsamt. Die haben mich zwar gelobt und mir gesagt, dass ich als Zeugin eine gute Polizeiarbeit geleistet hätte, aber das hilft mir jetzt herzlich wenig.“
„Komm wieder zu mir“, bat Marcel, der immer noch auf dem Sofa saß und breitete einladend seine Arme aus.
Mangels Alternativen folgte sie seiner Einladung und kuschelte sich wieder an ihn.
„Ich habe einige Reserven“, erklärte er ihr schließlich, während er ihr wieder durchs Haar strich. „Ich denke mal, die zweihundertfünfzigtausend Euro krieg ich zusammen. Ein Ton von dir und wir ziehen das Projekt gemeinsam auf.“
Agnes fuhr hoch und starrte ihn grenzenlos verblüfft an. Marcel grinste.
Dann küsste er sie.

„Frohe Weihnachten“, fügte er noch hinzu.


ENDE
Window nº 5
5-12-2021
5
Noch ein Ausmalbild von Galax Acheronian aus dem Buch: https://www.moko-verlag.de/schuette,-johannes--die-abenteuer-des-julius-grosztat.php

Mutter Louise
Window nº 6
6-12-2021
6
Einen wundervollen Nikolaustag
wünscht der MoKo-Verlag
Window nº 7
7-12-2021
7
Honig-Nuss-Taler nach Wurzele Art
Zutaten
280 g
Haselnüsse, gemahlene
100 g
Rohrzucker, brauner

Eiweiß
1 Prise(n)
Salz
3 EL
Honig
50 g
Haselnüsse, gemahlene, zum Formen
 n. B.
Marmelade, Sorte nach Belieben
1 Pck.
Kuvertüre, Vollmilch-
100 g
Marzipan
 
Puderzucker

Zubereitung
Arbeitszeit: ca. 45 Min. / Koch-/Backzeit: ca. 12 Min. Ruhezeit: ca. 5 Min. / Schwierigkeitsgrad: normal /Kalorien p. P.: keine Angabe
Die Haselnüsse werden mit dem Zucker vermischt und eine Prise Salz hinzugefügt. Den Honig und die beiden Eiweiße dazugeben. Zu einem Teig kneten und kurz ruhen lassen.

Aus dem Teig Taler formen, Haselnüsse zu Hilfe nehmen, damit der Teig nicht an den Fingern kleben bleibt. Backrohr auf 200 Grad vorheizen. Die Taler auf ein Blech mit Backpapier legen und ca. 10-12 Minuten backen, dann auskühlen lassen.

Zucker auf die Arbeitsfläche streuen, das Marzipan ausrollen und Scheiben ausstechen, die etwa so groß sind wie die Taler. Die Taler mit Marmelade bestreichen, eine Marzipanscheibe darauflegen und die Kuvertüre zum Schmelzen bringen. Nun die Taler damit überziehen, dann trocknen lassen.

Illustration: Wiebke Worm
Das Buch: https://www.moko-verlag.de/kohler,-markus--die-abenteuer-vom-groszen-zwerg-wurzele.php
Window nº 8
8-12-2021
8
https://youtu.be/BX2H0kp2Q7g

Eine Aushilfe für die Goldmarie

von Markus Kohler

gelesen von Renate A. Becker

Das Buch: https://www.moko-verlag.de/kohler,-markus--sandkoerner---gedankenspiele.php
Window nº 9
9-12-2021
9
Die ersten drei Interessenten, die sich über das Kontaktformular bei dem Teammanager Heinz Carrie melden, erhalten als Dankeschön einen der begehrten Orangenschäler und Schlüsselanhänger von Tupperware.

https://www.tupperware.de/shop/de-de?partymanager-HEINZCARRIE
Window nº 10
10-12-2021
10
Ausmalbild von Galax Acheronian

Junior Felse

aus dem Buch: https://www.moko-verlag.de/schuette,-johannes--die-abenteuer-des-julius-grosztat.php
Window nº 11
11-12-2021
11
LESEPROBE

aus dem Buch:https://www.moko-verlag.de/hautnah.php

von Marina Ocean

Kirschrote Sünde

Noch einmal reibe ich mir über meine Stirn und beende meinen Vortrag, läute für heute den Feierabend ein. Ich bin sicher, dass ich es auch keine weitere Minute mehr ausgehalten hätte. Meine Seminar-Teilnehmer geben sich zwar wirklich Mühe, saugen den Stoff auf, den ich ihnen erkläre, doch bei mir ist heute einfach die Luft raus. Mein Hirn fühlt sich an, als wäre es in Watte gepackt und ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Der Workshop hat mich heute definitiv geschlaucht!
Erleichtert sehe ich auf, beobachte meine Gruppe, wie einer nach dem anderen seine Tasche packt und aufsteht. Eilig greifen sie nach dem Seminar-Ordner auf dem Tisch, lächeln mir zu und verabschieden sich, bevor sie aus dem Raum verschwinden. Die Freude ist ihnen anzusehen, dass sie jetzt raus an die frische Luft kommen. Einige werden nicht nur Sauerstoff tanken, sondern dabei auch ihrer Abhängigkeit nachkommen. Nach dem harten Seminartag suchten sie jetzt wahrscheinlich gleich drei Kippen hintereinander weg.
Auch ich erhebe mich nun und stecke Stifte und Folien in meine Tasche ein, anschließend schalte ich den Beamer aus und klappe meinen Laptop zu. Freundlicherweise zieht eine Teilnehmerin die Jalousien hoch und öffnet zwei Fenster. Ich nicke ihr dafür dankbar zu, denn die Luft im Raum ist bei so vielen, rauchenden Köpfen inzwischen mehr als abgestanden. Allerdings ist es draußen immer noch so heiß, dass keine wirkliche Abkühlung in den Seminarraum hineinkommt. Das ist ebenfalls ein Grund, weshalb wir die Fenster über den Tag auch kaum aufgemacht haben. Die Hitze dieses Sommers ist so langsam für alle wirklich unerträglich.
Als auch die letzten Teilnehmer den Raum verlassen haben, vergrabe ich meine Hände in meinen Hosentaschen und schlendere zum Fenster hinüber. Auch ich fülle meine Lungen mit dem wohltuenden Sauerstoff und fühle, wie mein Kopf sich dabei etwas klärt. Warm strömt die Abendluft an mir vorbei in den Raum und die Anspannung des heutigen Tages fällt von mir ab. Inzwischen sind diese Seminare zur Routine für mich geworden. Sie sind mein tägliches Brot und ich werde fürstlich dafür bezahlt, in diversen Großkonzernen die Mitarbeiter zu schulen. Allerdings hat es auch seine Schattenseiten in diesem Bereich tätig zu sein. Ich bin die ganze Woche auf Reisen, muss nach jedem Seminar eine neue Unterkunft beziehen und würde mir manchmal wünschen, einfach nur in meine eigenen vier Wände heimkommen zu dürfen. Abwesend lasse ich meinen Blick über die Aussicht schweifen. Nichts als graue Betonbauten und eine angrenzende, triste Stadt. Das ist das, was ich jeden Tag sehe und natürlich steht die Luft zwischen diesen ganzen Plattenbauten noch mehr. Dicht bebaute Innenstädte oder Business-Viertel mit hochkarätigen Firmenzentralen. Jeden Tag fühle ich mich in diesen Gebäuden richtig bedrückt, ein erfülltes Leben sieht sicher anders aus. Daran kann auch mein sauteurer Sportwagen, den ich mir dank des guten Gehalts leisten kann, nichts ändern. Je mehr ich in meine Gedankenspirale abdrifte, desto klarer wird mir, dass mich jetzt wieder einmal nur mein leeres Hotelzimmer erwartet. Doch so gerne ich das auch ändern würde, ich muss mich damit abfinden. Seufzend nehme ich einen weiteren tiefen Atemzug, dann schließe ich die Fenster, greife meine Sachen und mache mich auf den Weg in die Tiefgarage.
Der Weg zu meinem Hotel dauert nur wenige Minuten. Es ist ein echter Vorteil, dass alle Firmen immer Hotels in der näheren Umgebung buchen. Geld spielt dabei keine Rolle und ich werde einen Teufel tun und mich darüber beschweren. Nach einem Seminar habe ich es nämlich meist ziemlich eilig, aufs Zimmer zu kommen. Denn dort beginnt dann mein Abend, an dem ich tatsächlich zur Ruhe komme. Ein interessantes Buch und ein guter Whisky, mehr brauche ich normalerweise nicht. Das heute alles ganz anders kommen sollte, konnte ich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht ahnen.
So wie jeden Abend suche ich mir erst einmal einen Platz im Hotelrestaurant. Meine Tasche habe ich gleich im Auto gelassen, denn morgen benötige ich meine Unterlagen und den Laptop sowieso wieder. Daher muss ich den ganzen Kram jetzt nicht mit mir herumschleppen.
Am liebsten sind mir im Restaurant die Plätze in einer Ecke. Von hier aus hat man in der Regel einen guten Überblick über das Geschehen, ist selbst jedoch ungestört. Auch heute finde ich einen solchen Platz und lasse mich dort nieder. Mit dem Rücken zur Wand setze ich mich so, dass ich den vollen Raum gut einsehen kann.
Als nach einer Weile ein Kellner zu mir kommt, bestelle ich ein Rumpsteak medium mit Gemüse, Bratkartoffeln und Kräuterbutter. Außerdem ordere ich ein Glas Rotwein. Überrascht, dass alles so schnell ging, kann ich mich bereits zehn Minuten später über mein Essen hermachen, das wirklich außerordentlich lecker ist. Genüsslich lasse ich das Fleisch auf meiner Zunge zergehen und habe bereits wenig später aufgegessen.
Irgendwie ist mir aber heute noch nicht nach meinem einsamen Zimmer zumute, also bleibe ich noch einen Moment im Restaurant sitzen und beobachte die Leute um mich herum. Dabei fällt mein Blick auf eine dunkelhaarige Schönheit an der Bar. Ich muss zweimal hinsehen und blinzele ein paar Mal, weil ich es nicht glauben kann. Es mag sich abgedroschen anhören, aber so eine unfassbar schöne Frau sieht man tatsächlich selten.
Doch es ist nicht nur ihr Aussehen, das mich fasziniert. Irgendetwas hat sie an sich, das ich nicht genau benennen kann. Fieberhaft versuche ich zu ergründen, was genau mich so sehr an ihr anzieht. Ist es die Art, wie sie ihre Augen niederschlägt, sich ihre Haare von der Schulter streicht oder wie sie grazil ihre Beine übereinanderlegt? Ich weiß es nicht. Vermutlich ist es ein Mix aus allem, denn ihre Ausstrahlung und die Art und Weise, wie sie sich anmutig auf dem Barhocker bewegt, ist schlicht bezaubernd. Sie trägt ein schwarzes, langes Abendkleid und ihre langen, braunen Haare fallen ihr in seichten, glänzenden Wellen über ihre Schultern und ihren Rücken. Würde sie sich nicht bewegen, könnte man sie glatt für eine Statue oder ein Gemälde halten, denn sie ist einfach zu perfekt.
Eine ganze Weile starre ich sie an und verfolge jede ihrer Bewegungen. Zuerst sieht sie ein paar Mal auf die Uhr, dann greift sie nach ihrem Getränk vor ihr, das mir erst jetzt auffällt. Ein Martini-Glas mit einer klaren Flüssigkeit darin. Schwer einzuschätzen, was sie da gerade trinkt, doch aufgrund der dunklen Kirsche, die sich in ihrem Glas befindet, schließe ich auf irgendeine Art Liqueur.
Natürlich könnte ich den Kellner danach fragen und ihr noch einmal den gleichen Drink spendieren, doch von solchen Maschen halte ich persönlich nicht viel. Außerdem habe ich schlichtweg keinen Grund, eine Frau anzugraben, denn zu Hause wartet Jeanette auf mich, die ich vermutlich bald heiraten werde. Irgendwann muss ich ihr mal einen Antrag machen und unsere Familien sind der Meinung, dass der Zeitpunkt nach nunmehr acht Jahren, die wir bereits zusammen sind, mehr als angebracht ist. Trotzdem habe ich es bisher noch nicht getan. Ich kann es nicht erklären, aber irgendetwas hält mich davon ab. Fakt ist jedoch, dass ich daher einen Teufel tun werde, mir hier eine Frau für eine Nacht zu suchen, auch wenn ich unter der Woche alleine in diversen Hotelzimmern schlafen muss.
Window nº 12
12-12-2021
12
GEWINNSPIEL

Nennt Euren Lieblingstitel aus dem MoKo-Verlagsprogramm. Die ersten drei Teilnehmer erhalten eine Überraschungspäckchen mit Goodies aus dem MoKo-Verlag.

https://www.moko-verlag.de/moko-verlagsprogramm.html

Antwort bitte an kontakt@moko-verlag.de
Window nº 13
13-12-2021
13
KOSTENLOSE DOWNLOADS

zur

Horror-Serie "Emily Pitkin" von Michael Derbort

https://emily-pitkin.de/downloads.html
Window nº 14
14-12-2021
14
In 10 Tagen ist Weihnachten - lasst es bis dahin ruhig und stressfrei angehen.

Euer Markus vom MoKo-Verlag

Fantasy-Bücher gibt es hier:
https://www.moko-verlag.de/moko-verlagsprogramm.html
Window nº 15
15-12-2021
15
Einmalig - nur heute - die Weihnachtsgeschichte von Marlies Hanelt "Zimtsterne und Schneegestöber"

Fantasien besitzen riesige Flügel, mit denen sie ganz weit weg fliegen können. Oft finden sie gar kein Ende - verschwinden in eine andere Welt, ohne wiederzukehren. Aber manchmal wollen sie sich auch mit der Wirklichkeit verbinden, damit wir diese nicht völlig aus dem Blickfeld verlieren. Für bestimmte Kinder ist es sogar sehr wichtig, falls sich die wirklichen Ereignisse im Leben, für sie nicht zum Positiven gewendet haben. Eben solange in eine Fantasiewelt fliehen, um hernach aus ihr wieder erfrischt auftauchen zu können. Denn alles kann letztendlich nur gut werden, wenn man es richtig angeht. Genau so ist es auch dem kleinen siebenjährigen Maik passiert, als er …
***
… mit seinem Vater Holger Svensson zum Weihnachtsmarkt in Broderingen durch den frisch gefallenen Schnee stiefelt. Der befindet sich genau auf dem Marktplatz des fast winzig wirkenden Ortes. Mit hellerleuchten bunten Lichterketten sind alle Buden eingerahmt, die sich bereits vom späten einsetzenden, dunklen Nachmittagshimmel wunderbar abzeichnen und jene zauberhaft erscheinen lassen - so als wären sie kaum vorhanden. Gaslaternchen hängen von dem sie schützenden Holzdach jedes hölzernen Stands herab - geben dem Ganzen etwas Anheimelndes. Wirken wie ein Traum, der niemals enden sollte. Jedenfalls empfindet es Maik so, der schon immer mit sehr vielen Fantasien der Wirklichkeit zu entfliehen sucht. Da Mutter Svensson vor zwei Wochen an einer unheilbaren Krankheit verstorben ist und zwar genau an Maiks Geburtstag, möchte Väterchen Holger seinen Sohn ablenken, damit er auf andere Gedanken kommt. Wird Papa Svensson es mit diesem Weihnachtsmarktbesuch schaffen oder geht Maik andere fantasievolle Wege? Immer noch rieseln Schneeflocken, Sternen gleich, vom Himmel. Scheinen in der kalten Luft stillzustehen. So, als wollten sie sich vor Maiks Gesichtchen mit all´ ihrer Herrlichkeit zeigen - ihm zu verstehen geben, dass man
Traurigkeit durchaus überwinden kann. Es duftet herrlich nach Zimtplätzchen, Zuckerwatte, kandierten Äpfeln und kross gebratenen Würstchen. An einer der wenigen Buden bereitet man dünne Eierkuchen vor, die mit Pflaumenmus, Nuss-Nougat-Creme oder Kirschmarmelade gefüllt sind. Glühwein- als auch Kaffeearomen ziehen durch den weihnachtlichen gestalteten Marktplatz, auf dem sich bereits dickeingemummelte Menschen tummeln - vor der ein oder anderen Bude fast die Beine in den Bauch stehen. Lausige Kälte lässt ihren heißen Atem wie einen Nebelhauch wirken, der zum düsteren Himmel schwebt und sich auflöst. »Schau mal, Papi!«, ruft Maik begeistert. Deutet auf einen alten Herrn mit Weihnachtsmannverkleidung, der seinem Leierkasten eine Melodie entlockt und ständig dabei die Kurbel dreht. Stille Nacht, heilige Nacht. Neben ihm hockt sein getreuer Wegbegleiter auf vier Hundebeinen, winselt und jault dazu im Takt. »Ja, Maik - ich sehe ihn. Weißt du was, wir zwei Hübschen gesellen uns einfach dazu, und ich werde dir eine Geschichte erzählen. Von einem Land, das sich Aurum nennt. Das bedeutet ›Gold‹. Nur hier gibt es goldene Zimtsterne und leuchtendes, goldenes Schneegestöber. Warum dieses so ist, wirst du am Ende bestimmt verstehen, mein Sohn.« Vater Holger nimmt seinen Maik in die schützenden Arme, streichelt über sein strohblondes Haar und lächelt. Gibt ihm zu verstehen, dass er sich bei Väterchen Svensson immer sicher und aufgehoben fühlen kann. Der Leierkastenweihnachtsmann spielt immer noch dasselbe Lied, während Vater Holger die goldene Geschichte zu erzählen beginnt. Maik ihm andächtig, mit durchsichtigen Kullertränchen in den Augen, zuhört. Seinen Sohn in eine andere Welt mitnimmt, damit er sich wieder wohl fühlt und Spaß am Leben hat. ***
Aurum, das Land der goldenen Träume und Fantasien
In Aurum, das man nirgendwo auf der Landkarte findet - da es nur in den Köpfen von Kindern herum spukt, hält der Winter Einzug. Hier leben recht merkwürdige, unterschiedliche aussehende Wesen - wie Trolle, Zwerge und Kobolde als auch eine lustige, herzige Hexe, die nicht wirklich mehr zaubern
kann. Sie hat es einfach vor langer Zeit verlernt, denn das goldene Buch mit den Zaubersprüchen darin, gibt es nicht mehr. Durch ihre Schusseligkeit, als auch dem hohen Alter von 200 Jahren geschuldet, könnte sie es sonst wo liegengelassen haben. Dumm ist zudem, dass sich die Hexe Aurumana nicht mehr erinnern kann, an welcher Örtlichkeit. Vielleicht ist es von der einzigen goldenen Holzbank, direkt in den goldenen Zauberteich gefallen - liegt nun auf dem sandigen Grund, der ebenfalls golden schimmert? Darum erzählt sie - und so soll es auch sein - den lieben langen Tag nur Witze, über die alle Bewohner herzhaft lachen können. Obwohl Aurumana das Liebste verloren hat, was ihr als Hexe wichtig und heilig gewesen ist, zaubert sie eben auf eine andere Weise - nämlich mit lustigen, herzigen Worten, anstatt eintönigen Zaubersprüchen. Niemand in Aurum konnte diesem seltsamen Zaubergefasel etwas abgewinnen, da es einfach als unverständlich herumgekommen ist. Jedoch ist Aurum erst aufgrund dieser Zaubersprüche so entstanden, wie es sich heute darstellt - eben goldig und unverkennbar. Wie sollte es ab jetzt golden weitergehen, wenn doch das Buch des glänzenden Zaubers nicht aufzufinden ist? Denn der Kobold Edlobok wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich goldene Zimtsterne mit goldenem Schneegestöber und Glitzerüberzug, in dieser kalten Jahreszeit genießen zu dürfen. Sie sollten allerdings nach Vanille und Schokolade schmecken. Eventuell käme noch Erdbeer- oder Kirscharoma infrage.
Eigentlich gibt es nur zwei Jahreszeiten in Aurum. Den heißen Sommer und den darauffolgenden knasterkalten Winter. Fast übergangslos ändern sich die Temperaturen von Plusgraden auf Minusgraden, was den Einwohnern nicht wirklich etwas ausmacht. Sie besitzen noch nicht einmal ansatzweise Kleidung zum Wechseln, denn jene passende Wärme erzeugen sie aus ihrem Inneren kommend und mit wohligen Gedanken, die zudem automatisch und stufenlos geregelt werden können. Märchenwesen mit Fantasien sind eben etwas ganz Besonderes. …
***
Vater Holger unterbricht kurz seine Erzählung, blickt in das Gesicht seines Sohnes Maik. Kann in diesem genau ablesen, wie er sich fühlt und die Geschichte bis hierhin angenommen hat. Er lächelt zufrieden und fährt fort,
während der rieselnde Schnee eine andere Farbe anzunehmen scheint. Selbst der Leierkastenweihnachtsmann, die Buden und der ganze Marktplatz, wollen sich passend zur stimmungsvollen Situation einfärben. Etwas darstellen, was nicht wirklich vorhanden ist. Goldene Träume nehmen uns oft gewisse Ängste, und das ist auch gut so. ***
… Es ist mal wieder so weit. Die Hexe Aurumana steht vor der versammelten Rasselbande von Kobolden, Zwergen und Trollen. Erzählt urkomische Witze, so dass sich ihre prallen Bäuche ständig auf und ab bewegen. Wie Gummibälle auf und nieder hüpfen, da sie heftig Lachen müssen. Eigentlich möchte sie liebend gerne wieder zaubern. Und zwar goldene Tannenbäume, Wege und eben alles, damit Aurum weiter wächst und auch so bestehen bleibt. Aber das goldige Zauberbuch ist und bleibt unauffindbar. Jedenfalls noch.
In diesem Moment meldet sich Edlobok und fällt der Hexe ins Wort, weil er von Witzen die Nase gestrichen voll hat. »Bitte, liebe Aurumana«, beginnt der Kobold wie ein Frosch zu quaken. Immer dann, wenn er aufgeregt und gleichzeitig böse wird. »Zaubere mir wenigstens meine heißgeliebten güldenen Zimtsterne mit Schneegestöber. Egal, sie dürfen nach allem Möglichen schmecken – sollten nur einen glitzernden Überzug haben. Hast Du denn wirklich alle Zaubersprüche vergessen?!«, schreit Edlobok, kann sich kaum zurückhalten. Aurumana wirkt traurig und spricht mit Tränen in den Augen. »Herziger Edlobok – würde ich ja, aber ich bin schon uralt, brauche eben mein Zauberbuch, ohne das es nicht mehr wirklich weiter geht. Aber ihr Bewohner von Aurum könnt mir helfen. Sucht gemeinsam nach meinem Buch mit den Zaubersprüchen.«
Alle anwesenden Kobolde, Trolle und Zwerge nicken bejahend mit ihren Köpfen und sind ganz bei der Sache. In Aurum ist es nun einmal so, dass jeder, jeden hilft. Mit dem, was er am besten kann. Denn nur gemeinsam sind die hier lebenden Wesen stark und überwinden alle Schwierigkeiten.
»Ihr wisst doch, Aurum ist nicht wirklich groß, eher winzig - also seid ihr
bestimmt in der Lage, das goldene Buch auch zu finden«, erklärt Aurumana mit leiser Stimme. Ist sich total sicher, dass jenes Buch bald auftauchen wird. »Meine Augen können nicht mehr richtig erkennen, und darum benötige ich eure Hilfe«, endet die Hexe und setzt sich in ihren Zaubersessel, der und wen wundert es, auch golden ist. ´Vielleicht zaubere ich mir später dann eine Brille aus Gold, damit das mit dem schlechten Sehen endlich aufhört?‘, fragt sie sich in Gedanken und schläft übermüdet ein.
In diesem Moment der Stille, vernimmt man noch nicht einmal das Atmen der lustigen Gesellen. Eher die Geräusche ihrer pochenden Herzen - denn sie überlegen angestrengt, wo sie zuerst mit der Suche beginnen sollen. Plötzlich meldet sich der Kleinste von allen, streckt seine rechte Hand wie ein Erstklässler in die Luft und schnippt pausenlos wild mit den Fingern herum. Er zählt zur Familie der außergewöhnlichen Märchen-Fruchtgummis, die man überwiegend auch als Kaubonbons kennt. Hört auf den witzigen, aber dennoch logischen Namen Eztar Lemmuf. Trägt auf dem Kopf eine goldene Zipfelmütze, die lustig hin und her wippt. Sein Körper schaut aus wie ein Ratzefummel, der zum Radieren benutzt wird, wenn man etwas auf dem Papier löschen möchte. Irgendwie ist er froh darüber, keinesfalls der Familie von Gartenzwergen anzugehören, denn diese sind noch nicht einmal ansatzweise so klug wie die Ratzefummel. Zudem stehen sie nur stocksteif in Gärten herum – haben eine Brille auf dem Nasenrücken, tragen oft eine Laterne in Händen oder rauchen Pfeife. Solltet ihr mal einen Laubenpieperzwerg finden, der ein Buch in Händen hält, ist das eher Zufall; als denn Gang und Gäbe. Mehr ist ihnen leider nicht möglich, da es die Menschen so wollen. Wie langweilig wirken sie gegenüber den Ratzefummeln, jene sich sogar in alle Richtungen verbiegen können; eben jeder Situation angepasst.
»Ich hätte eine Idee!«, schreit Eztar lauthals in die Menge der Aurum-Wesen. »Aurumana schläft, und das sollten wir nutzen, um ihr Zauberbuch zu finden«, erteilt er die klare Ansage. »Edlobok und die anderen Kobolde suchen am See, wo sie sich zuletzt aufgehalten hat. Ich und die Ratzefummel-Zwergen-Bande durchforsten das restliche Gebiet von Aurum. Verdammt! So schwer kann das doch wohl nicht sein, oder?« Alle Aurum-Wesen klatschen Beifall und sind sich einig, dass Eztar weiterhin das Führungsruder haben sollte, da er der Klügste ist.

Wo steckt das goldene Zauberbuch?
Verwegenen Blickes begeben sich Edlobok und die Kobolde zum See, der sich vor ihren Augen wie ein goldenes Tuch spannt, das man gebügelt hat. Währenddessen hüpft die Ratzefummel-Meute durch Aurum – auf der Suche nach dem goldenen Zauberbuch. In ihren Gummiköpfen schwebt jene Hoffnung, damit das auch klappt. Zeit, die man nicht wirklich messen kann, vergeht. Edlobok und alle Kobolde stehen vor ihrem Lieblingsteich. Da es nur diesen gibt, haben sie ihn sozusagen in ihre großen Herzen geschlossen. Jetzt stehen sie in dieser Eiseskälte stocksteif da und wirken wie starre Zinnsoldaten. Selbst die in ihren Körpern pausenlose erzeugende Wärme, kann der klirrenden Kälte kaum noch etwas entgegensetzen. Davon unbeeindruckt, beginnen sie die Suche – jeder einzelne von ihnen. Edlobok schaut unter, über als auch hinter der goldenen Sitzbank nach. Kann jedoch nichts sichten. Ein anderer Kobold mit Namen Bokold, taucht in das goldene Reich des Gewässers ein, was ihm sichtlich Vergnügen bereitet. Unschwer am Glucksen und Prusten zu hören, während Blubber- Blasen wie Seifenschaum aus dem Wasser aufsteigen. Leider begegnet er hier nur Goldfischen, die stumm zu sein scheinen. Öffnen ihre wulstigen Fischmäuler, aus denen man kein einziges Wort vernimmt. Sie unterhalten sich eben auf ihre Weise, die lautlos von statten geht. Kein goldenes Zauberbuch weit und breit. Also steigt Bokold unverrichteter Dinge aus dem goldenen Nass, nicht ohne sich vorab kurz umzudrehen und den Goldfischen einen winkenden Gruß zu hinterlassen. Völlig erschöpft lässt er sich auf den goldenen Boden plumpsen, der vor Goldglitter regelrecht funkelt. Wischt die goldenen Wassertropfen vom Körper und atmet erst einmal erleichtert auf. »Wie ich sehe, hast du auch nix gefunden, holder Bokold«, spricht Edlobok und wirkt etwas bedrückt. Mampft vor lauter Frust fortwährend goldene Einhorn-Pilze, die auf diesem Boden gut gedeihen. Kaut drauf herum, als wären sie aus Gummi. Aber das täuscht, da nur ihre Haut etwas zäh ist. Das Innere besteht aus saftigen Kapseln, die durch das Kauen platzen und eine süßliche Flüssigkeit freisetzen; darum das Leckerli der
Aurum-Wesen schlechthin darstellt.
»Verdammt, Edlobok!», regt sich Bokold auf – schreit ihn an. »Wenn das so mit dir weiter geht, wirst du bald explodieren. Siehst jetzt schon wie eine Kugel aus, die man wegrollen könnte!« »Macht nix«, entgegnet Edlobok mit einem flapsigen Unterton und mampft in aller Seelenruhe weiter seine Lieblingsspeise, die man in Aurum mithin auch Murua-Ezlip nennt. »Kann ja abnehmen, wenn mir danach ist. Aber im Moment werde ich damit erst gar nicht beginnen; vielleicht etwas später.« Plötzlich vernimmt Bokold ein Geräusch, das sich wie Niesen anhört und horcht auf. »Hörst du das?«, fragt er mit großen Augen und aufgestellten Ohren seinen Freund Edlobok. Der ist jedoch weiterhin damit beschäftigt, einen nach dem anderen Einhorn- Pilz aus der goldenen Flittererde zu reißen und in den Mund zu stecken. Antwortet darum erst einige Sekunden später, wobei er mit vollgestopftem Mund nuschelt und kaum zu verstehen ist. »Ja, iff haffe daff gehöfft und höffe eff immer noff«, versucht er sich Gehör zu verschaffen und spuckt halbdurchgekaute Pilze direkt auf Bokolds Gesichtshaut. Jetzt schaut er wie ein Streuselkuchen aus und wird mächtig böse. »Lasse es gut sein, Du alter Spucknapf!«, tönt Bokold lauthals und winkt ab. »Von irgendwoher muss doch das ohrenbetäubende Niesen kommen!«, redet er weiter.
Blickt zunächst in die eine und dann in die andere Richtung. Dorthin, wo niedrige Büsche den Gold-Teich umringen – an deren feine Verästelungen goldene Blätter hängen. Erinnern an eine Riege Kinder, die sich untereinander festhalten und lustig im Kreis drehen.
Hinter einem dieser Büsche hockt der Troll Krölle Bölle und versucht aus dem Zauberbuch die Sprüche zu lesen, obwohl er des Lesens nicht mächtig ist. Was für ein Kauderwelsch dabei herum kommt, kann man sich sicher denken. Das ist auch gut so, denn sonst würde Aurum nicht mehr golden, sondern eher silbrig oder gar in Bronzefarben daherkommen. Seine goldenen Wuschel- Haare lugen etwas über dem Busch hervor, wippen vergnüglich im Takt seines Gelächters mit. Vor lauter Jux und Tollerei über die verkehrten ausgesprochenen Wörter, muss er pausenlos abwechselnd Niesen und Lachen, was ihn logischerweise vor Bokolds Blicken und Gehör keinesfalls schützt.
Kobolde können nämlich sehr gut hören und sehen. Bokold schleicht sich gekonnt auf Zehenspitzen heran, da man das Knistern des goldenen Bodens unter seinen Plattfüßen eventuell vernehmen könnte. »Aha! Da haben wir ja den Übeltäter!«, raunt er. Greift nach Krölle Bölles Wuschelhaaren – zerrt heftig daran, so dass er sich nicht wehren kann. Hebt ihn hoch, befördert seinen leichten Körper über den Busch und lässt den immer noch grinsenden Kobold fallen. Jetzt liegt er samt Zauberbuch vor Bokold und amüsiert sich wie Bolle. »Schau mal einer an, hier steckst du also!«, ereifert sich Bokold. Erst jetzt bemerkt er das Buch in seinen knuffigen Händen, das er versucht krampfhaft festzuhalten. »Vor allem, was sehen meine entzündeten Augen? Wo hast du es her? Warum bist du nicht bei uns? Wir haben dich wirklich vermisst, liebster Krölle Bölle.«
»Ich … das ist … ich will doch nur … eben nur lesen«, stottert der lütte Troll mit dem drolligen Bauch, reibt sich die letzten Lachtränen aus seinen kullerrunden Äugelein und fängt sich – spricht wieder zusammenhängende Sätze. »Dieses seltsame Buch hat auf einem der Büsche gelegen und mich aufgefordert, darin zu blättern. Konnte nichts dagegen unternehmen. Zwar kann ich noch nicht wirklich lesen, aber das sollte man ja lernen können«, erklärt Krölle Bölle und beginnt erneut zu niesen. »Das verstehe ich. Aber dieses Buch gehört unserer Zauberhexe Aurumana – weißt du das denn nicht? Sie ist ohne dieses Zauberbuch keine wirkliche Hexe, und das macht sie unendlich traurig. Also werden wir beide jetzt zu ihr gehen, und du legst ihr das Liebste was sie hat, auf den Schoß. Wenn du sie ganz lieb bittest, zaubert sie dir bestimmt so viele Bücher, wie du nur willst«, fordert er Krölle Bölle auf. Legt seinen Arm um die schmalen Schultern des Trolls, während beide dorthin laufen, wo Aurumana immer noch in ihrem goldenen Sessel selig schläft und von Zauberbüchern träumt.
Unwillkürlich muss der witzige Troll schmunzeln, als er die Hexe erblickt. Wie sie da so zusammengekrümmt im Sessel hockt und den Mund leicht geöffnet hat, der teilweise nur einen gelben Stummelzahn entblößt. Schnarcht und scheint den goldenen Wald von Aurum absägen zu wollen. Aber wer schon 200 Jahre auf dem goldenen Buckel hat, sollte sich hierfür nicht schämen müssen. Krölle Bölle legt das goldene Zauberbuch behutsam in ihren Schoß und ist voller Hoffnung auf viele Bücher, die ihm Aurumana zaubern
wird.
Endlich erscheint auch Eztar Lemmuf mit den Ratzefummel-Jungs auf der goldigen Bildfläche. Die Bande wirkt kraftlos und ist frustriert, denn sie konnten das goldene Zauberbuch nicht finden. Einigen hängt darum die Zunge aus dem Mund, während andere sich den Schweiß von der gummiartigen Stirn wischen. Plötzlich erblickt Eztar besagtes Buch in Aurumanas Schoss und atmet erleichtert auf. Wer es gefunden hat und vor allem wie, spielt jetzt keine Rolle mehr, denn ab jetzt geht es endlich mit Aurum weiter bergauf. Die Aurum-Wesen lieben ihre Hexe Aurumana so abgöttisch, dass sie für die Ewigkeit solche komischen Zaubersprüche ertragen werden. Auch Witze erzählt sie zwischendurch. Immer dann, wenn ein Zauberspruch seine goldene Wirkung nicht verfehlt hat. Humorvolle Einlagen als auch die Zauberei werden ab heute in wundervoller Weise umgesetzt und kombiniert, da es der Hexe Aurumana so gefällt. Zudem bringt es den Bewohnern von Aurum eine herrliche Abwechslung, die sie jedes Mal mit lautem Applaus bekunden.
Aurumana erwacht endlich aus ihren Träumen. Reckt und streckt die morschen Glieder, so dass es knackt. Gähnt einige Male herzerfrischend, als würde sie nach Fliegen schnappen wollen.
Noch etwas müde blickt die zauberhafte Hexe auf ihr heißgeliebtes goldenes Zauberbuch, das in diesem Moment der Eintracht zu glänzen beginnt. Aus dem Buch der goldenen Träume fallen goldene Zimtsterne, während vom Aurum-Himmel goldiger Schnee rieselt, jener bald darauf den Boden bedeckt und glitzert. Der einsetzende kalte Wind hebt jede einzelne Flocke hoch – pustet und treibt diese vor sich her, so dass sie wild durcheinander tänzeln. Genau wie bei einem heftigen Schneegestöber. Somit wird Aurum weiter existieren. Eben solange - wie ihr bereit seid, Träume und Wünsche Wirklichkeit werden zu lassen. Sollte es eines Tages dieses Aurum dennoch nicht mehr geben, habt ihr einfach aufgehört, an Wunder zu glauben. Denn Wunder besitzen etwas Besonderes, da sie uns Kraft spenden; wenn sie geschehen.
***
Der Broderinger Marktplatz ist jetzt wie leergefegt. Selbst der Leierkasten spielende Weihnachtsmann hat es sich inzwischen in seiner mollig warmen Wohnung gemütlich gemacht. Neben ihm hockt sein getreuer Vierbeiner und schaut seinem Herrchen beim Verzehr von Zimtsternen zu. Währenddessen rieseln goldene Schneeflocken vom dunklen Himmel und bleiben kurz an den Fensterscheiben hängen; werden dann vom Wind hinfort getragen. Wer kann schon wissen, wohin. Vielleicht ins goldene Aurum?
Auch die Weihnachtsbuden sind geschlossen und wirken düster. Vater Holger hofft nun auf eine Reaktion seines Sohnes Maik, als er die lehrreiche Geschichte beendet hat. Der jedoch blickt sehnsüchtig zum Himmel und hofft auf ein Wunder. In diesem Moment der weihnachtlichen Stille, wispert ein Stimmchen in Maiks Ohr. »Du hast nur einen Wunsch frei, lieber Maik – also überlege gut«, säuselt die Hexe Aurumana. »Ich werde dir jeden Wunsch erfüllen, solange er goldig daherkommt«, flüstert sie weiter. Man würde sogar ein zärtliches Lächeln auf ihrem Gesicht erkennen, wäre sie hier an dieser Örtlichkeit. Denn immerhin ist es nur ihre Stimme, die Maik vernimmt.
Maik muss nicht lange überlegen und tut seinen innigen Wunsch mit zittrigem Stimmchen kund. Maiks stoßweiser Atem gefriert regelrecht in der eiskalten Luft, dem ein Hauch von Gold beigemengt zu sein scheint. »Ich wünsche mir … eine Mama mit goldenem Herzen, die mich über alles liebt. Genauso wie es meine verstorbene Mama getan hat. Sie schaut bestimmt vom Himmel herab und beschützt uns. Das weiß ich ganz genau.« Maik schließt die Augen und wartet. Ein Gefühl von Liebe und Geborgenheit strömt in sein kleines Herz, bis tief in seine kindliche Seele hinab – lässt es freudvoll tanzen.
»Mein lieber Maik«, meldet sich Aurumana. »Ich kann dir zwar nicht deine Mutter zurückgeben, aber dennoch ihre Gefühle, die sie für dich gehegt hat und immer haben wird. Somit wird sie für ewig bei dir sein. Wenn du das spürst, wirst du verstehen was ich meine.« Endlich ist Maik wieder glücklich - lehnt sich an Vater Holgers Brust und wispert, während sich leuchtender Glanz in seinen Kinderaugen zeigt. Strahlen heller und kräftiger, als die Wintersonne tagsüber. »Fröhliche Weihnachten, Papa. Ich habe dich ganz dolle lieb.«
Window nº 16
16-12-2021
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Aus Markus Bücherkiste gibt es DREI Krimikisten mit 15 Büchern (Taschenbuch und Hardcover) zu je 20,00€ inkl. Versandkosten.

Die ersten drei Teilnehmer, die auf kontakt@moko-verlag.de mit dem Vermerk "Krimikisten" antworten, erleben einen spannungsgeladenen Jahreswechsel.
Window nº 17
17-12-2021
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Das Buch mit alten Rezeptschätzchen gibt es hier:

https://www.moko-verlag.de/amper-kochbuch.php
Window nº 18
18-12-2021
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Herzliche Einladung:

Gesucht werden Kurzgeschichten (mind. 3 Normseiten, max. 10 Normseiten), Spiele für drinnen und draußen, Illustrationen, Ausmalbilder usw. Einfach alles, was Kindern bis 12 Jahren Spaß macht. Jeder angenommene Teilnehmer erhält ein kostenloses Belegexemplar und auf jede Buchbestellung 5 % Rabatt. Einsendeschluss ist der 28.02.22 um 20 Uhr. Bitte an markus-buecherkiste@gmx.de

https://www.facebook.com/events/1051119292308583
Window nº 19
19-12-2021
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Das Buch mit Leseprobe und Rezensionen gibt es hier:
https://www.moko-verlag.de/die-froschprinzen.php

Bastle dir dein Frosch-Lesezeichen

Kopiere die Schablone für das Lesezeichen und den Frosch (den 2x) auf einen festen Karton. Bemale beide Froschbilder (auf einer Seite) nach deinen Vorstellungen und auch das Rechteck (das kann zum Beispiel Gras sein, oder ein See mit Seerosen). Dann bestreichst due die nicht bemalten Stellen der Froschbilder mit Kleber, legst das Rechteck mit der Schmalseite mittig auf die klebrige Seite des Froschbildes und obenauf dann passgenau das zweite Froschbild. Drück die Bilder gut aufeinander und fertig ist dein Lesezeichen.
Window nº 20
20-12-2021
20
LESEPROBE

Astrid Leutholf
"Theophrastus Wundermacher - auch Wünschen will gelernt sein"

ERSTES KAPITEL

in dem es auch noch nicht gleich losgeht, weil jede Geschichte eine Vorgeschichte hat und in dem der Grundstein für folgenschwere Verwicklungen gelegt wird

Am Rande einer großen Stadt, in der es wohl mehr Fabrikschlote als Schornsteine auf den Dächern der Wohnhäuser gab, lag das Dorf Wünscherow. Es glich anderen Dörfern, hatte kleine bunte Häuschen, große Wiesen, einen Marktplatz und einen Dorfteich, in dem es sogar einige Fische gab. Die Menschen, die hier lebten, waren wie alle Menschen. Einige waren nett und freundlich, andere nahmen es mit Höflichkeit oder gar Hilfsbereitschaft weniger genau. Dennoch konnte man mit jedem halbwegs auskommen, wenn man seine kleinen Fehler und Schwächen kannte und sich darauf einstellte.

Und das taten die Wünscherower. Sie mochten weder Streit noch Feindseligkeiten, denn in einem so kleinen Dorf ist jeder schnell verwickelt in eine Auseinandersetzung, und ehe man es sich versieht, liegt das halbe Dorf in Fehde miteinander. Daran war keinem gelegen.

Einer der Bewohner von Wünscherow war August Meyer. Herr Meyer war ein netter alter Mann, der schon so lange in dem Dorf lebte, dass sogar ältere Wünscherower sich nicht daran erinnern konnten, dass es eine Zeit gegeben hätte, in der August Meyer nicht abends mit einer Pfeife im Mundwinkel und seinem Hund Harras an der Leine durch den Ort spaziert wäre.

Wie die meisten Bewohner des Dorfes hatte Herr Meyer ein Häuschen und einen Garten, in dem Birnbäume, Apfelbäume und Kirschbäume wuchsen. Dazwischen gab es Beete mit Radieschen, Petersilie, Mohrrüben und Kopfsalat. Alles in diesem Garten wirkte gepflegt und ordentlich.

Herr Meyer war sehr stolz auf seinen Garten und hätte ihn wohl für nichts in der Welt hergegeben. Ebenso wie an seinem Garten hing er auch an dem Dorf. Er war hier aufgewachsen, hatte eisige Winter und brütend heiße Sommer erlebt, kannte noch die Armut der Dorfbewohner, als das ganze Land im weiten Umkreis zum Gut des Grafen Protz gehört hatte.

August Meyer war von hier aus in einen Krieg gezogen, der nicht sein Krieg war und der ihm seinen Vater und seinen besten Freund Ole genommen hatte. Er hatte die endlosen Umsiedlertrecks gesehen und auf dem Friedhof hinter dem Dorf seine Frau Luise begraben. Doch all das war lange her. August Meyer war alt geworden. Für die Bewohner von Wünscherow war er schon fast so etwas wie ein Stück Dorfgeschichte.

Manchmal an milden Sommerabenden erzählte er von früher, und auch in die Schule hatte man ihn schon eingeladen. Da hatte er dann von seiner Kindheit als Stallbursche auf dem Gut berichtet. Hinterher hatten die Kinder dann einen Aufsatz über Herrn Meyer und den Gutshof geschrieben.

Samstags oder sonntags liebte Herr Meyer es, an den Dorfteich zum Angeln zu gehen. Abends unterhielt er sich oft mit den Kindern, wenn sie zu ihm kamen, ihm eine Puppe oder ihr Fahrrad brachten, die repariert werden mussten.


Danach ging er dann meist noch einmal durch seinen Garten und schaute, ob alles seine Ordnung hatte, ob die Hühner und Kaninchen versorgt waren und ob auch das Gartentor verschlossen war.

War alles wie es sein sollte, zog er sich zufrieden in sein Häuschen zurück, schloss die Fensterläden und zündete eine kleine alte Petroleumlampe an. Auf dem Regal an der Wand lag ein sehr altes und sehr dickes Märchenbuch. August Meyer setzte sich in seinen Lehnstuhl neben dem Regal, zündete sich seine Pfeife an, griff nach dem Märchenbuch und begann zu lesen.

Jeden Abend las Herr Meyer in dem alten Buch. Viele der Märchen hatte er schon so oft gelesen, dass er sie bereits auswendig kannte. Das waren seine Lieblingsmärchen, die er auch den Kindern gern erzählte.

Man könnte sich jetzt fragen, warum August Meyer die Märchen immer wieder las, da er sie ja alle kannte. Doch das hatte seinen besonderen Grund, und eben dieser Grund ist es, der zum Ausgangspunkt meiner – oder besser Herrn Meyers – Geschichte wird.

Aber erzählen wir der Reihe nach. Denn bis zu diesem Punkt kannte ich die Sache ja, ebenso wie die Bewohner von Wünscherow. Was es nun aber mit dem Märchenlesen von Herrn Meyer wirklich auf sich hatte, erfuhr ich bei meinem Besuch. Und nun … geht es wirklich los.






Window nº 21
21-12-2021
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Kurzweil zu und zwischen den Feiertagen gibt es hier zu entdecken:

https://www.moko-verlag.de/moko-verlagsprogramm.html
Window nº 22
22-12-2021
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GEWINNSPIEL

Die ersten drei Teilnehmer, die auf kontakt@moko-verlag.de mit dem Satz: "Ich liebe gebundene Bücher" antworten, erhalten das handgestickte Lesezeichen mit Holzsternchen.

Viel Glück!
Window nº 23
23-12-2021
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Der traurige Drache
Markus Kohler

Das Heulen hallte durch das Tal. Tiere und Menschen ließen von ihrem Tun ab und schauten Richtung Berg. Hier wohnte der Drache Mormed und er war ein sehr trauriger Drache. Der Grund dafür war, dass er so ganz aus seiner Art geschlagen war. Er konnte nicht richtig fliegen, weil ihm das niemand beigebracht hatte und seine Drachenhaut war nicht grün oder rot wie bei all den anderen Drachen. Mormeds Schuppenkleid schimmerte in einem zarten Rosa. Seine Eltern hatten ihn früh verlassen, als sie sahen welche Farbe ihr Nachwuchs trug und aus diesem Grunde hatte unser Drache eben auch nie richtig das Fliegen gelernt. Hätten die Tiere und Menschen aus dem Tal nicht Mitleid mit ihm gehabt wäre er sicherlich längst verhungert. So aber brachten sie dem Drachen einmal am Tag eine riesige Ladung mit Obst und Gemüse, welches Mormed so liebte. Und somit war er auch, was seine Fressgewohnheiten betrifft anders als alle seine anderen Verwandten, die sich von Fleisch ernährten.
Gerade hatte Mormed sein Antlitz in einer Pfütze erblickt, was ihm das Heulen und Jammern entlockte. Jasmine, die Bauerstochter zupfte ihren Bruder Hans am Ärmel. „Wir sollten ihm helfen. Doch wie?“ Ihr Bruder zuckte mit den Schultern, schaute aber weiterhin Richtung Berg. Plötzlich hatte er eine Idee. „Komm, Jasmine, lass uns Mormed besuchen gehen und ihn ein wenig aufheitern. Vielleicht fällt uns dann gemeinsam etwas ein, wie wir seine Traurigkeit besiegen können.“ Und so machten sich die beiden Kinder auf den Weg. Es dauerte nicht lange und sie standen vor der Drachenhöhle. Von Mormed war nichts zu sehen. „Wo ist er nur?“ fragte Jasmine besorgt. Sie schauten sich suchend um. Da entdeckten sie die Schwanzspitze des Drachen, der Rest war in dichtem Gestrüpp verborgen. „Mormed, Mormed“, riefen sie, „komm` heraus und spiel mit uns.“ Als Antwort bekamen sie nur ein erneutes Seufzen und Aufheulen zu hören. Schließlich brummte es aus dem Busch: „Ach, ach, niemand mag mich leiden. Wer hat auch schon jemals etwas von einem rosa Drachen gehört, der noch nicht mal fliegen kann. Buuuhuuu.“ Hans zog an der Drachenschwanzspitze und sagte energisch: „Aber das stimmt doch gar nicht. Alle im Tal mögen dich, deshalb bringen sie dir ja auch Futter.“ Rückwärts schob sich Mormed aus seinem Versteck. Er setzte sich aufrecht auf sein Hinterteil und betrachtete die beiden Kinder aufmerksam. Jasmine kraulte den Drachen hinter seinen Ohren, was diesem ausgesprochen gut gefiel. Ein Schnurren drang aus seiner Brust und aus seinen Nasenlöchern kringelten sich kleine Rauchwölkchen. „Mormed“, sagte sie dabei, „ich muss heute noch die Gänse nach Hause treiben. Da werde ich mal die Katrin fragen. Das ist die größte Gans und die tut sich immer als Anführerin hervor, ob sie dir nicht Flugunterricht geben kann.“ Die Mine des Drachen hellte sich auf und er nickte zustimmend mit seinem Kopf.
Schon wenige Stunden später waren Jasmine, Hans und die große Gans Katrin wieder bei Mormed angelangt. Katrin watschelte wichtigtuerisch vor dem Drachen auf und ab und gab gelegentlich ein „tztztz“ von sich. Schließlich wandte sie sich den Kindern zu: „Also gut. Ich werde es versuchen. Aber versprechen kann ich nichts.“ Alle waren zufrieden und die erste Flugstunde konnte beginnen. Natürlich landete Mormed mehrmals auf seiner Nase und musste sich dann die spöttischen Kommentare von Katrin anhören. Aber sein Eifer war geweckt und schon am nächsten Tag waren alle drei wieder bei dem Drachen um weiter mit ihm zu üben.
Schon nach einer Woche zog Mormed zusammen mit Katrin seine Kreise über das Tal und Jasmine und Hans klatschten begeistert in die Hände. Auch der Drache war längst nicht mehr so betrübt wie früher, und doch schien ihn etwas zu bedrücken. „Nun habe ich also das Fliegen gelernt“, sagte er als sie alle im Kreis saßen und sich Äpfel und Birnen schmecken ließen, „doch ich bin ja immer noch rosa.“ Seine Mundwinkel fingen an zu zittern, sicherlich würde gleich wieder sein lautes Geheul durch das Tal klingen. „Papperlapapp“, entgegnete Hans energisch. „Du bist rosa und das ist gut so. Von den anderen gibt es schon so viele. Sieh mal, du bist einfach einzigartig.“ Jasmine und Katrin nickten zustimmend.
Am folgenden Tag brachten die Kinder ein Schild mit hinauf auf den Berg. Es war eines der Ortsschilder, welches den Namen des Dorfes trug. Sie stellten sich vor Mormed auf und drehten das Schild so, dass er lesen konnte was darauf stand. „Steinbach“, las er, und „das Tal des rosa Drachen.“ Mormed stieß vor Freude Dampfwolken aus, dann wurde er ganz beschämt und seine Wangen röteten sich vor Aufregung. Zum Dank ließ er Jasmine und Hans auf seinen Rücken steigen und zusammen flogen sie eine große Runde über das Tal. Von nun hörten die Bewohner kein Klagegeheul mehr vom Berg, nur hin und wieder einen lauten Freudenschrei.

ENDE

aus dem Buch: https://www.moko-verlag.de/kohler,-markus--sandkoerner---gedankenspiele.php
Window nº 24
24-12-2021
24
GEWINNSPIEL

3 x wird das Taschenbuch "Margo die dreizehnte Fee" von Greta Arend verlost.

Frage:
An welches Märchen ist dieser wunderbare Fantasyroman angelehnt?

Antwort an:
kontakt@moko-verlag.de
bis zum 31.12.21

Klappentext:
Gerade als sich am Königshof Goslar endlich der heißersehnte Nachwuchs einstellt, dringt Fürst Odin mit seinen Kriegern in die Stadt ein. Er nimmt zwölf der Reichsfeen gefangen und zwingt König Alfons, Prinzessin Rosalinde mit seinem eigenen Sohn zu verloben. Nur Margo, der jüngsten der dreizehn Feen gelingt die Flucht. Zusammen mit dem äußerst lebhaften Zauberbuch Weisheit nutzt sie die Taufe der kleinen Prinzessin um ihre ältere Schwester zu befreien. Als gefährlichste Widersacherin dieser eingeschworenen Gemeinschaft stellt sich aber die alte Hexe Xara heraus. Ein Fantasyroman für Menschen ab 16

auch hier: https://www.moko-verlag.de/arend,-greta--margo-die-dreizehnte-fee.php

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