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Build your Advent Calendar
4 May 2024, the calendar is ended.
(Last window on 24 December 2020)
Begehbarer Adventskalender der kfd Dellbrück-Holweide
Window nº 11
Der allerkleinste Tannenbaum

Es war kurz vor Weihnachten. Ein kleiner bunter Vogel flog zum Fest in die Stadt. Da sah er auf einem Hügel einen kleinen Tannenbaum. „Gehst du nicht in die Stadt?“ fragte ihn der Vogel. „Nein“, sagte der Tannenbaum. „Ich bin zu klein für Weihnachten.“ Und er brach in Tränen aus. Der kleine Tannenbaum erinnerte sich, dass seine großen Brüder immer zu ihm sagten: „Wenn du nicht schneller wächst, wirst du nie ein rechter Weihnachtsbaum.“ 
Eines Tages wurden sie alle zum Weihnachtsfest in die Stadt abgeholt. Da freuten sie sich sehr und hoben stolz ihre schönen Äste. Nur der kleine Tannenbaum wurde stehengelassen. Er fühlte sich jetzt sehr einsam und schluchzte: „Ach, wenn ich doch größer wäre und bei meinen Brüdern in der Stadt sein dürfte!“ „Weißt du was?“ sagte der Vogel zum Tannenbaum. „Ich werde dir helfen. Ich fliege zu meinem Freund, dem Esel.“ Bald darauf kam ein Fuchs vorbei. Auch er lief zum Weihnachtsfest in die Stadt. „Gehst du nicht in die Stadt?“ fragte der Fuchs den Tannenbaum. „Nein, ich bin zu klein“, antwortete der Tannenbaum und musste wieder weinen. Der Fuchs hatte noch nie einen so kleinen Baum gesehen. Aber weil er nicht wusste, wie er ihm helfen sollte, lief er weiter. Inzwischen kam der Vogel mit seinem Freund, dem Esel, zurück. „Du hast mir nicht gesagt, dass der Weg so weit ist“, brummte der Esel. Er ärgerte sich, dass er so kurz vor Weihnachten nicht in der Stadt sein konnte. Er wollte doch nichts von dem schönen Fest versäumen. „Siehst du, jetzt sind wir da“, sagte der Vogel und zeigte mit dem Flügel auf den kleinen Tannenbaum. Der Esel musste sich bücken, um den winzigen Baum überhaupt zu sehen. Seine Augen waren vor Überra-schung weit geöffnet. Es war der kleinste Tannen¬baum, den er jemals gesehen hatte. „Wie geht es dir?“ fragte der Esel höflich. „Ach, wenn ich doch größer wäre“, schluchzte der kleine Tannenbaum. Dann wäre ich jetzt bei meinen Brüdern in der Stadt. Ich glaube, ich werde das Weihnachtsfest nie erleben!“ „Weine nicht!“ tröstete ihn der Esel. „Schau da drunten die Lichter in der Stadt! Dort stehen sie alle, die vielen Weihnachtsbäume, und werden schon mit Kerzen geschmückt. Deine Brüder sind auch dabei. In jeder Stube steht ein prächtiger Tannenbaum, und darunter werden morgen die Kinder ihre Geschenke auspacken. Dann werden sie alle die schönen Weihnachtslieder singen. Hör auf zu weinen, kleiner Tannenbaum! Vielleicht bist du nächstes Jahr dabei.“ Der Tannenbaum weinte aber schon nicht mehr. Die freundlichen Worte des Esels hatten ihn beruhigt. „Ja, vielleicht nächstes Jahr...“ murmelte er und schlief ein. Der Vogel und der Esel seufzten erleichtert, und auch sie schliefen ein. Sie hatten einen langen Tag hin¬ter sich und waren sehr müde. Und während sie schliefen, begann es leise zu schneien. Es kam der Morgen vor dem Heiligen Abend. Der Esel und der Vogel wischten sich die Schneeflocken aus den Augen. Überall um sie herum glänzte der Schnee in der Sonne, und auch der kleine Tannenbaum war ganz mit Schnee bedeckt. Er war jetzt der schönste Tannenbaum, den man sich denken konnte. Da begannen der Vogel und der Esel ihr liebstes Weihnachtslied zu singen.
Als die anderen Tiere den Gesang hörten, verließen sie ihre Verstecke im Wald und in den Wiesen und machten sich alle auf den Weg. Auch sie wollten dort sein, wo so schön gesungen wurde. Sie versammelten sich alle um den kleinen Tannenbaum auf dem Hügel und sangen mit dem Vogel und dem Esel. Inzwischen war es dunkel geworden. Die Sterne leuchteten vom Himmel herab auf den Schnee und den kleinen Tannenbaum. Er war jetzt der schönste Weihnachtsbaum auf der ganzen Welt.
Jetzt war der Heilige Abend da. Das Jesuskind lag in der Krippe. Maria und Joseph wachten neben ihm. Und auch die Tiere waren gekommen und fingen gleich zu singen an. Draußen auf dem Felde aber hörte der kleine Tannenbaum eine Stimme neben sich flüstern: „Du bist gar nicht zu klein für Weihnachten, lieber Tannenbaum, denn ich bin ebenso klein wie du.“ Es war das Jesuskind selber, das so zu ihm sprach. Da war der kleine Tannenbaum glücklich.
Als Weihnachten vorüber war, verabschiedete sich der Esel und lief heim in die Stadt. Er versprach dem Tannenbaum, zum nächsten Weihnachtsfest wieder¬zukommen. Der Vogel aber wollte bis zum Frühling bei dem kleinen Tannenbaum bleiben. Und der Tan¬nenbaum beklagte sich nie mehr darüber, dass er so klein war.

2016 Fenster und Text bei Fam. Rochel-Zwikirsch
Window nº 15
Sterne hat man gerne
Von den Sternen lernen,
was richtig wichtig ist –
gerade jetzt, in diesem Advent:
Nicht, dass jeder rennt,
die coolsten Geschäfte kennt,
die teuersten Geschenke schenkt
und eifrig schafft
bis tief in die Nacht.

Nein,
das kann es nicht sein!

Nicht schneller,
sondern heller
könntest du werden: gerne 
wie die Sterne
auch mal verweilen,
statt immer nur zu eilen;
stille stehen
und aufs Ganze sehen
und mutig deine Bahnen gehen.

Wer strahlt, kann Licht verbreiten
auch in dunklen Zeiten;
so verzauberst du die Nacht!
			Lisa Wortberg-Lepping

2016 Fenster und Text bei Fam. Büscher
Window nº 2
Die leere Krippe 

Es war die Zeit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Wie immer rannten wir hektisch umeinander, suchten zusammen, was dazugehörte, besorgten bergeweise, was uns fehlte und hatten kaum einmal Zeit für ein ruhiges Gespräch. Als alles geschmückt war, fiel uns auf, dass wir die alte Krippe nicht vom Dachboden geholt hatten. Tatsächlich: Wir hatten das Wichtigste vergessen. Erstaunt blickten wir uns an und erkannten, was dahintersteckte: In unserem Leben spielte die Krippe keine so große Rolle, wie wir dachten. Dabei hatten wir immer geglaubt, Gott sei längst bei uns angekommen. Er sei einer der Eckpfeiler unseres Lebens. Traurig sahen wir nun, dass diese Zeit lange vorbei war. Konnten wir das Ruder noch einmal herumreißen? Wir wussten es nicht, aber wir wollten es versuchen. Gemeinsam gingen wir an den Ort, an dem wir alles einlagerten, was unser Leben bestimmt hatte, als es die rechte Zeit dafür war. Und wir suchten lange unter den alten Fotos, dem Nippes, den Kleinigkeiten, die wir verwahrt hatten. Wir hielten all diese Dinge in den Händen und sprachen von den Zeiten, die an uns vorbeigerauscht waren. Redeten ohne Unterlass über das, was bis hierher unser gemeinsames Leben bestimmt hatte. Ganz tief unten fanden wir endlich den Stall, den wir im Augenblick dringender brauchten, als irgendetwas anderes. Wir bliesen den Staub fort und nahmen ihn mit in unser Leben hinein. Wir stellten ihn auf: Das Paar, das so weit gereist war, ins Zentrum. Daneben die Tiere, ohne die es im zugigen Stall hätte frieren müssen. Dann die Hirten, bis heute das Zeichen für die Zurückgelassenen dieser Welt und uns so ähnlich, und ihre Herde. Und hoch oben die Engel, die für das nötige Halleluja sorgen sollten, wenn unsere Stimmen versagten. Die winzige, mit altem Stroh gefüllte Krippe aber, die stellten wir vor die Tür des Stalls. Sie blieb noch leer. Schließlich waren wir in Erwartung dessen, der da zu uns kommen sollte. Damit er den Weg sicher fände, stellten wir eine Kerze daneben, die wir an den Abenden entzündeten, wenn wir uns vor den leeren Stall stellten und sehnsüchtig in den alten Futtertrog hineinblickten. Wir wussten: In diesem Jahr würde er kommen, denn wir hatten ihn zum ersten Mal schmerzlich vermisst. Und wir würden ihn willkommen heißen! 

2018 Fenster bei Fam. Werheit-Kolter - 
2017 Text am Pfarrzentrum St. Joseph
Window nº 10
Damit es Frieden in der Welt gibt,
müssen die Völker in Frieden leben.

Damit es Friede zwischen den Völkern gibt,
dürfen sich die Städte nicht gegeneinander erheben.

Damit es Frieden in den Städten gibt,
müssen sich die Nachbarn verstehen.

Damit es Frieden zwischen den Nachbarn gibt,
muss im eigenen Haus Frieden herrschen.

Damit im Haus Frieden herrscht,
muss man im eigenen Herzen Frieden finden.		

Laotse



Wenn wir Frieden schaffen wollen, dann müssen wir bei uns anfangen.
Geben wir uns diese Chance zum Frieden.
Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch.
Gebt einander ein Zeichen des Friedens!

2018 Fenster bei Fam. Ottersbach – Text bei Fam. Scherer
Window nº 23
Die Legende vom 4. König

Außer Caspar, Melchior und Balthasar war auch ein vierter König aus dem Morgenland aufgebrochen, um dem Stern zu folgen, der ihn zu dem göttlichen Kind führen sollte. Drei wertvolle rote Edelsteine hatte er zu sich gesteckt und mit den drei anderen Königen einen Treffpunkt vereinbart. Aber sein Reittier lahmte unterwegs. Er kam nur langsam voran, und als er bei der hohen Palme eintraf, war er allein. Nur eine kurze Botschaft, in den Stamm des Baumes eingeritzt, sagte ihm, dass die anderen ihn in Bethlehem erwarten würden. 

Er ritt weiter, ganz in seinen Wunschträumen versunken. Plötzlich entdeckte er am Wegrand ein Kind, bitterlich weinend und aus mehreren Wunden blutend. Voll Mitleid nahm er das Kind auf sein Pferd und ritt in das Dorf zurück, durch das er zuletzt gekommen war. Er fand eine Frau, die das Kind in Pflege nahm. Aus seinem Gürtel nahm er einen Edelstein und vermachte ihn dem Kind, damit sein Leben gesichert sei.
 
Doch dann ritt er weiter, seinen Freunden nach. Er fragte die Menschen nach dem Weg, denn den Stern hatte er verloren … Eines Tages erblickte er den Stern wieder, eilte ihm nach und wurde von ihm durch eine Stadt geführt. Ein Leichenzug begegnete ihm. Hinter dem Sarg schritt eine verzweifelte Frau mit ihren Kindern. Der vierte König sah sofort, dass nicht allein die Trauer um den Toten diesen Schmerz hervorrief. Der Mann und Vater wurde zu Grabe getragen. Die Familie war in Schulden geraten, und vom Grabe weg sollten die Frau und die Kinder als Sklaven verkauft werden. Er nahm den zweiten Edelstein aus seinem Gürtel, der eigentlich dem neugeborenen König zugedacht war. "Bezahlt, was ihr schuldig seid, kauft euch Haus und Hof und Land, damit ihr eine Heimat habt!" 

Er wendete sein Pferd und wollte dem Stern entgegen reiten - doch dieser war erloschen. Sehnsucht nach dem göttlichen Kind und tiefe Traurigkeit überfielen ihn. War er seiner Berufung untreu geworden? Würde er sein Ziel nie erreichen? Eines Tages leuchtete ihm sein Stern wieder auf und führte ihn durch ein fremdes Land, in dem Krieg wütete. In einem Dorf hatten Soldaten die Bauern zusammengetrieben, um sie grausam zu töten. Die Frauen schrien und Kinder wimmerten. Grauen packte den König, Zweifel stiegen in ihm auf. Er besaß nur noch einen Edelstein - sollte er denn mit leeren Händen vor dem König der Menschen erscheinen? Doch dies Elend war so groß, dass er nicht lange zögerte, mit zitternden Händen seinen letzten Edelstein hervorholte und damit die Männer vor dem Tode und das Dorf vor der Verwüstung loskaufte. 

Müde und traurig ritt er weiter. Sein Stern leuchtete nicht mehr. Jahrelang wanderte er. Zuletzt zu Fuß, da er auch sein Pferd verschenkt hatte. Schließlich bettelte er, half hier einem Schwachen, pflegte dort Kranke; keine Not blieb ihm fremd. Und eines Tages kam er am Hafen einer großen Stadt gerade dazu, als ein Vater seiner Familie entrissen und auf ein Sträflingsschiff, eine Galeere, verschleppt werden sollte. Der vierte König, der nunmehr nichts mehr besaß als sich selbst, flehte um den armen Menschen und bot dann an, anstelle des Unglücklichen als Galeerensklave zu arbeiten. Sein Stolz bäumte sich auf, als er in Ketten gelegt wurde. 

Jahre vergingen. Er vergaß, sie zu zählen. Grau war sein Haar, müde sein zerschundener Körper geworden. Doch irgendwann leuchtete sein Stern wieder auf. Und was er nie zu hoffen gewagt hatte, geschah. Man schenkte ihm die Freiheit wieder; an der Küste eines fremden Landes wurde er an Land gelassen. In dieser Nacht träumte er von seinem Stern, träumte von seiner Jugend, als er aufgebrochen war, um den König aller Menschen zu finden. Eine Stimme rief ihn: "Eile, eile!" Sofort brach er auf, er kam an die Tore einer großen Stadt. Aufgeregte Gruppen von Menschen zogen ihn mit, hinaus vor die Mauern. Angst schnürte ihm die Brust zusammen. Einen Hügel schritt er hinauf, Oben ragten drei Kreuze. Der Stern, der ihn einst zu dem Kind führen sollte, blieb über dem Kreuz in der Mitte stehen, leuchtete noch einmal auf und war dann erloschen. Ein Blitzstrahl warf den müden Greis zu Boden. "So muss ich also sterben", flüsterte er in jäher Todesangst, "sterben, ohne dich gesehen zu haben? So bin ich umsonst durch die Städte und Dörfer gewandert wie ein Pilger, um dich zu finden, Herr?" Seine Augen schlossen sich. Die Sinne schwanden ihm. Da aber traf ihn der Blick des Menschen am Kreuz, ein unsagbarer Blick der Liebe und Güte. Vom Kreuz herab sprach die Stimme: "Du hast mich getröstet, als ich jammerte, und gerettet, als ich in Lebensgefahr war; du hast mich gekleidet, als ich nackt war!" Ein Schrei durchbebte die Luft - der Mann am Kreuz neigte das Haupt und starb. Der vierte König erkannte mit einem Mal: Dieser Mensch ist der König der Welt. Ihn habe ich gesucht in all den Jahren. - Er hatte ihn nicht vergebens gesucht, er hatte ihn doch gefunden. 					

(nach einer alten russischen Legende)

2019 Fenster und Text bei den Weißen Schwestern in Klettenberg
Window nº 16
Der verlorene Adventszauber

In einer Stadt wie überall auf der Welt begab es sich, dass sich ein alter Mann während der Adventszeit auf die Suche nach dem Adventszauber machte. Der alte Mann trug noch den Adventstraum seiner Kinderzeit in sich und glaubte, diesen verloren zu haben; so wollte er sich seinen Adventstraum wieder in Erinnerung rufen. Doch wohin der alte Mann in der Stadt auch kam: Sämtliche Straßen waren hell erstrahlt, grelle, gefüllte Schaufenster leuchteten mit den Marktbuden und dem ganzen glitzernden Tand um die Wette und aus den Kaufhäusern erklang weihnachtliche Musik, die jedoch niemand beachtete.
Die mit vollen Taschen beladenen Leute drängelten den Alten hektisch durch die Einkaufsstraßen und schoben ihn durch die überfüllten Budengassen, vorbei auch an Gasthäusern und Stehplätzen, in denen die Menschen sich eine kurze Verschnaufpause erhofften und vorbei auch an offenen Kirchentüren, die zu kurzer Besinnung einluden. Der Alte schüttelte verwundert den Kopf. Was war das für eine Adventszeit, in der die Menschen trotz des weihnachtlichen Anscheins nicht mehr zur Ruhe kommen konnten?
Dabei dachte er an seine eigene Kinderzeit zurück. Seine Eltern waren nicht reich gewesen, jede Münze wurde vor dem Ausgeben noch drei Mal umgedreht. Doch was herrschte bei den adventlichen Spaziergängen der Familie immer für eine stille und heimliche Vorfreude.
Und erst zu Beginn der Adventszeit roch es im Haus nach frischgebackenen Plätzchen; der Nikolaus aber brachte Äpfel, Nüsse und einige langersehnte Lebkuchen. Die Mutter aber versteckte die übrigen Plätzchen und gab sie erst am Heiligen Abend zu den wenigen Geschenken, die unter einem kerzenerhellten Christbaum lagen, preis. Das Evangelium von der Geburt Christi wurde noch vor dem Christbaum gelesen und anschließend sang die Familie, sich an den Händen haltend, das Lied der stillen Nacht. Und sie waren damals zufrieden, denn es herrschte Liebe und Eintracht in der Familie, trotz des Wenigen, was man besaß.
Heute aber schien es ihm, dass im Zeichen des Überflusses die ersten Nikoläuse, Weihnachtsmänner und Lebkuchen schon Mitte des Monats Oktober in die Regale der Kaufhäuser gestellt wurden; im Fernsehen wurde die Werbung schon ab Anfang November nicht mehr müde, den Menschen Dinge anzupreisen, deren sie gar nicht bedurften. Und am Weihnachtsabend, gleich nach der Bescherung, flohen nicht wenige Kinder aus dem Haus, um mit Freunden die so genannten x-mas -Weihnachtpartys zu feiern.
Vor lauter Nachdenken bemerkte der Alte gar nicht, dass man ihn einfach weitergeschoben hatte. Er fand sich unversehens in einer ihm aus seiner Kinderzeit bekannten Gasse wieder, die abseits der lärmenden Zone ein stilles Dasein führte. Wie wohl ihm diese Ruhe tat; kein Lärm, keine Hektik, kein Gedränge, nur Beschaulichkeit. Die Gasse wurde von kleinen Lichtern erleuchtet, die aus den Fenstern der Häuser grüßten. Familien mit Kindern verweilten auf der Gasse; die Kinder hüpften froh und heiter umher. Dabei geschah es, dass ein kleines Mädchen aus Versehen an ihn stieß und ihn mit leuchtend großen Augen und einer vor Kälte roten Nasenspitze erschreckt ansah.
Er lächelte und beugte sich zu dem Kind nieder: „Ich habe Dich wohl übersehen, kleine Prinzessin?“ Das Mädchen lächelte schüchtern zurück und ließ mit einer Antwort nicht auf sich warten: „Ich bin keine Prinzessin und ich war schuld. Ich habe getanzt, weil ich mich auf das Christkind freue, das bald kommen wird.“
„Was denn, Du freust Dich noch auf das Christkind?“, fragte der Alte erstaunt. „Und was wünscht Du Dir denn von ihm? Worauf das Mädchen antwortete: „Ich wünsche mir eine kleine Puppe oder ein Stofftier zum Spielen. Ich weiß aber nicht, ob das Christkind meinen Wunsch erfüllen wird. Papa sagt, dass das Christkind den Weg in unser Haus nicht finden kann, wir sind nämlich eine ganz große Familie“.
Das kleine Mädchen hielt dabei die Hände hoch und bewegte alle zehn Finger: „Ich habe noch sooooo viele Geschwister. Und alle wünschen sich etwas vom Christkind!“.
Der Alte lächelte das Mädchen an und erwiderte: „Ich bin mir ganz sicher, dass das Christkind auch Euch besuchen und den einen oder anderen Wunsch erfüllen wird!“. Da sprang das kleine Mädchen freudestrahlend davon. Die Augen des Alten aber begannen zu leuchten, denn er fühlte, dass er seinen verloren geglaubten Adventszauber wiedergefunden hatte. So beschloss er frohen Herzens, am nächsten Tag als Helfer des Christkinds in diese Gasse und zum Haus des Mädchens zurückzukehren.
						Josef Albert Stöckl

2019 Fenster und Text bei Fam. Kroll
Window nº 6
Fest des Heiligen Nikolaus

Wenn man eine Rangliste der beliebtesten Heiligen aufstellen würde, würde Nikolaus von Myra ganz sicher auf einem der vordersten Plätze landen. Der Heilige, dessen Gedenktag am 6. Dezember wohl jedes Kind kennt, ist eine der am meisten verehrten Persönlichkeiten des Christentums. Als Freund der Kinder, Patron der Gefangenen, Schutzheiliger von Seefahrern und Kaufleuten, Märtyrer, Bekenner und Nothelfer ist Nikolaus ein viel gefragter Heiliger für fast alle Lebenslagen.
Dies ist umso erstaunlicher, als von der realen Gestalt des Nikolaus von Myra nur sehr wenig bekannt ist und sich in seiner Person heute wahre Geschichte, Legende und volkstümliches Brauchtum vermengen. Die historisch belegten Fakten sind schnell genannt: Nikolaus wurde zwischen 280 und 286 in Patara in der heutigen Türkei geboren. Als junger Mann wurde er Bischof von Myra. Bald danach begannen dort die Christenverfolgungen unter Galerius Valerius Maximinus. Auch Nikolaus geriet in Gefangenschaft und wurde schwer misshandelt. Noch gezeichnet von der erlittenen Folter, trat er 325 auf dem Konzil von Nizäa auf, von wo es Überlieferungen gibt, die seine Handschrift tragen. Mehr aber weiß man über Leben und Wirken des Heiligen kaum, lediglich das ungefähre Todesdatum ist bekannt: Er starb an einem 6. Dezember zwischen 345 und 351.
Das Brauchtum rund um die Person des heiligen Nikolaus ist sehr ausgeprägt. Am Vorabend des 6. Dezember besucht der Bischof mit dem weißen Bart traditionell die artigen Kinder und beschenkt sie. Vor die Tür gestellte Stiefel sind am nächsten Morgen mit Süßigkeiten gefüllt. Dieser wohl bekannteste Brauch geht auf eine der zahlreichen Legenden um den Bischof von Myra zurück: Der kam eines Nachts am Haus einer Familie vorbei, die so mittellos war, dass die drei Töchter als Prostituierte ihr Geld verdienen mussten. Damit die jungen Frauen dieses Tun beenden und heiraten konnten, warf Nikolaus drei Beutel mit Gold durch das Fenster des Hauses.
Eine weitere Legende, die vom mitmenschlichen Wirken des Nikolaus berichtet, ist als "Kornwunder von Myra" bekannt geworden. Während einer Hungersnot fuhr ein mit Getreide beladenes Schiff in den Hafen von Myra ein. Da die Fracht jedoch für den Kaiser von Byzanz gedacht war, wollten die Seeleute der hungernden Bevölkerung nichts abgeben. Daraufhin ergriff Nikolaus die Initiative und traf mit den Seeleuten eine Abmachung: Die Bevölkerung durfte sich so viel Getreide aus dem Schiff nehmen, wie sie zum Überleben brauchte. Trotzdem fehlte anschließend von der Ladung kein einziges Korn - dank des wundertätigen Einsatzes des heiligen Nikolaus.

2016 Fernster bei Fam. Kirsch
Window nº 8
Afrikanisches Sprichwort

In einer dunklen schwarzen Nacht
sitzt eine kleine schwarze Ameise
auf einem dunklen schwarzen Stein:
Gott sieht sie!

2015 Fenster und Text bei Fam. Loer
Window nº 20
Der lange Weg

Es waren nur noch wenige Tage bis Weihnachten.
Der kleine Junge aus dem Bergdorf freute sich auf das Fest.

Am Weihnachtstag schenkte der Junge seiner Oma aus der Stadt einen glitzernden Stein. Dieser Stein war besonders schön. Nie zuvor hatte die Oma einen schöneren Stein gesehen. Er funkelte von allen Seiten und glitzerte im Schnee und im Sonnenlicht.
Irgendwie schien der Stein etwas Besonderes zu sein.

„Wo hast du denn diesen wunderschönen und besonderen Stein gefunden?“, fragte die Oma den Jungen.

Der Junge erklärte, dass es nur eine einzige Stelle gäbe, an der man einen solchen Stein finden könne. Diese Stelle sei auf der anderen Seite des Berges. Es sei sehr gefährlich, dorthin zu klettern. Man könne die Stelle kaum finden. Bei Nebel sei der Weg nicht zu erkennen und bei Nässe rutsche man dort ab. Dort sei eine kleine versteckte Höhle, in der manchmal Steine dieser Art gefunden würden.

Er habe alleine fünf Versuche gebraucht, um überhaupt die richtige Stelle zu erreichen. Doch er habe die Hoffnung nie aufgegeben, so einen Stein zu finden.

Im letzten Versuch nach vielen Stunden Klettern habe er den Stein dann endlich gefunden.

„Er ist wundervoll“, sagte die Oma. „Ich werde ihn mein Leben lang bewahren und immer an dich denken, wenn ich ihn betrachte. Es war sehr mutig von dir, es hätte auch alles schiefgehen können! Ich weiß nicht, ob ich es überhaupt versucht hätte, das Risiko wäre mir zu groß gewesen.“

Stolz und mit strahlenden Augen sagte der Junge: „Der lange Weg und mein Mut, den ich aufbringen musste, das ist ein Teil des Geschenkes. Wäre es einfach und ohne Hindernisse, hätte jeder diesen Stein finden können. Erst meine Mühen haben ihn so wertvoll und besonders gemacht.“


2016 Fenster und Text bei Fam. Loer

Window nº 24
Die Geburt Jesu

Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen. Diese Aufzeichnung war die erste; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.  

So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. 

Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. 

In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll:  Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach:  Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens. 

Und es geschah, als die Engel von ihnen in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Lasst uns nach Betlehem gehen, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr kundgetan hat! So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie von dem Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde. 

Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. 20 Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war. (Lk 2, 1-20)

2019 Fenster am Pfarrzentrum St. Mariä Himmelfahrt
Window nº 13
Der Tag der heiligen Lucia 

Am 13. Dezember, also mitten im Advent, begeht die Kirche alljährlich den Gedenktag der heiligen Lucia oder Luzia, deren Name übersetzt »die Leuchtende« bedeutet. Der Legende nach lebte die heilige Lucia als junge Christin im 3. Jahrhundert in Syrakus auf Sizilien. Dort soll sie als Kind einer vornehmen Familie im Jahr 286 geboren worden sein. In einer Zeit der Christenverfolgung als viele Christen sich versteckt hielten, versorgte sie diese Menschen in den Katakomben mit Lebensmitteln.
Damit sie die Hände frei zum Tragen hatte, setzte sie sich einen Kranz mit Lichtern auf den Kopf. Als Lucia einen reichen Mann heiraten sollte, weigerte sie sich dieses zu tun, da sie keusch bleiben wollte und löste die Verlobung. Der vor den Kopf gestoßene Mann verriet sie beim Kaiser, woraufhin dieser sie hinrichten ließ.

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!
Es kommt der Herr der Herrlichkeit
und mit ihm eine große Schar,
die seinem Ruf gehorsam war,
bekleidet mit dem Taufgewand,
mit Palmenzweigen in der Hand
und mit dem Glanz gekrönt,
der heiligt und versöhnt.

Macht hoch die Tür für Luzia!
In lichter Schönheit steht sie da.
Sie trägt die Zeichen ihres Leids
als Opfergabe vor das Kreuz.
Und was sie aufgab in der Zeit,
empfängt sie in der Ewigkeit,
wo jeder, der vertraut,
das Antlitz Gottes schaut.

Macht hoch die Tür für Gottes Sohn
und für die Schar um seinen Thron.
Er fügt uns ein in ihren Kreis,
macht Herzen hell und Kleider weiß.
Und knien wir im Stroh des Stalls,
verwandelt uns der Herr des Alls
und nimmt in Liebe an,
was jeder bringen kann.
© Peter Gerloff 

2016 Fenster und Text bei Fam. Thiele und Dutremez

Window nº 4
Geh in den Garten am Barbaratag.
Gehe zum kahlen Kirschbaum und sag:
Kurz ist der Tag, grau ist die Zeit.
Der Winter beginnt, der Frühling ist weit.
Doch in drei Wochen, da wird es geschehen:
Wir feiern ein Fest, wie der Frühling so schön.
Baum, einen Zweig gib du mir von dir.
Ist er auch kahl, ich nehm ihn mit mir.
Und er wird blühen in seliger Pracht
mitten im Winter in der Heiligen Nacht.
			JOSEF GUGGENMOS


Gedenktag der Heiligen Barbara

Am 4. Dezember wird der Barbara-Tag gefeiert, ein Gedenktag zur Ehren der heiligen Barbara von Nikomedia in Kleinasien. 
Der Legende nach wurde die junge Frau aufgrund ihres christlichen Glaubens verfolgt und im Jahr 300 nach Christus zum Tode verurteilt. Einige Wochen vor ihrer Hinrichtung blieb Barbara am Ast eines Obstbaums hängen, als man sie in ihr Turmgefängnis brachte. Den Zweig, der sich in ihrer Kleidung verfangen hatte, stellte die Verurteilte in ein Gefäß mit Wasser. Und just an dem Tag, an dem man Barbara hinrichten sollte, blühte der Zweig auf – und schenkte ihr ein Stückchen Hoffnung auf ihrem letzten Weg. Die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod.
In Anlehnung an diese Legende und in Erinnerung an die heilige Barbara ist es seit Jahren Brauch, am 4. Dezember einen Obstzweig abzuschneiden, in eine Vase zu stellen und darauf zu warten, dass er an Weihnachten zu blühen beginnt. Und so holt man sich mit einem einfachen Zweig, der scheinbar leblos ist, die Hoffnung auf den Frühling – auf neues Leben – ins Haus.

2015 Fenster bei Fam. Heinen
Window nº 7
Die vier Lichter des Hirten Simon 

Vor 2000 Jahren hütete der Hirte Simon mit dem Hirten Jakob die Schafe von Abdon. Simon war erst neun Jahre alt, Jakob aber war groß und stark. Er legte seinen Arm schützend um Simon als sie durch dichten Nebel wanderten. Auf einmal sprang ein schneeweißes Lamm herbei. Es blökte ängstlich. Jakob nahm das Lamm und legte es Simon in die Arme. „Hier“, sagte er. „Du darfst unser kleinstes Lamm tragen. Hüte es gut!“

Simon freute sich und ließ das Lamm nachts sogar unter seinem Mantel schlafen. Das gab beiden Wärme und Zutrauen. 

Nach sechs Tagen wurde es Zeit sich für die Heimkehr zu richten. Simon wollte helfen, aber Jakob meinte, er soll sich mit dem Lamm ausruhen. Simon ließ sich unter einem Olivenbaum nieder und schloss müde die Augen.

Da breitete sich ein wundersamer Duft aus, ein Duft von Rosen, Lilien und Mandelblüten. Simon versuchte die Augen zu öffnen, aber die Lider waren so schwer. Er hörte auch einen fröhlichen Gesang – immer deutlicher – dann auf einmal Stille. Auch der Duft verflüchtigte sich. Simon öffnete die Augen und Jakob stand vor ihm. „Wo ist das Lamm?“ Simon erschrak und sprang hoch. Er rief nach dem Lamm. Doch kein vertrautes Blöcken war zu hören. Er suchte überall – vergeblich. 

„Komm wir müssen die Herde heimtreiben“, sagte Jakob. Simon trottete traurig neben der Herde her. Wo war sein Lamm? Abdon war sehr verärgert, als sie ohne das Lamm zurückkehrten und glaubte auch nicht an diesen Traum, den Simon erzählte. „Geschlafen hast du, statt aufzupassen! Mach dich sofort auf den Weg, das Lamm zu suchen und wage es nicht ohne es zurückzukommen!“ drohte Abdon. Jakob wollte Simon nicht ganz alleine gehen lassen. Er holte in seiner Kammer eine Laterne mit vier Lichtern, die er einmal von einem Wanderer bekommen hatte mit den Worten: “Sie werden dem leuchten, der in Not ist.“ Jakob gab sie Simon und sagte: „Trage die vier Lichter mit Sorge, dann werden sie dir auf dem Weg leuchten. 

Zuversichtlich machte sich Simon auf den Weg, sein Lamm zu suchen. Er suchte die ganze Nacht und den ganzen Tag – keine Spur von seinem Lamm. Schon ging die Sonne wieder unter. Simon gab die Hoffnung beinahe auf. Da hörte er etwas hinter dem Felsen – sein Lamm? „Was suchst du?“ brummte eine Männerstimme. „Vor mir brauchst du nicht davonzulaufen, doch ein kleines weißes Lamm habe ich im Olivenhain gesehen.“ „Danke, das ist mein Lamm. Kann ich dir irgendwie helfen?“ „Helfen? Mir kann niemand helfen. Mein Weg ist im Dunkeln“, sagte der Mann leise. Simon hielt dem Mann eines seiner Lichter hin. „Hier nimm es. Es wird dir deinen Weg erhellen. Ich brauche nicht vier Lichter, wenn du keines hast. „Danke, du bist der erste freundliche Mensch zu mir,“ sagte der Mann. Beim Weggehen flüsterte er vor sich hin: „Dabei bin ich ein Dieb.“ Simon lief in den Olivenhain, um endlich sein Lamm zu finden. Aber es war nirgends zu sehen. 

Dort in der Höhle regte sich etwas. Simon rannte hin, aber da war ein Wolf. Er schnappte nach Simons Mantel. Er winselte und leckte seine Pfote. Da erst sah Simon die blutende Wunde an seiner Pfote. Schnell riss er ein Stück Stoff von seinem Mantel ab und verband vorsichtig die Wunde. „Nun bleib brav liegen, damit die Wunde heilen kann.“ Bevor Simon weiterging, stellte er eines der Lichter neben den Wolf. „Hier hast du ein Licht, es wird dich wärmen. Zwei sind genug für mich.“ Dankbar blickte der Wolf ihm nach. 

Wo aber sollte er sein Lamm noch suchen? Bei Tagesanbruch kam Simon in eine kleine Stadt. Dort traf er einen Bettler. „Eine Gabe, nur eine kleine Gabe!“ rief der Mann. „Ich habe doch selber nichts,“ sagte Simon. „Ich bin nur ein Hirte und habe mein Lamm verloren. Hast du es vielleicht gesehen?“ „Nein, ich sehe nur Hunger und Not“, antwortete der Alte. „So nimm wenigstens ein Licht von mir, es wird dir Wärme und Licht geben.“ „Danke!“ Und jeder ging seinen Weg. 

Simon hatte überall herumgefragt, aber niemand hatte sein Lamm gesehen. Er war entmutigt. Sein letztes Licht leuchtete nur noch schwach. Als die Nacht hereinbrach, setzte er sich müde draußen vor der Stadt an den Wegrand. Da hüllte ihn dieser wundersame Duft von Rosen, Lilien und Mandelblüten wieder ein. Simon stand auf und hörte fröhlichen Gesang. Er schaute um sich. Da entdeckte er ein Licht in einem Stall. Er ging darauf zu und trat zögernd ein. Im Halbdunkel schimmerte etwas Weißes. Es war sein verlorenes Lamm. Simon war überglücklich. „Tritt näher“, sagte eine freundliche Stimme. Dann erst sah er das Kind. Es lag auf Stroh ganz dicht bei seinem schneeweißen Lamm. Simon kniete nieder und schenkte dem Kind sein letztes Licht. Auf einmal flammte das schwach leuchtende Licht auf und erfüllte den ganzen Raum mit festlichem Glanz. Am Himmel strahlten die Sterne heller und heller und der frohe Gesang klang hinaus bis zu den Hirten im Feld.

Window nº 18
Wann fängt Weihnachten an?


Wenn der Schwache dem Starken die Schwäche vergibt

Wenn der Starke die Kräfte des Schwachen liebt

Wenn der Habewas mit dem Habenichts teilt

Wenn der Laute mal bei dem Stummen verweilt
Und begreift, was der Stumme ihm sagen will

Wenn das Bedeutungsvolle bedeutungslos,
das scheinbar Unwichtige wichtig und groß

Wenn mitten im Dunkel ein winziges Licht
Geborgenheit, helles Leben verspricht

Und du zögerst nicht, sondern gehst,
so wie du bist, darauf zu

dann, ja dann

fängt Weihnachten an.

2016 Fenster bei den Weißen Schwestern in Thielenbruch
Window nº 22
Herbergssuche

„Ich verbiete es dir! Du wirst bei so einem Krippenspiel nicht mehr mitmachen. Und Schluss!“ Der Großvater der kleinen Faten ist außer sich. Auf diese Reaktion war die sie nicht vorbereitet. Sie begann zu weinen.  Drei Jahre zuvor war die Siebenjährige mit ihrer Familie von Palästina, genauer gesagt von Bethlehem, nach Deutschland gekommen. Der Anfang war hart. Und nun, endlich, durfte Faten mal mitspielen. „Du würdest eine gute Maria abgeben!“ meinte der Pfarrer. Und so war es auch. Die Gottesdienstbesucher in der kleinen katholischen Kirche in Köln waren gerührt von der ‚Maria aus Bethlehem‘. Zwei Tage nach dem Krippenspiel fuhr die Familie zum Weihnachtsurlaub in ihre Heimat nach Palästina. Faten erzählte stolz von ihrem Auftritt bei dem Krippenspiel. Aber der Großvater war entsetzt!

Der Grund des Ärgernisses war keineswegs die Mitwirkung des palästinensischen Kindes in einem christlichen Gottesdienst. Wie die meisten Bewohner Bethlehems war und ist auch die Familie von Faten christlich. Grund für das Ärgernis war die Szene der Herbergssuche. „Nie hätte einer von uns jemanden an der Türe weggeschickt. Schon gar nicht eine schwangere Frau. Da ist immer Platz!“ Der Großvater fühlte die Ehre seines Volkes beschmutzt. Daher das strikte Verbot. Integration müsse auch Grenzen haben.

Seit Jahren werden Krippenspiele einstudiert und aufgeführt. Die Herbergssuche darf nie fehlen. Doch Krippenspiele sind eine deutsche bzw. österreichische ‚Erfindung‘ und lassen keineswegs in jedem Land am 24.12. die Herzen tausender Gottesdienstbesucher höherschlagen. Und ein arabisches Volk fühlt sich in seiner Ehre verletzt! 

Bekanntlich lesen wir in der Bibel nichts von Wirten, die Josef und Maria weggeschickt haben, weil ihre Herberge voll gewesen wäre. Man meinte aber, es gäbe verschlüsselte Hinweise für die vergebliche Herbergssuche. In Lukas 2 Vers 7 lesen wir: „Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Platz in der Herberge.“ Wenn Maria ihren Sohn in eine Krippe legen musste, bedeutet es doch: Die Geburt fand bei Tieren in einem Stall statt. Warum in einem Stall? Weil kein Platz in den Gasthäusern war. Wirtsleute müssten das Heilige Paar also weggeschickt haben.

Dass diese Schlussfolgerung grundlegend verkehrt ist, wird durch ein Video eines amerikanischen Bibelforschers und Archäologen deutlich:

Er zeigte Häuser, in denen die Menschen zurzeit Jesu in der Gegend um Bethlehem wohl gelebt haben. „Mensch und Tier lebten in einem Haus zusammen. Es gab keine extra Ställe, wie es bei uns üblich war und ist. In jedem Wohnhaus gab es eine Futterstelle für Tiere. Und so legte Maria ihr Kind in die Futterstelle der Tiere. Das war nichts Außergewöhnliches.“  

Wenn die Hirten bei ihrer Ankunft einen stinkenden Stall, eine verängstigte junge Mutter und einen verzweifelten Josef erlebt hätten, wäre ihre sofortige Reaktion gewesen: Das ist eine Schande! Kommt mit uns, damit unsere Frauen euch versorgen können!‘ Die Hirten hätten die kleine Familie zu ihren eigenen Häuser gebracht. Dass sie die Unterkunft verließen, ohne die junge Familie woanders einzuquartieren, bedeutet, dass die Hirten ihr keine bessere Gastfreundschaft bieten konnten, als sie sie bereits erlebte, so der Bibelforscher.

Das Missverständnis ist wohl auf eine Übersetzungsunsicherheit zurückzuführen: Luther übersetzte das griechische Wort kataluma mit „Herberge“. Zutreffenderer wäre womöglich aber „Gästezimmer“. Im Gästezimmer war kein Platz, daher musste Maria ihr Kind im Hauptwohnraum, in dem auch die Gastgeberfamilie schlief, auf die Welt bringen, wie vor ihr schon viele Generationen. Selbstverständlich war in diesem Raum auch eine Futterkrippe. In diese legte sie das neugeborene Kind.
 
Wenn das so gewesen wäre, gäbe es aber keine Hinweise auf die erfolglose Herbergssuche. Dann müssten die Krippenspiele neu geschrieben werden: „Kein Mangel an Gastfreundschaft bzw. keine Unfreundlichkeit wird angedeutet, wenn die heilige Familie im Aufenthaltsraum des Hauses beherbergt wird. Das Gästezimmer (kataluma) ist besetzt und vom Gastgeber wird nicht erwartet, dass er seine bereits aufgenommenen Gäste zum Auszug auffordert. Das wäre undenkbar und auch nicht notwendig. Der große familiäre Aufenthaltsraum reicht voll aus.
 
Wer in der Flüchtlingshilfe tätig ist, erfährt:  So unterschiedlich die Schicksale und Persönlichkeiten der Menschen aus Afghanistan, Pakistan, Syrien und Palästina sind: Die Gastfreundschaft wird bei allen überaus großgeschrieben. Kein Besuch, ohne dass einem zumindest eine Tasse Tee angeboten wird. Und überall die Enttäuschung in den Augen, wenn man sagen muss: „Tut mir leid, ich habe keine Zeit. Das nächste Mal vielleicht.“ Besucher, oft unangemeldete, werden über Nacht in der Flüchtlingsunterkunft aufgenommen, auch wenn das die Hausordnung eindeutig verbietet. Viele nehmen 25 Euro Strafgebühr für die Zulassung von „Fremdschläfern“ in Kauf. „Wegschicken geht in unserer Kultur gar nicht. Wenn es sich im Landkreis rumsprechen würde, ich hätte der Hausordnung gemäß, einen Landsmann um 22 Uhr vor die Türe gesetzt, könnte ich mich bei den Afghanen nicht mehr blicken lassen“, so ein junger Mann aus Kabul. In Bethlehem wird das vor 2000 Jahren nicht anders gewesen sein. Eine schwangere Frau wegschicken, das ging gar nicht.

Müssen aus historischen, kulturellen und theologischen Gründen die Krippenspiele umgeschrieben werden und zumindest von der Szene der „Herbergssuche“ gereinigt werden?  Nein. Nicht unbedingt. Wenn man das Krippenspiel nicht historisch sieht, sondern als anschauliche Predigt, die uns träge gewordenen Christen aufrütteln soll, haben sie in unserem Kulturraum ihre Berechtigung. In unserer Kultur ist es tatsächlich denkbar, dass Schwangere weggeschickt werden und Türen nicht geöffnet werden, und dies selbst dann, wenn eigentlich genug Platz im Gästezimmer wäre.  

Krippenspiele haben nach heutiger Erkenntnis keinen großen historischen Wahrheitsgehalt. Und doch transportieren sie eine für unseren Kulturkreis überaus wichtige, christliche Botschaft, ja, einen christlichen Appell: Öffnet eure Herzen und Häuser. Gott will bei euch einziehen. Er kommt manchmal in unerwarteten Gestalten. In Bethlehem, zur Zeitenwende, kam er als Baby von Josef und Maria. Heutzutage kommt er womöglich als Flüchtling oder als bedürftige deutsche Frau mit drei kleinen Kindern! Auch in Zukunft können wir auf die Krippenspiele wohl nicht verzichten. Zumindest nicht in unserem Kulturkreis.

2019 Fenster und Text bei Familie Thomas

Window nº 5
Spuren im Sand

Eines nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel
erstrahlten, Streiflichtern gleich,
Bilder aus meinem Leben.
Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.
 
Als das letzte Bild an meinen Augen
vorübergezogen war, blickte ich zurück.
Ich erschrak, als ich entdeckte,
dass an vielen Stellen meines Lebensweges
nur eine Spur zu sehen war.
Und das waren gerade die schwersten
Zeiten meines Lebens.

Besorgt fragte ich den Herrn:
"Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen,
da hast du mir versprochen,
auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich,
dass in den schwersten Zeiten meines Lebens
nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen,
als ich dich am meisten brauchte?"
 
Da antwortete er: "Mein liebes Kind,
ich liebe dich und werde dich nie allein lassen,
erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen."
			
Margaret Fishback Powers

2018 Fenster des ökumenischen Hospizdienstes - 2016 Text bei Frau Simonis
Window nº 12
Dieses kleine Licht

Ein Windhauch nur und schon ist es aus und vorbei.
Ich kann es ausblasen, zerdrücken, mit dem Fuß drauftreten, nicht zur Kenntnis nehmen, den Kopf schütteln: sentimentales Gesäusel…
Aber ich kann mich dem kleinen Licht auch stellen, mich ihm aussetzen.

„Mit seinem hellen Scheine vertreibt´s die Finsternis…“ singen wir an Weihnachten. Ist es nicht wirklich so?

1989 waren es die Beter in Deutschland, die mit ihren Gebeten, Andachten, ihren Aktionen und Kerzen eine friedliche Revolution begannen, die Mauer zum Einsturz brachten und die Mächtigen vom Thron stießen. Den Bläser kann ich nicht vergessen, der auf der Berliner Mauer den Choral anstimmte: „Nun danket alle Gott…“.

Das Licht ist machtlos, aber nicht wirkungslos.

Jesus, sein Licht, geht durch die Zeit. Es brennt heute noch. Lassen wir uns nicht beunruhigen, es könnte verlöschen. Es bleibt und will uns allen heimleuchten und nach Hause bringen.

Wo sind die Mächtigen dieser Erde von Herodes bis Hitler? Blut und Tränen haben sie gebracht, kein Licht, nur Dunkelheit und Schrecken. Übrig geblieben sind nur Asche und Ruinen.

Das Licht aber hat sie alle überdauert – Jesus – das Licht der Welt. Gott hat es in unsere Dunkelheit gebracht. Er steht dazu, zu seinem Licht.

Und es wird sich ausbreiten, wenn wir in diesen Tagen unsere leeren Akkus wieder aufladen, unsere inneren, geistlichen Batterien, und dieses Licht dann weitergeben: daheim, in der Familie, in der Schule, am Arbeitsplatz, in unseren Kirchen und Gemeinden. Es ist Licht für mich und für andere. Tragen wir es überallhin, wo es dunkel ist. Lassen wir es aufleuchten und zum Zeichen werden gegen Gewalt und Hass in unserem Land!

Wir brauchen dieses Licht: Jesus, den Mensch geborenen Gott, das Kind in der krippe und den Mann am Kreuz.

Komm, Jesus, Licht der Welt, komm mach unser Dunkel hell!

2015 Fenster bei Fam. Kirsch

Window nº 9
Eine besondere Geschichte über Streit und Vergebung und Leben im Frieden miteinander

Ein Vater und ein Sohn lebten friedlich und in völliger Eintracht. Sie lebten vom Ertrag ihrer Felder und Herden. Sie arbeiteten miteinander und teilten gemeinsam, was sie ernteten.
Alles fing durch ein kleines Missverständnis an. Eine immer größer werdende Kluft bildete sich zwischen ihnen, bis es zu einem heftigen Streit kam.
Fortan mieden sie jeglichen Kontakt und keiner sprach mehr ein Wort mit dem anderen.
Eines Tages klopfte jemand an die Tür des Sohnes. Es war ein Mann, er suchte Arbeit. „Kann ich vielleicht einige Reparaturen bei dir durchführen?“
„Ich hätte schon Arbeit für dich“, antwortete der Sohn. „Dort, auf der anderen Seite des Baches steht das Haus meines Vaters. Vor einiger Zeit hat er mich schwer beleidigt. Ich will ihm beweisen, dass ich auch ohne ihn leben kann. Hinter meinem Grundstück steht eine alte Ruine, und davor findest du einen großen Haufen Steine. Damit sollst du eine zwei Meter hohe Mauer vor meinem Haus errichten. So bin ich sicher, dass ich meinen Vater nicht mehr sehen werde.“
„Ich habe verstanden“, antwortete der Mann. Dann ging der Sohn für eine Woche auf Reise.
Als er wieder nach Hause kam, war der Mann mit seiner Arbeit fertig. Welch eine Überraschung für den Sohn! So etwas hatte er nicht erwartet. Denn anstatt einer Mauer hatte der Mann eine schöne Brücke gebaut.
Da kam auch schon der Vater aus seinem Haus, lief über die Brücke und nahm seinen Sohn in die Arme.
„Was du getan hast, ist einfach wunderbar! Eine Brücke bauen lassen, wo ich dich doch schwer beleidigt hatte! Ich bin stolz auf dich und bitte dich um Verzeihung!“
Während Vater und Sohn feierten, räumte der Mann sein Werkzeug auf und schickte sich an, weiter zu ziehen. „Nein, bleib doch bei uns, denn hier ist genug Arbeit für dich“, sagten sie ihm. Der Mann antwortete: „Gerne würde ich bei euch bleiben, aber ich habe noch anderswo viele Brücken zu bauen … „

2018 Fenster und Text bei Fam. Seidel
Window nº 21
Auf Weihnachten zu warten, genügt nicht.
Weihnachten kommt nicht,
Weihnachten wird
durch dich – durch mich – durch uns.

Vielleicht durch unser Reden,
eher durch unser Tun,
am meisten durch unser Sein.
						
Max Feigenwinter
Window nº 19
Maria durch ein' Dornwald ging

Maria durch ein' Dornwald ging.
Kyrieleison!
Maria durch ein' Dornwald ging,
der hatte in sieben Jahr'n kein Laub getragen!
Jesus und Maria.

Was trug Maria unterm Herzen?
Kyrieleison!
Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen,
das trug Maria unter ihrem Herzen.
Jesus und Maria.

Da haben die Dornen Rosen getrag'n;
Kyrieleison!
Als das Kindlein durch den Wald getragen,
da haben die Dornen Rosen getragen!
Jesus und Maria.

Wie soll dem Kind sein Name sein?
Kyrieleison!
Der Name, der soll Christus sein,
das war von Anfang der Name sein!
Jesus und Maria.

Wer soll dem Kind sein Täufer sein?
Kyrieleison!
Das soll der Sankt Johannes sein,
der soll dem Kind sein Täufer sein!
Jesus und Maria.

Was kriegt das Kind zum Patengeld?
Kyrieleison!
Den Himmel und die ganze Welt,
das kriegt das Kind zum Patengeld!
Jesus und Maria.

Wer hat erlöst die Welt allein?
Kyrieleison.
Das hat getan das Christkindlein,
das hat erlöst die Welt allein!
Jesus und Maria.

2016 Fenster bei Fam. Heinen
Window nº 3
Erwartung

Dich erwarten, mein Gott,
auch wenn es lange Zeit braucht
bis die Unruhe sich legt in mir.

Dich erwarten, mein Gott,
auch wenn meine Sinne
dich lange nicht wahrnehmen.

Dich erwarten.

Annehmen, dass ich dein Nahesein
nicht erzwingen kann.

Mein Gott, ich ahne,
dass du kommen wirst,
wenn ich ganz da bin.

Während ich auf dich warte, mein Gott,
werde ich gewahr,
dass ich erwartet bin
von dir,
dass du mich unablässig lockst, 
bis ich es wage
mich zu lassen.

Da bin ich, mein Gott,
da bin ich.


2018 Fenster und Text am Pfarrzentrum St. Joseph 
Window nº 17
Das Gleichnis vom verlorenen Sohn

Weiter sagte Jesus: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht! Da teilte der Vater das Vermögen unter sie auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er begann Not zu leiden. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner! Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von Weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn zu ihm: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt einen Ring an seine Hand und gebt ihm Sandalen an die Füße! Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein Fest zu feiern. Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete ihm: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte seinem Vater: Siehe, so viele Jahre schon diene ich dir und nie habe ich dein Gebot übertreten; mir aber hast du nie einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen; denn dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.

2019 Fenster und Text bei Frau Simonis
Window nº 14
Flügel möchte ich besitzen,
bis zum blauen Himmel dringen,
wo die schönen Sterne blitzen – 
schöner Engel, schenk mir Schwingen!

Als der Engel mich vernommen,
griff er in die Silbertruhe –
und was habe ich bekommen?
Gute, feste Wanderschuhe!

2016 Fenster bei Frau Simonis – Text Fam. Thomas
Window nº 1
Die Ankündigung der Geburt Jesu

Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar gilt, ist sie schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel. (Lk 1,26–38)

2019 Fenster und Text am Pfarrzentrum St. Joseph
2020
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Window nº 24

24 Die Geburt Jesu

Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen. Diese Aufzeichnung war die erste; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.

So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.

Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.

In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.

Und es geschah, als die Engel von ihnen in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Lasst uns nach Betlehem gehen, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr kundgetan hat! So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie von dem Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde.

Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. 20 Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war. (Lk 2, 1-20)

2019 Fenster am Pfarrzentrum St. Mariä Himmelfahrt
Advientos Windows

Window nº 1
1-12-2020
1
Die Ankündigung der Geburt Jesu

Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar gilt, ist sie schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel. (Lk 1,26–38)

2019 Fenster und Text am Pfarrzentrum St. Joseph
Window nº 2
2-12-2020
2
Die leere Krippe

Es war die Zeit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Wie immer rannten wir hektisch umeinander, suchten zusammen, was dazugehörte, besorgten bergeweise, was uns fehlte und hatten kaum einmal Zeit für ein ruhiges Gespräch. Als alles geschmückt war, fiel uns auf, dass wir die alte Krippe nicht vom Dachboden geholt hatten. Tatsächlich: Wir hatten das Wichtigste vergessen. Erstaunt blickten wir uns an und erkannten, was dahintersteckte: In unserem Leben spielte die Krippe keine so große Rolle, wie wir dachten. Dabei hatten wir immer geglaubt, Gott sei längst bei uns angekommen. Er sei einer der Eckpfeiler unseres Lebens. Traurig sahen wir nun, dass diese Zeit lange vorbei war. Konnten wir das Ruder noch einmal herumreißen? Wir wussten es nicht, aber wir wollten es versuchen. Gemeinsam gingen wir an den Ort, an dem wir alles einlagerten, was unser Leben bestimmt hatte, als es die rechte Zeit dafür war. Und wir suchten lange unter den alten Fotos, dem Nippes, den Kleinigkeiten, die wir verwahrt hatten. Wir hielten all diese Dinge in den Händen und sprachen von den Zeiten, die an uns vorbeigerauscht waren. Redeten ohne Unterlass über das, was bis hierher unser gemeinsames Leben bestimmt hatte. Ganz tief unten fanden wir endlich den Stall, den wir im Augenblick dringender brauchten, als irgendetwas anderes. Wir bliesen den Staub fort und nahmen ihn mit in unser Leben hinein. Wir stellten ihn auf: Das Paar, das so weit gereist war, ins Zentrum. Daneben die Tiere, ohne die es im zugigen Stall hätte frieren müssen. Dann die Hirten, bis heute das Zeichen für die Zurückgelassenen dieser Welt und uns so ähnlich, und ihre Herde. Und hoch oben die Engel, die für das nötige Halleluja sorgen sollten, wenn unsere Stimmen versagten. Die winzige, mit altem Stroh gefüllte Krippe aber, die stellten wir vor die Tür des Stalls. Sie blieb noch leer. Schließlich waren wir in Erwartung dessen, der da zu uns kommen sollte. Damit er den Weg sicher fände, stellten wir eine Kerze daneben, die wir an den Abenden entzündeten, wenn wir uns vor den leeren Stall stellten und sehnsüchtig in den alten Futtertrog hineinblickten. Wir wussten: In diesem Jahr würde er kommen, denn wir hatten ihn zum ersten Mal schmerzlich vermisst. Und wir würden ihn willkommen heißen!

2018 Fenster bei Fam. Werheit-Kolter -
2017 Text am Pfarrzentrum St. Joseph
Window nº 3
3-12-2020
3
Erwartung

Dich erwarten, mein Gott,
auch wenn es lange Zeit braucht
bis die Unruhe sich legt in mir.

Dich erwarten, mein Gott,
auch wenn meine Sinne
dich lange nicht wahrnehmen.

Dich erwarten.

Annehmen, dass ich dein Nahesein
nicht erzwingen kann.

Mein Gott, ich ahne,
dass du kommen wirst,
wenn ich ganz da bin.

Während ich auf dich warte, mein Gott,
werde ich gewahr,
dass ich erwartet bin
von dir,
dass du mich unablässig lockst,
bis ich es wage
mich zu lassen.

Da bin ich, mein Gott,
da bin ich.


2018 Fenster und Text am Pfarrzentrum St. Joseph
Window nº 4
4-12-2020
4
Geh in den Garten am Barbaratag.
Gehe zum kahlen Kirschbaum und sag:
Kurz ist der Tag, grau ist die Zeit.
Der Winter beginnt, der Frühling ist weit.
Doch in drei Wochen, da wird es geschehen:
Wir feiern ein Fest, wie der Frühling so schön.
Baum, einen Zweig gib du mir von dir.
Ist er auch kahl, ich nehm ihn mit mir.
Und er wird blühen in seliger Pracht
mitten im Winter in der Heiligen Nacht.
JOSEF GUGGENMOS


Gedenktag der Heiligen Barbara

Am 4. Dezember wird der Barbara-Tag gefeiert, ein Gedenktag zur Ehren der heiligen Barbara von Nikomedia in Kleinasien.
Der Legende nach wurde die junge Frau aufgrund ihres christlichen Glaubens verfolgt und im Jahr 300 nach Christus zum Tode verurteilt. Einige Wochen vor ihrer Hinrichtung blieb Barbara am Ast eines Obstbaums hängen, als man sie in ihr Turmgefängnis brachte. Den Zweig, der sich in ihrer Kleidung verfangen hatte, stellte die Verurteilte in ein Gefäß mit Wasser. Und just an dem Tag, an dem man Barbara hinrichten sollte, blühte der Zweig auf – und schenkte ihr ein Stückchen Hoffnung auf ihrem letzten Weg. Die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod.
In Anlehnung an diese Legende und in Erinnerung an die heilige Barbara ist es seit Jahren Brauch, am 4. Dezember einen Obstzweig abzuschneiden, in eine Vase zu stellen und darauf zu warten, dass er an Weihnachten zu blühen beginnt. Und so holt man sich mit einem einfachen Zweig, der scheinbar leblos ist, die Hoffnung auf den Frühling – auf neues Leben – ins Haus.

2015 Fenster bei Fam. Heinen

Window nº 5
5-12-2020
5
Spuren im Sand

Eines nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel
erstrahlten, Streiflichtern gleich,
Bilder aus meinem Leben.
Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.

Als das letzte Bild an meinen Augen
vorübergezogen war, blickte ich zurück.
Ich erschrak, als ich entdeckte,
dass an vielen Stellen meines Lebensweges
nur eine Spur zu sehen war.
Und das waren gerade die schwersten
Zeiten meines Lebens.

Besorgt fragte ich den Herrn:
"Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen,
da hast du mir versprochen,
auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich,
dass in den schwersten Zeiten meines Lebens
nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen,
als ich dich am meisten brauchte?"

Da antwortete er: "Mein liebes Kind,
ich liebe dich und werde dich nie allein lassen,
erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen."

Margaret Fishback Powers

2018 Fenster des ökumenischen Hospizdienstes - 2016 Text bei Frau Simonis
Window nº 6
6-12-2020
6
Fest des Heiligen Nikolaus

Wenn man eine Rangliste der beliebtesten Heiligen aufstellen würde, würde Nikolaus von Myra ganz sicher auf einem der vordersten Plätze landen. Der Heilige, dessen Gedenktag am 6. Dezember wohl jedes Kind kennt, ist eine der am meisten verehrten Persönlichkeiten des Christentums. Als Freund der Kinder, Patron der Gefangenen, Schutzheiliger von Seefahrern und Kaufleuten, Märtyrer, Bekenner und Nothelfer ist Nikolaus ein viel gefragter Heiliger für fast alle Lebenslagen.
Dies ist umso erstaunlicher, als von der realen Gestalt des Nikolaus von Myra nur sehr wenig bekannt ist und sich in seiner Person heute wahre Geschichte, Legende und volkstümliches Brauchtum vermengen. Die historisch belegten Fakten sind schnell genannt: Nikolaus wurde zwischen 280 und 286 in Patara in der heutigen Türkei geboren. Als junger Mann wurde er Bischof von Myra. Bald danach begannen dort die Christenverfolgungen unter Galerius Valerius Maximinus. Auch Nikolaus geriet in Gefangenschaft und wurde schwer misshandelt. Noch gezeichnet von der erlittenen Folter, trat er 325 auf dem Konzil von Nizäa auf, von wo es Überlieferungen gibt, die seine Handschrift tragen. Mehr aber weiß man über Leben und Wirken des Heiligen kaum, lediglich das ungefähre Todesdatum ist bekannt: Er starb an einem 6. Dezember zwischen 345 und 351.
Das Brauchtum rund um die Person des heiligen Nikolaus ist sehr ausgeprägt. Am Vorabend des 6. Dezember besucht der Bischof mit dem weißen Bart traditionell die artigen Kinder und beschenkt sie. Vor die Tür gestellte Stiefel sind am nächsten Morgen mit Süßigkeiten gefüllt. Dieser wohl bekannteste Brauch geht auf eine der zahlreichen Legenden um den Bischof von Myra zurück: Der kam eines Nachts am Haus einer Familie vorbei, die so mittellos war, dass die drei Töchter als Prostituierte ihr Geld verdienen mussten. Damit die jungen Frauen dieses Tun beenden und heiraten konnten, warf Nikolaus drei Beutel mit Gold durch das Fenster des Hauses.
Eine weitere Legende, die vom mitmenschlichen Wirken des Nikolaus berichtet, ist als "Kornwunder von Myra" bekannt geworden. Während einer Hungersnot fuhr ein mit Getreide beladenes Schiff in den Hafen von Myra ein. Da die Fracht jedoch für den Kaiser von Byzanz gedacht war, wollten die Seeleute der hungernden Bevölkerung nichts abgeben. Daraufhin ergriff Nikolaus die Initiative und traf mit den Seeleuten eine Abmachung: Die Bevölkerung durfte sich so viel Getreide aus dem Schiff nehmen, wie sie zum Überleben brauchte. Trotzdem fehlte anschließend von der Ladung kein einziges Korn - dank des wundertätigen Einsatzes des heiligen Nikolaus.

2016 Fernster bei Fam. Kirsch
Window nº 7
7-12-2020
7
Die vier Lichter des Hirten Simon

Vor 2000 Jahren hütete der Hirte Simon mit dem Hirten Jakob die Schafe von Abdon. Simon war erst neun Jahre alt, Jakob aber war groß und stark. Er legte seinen Arm schützend um Simon als sie durch dichten Nebel wanderten. Auf einmal sprang ein schneeweißes Lamm herbei. Es blökte ängstlich. Jakob nahm das Lamm und legte es Simon in die Arme. „Hier“, sagte er. „Du darfst unser kleinstes Lamm tragen. Hüte es gut!“

Simon freute sich und ließ das Lamm nachts sogar unter seinem Mantel schlafen. Das gab beiden Wärme und Zutrauen.

Nach sechs Tagen wurde es Zeit sich für die Heimkehr zu richten. Simon wollte helfen, aber Jakob meinte, er soll sich mit dem Lamm ausruhen. Simon ließ sich unter einem Olivenbaum nieder und schloss müde die Augen.

Da breitete sich ein wundersamer Duft aus, ein Duft von Rosen, Lilien und Mandelblüten. Simon versuchte die Augen zu öffnen, aber die Lider waren so schwer. Er hörte auch einen fröhlichen Gesang – immer deutlicher – dann auf einmal Stille. Auch der Duft verflüchtigte sich. Simon öffnete die Augen und Jakob stand vor ihm. „Wo ist das Lamm?“ Simon erschrak und sprang hoch. Er rief nach dem Lamm. Doch kein vertrautes Blöcken war zu hören. Er suchte überall – vergeblich.

„Komm wir müssen die Herde heimtreiben“, sagte Jakob. Simon trottete traurig neben der Herde her. Wo war sein Lamm? Abdon war sehr verärgert, als sie ohne das Lamm zurückkehrten und glaubte auch nicht an diesen Traum, den Simon erzählte. „Geschlafen hast du, statt aufzupassen! Mach dich sofort auf den Weg, das Lamm zu suchen und wage es nicht ohne es zurückzukommen!“ drohte Abdon. Jakob wollte Simon nicht ganz alleine gehen lassen. Er holte in seiner Kammer eine Laterne mit vier Lichtern, die er einmal von einem Wanderer bekommen hatte mit den Worten: “Sie werden dem leuchten, der in Not ist.“ Jakob gab sie Simon und sagte: „Trage die vier Lichter mit Sorge, dann werden sie dir auf dem Weg leuchten.

Zuversichtlich machte sich Simon auf den Weg, sein Lamm zu suchen. Er suchte die ganze Nacht und den ganzen Tag – keine Spur von seinem Lamm. Schon ging die Sonne wieder unter. Simon gab die Hoffnung beinahe auf. Da hörte er etwas hinter dem Felsen – sein Lamm? „Was suchst du?“ brummte eine Männerstimme. „Vor mir brauchst du nicht davonzulaufen, doch ein kleines weißes Lamm habe ich im Olivenhain gesehen.“ „Danke, das ist mein Lamm. Kann ich dir irgendwie helfen?“ „Helfen? Mir kann niemand helfen. Mein Weg ist im Dunkeln“, sagte der Mann leise. Simon hielt dem Mann eines seiner Lichter hin. „Hier nimm es. Es wird dir deinen Weg erhellen. Ich brauche nicht vier Lichter, wenn du keines hast. „Danke, du bist der erste freundliche Mensch zu mir,“ sagte der Mann. Beim Weggehen flüsterte er vor sich hin: „Dabei bin ich ein Dieb.“ Simon lief in den Olivenhain, um endlich sein Lamm zu finden. Aber es war nirgends zu sehen.

Dort in der Höhle regte sich etwas. Simon rannte hin, aber da war ein Wolf. Er schnappte nach Simons Mantel. Er winselte und leckte seine Pfote. Da erst sah Simon die blutende Wunde an seiner Pfote. Schnell riss er ein Stück Stoff von seinem Mantel ab und verband vorsichtig die Wunde. „Nun bleib brav liegen, damit die Wunde heilen kann.“ Bevor Simon weiterging, stellte er eines der Lichter neben den Wolf. „Hier hast du ein Licht, es wird dich wärmen. Zwei sind genug für mich.“ Dankbar blickte der Wolf ihm nach.

Wo aber sollte er sein Lamm noch suchen? Bei Tagesanbruch kam Simon in eine kleine Stadt. Dort traf er einen Bettler. „Eine Gabe, nur eine kleine Gabe!“ rief der Mann. „Ich habe doch selber nichts,“ sagte Simon. „Ich bin nur ein Hirte und habe mein Lamm verloren. Hast du es vielleicht gesehen?“ „Nein, ich sehe nur Hunger und Not“, antwortete der Alte. „So nimm wenigstens ein Licht von mir, es wird dir Wärme und Licht geben.“ „Danke!“ Und jeder ging seinen Weg.

Simon hatte überall herumgefragt, aber niemand hatte sein Lamm gesehen. Er war entmutigt. Sein letztes Licht leuchtete nur noch schwach. Als die Nacht hereinbrach, setzte er sich müde draußen vor der Stadt an den Wegrand. Da hüllte ihn dieser wundersame Duft von Rosen, Lilien und Mandelblüten wieder ein. Simon stand auf und hörte fröhlichen Gesang. Er schaute um sich. Da entdeckte er ein Licht in einem Stall. Er ging darauf zu und trat zögernd ein. Im Halbdunkel schimmerte etwas Weißes. Es war sein verlorenes Lamm. Simon war überglücklich. „Tritt näher“, sagte eine freundliche Stimme. Dann erst sah er das Kind. Es lag auf Stroh ganz dicht bei seinem schneeweißen Lamm. Simon kniete nieder und schenkte dem Kind sein letztes Licht. Auf einmal flammte das schwach leuchtende Licht auf und erfüllte den ganzen Raum mit festlichem Glanz. Am Himmel strahlten die Sterne heller und heller und der frohe Gesang klang hinaus bis zu den Hirten im Feld.

Window nº 8
8-12-2020
8
Afrikanisches Sprichwort

In einer dunklen schwarzen Nacht
sitzt eine kleine schwarze Ameise
auf einem dunklen schwarzen Stein:
Gott sieht sie!

2015 Fenster und Text bei Fam. Loer
Window nº 9
9-12-2020
9
Eine besondere Geschichte über Streit und Vergebung und Leben im Frieden miteinander

Ein Vater und ein Sohn lebten friedlich und in völliger Eintracht. Sie lebten vom Ertrag ihrer Felder und Herden. Sie arbeiteten miteinander und teilten gemeinsam, was sie ernteten.
Alles fing durch ein kleines Missverständnis an. Eine immer größer werdende Kluft bildete sich zwischen ihnen, bis es zu einem heftigen Streit kam.
Fortan mieden sie jeglichen Kontakt und keiner sprach mehr ein Wort mit dem anderen.
Eines Tages klopfte jemand an die Tür des Sohnes. Es war ein Mann, er suchte Arbeit. „Kann ich vielleicht einige Reparaturen bei dir durchführen?“
„Ich hätte schon Arbeit für dich“, antwortete der Sohn. „Dort, auf der anderen Seite des Baches steht das Haus meines Vaters. Vor einiger Zeit hat er mich schwer beleidigt. Ich will ihm beweisen, dass ich auch ohne ihn leben kann. Hinter meinem Grundstück steht eine alte Ruine, und davor findest du einen großen Haufen Steine. Damit sollst du eine zwei Meter hohe Mauer vor meinem Haus errichten. So bin ich sicher, dass ich meinen Vater nicht mehr sehen werde.“
„Ich habe verstanden“, antwortete der Mann. Dann ging der Sohn für eine Woche auf Reise.
Als er wieder nach Hause kam, war der Mann mit seiner Arbeit fertig. Welch eine Überraschung für den Sohn! So etwas hatte er nicht erwartet. Denn anstatt einer Mauer hatte der Mann eine schöne Brücke gebaut.
Da kam auch schon der Vater aus seinem Haus, lief über die Brücke und nahm seinen Sohn in die Arme.
„Was du getan hast, ist einfach wunderbar! Eine Brücke bauen lassen, wo ich dich doch schwer beleidigt hatte! Ich bin stolz auf dich und bitte dich um Verzeihung!“
Während Vater und Sohn feierten, räumte der Mann sein Werkzeug auf und schickte sich an, weiter zu ziehen. „Nein, bleib doch bei uns, denn hier ist genug Arbeit für dich“, sagten sie ihm. Der Mann antwortete: „Gerne würde ich bei euch bleiben, aber ich habe noch anderswo viele Brücken zu bauen … „

2018 Fenster und Text bei Fam. Seidel
Window nº 10
10-12-2020
10
Damit es Frieden in der Welt gibt,
müssen die Völker in Frieden leben.

Damit es Friede zwischen den Völkern gibt,
dürfen sich die Städte nicht gegeneinander erheben.

Damit es Frieden in den Städten gibt,
müssen sich die Nachbarn verstehen.

Damit es Frieden zwischen den Nachbarn gibt,
muss im eigenen Haus Frieden herrschen.

Damit im Haus Frieden herrscht,
muss man im eigenen Herzen Frieden finden.

Laotse



Wenn wir Frieden schaffen wollen, dann müssen wir bei uns anfangen.
Geben wir uns diese Chance zum Frieden.
Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch.
Gebt einander ein Zeichen des Friedens!

2018 Fenster bei Fam. Ottersbach – Text bei Fam. Scherer
Window nº 11
11-12-2020
11
Der allerkleinste Tannenbaum

Es war kurz vor Weihnachten. Ein kleiner bunter Vogel flog zum Fest in die Stadt. Da sah er auf einem Hügel einen kleinen Tannenbaum. „Gehst du nicht in die Stadt?“ fragte ihn der Vogel. „Nein“, sagte der Tannenbaum. „Ich bin zu klein für Weihnachten.“ Und er brach in Tränen aus. Der kleine Tannenbaum erinnerte sich, dass seine großen Brüder immer zu ihm sagten: „Wenn du nicht schneller wächst, wirst du nie ein rechter Weihnachtsbaum.“
Eines Tages wurden sie alle zum Weihnachtsfest in die Stadt abgeholt. Da freuten sie sich sehr und hoben stolz ihre schönen Äste. Nur der kleine Tannenbaum wurde stehengelassen. Er fühlte sich jetzt sehr einsam und schluchzte: „Ach, wenn ich doch größer wäre und bei meinen Brüdern in der Stadt sein dürfte!“ „Weißt du was?“ sagte der Vogel zum Tannenbaum. „Ich werde dir helfen. Ich fliege zu meinem Freund, dem Esel.“ Bald darauf kam ein Fuchs vorbei. Auch er lief zum Weihnachtsfest in die Stadt. „Gehst du nicht in die Stadt?“ fragte der Fuchs den Tannenbaum. „Nein, ich bin zu klein“, antwortete der Tannenbaum und musste wieder weinen. Der Fuchs hatte noch nie einen so kleinen Baum gesehen. Aber weil er nicht wusste, wie er ihm helfen sollte, lief er weiter. Inzwischen kam der Vogel mit seinem Freund, dem Esel, zurück. „Du hast mir nicht gesagt, dass der Weg so weit ist“, brummte der Esel. Er ärgerte sich, dass er so kurz vor Weihnachten nicht in der Stadt sein konnte. Er wollte doch nichts von dem schönen Fest versäumen. „Siehst du, jetzt sind wir da“, sagte der Vogel und zeigte mit dem Flügel auf den kleinen Tannenbaum. Der Esel musste sich bücken, um den winzigen Baum überhaupt zu sehen. Seine Augen waren vor Überra-schung weit geöffnet. Es war der kleinste Tannen¬baum, den er jemals gesehen hatte. „Wie geht es dir?“ fragte der Esel höflich. „Ach, wenn ich doch größer wäre“, schluchzte der kleine Tannenbaum. Dann wäre ich jetzt bei meinen Brüdern in der Stadt. Ich glaube, ich werde das Weihnachtsfest nie erleben!“ „Weine nicht!“ tröstete ihn der Esel. „Schau da drunten die Lichter in der Stadt! Dort stehen sie alle, die vielen Weihnachtsbäume, und werden schon mit Kerzen geschmückt. Deine Brüder sind auch dabei. In jeder Stube steht ein prächtiger Tannenbaum, und darunter werden morgen die Kinder ihre Geschenke auspacken. Dann werden sie alle die schönen Weihnachtslieder singen. Hör auf zu weinen, kleiner Tannenbaum! Vielleicht bist du nächstes Jahr dabei.“ Der Tannenbaum weinte aber schon nicht mehr. Die freundlichen Worte des Esels hatten ihn beruhigt. „Ja, vielleicht nächstes Jahr...“ murmelte er und schlief ein. Der Vogel und der Esel seufzten erleichtert, und auch sie schliefen ein. Sie hatten einen langen Tag hin¬ter sich und waren sehr müde. Und während sie schliefen, begann es leise zu schneien. Es kam der Morgen vor dem Heiligen Abend. Der Esel und der Vogel wischten sich die Schneeflocken aus den Augen. Überall um sie herum glänzte der Schnee in der Sonne, und auch der kleine Tannenbaum war ganz mit Schnee bedeckt. Er war jetzt der schönste Tannenbaum, den man sich denken konnte. Da begannen der Vogel und der Esel ihr liebstes Weihnachtslied zu singen.
Als die anderen Tiere den Gesang hörten, verließen sie ihre Verstecke im Wald und in den Wiesen und machten sich alle auf den Weg. Auch sie wollten dort sein, wo so schön gesungen wurde. Sie versammelten sich alle um den kleinen Tannenbaum auf dem Hügel und sangen mit dem Vogel und dem Esel. Inzwischen war es dunkel geworden. Die Sterne leuchteten vom Himmel herab auf den Schnee und den kleinen Tannenbaum. Er war jetzt der schönste Weihnachtsbaum auf der ganzen Welt.
Jetzt war der Heilige Abend da. Das Jesuskind lag in der Krippe. Maria und Joseph wachten neben ihm. Und auch die Tiere waren gekommen und fingen gleich zu singen an. Draußen auf dem Felde aber hörte der kleine Tannenbaum eine Stimme neben sich flüstern: „Du bist gar nicht zu klein für Weihnachten, lieber Tannenbaum, denn ich bin ebenso klein wie du.“ Es war das Jesuskind selber, das so zu ihm sprach. Da war der kleine Tannenbaum glücklich.
Als Weihnachten vorüber war, verabschiedete sich der Esel und lief heim in die Stadt. Er versprach dem Tannenbaum, zum nächsten Weihnachtsfest wieder¬zukommen. Der Vogel aber wollte bis zum Frühling bei dem kleinen Tannenbaum bleiben. Und der Tan¬nenbaum beklagte sich nie mehr darüber, dass er so klein war.

2016 Fenster und Text bei Fam. Rochel-Zwikirsch
Window nº 12
12-12-2020
12
Dieses kleine Licht

Ein Windhauch nur und schon ist es aus und vorbei.
Ich kann es ausblasen, zerdrücken, mit dem Fuß drauftreten, nicht zur Kenntnis nehmen, den Kopf schütteln: sentimentales Gesäusel…
Aber ich kann mich dem kleinen Licht auch stellen, mich ihm aussetzen.

„Mit seinem hellen Scheine vertreibt´s die Finsternis…“ singen wir an Weihnachten. Ist es nicht wirklich so?

1989 waren es die Beter in Deutschland, die mit ihren Gebeten, Andachten, ihren Aktionen und Kerzen eine friedliche Revolution begannen, die Mauer zum Einsturz brachten und die Mächtigen vom Thron stießen. Den Bläser kann ich nicht vergessen, der auf der Berliner Mauer den Choral anstimmte: „Nun danket alle Gott…“.

Das Licht ist machtlos, aber nicht wirkungslos.

Jesus, sein Licht, geht durch die Zeit. Es brennt heute noch. Lassen wir uns nicht beunruhigen, es könnte verlöschen. Es bleibt und will uns allen heimleuchten und nach Hause bringen.

Wo sind die Mächtigen dieser Erde von Herodes bis Hitler? Blut und Tränen haben sie gebracht, kein Licht, nur Dunkelheit und Schrecken. Übrig geblieben sind nur Asche und Ruinen.

Das Licht aber hat sie alle überdauert – Jesus – das Licht der Welt. Gott hat es in unsere Dunkelheit gebracht. Er steht dazu, zu seinem Licht.

Und es wird sich ausbreiten, wenn wir in diesen Tagen unsere leeren Akkus wieder aufladen, unsere inneren, geistlichen Batterien, und dieses Licht dann weitergeben: daheim, in der Familie, in der Schule, am Arbeitsplatz, in unseren Kirchen und Gemeinden. Es ist Licht für mich und für andere. Tragen wir es überallhin, wo es dunkel ist. Lassen wir es aufleuchten und zum Zeichen werden gegen Gewalt und Hass in unserem Land!

Wir brauchen dieses Licht: Jesus, den Mensch geborenen Gott, das Kind in der krippe und den Mann am Kreuz.

Komm, Jesus, Licht der Welt, komm mach unser Dunkel hell!

2015 Fenster bei Fam. Kirsch

Window nº 13
13-12-2020
13
Der Tag der heiligen Lucia

Am 13. Dezember, also mitten im Advent, begeht die Kirche alljährlich den Gedenktag der heiligen Lucia oder Luzia, deren Name übersetzt »die Leuchtende« bedeutet. Der Legende nach lebte die heilige Lucia als junge Christin im 3. Jahrhundert in Syrakus auf Sizilien. Dort soll sie als Kind einer vornehmen Familie im Jahr 286 geboren worden sein. In einer Zeit der Christenverfolgung als viele Christen sich versteckt hielten, versorgte sie diese Menschen in den Katakomben mit Lebensmitteln.
Damit sie die Hände frei zum Tragen hatte, setzte sie sich einen Kranz mit Lichtern auf den Kopf. Als Lucia einen reichen Mann heiraten sollte, weigerte sie sich dieses zu tun, da sie keusch bleiben wollte und löste die Verlobung. Der vor den Kopf gestoßene Mann verriet sie beim Kaiser, woraufhin dieser sie hinrichten ließ.

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!
Es kommt der Herr der Herrlichkeit
und mit ihm eine große Schar,
die seinem Ruf gehorsam war,
bekleidet mit dem Taufgewand,
mit Palmenzweigen in der Hand
und mit dem Glanz gekrönt,
der heiligt und versöhnt.

Macht hoch die Tür für Luzia!
In lichter Schönheit steht sie da.
Sie trägt die Zeichen ihres Leids
als Opfergabe vor das Kreuz.
Und was sie aufgab in der Zeit,
empfängt sie in der Ewigkeit,
wo jeder, der vertraut,
das Antlitz Gottes schaut.

Macht hoch die Tür für Gottes Sohn
und für die Schar um seinen Thron.
Er fügt uns ein in ihren Kreis,
macht Herzen hell und Kleider weiß.
Und knien wir im Stroh des Stalls,
verwandelt uns der Herr des Alls
und nimmt in Liebe an,
was jeder bringen kann.
© Peter Gerloff

2016 Fenster und Text bei Fam. Thiele und Dutremez

Window nº 14
14-12-2020
14
Flügel möchte ich besitzen,
bis zum blauen Himmel dringen,
wo die schönen Sterne blitzen –
schöner Engel, schenk mir Schwingen!

Als der Engel mich vernommen,
griff er in die Silbertruhe –
und was habe ich bekommen?
Gute, feste Wanderschuhe!

2016 Fenster bei Frau Simonis – Text Fam. Thomas
Window nº 15
15-12-2020
15
Sterne hat man gerne
Von den Sternen lernen,
was richtig wichtig ist –
gerade jetzt, in diesem Advent:
Nicht, dass jeder rennt,
die coolsten Geschäfte kennt,
die teuersten Geschenke schenkt
und eifrig schafft
bis tief in die Nacht.

Nein,
das kann es nicht sein!

Nicht schneller,
sondern heller
könntest du werden: gerne
wie die Sterne
auch mal verweilen,
statt immer nur zu eilen;
stille stehen
und aufs Ganze sehen
und mutig deine Bahnen gehen.

Wer strahlt, kann Licht verbreiten
auch in dunklen Zeiten;
so verzauberst du die Nacht!
Lisa Wortberg-Lepping

2016 Fenster und Text bei Fam. Büscher
Window nº 16
16-12-2020
16
Der verlorene Adventszauber

In einer Stadt wie überall auf der Welt begab es sich, dass sich ein alter Mann während der Adventszeit auf die Suche nach dem Adventszauber machte. Der alte Mann trug noch den Adventstraum seiner Kinderzeit in sich und glaubte, diesen verloren zu haben; so wollte er sich seinen Adventstraum wieder in Erinnerung rufen. Doch wohin der alte Mann in der Stadt auch kam: Sämtliche Straßen waren hell erstrahlt, grelle, gefüllte Schaufenster leuchteten mit den Marktbuden und dem ganzen glitzernden Tand um die Wette und aus den Kaufhäusern erklang weihnachtliche Musik, die jedoch niemand beachtete.
Die mit vollen Taschen beladenen Leute drängelten den Alten hektisch durch die Einkaufsstraßen und schoben ihn durch die überfüllten Budengassen, vorbei auch an Gasthäusern und Stehplätzen, in denen die Menschen sich eine kurze Verschnaufpause erhofften und vorbei auch an offenen Kirchentüren, die zu kurzer Besinnung einluden. Der Alte schüttelte verwundert den Kopf. Was war das für eine Adventszeit, in der die Menschen trotz des weihnachtlichen Anscheins nicht mehr zur Ruhe kommen konnten?
Dabei dachte er an seine eigene Kinderzeit zurück. Seine Eltern waren nicht reich gewesen, jede Münze wurde vor dem Ausgeben noch drei Mal umgedreht. Doch was herrschte bei den adventlichen Spaziergängen der Familie immer für eine stille und heimliche Vorfreude.
Und erst zu Beginn der Adventszeit roch es im Haus nach frischgebackenen Plätzchen; der Nikolaus aber brachte Äpfel, Nüsse und einige langersehnte Lebkuchen. Die Mutter aber versteckte die übrigen Plätzchen und gab sie erst am Heiligen Abend zu den wenigen Geschenken, die unter einem kerzenerhellten Christbaum lagen, preis. Das Evangelium von der Geburt Christi wurde noch vor dem Christbaum gelesen und anschließend sang die Familie, sich an den Händen haltend, das Lied der stillen Nacht. Und sie waren damals zufrieden, denn es herrschte Liebe und Eintracht in der Familie, trotz des Wenigen, was man besaß.
Heute aber schien es ihm, dass im Zeichen des Überflusses die ersten Nikoläuse, Weihnachtsmänner und Lebkuchen schon Mitte des Monats Oktober in die Regale der Kaufhäuser gestellt wurden; im Fernsehen wurde die Werbung schon ab Anfang November nicht mehr müde, den Menschen Dinge anzupreisen, deren sie gar nicht bedurften. Und am Weihnachtsabend, gleich nach der Bescherung, flohen nicht wenige Kinder aus dem Haus, um mit Freunden die so genannten x-mas -Weihnachtpartys zu feiern.
Vor lauter Nachdenken bemerkte der Alte gar nicht, dass man ihn einfach weitergeschoben hatte. Er fand sich unversehens in einer ihm aus seiner Kinderzeit bekannten Gasse wieder, die abseits der lärmenden Zone ein stilles Dasein führte. Wie wohl ihm diese Ruhe tat; kein Lärm, keine Hektik, kein Gedränge, nur Beschaulichkeit. Die Gasse wurde von kleinen Lichtern erleuchtet, die aus den Fenstern der Häuser grüßten. Familien mit Kindern verweilten auf der Gasse; die Kinder hüpften froh und heiter umher. Dabei geschah es, dass ein kleines Mädchen aus Versehen an ihn stieß und ihn mit leuchtend großen Augen und einer vor Kälte roten Nasenspitze erschreckt ansah.
Er lächelte und beugte sich zu dem Kind nieder: „Ich habe Dich wohl übersehen, kleine Prinzessin?“ Das Mädchen lächelte schüchtern zurück und ließ mit einer Antwort nicht auf sich warten: „Ich bin keine Prinzessin und ich war schuld. Ich habe getanzt, weil ich mich auf das Christkind freue, das bald kommen wird.“
„Was denn, Du freust Dich noch auf das Christkind?“, fragte der Alte erstaunt. „Und was wünscht Du Dir denn von ihm? Worauf das Mädchen antwortete: „Ich wünsche mir eine kleine Puppe oder ein Stofftier zum Spielen. Ich weiß aber nicht, ob das Christkind meinen Wunsch erfüllen wird. Papa sagt, dass das Christkind den Weg in unser Haus nicht finden kann, wir sind nämlich eine ganz große Familie“.
Das kleine Mädchen hielt dabei die Hände hoch und bewegte alle zehn Finger: „Ich habe noch sooooo viele Geschwister. Und alle wünschen sich etwas vom Christkind!“.
Der Alte lächelte das Mädchen an und erwiderte: „Ich bin mir ganz sicher, dass das Christkind auch Euch besuchen und den einen oder anderen Wunsch erfüllen wird!“. Da sprang das kleine Mädchen freudestrahlend davon. Die Augen des Alten aber begannen zu leuchten, denn er fühlte, dass er seinen verloren geglaubten Adventszauber wiedergefunden hatte. So beschloss er frohen Herzens, am nächsten Tag als Helfer des Christkinds in diese Gasse und zum Haus des Mädchens zurückzukehren.
Josef Albert Stöckl

2019 Fenster und Text bei Fam. Kroll
Window nº 17
17-12-2020
17
Das Gleichnis vom verlorenen Sohn

Weiter sagte Jesus: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht! Da teilte der Vater das Vermögen unter sie auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er begann Not zu leiden. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner! Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von Weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn zu ihm: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt einen Ring an seine Hand und gebt ihm Sandalen an die Füße! Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein Fest zu feiern. Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete ihm: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte seinem Vater: Siehe, so viele Jahre schon diene ich dir und nie habe ich dein Gebot übertreten; mir aber hast du nie einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen; denn dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.

2019 Fenster und Text bei Frau Simonis
Window nº 18
18-12-2020
18
Wann fängt Weihnachten an?


Wenn der Schwache dem Starken die Schwäche vergibt

Wenn der Starke die Kräfte des Schwachen liebt

Wenn der Habewas mit dem Habenichts teilt

Wenn der Laute mal bei dem Stummen verweilt
Und begreift, was der Stumme ihm sagen will

Wenn das Bedeutungsvolle bedeutungslos,
das scheinbar Unwichtige wichtig und groß

Wenn mitten im Dunkel ein winziges Licht
Geborgenheit, helles Leben verspricht

Und du zögerst nicht, sondern gehst,
so wie du bist, darauf zu

dann, ja dann

fängt Weihnachten an.

2016 Fenster bei den Weißen Schwestern in Thielenbruch
Window nº 19
19-12-2020
19
Maria durch ein' Dornwald ging

Maria durch ein' Dornwald ging.
Kyrieleison!
Maria durch ein' Dornwald ging,
der hatte in sieben Jahr'n kein Laub getragen!
Jesus und Maria.

Was trug Maria unterm Herzen?
Kyrieleison!
Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen,
das trug Maria unter ihrem Herzen.
Jesus und Maria.

Da haben die Dornen Rosen getrag'n;
Kyrieleison!
Als das Kindlein durch den Wald getragen,
da haben die Dornen Rosen getragen!
Jesus und Maria.

Wie soll dem Kind sein Name sein?
Kyrieleison!
Der Name, der soll Christus sein,
das war von Anfang der Name sein!
Jesus und Maria.

Wer soll dem Kind sein Täufer sein?
Kyrieleison!
Das soll der Sankt Johannes sein,
der soll dem Kind sein Täufer sein!
Jesus und Maria.

Was kriegt das Kind zum Patengeld?
Kyrieleison!
Den Himmel und die ganze Welt,
das kriegt das Kind zum Patengeld!
Jesus und Maria.

Wer hat erlöst die Welt allein?
Kyrieleison.
Das hat getan das Christkindlein,
das hat erlöst die Welt allein!
Jesus und Maria.

2016 Fenster bei Fam. Heinen
Window nº 20
20-12-2020
20
Der lange Weg

Es waren nur noch wenige Tage bis Weihnachten.
Der kleine Junge aus dem Bergdorf freute sich auf das Fest.

Am Weihnachtstag schenkte der Junge seiner Oma aus der Stadt einen glitzernden Stein. Dieser Stein war besonders schön. Nie zuvor hatte die Oma einen schöneren Stein gesehen. Er funkelte von allen Seiten und glitzerte im Schnee und im Sonnenlicht.
Irgendwie schien der Stein etwas Besonderes zu sein.

„Wo hast du denn diesen wunderschönen und besonderen Stein gefunden?“, fragte die Oma den Jungen.

Der Junge erklärte, dass es nur eine einzige Stelle gäbe, an der man einen solchen Stein finden könne. Diese Stelle sei auf der anderen Seite des Berges. Es sei sehr gefährlich, dorthin zu klettern. Man könne die Stelle kaum finden. Bei Nebel sei der Weg nicht zu erkennen und bei Nässe rutsche man dort ab. Dort sei eine kleine versteckte Höhle, in der manchmal Steine dieser Art gefunden würden.

Er habe alleine fünf Versuche gebraucht, um überhaupt die richtige Stelle zu erreichen. Doch er habe die Hoffnung nie aufgegeben, so einen Stein zu finden.

Im letzten Versuch nach vielen Stunden Klettern habe er den Stein dann endlich gefunden.

„Er ist wundervoll“, sagte die Oma. „Ich werde ihn mein Leben lang bewahren und immer an dich denken, wenn ich ihn betrachte. Es war sehr mutig von dir, es hätte auch alles schiefgehen können! Ich weiß nicht, ob ich es überhaupt versucht hätte, das Risiko wäre mir zu groß gewesen.“

Stolz und mit strahlenden Augen sagte der Junge: „Der lange Weg und mein Mut, den ich aufbringen musste, das ist ein Teil des Geschenkes. Wäre es einfach und ohne Hindernisse, hätte jeder diesen Stein finden können. Erst meine Mühen haben ihn so wertvoll und besonders gemacht.“


2016 Fenster und Text bei Fam. Loer

Window nº 21
21-12-2020
21
Auf Weihnachten zu warten, genügt nicht.
Weihnachten kommt nicht,
Weihnachten wird
durch dich – durch mich – durch uns.

Vielleicht durch unser Reden,
eher durch unser Tun,
am meisten durch unser Sein.

Max Feigenwinter
Window nº 22
22-12-2020
22
Herbergssuche

„Ich verbiete es dir! Du wirst bei so einem Krippenspiel nicht mehr mitmachen. Und Schluss!“ Der Großvater der kleinen Faten ist außer sich. Auf diese Reaktion war die sie nicht vorbereitet. Sie begann zu weinen. Drei Jahre zuvor war die Siebenjährige mit ihrer Familie von Palästina, genauer gesagt von Bethlehem, nach Deutschland gekommen. Der Anfang war hart. Und nun, endlich, durfte Faten mal mitspielen. „Du würdest eine gute Maria abgeben!“ meinte der Pfarrer. Und so war es auch. Die Gottesdienstbesucher in der kleinen katholischen Kirche in Köln waren gerührt von der ‚Maria aus Bethlehem‘. Zwei Tage nach dem Krippenspiel fuhr die Familie zum Weihnachtsurlaub in ihre Heimat nach Palästina. Faten erzählte stolz von ihrem Auftritt bei dem Krippenspiel. Aber der Großvater war entsetzt!

Der Grund des Ärgernisses war keineswegs die Mitwirkung des palästinensischen Kindes in einem christlichen Gottesdienst. Wie die meisten Bewohner Bethlehems war und ist auch die Familie von Faten christlich. Grund für das Ärgernis war die Szene der Herbergssuche. „Nie hätte einer von uns jemanden an der Türe weggeschickt. Schon gar nicht eine schwangere Frau. Da ist immer Platz!“ Der Großvater fühlte die Ehre seines Volkes beschmutzt. Daher das strikte Verbot. Integration müsse auch Grenzen haben.

Seit Jahren werden Krippenspiele einstudiert und aufgeführt. Die Herbergssuche darf nie fehlen. Doch Krippenspiele sind eine deutsche bzw. österreichische ‚Erfindung‘ und lassen keineswegs in jedem Land am 24.12. die Herzen tausender Gottesdienstbesucher höherschlagen. Und ein arabisches Volk fühlt sich in seiner Ehre verletzt!

Bekanntlich lesen wir in der Bibel nichts von Wirten, die Josef und Maria weggeschickt haben, weil ihre Herberge voll gewesen wäre. Man meinte aber, es gäbe verschlüsselte Hinweise für die vergebliche Herbergssuche. In Lukas 2 Vers 7 lesen wir: „Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Platz in der Herberge.“ Wenn Maria ihren Sohn in eine Krippe legen musste, bedeutet es doch: Die Geburt fand bei Tieren in einem Stall statt. Warum in einem Stall? Weil kein Platz in den Gasthäusern war. Wirtsleute müssten das Heilige Paar also weggeschickt haben.

Dass diese Schlussfolgerung grundlegend verkehrt ist, wird durch ein Video eines amerikanischen Bibelforschers und Archäologen deutlich:

Er zeigte Häuser, in denen die Menschen zurzeit Jesu in der Gegend um Bethlehem wohl gelebt haben. „Mensch und Tier lebten in einem Haus zusammen. Es gab keine extra Ställe, wie es bei uns üblich war und ist. In jedem Wohnhaus gab es eine Futterstelle für Tiere. Und so legte Maria ihr Kind in die Futterstelle der Tiere. Das war nichts Außergewöhnliches.“

Wenn die Hirten bei ihrer Ankunft einen stinkenden Stall, eine verängstigte junge Mutter und einen verzweifelten Josef erlebt hätten, wäre ihre sofortige Reaktion gewesen: Das ist eine Schande! Kommt mit uns, damit unsere Frauen euch versorgen können!‘ Die Hirten hätten die kleine Familie zu ihren eigenen Häuser gebracht. Dass sie die Unterkunft verließen, ohne die junge Familie woanders einzuquartieren, bedeutet, dass die Hirten ihr keine bessere Gastfreundschaft bieten konnten, als sie sie bereits erlebte, so der Bibelforscher.

Das Missverständnis ist wohl auf eine Übersetzungsunsicherheit zurückzuführen: Luther übersetzte das griechische Wort kataluma mit „Herberge“. Zutreffenderer wäre womöglich aber „Gästezimmer“. Im Gästezimmer war kein Platz, daher musste Maria ihr Kind im Hauptwohnraum, in dem auch die Gastgeberfamilie schlief, auf die Welt bringen, wie vor ihr schon viele Generationen. Selbstverständlich war in diesem Raum auch eine Futterkrippe. In diese legte sie das neugeborene Kind.

Wenn das so gewesen wäre, gäbe es aber keine Hinweise auf die erfolglose Herbergssuche. Dann müssten die Krippenspiele neu geschrieben werden: „Kein Mangel an Gastfreundschaft bzw. keine Unfreundlichkeit wird angedeutet, wenn die heilige Familie im Aufenthaltsraum des Hauses beherbergt wird. Das Gästezimmer (kataluma) ist besetzt und vom Gastgeber wird nicht erwartet, dass er seine bereits aufgenommenen Gäste zum Auszug auffordert. Das wäre undenkbar und auch nicht notwendig. Der große familiäre Aufenthaltsraum reicht voll aus.

Wer in der Flüchtlingshilfe tätig ist, erfährt: So unterschiedlich die Schicksale und Persönlichkeiten der Menschen aus Afghanistan, Pakistan, Syrien und Palästina sind: Die Gastfreundschaft wird bei allen überaus großgeschrieben. Kein Besuch, ohne dass einem zumindest eine Tasse Tee angeboten wird. Und überall die Enttäuschung in den Augen, wenn man sagen muss: „Tut mir leid, ich habe keine Zeit. Das nächste Mal vielleicht.“ Besucher, oft unangemeldete, werden über Nacht in der Flüchtlingsunterkunft aufgenommen, auch wenn das die Hausordnung eindeutig verbietet. Viele nehmen 25 Euro Strafgebühr für die Zulassung von „Fremdschläfern“ in Kauf. „Wegschicken geht in unserer Kultur gar nicht. Wenn es sich im Landkreis rumsprechen würde, ich hätte der Hausordnung gemäß, einen Landsmann um 22 Uhr vor die Türe gesetzt, könnte ich mich bei den Afghanen nicht mehr blicken lassen“, so ein junger Mann aus Kabul. In Bethlehem wird das vor 2000 Jahren nicht anders gewesen sein. Eine schwangere Frau wegschicken, das ging gar nicht.

Müssen aus historischen, kulturellen und theologischen Gründen die Krippenspiele umgeschrieben werden und zumindest von der Szene der „Herbergssuche“ gereinigt werden? Nein. Nicht unbedingt. Wenn man das Krippenspiel nicht historisch sieht, sondern als anschauliche Predigt, die uns träge gewordenen Christen aufrütteln soll, haben sie in unserem Kulturraum ihre Berechtigung. In unserer Kultur ist es tatsächlich denkbar, dass Schwangere weggeschickt werden und Türen nicht geöffnet werden, und dies selbst dann, wenn eigentlich genug Platz im Gästezimmer wäre.

Krippenspiele haben nach heutiger Erkenntnis keinen großen historischen Wahrheitsgehalt. Und doch transportieren sie eine für unseren Kulturkreis überaus wichtige, christliche Botschaft, ja, einen christlichen Appell: Öffnet eure Herzen und Häuser. Gott will bei euch einziehen. Er kommt manchmal in unerwarteten Gestalten. In Bethlehem, zur Zeitenwende, kam er als Baby von Josef und Maria. Heutzutage kommt er womöglich als Flüchtling oder als bedürftige deutsche Frau mit drei kleinen Kindern! Auch in Zukunft können wir auf die Krippenspiele wohl nicht verzichten. Zumindest nicht in unserem Kulturkreis.

2019 Fenster und Text bei Familie Thomas

Window nº 23
23-12-2020
23
Die Legende vom 4. König

Außer Caspar, Melchior und Balthasar war auch ein vierter König aus dem Morgenland aufgebrochen, um dem Stern zu folgen, der ihn zu dem göttlichen Kind führen sollte. Drei wertvolle rote Edelsteine hatte er zu sich gesteckt und mit den drei anderen Königen einen Treffpunkt vereinbart. Aber sein Reittier lahmte unterwegs. Er kam nur langsam voran, und als er bei der hohen Palme eintraf, war er allein. Nur eine kurze Botschaft, in den Stamm des Baumes eingeritzt, sagte ihm, dass die anderen ihn in Bethlehem erwarten würden.

Er ritt weiter, ganz in seinen Wunschträumen versunken. Plötzlich entdeckte er am Wegrand ein Kind, bitterlich weinend und aus mehreren Wunden blutend. Voll Mitleid nahm er das Kind auf sein Pferd und ritt in das Dorf zurück, durch das er zuletzt gekommen war. Er fand eine Frau, die das Kind in Pflege nahm. Aus seinem Gürtel nahm er einen Edelstein und vermachte ihn dem Kind, damit sein Leben gesichert sei.

Doch dann ritt er weiter, seinen Freunden nach. Er fragte die Menschen nach dem Weg, denn den Stern hatte er verloren … Eines Tages erblickte er den Stern wieder, eilte ihm nach und wurde von ihm durch eine Stadt geführt. Ein Leichenzug begegnete ihm. Hinter dem Sarg schritt eine verzweifelte Frau mit ihren Kindern. Der vierte König sah sofort, dass nicht allein die Trauer um den Toten diesen Schmerz hervorrief. Der Mann und Vater wurde zu Grabe getragen. Die Familie war in Schulden geraten, und vom Grabe weg sollten die Frau und die Kinder als Sklaven verkauft werden. Er nahm den zweiten Edelstein aus seinem Gürtel, der eigentlich dem neugeborenen König zugedacht war. "Bezahlt, was ihr schuldig seid, kauft euch Haus und Hof und Land, damit ihr eine Heimat habt!"

Er wendete sein Pferd und wollte dem Stern entgegen reiten - doch dieser war erloschen. Sehnsucht nach dem göttlichen Kind und tiefe Traurigkeit überfielen ihn. War er seiner Berufung untreu geworden? Würde er sein Ziel nie erreichen? Eines Tages leuchtete ihm sein Stern wieder auf und führte ihn durch ein fremdes Land, in dem Krieg wütete. In einem Dorf hatten Soldaten die Bauern zusammengetrieben, um sie grausam zu töten. Die Frauen schrien und Kinder wimmerten. Grauen packte den König, Zweifel stiegen in ihm auf. Er besaß nur noch einen Edelstein - sollte er denn mit leeren Händen vor dem König der Menschen erscheinen? Doch dies Elend war so groß, dass er nicht lange zögerte, mit zitternden Händen seinen letzten Edelstein hervorholte und damit die Männer vor dem Tode und das Dorf vor der Verwüstung loskaufte.

Müde und traurig ritt er weiter. Sein Stern leuchtete nicht mehr. Jahrelang wanderte er. Zuletzt zu Fuß, da er auch sein Pferd verschenkt hatte. Schließlich bettelte er, half hier einem Schwachen, pflegte dort Kranke; keine Not blieb ihm fremd. Und eines Tages kam er am Hafen einer großen Stadt gerade dazu, als ein Vater seiner Familie entrissen und auf ein Sträflingsschiff, eine Galeere, verschleppt werden sollte. Der vierte König, der nunmehr nichts mehr besaß als sich selbst, flehte um den armen Menschen und bot dann an, anstelle des Unglücklichen als Galeerensklave zu arbeiten. Sein Stolz bäumte sich auf, als er in Ketten gelegt wurde.

Jahre vergingen. Er vergaß, sie zu zählen. Grau war sein Haar, müde sein zerschundener Körper geworden. Doch irgendwann leuchtete sein Stern wieder auf. Und was er nie zu hoffen gewagt hatte, geschah. Man schenkte ihm die Freiheit wieder; an der Küste eines fremden Landes wurde er an Land gelassen. In dieser Nacht träumte er von seinem Stern, träumte von seiner Jugend, als er aufgebrochen war, um den König aller Menschen zu finden. Eine Stimme rief ihn: "Eile, eile!" Sofort brach er auf, er kam an die Tore einer großen Stadt. Aufgeregte Gruppen von Menschen zogen ihn mit, hinaus vor die Mauern. Angst schnürte ihm die Brust zusammen. Einen Hügel schritt er hinauf, Oben ragten drei Kreuze. Der Stern, der ihn einst zu dem Kind führen sollte, blieb über dem Kreuz in der Mitte stehen, leuchtete noch einmal auf und war dann erloschen. Ein Blitzstrahl warf den müden Greis zu Boden. "So muss ich also sterben", flüsterte er in jäher Todesangst, "sterben, ohne dich gesehen zu haben? So bin ich umsonst durch die Städte und Dörfer gewandert wie ein Pilger, um dich zu finden, Herr?" Seine Augen schlossen sich. Die Sinne schwanden ihm. Da aber traf ihn der Blick des Menschen am Kreuz, ein unsagbarer Blick der Liebe und Güte. Vom Kreuz herab sprach die Stimme: "Du hast mich getröstet, als ich jammerte, und gerettet, als ich in Lebensgefahr war; du hast mich gekleidet, als ich nackt war!" Ein Schrei durchbebte die Luft - der Mann am Kreuz neigte das Haupt und starb. Der vierte König erkannte mit einem Mal: Dieser Mensch ist der König der Welt. Ihn habe ich gesucht in all den Jahren. - Er hatte ihn nicht vergebens gesucht, er hatte ihn doch gefunden.

(nach einer alten russischen Legende)

2019 Fenster und Text bei den Weißen Schwestern in Klettenberg
Window nº 24
24-12-2020
24
Die Geburt Jesu

Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen. Diese Aufzeichnung war die erste; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.

So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.

Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.

In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.

Und es geschah, als die Engel von ihnen in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Lasst uns nach Betlehem gehen, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr kundgetan hat! So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie von dem Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde.

Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. 20 Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war. (Lk 2, 1-20)

2019 Fenster am Pfarrzentrum St. Mariä Himmelfahrt

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"Gemeindekalender"
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