FenĂȘtre 23
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Die schönste Krippe
ein WeihnachtsmÀrchen...
Verfasser noch unbekannt
Die schönste Krippe
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Es war einmal vor langer Zeit - oder doch erst gestern? - eine junge Familie: Der Vater, die Mutter und ihr neugeborenes Kind. Sie lebten in einem Land, in dem Krieg herrschte und die Tage des GlĂŒcks vergessen waren. Die Menschen dort verloren ihre Habe, ihr HĂ€user, ihre Heimat und viele auch ihr Leben. Bald glaubte niemand mehr an die RĂŒckkehr des Friedens. So wickelten die jungen Eltern ihr Kind in ein wollenes Tuch, schnĂŒrten ein BĂŒndel und mit wenigen Habseligkeiten machten sie sich auf die Suche nach einer neuen Heimat, in der ihr Kind in Frieden aufwachsen konnte.
Es war und es ist das Fest des Friedens "Weihnachten" es war nicht mehr weit. Tagelang wanderte die kleine Familie ĂŒber schneebedeckte Berge und durch eisige TĂ€ler. Zu Essen hatten sie nur ein wenig Brot und ein Paar Waldbeeren. Endlich sahen sie eines Abends die Lichter einer fremden Stadt vor sich. Doch wohin sollten die Menschen gehen, fremd in einem fremden Land? Schweigend zogen sie durch menschenleere, verschneite Strassen, vorbei an erleuchteten Fenstern, und standen plötzlich vor einem grossen Kirchenportal. Hier wollten sie Schutz suchen. Frierend und mĂŒde traten sie ein. Der Duft von Kerzen, Weihrauch und TannengrĂŒn umfing sie. Vorn neben dem Altar stand ein grosser, prĂ€chtig geschmĂŒckter Weihnachtsbaum. Darunter stand eine Krippe aufgebaut. Gold- und silberglĂ€nzend strahlten Baum und Krippe im Licht der Kerzen um die Wette. BeschĂ€mt schauten die Frau und der Mann an sich herunter. Nein ... hier war kein Platz fĂŒr sie.
Still wie sie gekommen waren, verlieĂen sie wieder die Kirche. Drei KirchtĂŒrme hatten sie gesehen, als sie von dem Berg hinabgestiegen waren. So liefen sie weiter durch die leeren Strassen, bis sie vor das zweite Kirchenportal gelangten. Hoffnungsvoll öffneten sie die hohe TĂŒr und erblickten in der Mitte des erleuchteten Kirchenraumes eine Krippe, die war noch prĂ€chtiger als die erste. Rasch verliessen sie auch dieses Gotteshaus.
In der dritten Kirche waren Frauen und Kinder damit beschĂ€ftigt, letzte Hand an die ĂŒppigen GewĂ€nder der Krippenfiguren zu legen. Geblendet von so viel weihnachtlicher Pracht, zog sich die Familie leise zurĂŒck.
Niemand hatte sie bemerkt. Wohin sollten sie sich nun noch wenden? Da gelangen sie zu einer kleinen verfallenen Kapelle vor den Toren der Stadt. Die morsche TĂŒr stand offen. In der Ecke des kahlen Raumes lagen satt und zufrieden ein Ochse und ein Eselchen. Und in der Mitte stand eine hölzerne Futterkrippe, gefĂŒllt mit duftendem Stroh. Endlich eine Bleibe fĂŒr die drei Menschen! Die Mutter bettete ihr schlafendes Kind in das warme Stroh und legte sich selbst auf den Stufen des Altares nieder. Der Vater deckte sie mit seinem Mantel zu.
WEIHNACHTSMORGEN IN DER STADT
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Unter dem GelĂ€ut der Kirchenglocken schritten festlich gekleidete Menschen zum Marktplatz. Dort wollten die BĂŒrger abstimmen, welche Kirche die schönste Krippe habe. Denn wie jedes Jahr war dafĂŒr ein Preis ausgesetzt worden. WĂ€hrend man noch den Reichtum der einen mit der Pracht der anderen Krippe verglich, kamen einige Kinder herbeigelaufen Aufgeregt riefen sie: "Kommt schnell mit zu dem Kapellchen! Dort steht die schönste Krippe von allen. Wir haben sie mit unseren eigenen Augen gesehen!" Ach ... das vergessene Kapellchen! Obgleich jeder wusste, dass der kleine Raum nur noch dem Vieh als Unterstand diente,wollte man den Kindern ihren Wunsch erfĂŒllen und begab sich mit ihnen auf den Weg. Vorsichtig öffnenen sie die TĂŒr und verstummten vor dem lebenden Krippenbild, das sich ihnen darbot. Prunk und Pracht der Kirchenkrippen waren vergessen. Denn die Menschen begriffen in diesem Augenblick den tieferen Sinn der Weihnachtsbotschaft. Kinder legten ihr neues Spielzeug vor die Krippe. Frauen breiteten MĂ€ntel ĂŒber das Kind und die Eltern. Ein kleines unbewohntes Haus wurde gefunden. Alle empfanden die Freude, in der Not helfen zu können. Als die Nacht heraufzog, lag die Stadt wieder im Dunkel. Nur hinter den Fenstern des kleinen Hauses, bei den neuen Einwohnern, war noch Licht! |
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