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Build your Advent Calendar
7 May 2024, the calendar is ended.
(Last window on 24 December 2016)
Unser Kalender im Advent
Window nº 11
Im Advent

I woass net, ob de G'schicht ihr kennt,
sie hat sich ab'gspielt vor Jahren im Advent.
I les euch vor, weils mir fallt ei,
d'Leut sog'n, des soll wahr g'wen sein.

Da is a alts Muatterl gwesen,
alloa in ihra Stub'n drin gsessn,
und hat sich so Gedank'n g'macht
was s'Christkind früher ihr hat bracht.
Ja ja, hat's gsagt, des war'n no Zeit'n
da kunnt ma allerhand bestreit'n
jetzt bin i arm und alt dazua
und hab a kaum zum Essen gnua.

Wia's so da sitzt und überlegt,
hat sie sich einen Plan ausgheckt.
S'Christkind beschenkt doch olle Leit,
jedes Jahr zur Weihnachtszeit,
wia war's, wenn i eam schreib'n tät,
daß i a große Bitt no hätt.

Vielleicht macht's mir de große Freid,
grad heuer in der Weihnachtszeit.
Sie holt sich Bleistift und Papier
aus der Schublad schnell herfür.
Setzt sich an den Tisch sodann
und fangt wia folgt zu schreiben an:

Liebes Christkind, schreibt's mit'm Stift
auf das Papier als Überschrift.
Du bist allmächtig und sehr stark,
schick mir doch bitte 100 Mark!
Erfüll die Bitte einer Armen,
i wünsch an Mantel mir, an warmen.
Wann i des Geld hätt, war des schee,
kannt i zum Mantel kaufa geh.

I brauch'n wirklich schon sehr bald,
denn drauss'n ist es bitterkalt.
Hochachtungsvoll, hat sie zuletzt
vor ihrem Namen drunterg'setzt.

Den Briefumschlag hat's ungeniert
dann an das Christkind adressiert.

Den Absender auf d'andere Seit,
des war von großer Wichtigkeit.
Sie tuat den Brieaf in Umschlag nei
und is zum Kast'n grennt a glei.
Nachdem des alles war gescheh'n,
sah man sie froh nach Hause gehn.

Der Postler von dem Postamt acht
hat koane schlechten Augen g'macht.
So momentan is baff er g'wen,
wia er den Brieaf ans Christkind g'segn.
Des is eam ja no nia passiert,
a Brieaf an's Christkind adressiert.
Er hat sehr lange nachgedacht
und dann den Umschlag aufgemacht.
Als er den Inhalt überblickt,
den Brieaf er an's Finanzamt schickt.

Da Beamte nacha von dera Stell
Öffnet den Brieaf achtsam und schnell.
Nachdem des Schreib'n er durchgeles'n
war der Fall ihm klar gewes'n:

Man muaß ihr helfn, des is g'wiß,
schon deshalb, weil bald Weihnacht' is.
Die Kollegen von sei'm Amt,
haben mitg'macht allesamt.
Er braucht da gar net lang zu frag'n
jeder hat was beigetrag'n.
Und wias am Schluß dann festgstellt ham,
war'n 63 Mark beisamm.
Den Betrag nun ganz genau
überwies'n sie der alten Frau.

Die Freud vom Muatterl war sehr groß
darüber Tränen sie vergoß.
Jetzt konnte sie den Mantel kaufn
und brauchte nicht mehr ohne lauf'n,
und aus innerer Dankespflicht
hats's no an Brieaf an's Christkind g'richt.
Des hat sie sich net nemma lass'n,
und schrieb sodann glei folgendermaßn:

Für die hundert Mark dank' i' dir,
du hast da sehr geholf'n mir.
Doch wenn i'wieder um Geld dich bitt,
so schick mir's doch über's Finanzamt nit,
mit dene is des fei a Gfrett,
solche Lump'n trau i wirkli net,
von dene 100 Mark, s'is net derlog'n,
hams 37ge abgezog'n.

<iframe width="427" height="240" src="https://www.youtube.com/embed/41hJYt3xW3Y" frameborder="0" allowfullscreen></iframe>Window nº 15
Ein Flüstern

Wenn die ersten Fröste knistern,
In dem Wald bei Bayrisch-Moos,
Geht ein Wispern und ein Flüstern
In den Tannenbäumen los,
Ein Gekicher und Gesumm
Ringsherum.

Eine Tanne lernt Gedichte,
Eine Lärche hört ihr zu.
Eine dicke, alte Fichte
Sagt verdrießlich: "Gebt doch Ruh!
Kerzenlicht und Weihnachtszeit
Sind noch weit!"

Vierundzwanzig lange Tage
Wird gekräuselt und gestutzt
Und das Wäldchen ohne Frage
Wunderhübsch herausgeputzt.
Wer noch fragt: "Wieso? Warum?!
Der ist dumm.

Was das Flüstern hier bedeutet,
Weiß man selbst im Spatzennest:
Jeder Tannenbaum bereitet
Sich nun vor aufs Weihnachtsfest,
Denn ein Weihnachtsbaum zu sein:
Das ist fein!


<iframe width="427" height="240" src="https://www.youtube.com/embed/nL7UaFhSe1E" frameborder="0" allowfullscreen></iframe>Window nº 2
Apfent

Der Apfent ist die schönste Zeit vom Winter.
Die meisten Leute haben im Winter eine Grippe. Die ist mit Fieber. Wir haben auch eine, aber die ist mit Beleuchtung und man schreibt sie mit K.
Drei Wochen bevor das Christkindl kommt stellt Papa die Krippe im Wohnzimmer auf und meine kleine
Schwester und ich dürfen mithelfen. Viele Krippen sind langweilig, aber die unsere nicht, weil wir haben mords tolle Figuren darin. Ich habe einmal den Josef und das Christkindl auf den Ofen gestellt damit sie es schön warm haben und es war ihnen zu heiß.
Das Christkindl ist schwarz geworden und den Josef hat es in lauter Trümmer zerrissen. Ein Fuß von ihm ist bis in den Plätzlteig geflogen und es war kein schöner Anblick. Meine Mama hat mich geschimpft und gesagt, daß nicht einmal die Heiligen vor meiner Blödheit sicher sind.
Wenn Maria ohne Mann und ohne Kind herumsteht, schaut es nicht gut aus. Aber ich habe gottseidank viele Figuren in meiner Spielzeugkiste und der Josef ist jetzt Donald Duck. Als Christkindl wollte ich den Asterix nehmen, weil der ist als einziger so klein, daß er in den Futtertrog gepaßt hätte. Da hat meine Mama gesagt, man kann doch als Christkindl keinen Asterix hernehmen, da ist ja das verbrannte Christkindl noch besser. Es ist zwar schwarz, aber immerhin ein Christkindl.
Hinter dem Christkindl stehen zwei Oxen, ein Esel, ein Nielpferd und ein Brontosaurier. Das Nielpferd und den Brontosaurier habe ich hineingestellt, weil der Ox und der Esel waren mir zu langweilig.
Links neben dem Stall kommen gerade die heiligen drei Könige daher. Ein König ist dem Papa im letzten Apfent beim Putzen heruntergefallen und war dodal hin. Jetzt haben wir nur mehr zwei heilige Könige und einen heiligen Batman als Ersatz.
Normal haben die heiligen drei Könige einen Haufen Zeug für das Christkind dabei, nämlich Gold, Weihrauch und Pürree oder so ähnlich. Von den unseren hat einer anstatt Gold ein Kaugummipapierl dabei, das glänzt auch schön. Der andere hat eine Marlboro in der Hand, weil wir keine Weihrauch haben. Aber die Marlboro raucht auch schön, wenn man sie anzündet.
Der heilige Batman hat eine Pistole dabei. Das ist zwar kein Geschenk für das Christkindl, aber damit kann er es vor dem Saurier beschützen. Hinter den drei Heiligen sind ein paar rothäutige Indianer und ein kasiger Engel. Dem Engel ist ein Fuß abgebrochen, darum haben wir ihn auf ein Motorrad gesetzt, damit er sich leichter tut. Mit dem Motorrad kann er fahren, wenn er nicht gerade fliegt.
Rechts neben dem Stall haben wir ein Rotkäppchen hingestellt.
Sie hat eine Pizza und drei Weizen für die Oma dabei und reißt gerade eine Marone ab. Einen Wolf haben wir nicht, darum lugt hinter dem Baum ein Bummerl als Ersatz-Wolf hervor.
Mehr steht in unserer Krippe nicht, aber das reicht voll.
Am Abend schalten wir die Lampen an und dann ist unsere Krippe erst so richtig schön. Wir sitzen so herum und singen Lieder vom Apfent. Manche gefallen mir, aber die meisten sind mir zu lusert. Mein Opa hat mir ein Gedicht vom Apfent gelernt und es geht so:
Apfent, Apfent, der Bärwurz brennt. Erst trinkst oan, dann zwoa drei vier, dann hauts de mit deim Hirn an die Tür.; Obwohl des Gedicht recht schön ist, hat Mama gesagt, daß ich es mir nicht merken darf.
Im Apfent wird auch gebastelt. Wir haben eine große Schüssel voll Nüsse und eine kleine voll Goldstaub. Darin wälzen wir die Nüsse, bis sie goldern sind, und das Christkindl hängt sie später an den Christbaum. Man darf nicht fest schnaufen, weil der Goldstaub ist dodal leicht und er fliegt herum, wenn man hinschnauft.
Einmal habe ich vorher in den Goldstaub ein Niespulver hineingetan und wie mein Vater die erste Nuß darin gewälzt hat, tat er einen Nieserer, daß es ihn gerissen hat und sein Gesicht war goldern und die Nuß nicht. Mama hat ihn geschimpft, weil er keine Beherrschung hat und sie hat gesagt, er stellt sich dümmer an als wie ein Kind.
Meinem Vater war es recht zuwider und er hat nicht mehr mitgetan. Er hat gesagt, daß bei dem Goldstaub irgendetwas nicht stimmt und Mama hat gesagt, daß höchstens bei ihm etwas nicht stimmt. Ich habe mich sehr gefreut, weil es war insgesamt ein lustiger Apfentabend.
Kurz vor Weihnachten müssen wir unsere Wunschzettel schreiben. Meine Schwester wünscht sich meistens Puppen oder sonst ein Klump. Ich schreibe vorsichtshalber mehr Sachen drauf und zum Schluß schreibe ich dem Christkindl, es soll einfach soviel kaufen bis das Geld ausgeht.
Meine Mama sagt, das ist eine Unverschämtheit und irgendwann bringt mir das Christkindl gar nichts mehr, weil ich nicht bescheiden bin.
Aber bis jetzt habe ich immer etwas gekriegt. Und wenn ich groß bin und ein Geld verdiene, dann kaufe ich mir selber etwas und bin überhaupt nicht bescheiden. Dann kann sich das Christkindl von mir aus ärgern, weil dann ist es mir wurscht.
Bis man schaut ist der Apfent vorbei und Weihnachten auch und mit dem Jahr geht es dahin. Die Geschenke sind ausgepackt und man kriegt bis Ostern nichts mehr, höchstens, wenn man vorher Geburtstag hat.
Aber eins ist gwies: Der Apfent kommt immer wieder.

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Window nº 10
Eine Weihnachtsfabel 

Die Tiere diskutierten einmal über Weihnachten und stritten plötzlich darüber was wohl die Hauptsache an Weihnachten sei:
&#8232;"Na, klar, der Gänsebraten", sagte der Fuchs, "Was wäre Weihnachten ohne Gänsebraten?"&#8232;
"Schnee," sagte der Eisbär, "viel schnee." Und er schwärmte entzückt: "Weiße Weihnachten!"&#8232;
Das Reh sagte: "Ich brauche einen Tannenbaum, sonst kann ich kein Weihnachten feiern."&#8232;
"Aber nicht so viele Kerzen", heulte die Eule, "schön schummrig und gemütlich muss es sein. Stimmung ist die Hauptsache."&#8232;
"Aber mein Kleid muss man sehen können", sagte der Pfau. "Wenn ich kein neues Kleid kriege, ist für mich kein Weihnachten!"
&#8232;"Und Scnmuck", krähte die Elster. "Jedes Weihnachten kriege ich etwas: Einen Ring, ein Armband, eine Brosche oder eine Kette, das ist für mich das Allerschönste an Weihnachten."&#8232;
"Na, aber den Stollen nicht vergessen," brummte der Bär, "das ist die Hauptsache. Wenn es den nicht gibt und all die süßen Sachen verzichte ich auf Weihnachten."&#8232;
"Macht es wie ich", sagte der Dachs, "pennen, pennen, pennen. Das ist das Wahre! Weihnachten heißt für mich: Mal richtig auspennen."&#8232;
"Und saufen," ergänzte der Ochse, "mal richtig einen saufen und pennen."
&#8232;Aber dann schrie er laut "Aua!" denn der Esel hatte ihm einen gewaltigen Tritt verpasst und sagte: "Du Ochse denkst du nicht an das Kind?" Da senkte der Ochse beschämt den Kopf und sagte:
"Das Kind, ja das Kind. Das ist doch die Hauptsache." 
&#8232;"Übrigens", fragte der Esel, "wissen das die Menschen auch?"

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Window nº 23
Die Puppe

Am Morgen des 24. Dezembers stresste ich durch die Geschäfte um noch die letzten Geschenke zu besorgen.
Als ich das Gewühl von Menschen sah, dachte ich, das wird wohl ewig dauern, bis ich hier alles besorgt habe und ich muss noch in andere Geschäfte… Weihnachten wird jedes Jahr mehr stressvoll. Ich wünsche, ich könnte einfach einschlafen und erst nach Weihnachten wieder aufwachen.
Trotz allem drängte ich mich zur Spielzeugabteilung durch. Dort habe ich mich dann über die enormen Preise der Spielsachen gewundert.
Auf der Suche nach einem geeigneten Spielzeug bemerkte ich einen etwa fünf Jahre alten Jungen, der eine Puppe gedankenverloren anschaute. Der Junge machte einen sehr traurigen Eindruck. Ich fragte mich, für wen er wohl die Puppe ausgesucht hatte. In diesem Moment drehte sich der kleine Junge zu einer älteren Dame um und fragte sie: “Oma, bist du sicher, dass ich nicht genug Geld habe?”
Die ältere Dame antwortete: “Mein Lieber, du weisst ganz genau, dass du nicht genug Geld hast um die Puppe zu kaufen.” Danach bat sie ihn in der Spielzeugabteilung zu warten, bis sie ihre Einkäufe erledigt hat.
Der Junge hatte noch immer die Puppe gegen seine Brust gepresst. Ich lief zu ihm hin und fragte ihn, für wen er denn die hübsche Puppe ausgesucht hätte. “Es ist die Puppe, die sich meine Schwester zu Weihnachten gewünscht hat. Sie war überzeugt, dass der Weihnachtsmann ihr diese Puppe bringen würde.”
Ich versicherte ihm, dass der Weihnachtsmann bestimmt weiss, was sich seine Schwester zu Weihnachten wünscht. Und dass er sich darüber keine Sorgen machen sollte. Doch der Junge antwortete traurig: “Der Weihnachtsmann kann ihr die Puppe nicht dorthin bringen, wo sie sich befindet. Ich muss die Puppe meiner Mutter geben und sie kann sie mitnehmen, wenn sie geht.
Seine Augen waren mit Tränen gefüllt, als er das sagte.
“Meine Schwester ist im Himmel. Mein Vater sagt, dass meine Mutter auch bald in den Himmel geht. Deswegen dachte ich mir, dass sie die Puppe für meine Schwester mitnehmen kann.”
Als ich dem Jungen zuhörte, habe ich meinen Weihnachtsstress ganz vergessen.
Der Junge fuhr fort: “Ich sagte meinem Vater, er soll meiner Mutter ausrichten, dass sie noch warten soll um in den Himmel zu gehen, bis ich aus dem Laden zurück bin.”
Dann zeigte mir der Junge ein Foto von ihm, auf dem er ein unbekümmertes, fröhliches Gesicht hat. “Ich möchte, dass meine Mutter dieses Bild mitnimmt, damit sie mich nicht vergisst. Ich liebe meine Mutter sehr und ich möchte, dass sie bei uns bleibt. Doch mein Vater sagt, dass sie zu meiner kleinen Schwester gehen muss.”
Wieder schaute er gedankenverloren die Puppe an.
Ich suchte meinen Geldbeutel, sagte ihm, er soll doch das Geld nochmals nachzählen. Es könnte sein, dass er nun genug hat um die Puppe zu kaufen.
“Gut, ich hoffe, dass es nun reicht…” Ich half ihm mit dem Zählen und steckte ihm etwas Geld zu, ohne dass er es gemerkt hat.
Er sagte: “Danke Gott, dass du mir genug Geld gegeben hast!”
Danach schaute er mich an und meinte, “Ich habe gestern gebetet, dass ich genug Geld für eine Puppe für meine Schwester habe. Und ich hoffe auch, dass es für eine weisse Rose für meine Mutter reicht. Meine Mutter liebt weisse Rosen.”
Einige Minuten später kam die ältere Dame zurück und ich verabschiedete mich von dem Jungen.
Ich erledigte alle meine Einkäufe mit einer ganz anderen Einstellung als diesen Morgen. Ich konnte den kleinen Jungen nicht vergessen.
Dann erinnerte ich mich an einen Zeitungsartikel, den ich vor zwei Tagen gelesen hatte. Es handelte sich um einen betrunken Automobilist, der ein Auto angefahren hat, in dem eine junge Frau und ein kleines Mädchen sassen. Das kleine Mädchen ist noch am Unfallort gestorben und die Mutter wurde in kritischem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert. Die Frau liegt seither im Koma.
War das die Familie des kleinen Jungen?
Zwei Tage nachdem ich den Jungen im Geschäft getroffen hatte, las ich in der Zeitung, dass die Autolenkerin, die vor vier Tagen einen Unfall hatte, ihren Verletzungen erlag. Ich konnte es nicht lassen und kaufte einen Strauss weisser Rosen, ging zur Kirche wo die Frau aufgebahrt war.
Sie lag dort. In ihrer Hand hielt sie eine weisse Rose, eine Puppe und ein Foto des kleinen Jungens aus dem Kaufhaus.
Als ich nach Hause lief, dachte ich darüber nach, wie gross die Liebe des kleinen Kindes ist für seine Schwester und seine Mutter ist. In einer Sekunde, kann sich das Leben so gewaltig ändern, dass nichts mehr ist wie es einmal war.


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Window nº 16
Kerzen für das Christkind

Miles Eltern kamen von Serbien nach Österreich, weil sie das dortige Regime nicht guthießen. Mile wuchs orthodox auf. Karl-Heinz war seit einem halben Jahr hier, kam aus Deutschland und war evangelisch. Gülistans Eltern kamen aus der Türkei. Sie selbst war bereits hier geboren worden, und unterschied sich von den anderen Kindern nur dadurch, dass sie in der islamischen Religion unterrichtet wurde. Anna war von hier und katholisch. Anna kannte Gülistan schon vom Kindergarten her und hatte sich gleich mit ihr angefreundet. Sie zeigte sich schon früh von anderen Kulturen fasziniert. Mit Mile und Karl-Heinz, den sie Heinzi nannte, hatte Anna ebenfalls sofort Freundschaft geschlossen. Sie alle gingen seit September in die vierte Klasse.
Jetzt stand Weihnachten vor der Tür und da jeder eine andere Konfession hatte, wurde heiß diskutiert.„Wir drei“, erklärte Anna, „haben eigentlich den gleichen Glauben. Wir sind alle Christen. Nur Gülistan hat einen anderen Glauben.“ Wie gesagt, Anna interessierte sich schon immer für das, was anders war, erkundigte sich über alles, gab ihr Wissen gern weiter und wirkte dadurch oftmals etwas altklug. „Ja, und sie darf kein Weihnachten feiern“, meinte Heinzi und blickte Gülistan mitleidsvoll an. Diese antwortete jedoch: „Aber dafür hatten wir letzten Monat den kleinen Bairam.“ „Was ist das?“ Mile wollte es genauer wissen. „Der kleine Bairam beendet als „Fest des Fastenbrechens“ den Fastenmonat Ramadan. 
Man schenkt sich Süßigkeiten, deshalb heißt es auch Zuckerfest.“ Das war natürlich Anna. Als langjährige Freundin von Gülistan war sie schon zu diesem Fest eingeladen worden. „Ja und da bei uns nach Mondmonaten gerechnet wird, ist es jedes Jahr zu einer anderen Zeit - und es dauert drei Tage“, erklärte Gülistan stolz. „Wir feiern den Heiligen Abend erst am 6. Jänner“, sagte Mile. „Ja, aber sonst feiert ihr wie wir. Überhaupt haben wir katholische Christen mit den orthodoxen am meisten gemeinsam, mehr als mit den evangelischen.“ Anna wusste selbstverständlich auch hier genauestens Bescheid. „Fast“, entgegnete Mile. „Wir haben vor der Kirche einen Blätterbaum, von dem jeder ein Ästchen abbrechen darf und am 7. gibt’s zu Hause Spanferkel.“ Mile leckte sich bei dem Gedanken die Lippen. „Wir feiern Weihnachten auch wie ihr.“ Heinzi glaubte, sich verteidigen zu müssen. „Aber die Messfeier gestaltet ihr ein bisschen anders.“ Anna wusste einfach alles besser. Überhaupt führte sie wieder das große Wort. „Ich habe viel gelesen und mir ist aufgefallen, dass es im Stall, in dem Jesus geboren wurde, dunkel gewesen sein muss.“ „Das glaub’ ich nicht“, erwiderte Mile, „da waren ja der Komet und viele Sterne und haben alles erleuchtet.“ „Ja, aber die haben draußen geleuchtet.“ „Es war ein besonderes Licht und so kräftig, dass sie bis in den Stall hinein leuchteten.“ „Trotzdem.“ Anna schüttelte den Kopf. Sie redete und redete und überzeugte schließlich die anderen, dass es im Stall dunkel gewesen sein musste. Und dann malten sie sich aus, wie das wäre, wenn sie die Möglichkeit hätten, dem Jesuskind ein Kerze zu bringen. „Ich könnte da nicht mit,“ meinte Gülistan. „Wieso nicht, ihr glaubt doch auch an Jesus?“ fragte Anna. „Ja, aber nicht als Sohn Gottes, sondern als Prophet.“ Für Anna stellte auch dies kein Problem dar. „Ist doch egal. Dann schenkst du eben dem Propheten eine Kerze.“ Das leuchtete Gülistan ein. Für Kinder, die keine Vorurteile hatten, war eben alles einfach und sie fanden immer einen Weg. „Ich habe gehört, dass es vielleicht eine Höhle und kein Stall war“, warf nun Heinzi ein. „Habe ich auch gehört“, antwortete die kluge Anna, „aber ich glaube es nicht so recht und wenn es doch stimmt, dann bringen wir die Kerze eben in die Höhle – da muss es ja sowieso noch viel dunkler gewesen sein, durch Stein dringt sicher kein Licht.“ So redeten sie noch eine Weile hin und her und ließen ihrer Phantasie freien Lauf. Und da in der Heiligen Nacht Wunder wahr werden, geschah es:
Die Kinder gingen zusammen zur Kindermette. Mile, nachdem er den Eltern versprochen hatte, mit ihnen am 6. Jänner in der Landeshauptstadt zur Messe zu gehen, Heinzi, der seinen Eltern beteuern musste, sich nicht allzu viel von den Katholiken anzueignen und Gülistan hatte ihre Eltern lieber erst gar nicht gefragt. In der Manteltasche hatten sie jeder eine kleine Kerze mit, Anna auch Zündhölzer, die wollten sie dem Jesuskind nach der Messfeier in die Krippe, die in der Kirche aufgestellt war, legen, um zumindest symbolisch ein Licht zu bringen. Doch der große Krippenberg mit Stall, der Heiligen Familie, den Hirten und allem Drum und Dran war hinter einer Absperrung und sie getrauten sich nicht, drüberzugreifen und die Kerzen dazuzulegen. Und wie sie noch so schauten und überlegten, standen sie plötzlich vor einem ärmlich gekleideten Mann, der neben einer sitzenden Frau mit einem Baby auf dem Schoß, stand. Die Kinder standen mit offenen Mündern da, als sie merkten, wo sie da waren.
„Wie ist das möglich?“ flüsterte Heinzi. „Ist doch egal, Hauptsache es ist so“, antwortete Anna, die sich als erstes wieder gefasst hatte. „Weil wir es fest gewünscht haben“, sagte Mile. Nur Gülistan meinte nichts dazu, sie kam aus dem Staunen nicht heraus. Erst als das Baby die vier Kinder anlächelte und gluckste, da erinnerten sie sich, warum sie hier waren , holten ihre Kerzen aus den Taschen, zündeten sie an und stellten sie vor das Jesuskind hin. Als dies geschehen war, fanden sie sich plötzlich in der Kirche wieder. Sie griffen in die Taschen, um sich zu vergewissern, dass dies nicht nur ein Traum gewesen war. Die Kerzen waren nicht mehr da. „Ich ... ich muss es meinen Eltern erzählen.“ Gülistan hatte ihre Sprache wiedergefunden. „Das war wirklich ein Wunder und ich durfte es auch erleben.“
„Ja, denn es gibt nur einen Gott für uns alle und vor ihm sind wir alle gleich.“ Wie gesagt, Anna gab sich manchmal altklug.
Überwältigt von ihrem Erlebnis gingen sie schweigend nach Hause. Nur, ob es ein Stall oder eine Höhle war, darauf hatte keiner geachtet.

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Window nº 6
Da Nikolaus

Wie ich noch klein war, da hab ich an’s Christkindl und an den Osterhasn g’laubt.
Und an den Nikolaus glaub i heut noch manchmal.
Bloß im Gegensatz zum Christkindl oder Osterhasn, hab i vorm Nikolaus eine Mordsangst g’habt.

Jed’s Jahr war’s des Gleiche, je näher der Abend kommen is, umso größer is mei Angst word’n. Während ich in der Früh noch vor meinen G’schwistern mächtig angeben hab, dass ich heuer gar keine Angst hab und mich der Krampus mit seiner Rut’n sowieso ned krieg’n tät, weil ich viel schneller wär, hab ich ab dem Nachmittag, so um drei Uhr ang’fangen, mir ein gutes Versteck zu suchen, wo ich dann erst wieder rauskommen tät, wenn der Nikolaus und der Krampus gegangen wär’n.
Leider hat mei Mutter auch alle Verstecke kennt und wenn’s dann abends so weit war und es laut an der Tür poltert hat, da hat sie ganz genau g’wusst, wo ich wieder steck und bevor ich g’merkt hab, wie mir’s g'schieht, hat sie mich auch schon unterm Tisch - oder Schrankl - oder Bett - oder sonst wo rauszogen und mich ans End der Reihe, zu meine G’schwister dazu g’stellt.

Und dann war er da!
Der Nikolaus, mit seinem roten G’wand und seinem weißen Bart, riesengroß mit seiner Bischofsmütz’n. Und der Krampus erst, mit seinen Hörnern und seinem Sack, drohend die Rute schwingend.
Zuerst ham ma immer ein Gedicht aufg’sagt und a Liadl g’sunga, bloß i hob vor lauter Angst koa Wort aussabracht.
Dann hat der Nikolaus meinem Bruder die Hand auf’d Schulter g’legt und g’meint: „Bist eigentlich ein ganz ein Braver, bloß beim Helfen sollst dich nicht immer drücken und deine Schwestern sollst auch ned dauernd ärgern, gell?“
Freilich hat mei Bruder ihm versprochen, dass er sich bessern wird - der Feigling!
Und scho hat er sei Sackal ausg’händigt griagt.
Danach hat der Nikolaus meiner großen Schwester die Hand g’reicht und sie hat brav an Knicks gmacht, - de Schleimerin!
„Ja, bei dir da gibt’s ja garnix zum Aussetzen, du bist ein ganz ein braves Maderl. Hilfst immer der Mutter fleissig, hast lauter gute Noten in der Schul’ und bist immer zu allen recht höflich. Machst deinen Eltern viel Freude, hab ich mir sagen lassen.“
„Dankschön“, hat mei Schwester g’säuselt, wia da Nikolaus ihr des Sackal geb'n hat und macht nochamal an Knicks, das’d Nas’n fast am Boden aufkimmt - da graust’s ma glei bei sovui Scheinheiligkeit.
Dann hat er sich runterbückt zu meiner kleinen Schwester, mit ihre drei Jahr versteht's noch ned so viel, hebt aber glei de Arm und will auf’n Nikolaus sein Schoss – des damische Weibsbild!
Der hebt’s auch noch ummi, druckt ihr a, a Sackal in’d Hand und sagt bloß: „Für’s kleine Spatzerl hat der Nikolaus auch was, da schau a mal.“
Und des war schon alles? Obwohl’s mich doch immer die ganze Zeit zwiebelt!
Zuletzt dreht sich der Nikolaus zu mir um. Meine Knie san scho ganz weich, weil i freilich weiß, dass i ned immer so brav bin. Da rasselt der Krampus auch schon mit der Kett’n, hebt ma den Sack vors Gesicht und schwingt sei Rut’n. Und da soll’s oam ned anders wer’n?
Zum ersten Mal an diesem Abend holt der Nikolaus sein großes, goldenes Buch raus und mir wird ganz anders. Des muss ja wieder ein ganzer Hauf'n sein, dass er sich’s ned amal hat merken kenna, was i ois og’stellt hab.
Aber i hab’ koa Angst!
Soll er doch sag'n was er will, von mir aus kann er sein damisches Sackal behalten! Wer braucht des scho?
Streng schaut er mi jetz über seinen Brillenrand an, der Nikolaus: „Ja, bei dir iss ned so einfach. In der Schul magst ned stillsitzen und staad sein. Kannst auch keine fünf Minuten sauber bleiben. Duast dei große Schwester immer verhaun. Zerreisst dei ganzes Gwand, weils'd auf jeden Baum aufe mußt. Wenn’sd aufräumen sollst, dann schmeißt alles unter dei Bett und wenn irgendwas zu Bruch geht, dann war’sd es ganz bestimmt du! Auch wenns’d es nachher ned zugeben magst....“
Ganz bös schaug ihn o und denk ma bloss: Ja, aber liaba a so, ois wia a Feigling wia mei Bruada, a scheinheilige Schleimerin wia mei große oder a damische Nuss wia mei kloane Schwester!
Jetzt schüttelt der Nikolaus sein Kopf und schaugt mi traurig o.
„Was soll ich denn nur mit dir macha? Jed’s Jahr is des, des gleiche Drama. Wenn jetzt ned noch irgendeiner was Nett’s über dich berichten kann, dann werd dich der Krampus wohl in sein Sack einistecken müssen.“
Aus meinem bösen Blick, wird jetzt schlagartig ein angstvoller.
Da tritt mei Mutter hinter mich und legt mir ihre Händ auf die Schultern.
„Lieber Nikolaus, des wird wohl ned nötig sein. Ich kann dir schon auch gute Sachen berichten. Zum Beispiel passt’s brav auf ihr kleine Schwester auf, wenn ich kurz weg muss. Und wenn’s auch in der Schul arg zappelig is, so hat’s doch gute Noten. Im Großen und Ganzen is ein liebes Kind, wenn auch arg batscherd.“

Gott sei dank is meiner Mutter noch rechtzeitig was eing’falln.
Der Nikolaus nimmt sein Bart in’d Hand und reibt ihn zwischen seine Finger, ernst schaugt er mi o.
„Ja, wenn das so ist, dann lass ma dich ausnahmsweise noch ein weiteres Jahr bei deiner Mutter. Aber nur, wenn’sd mir versprichst, dass dich arg anstrengst und bis zum nächsten Mal bessern tust, gell?“
Er reicht mir mei Sackal und i mach scheinheilig einen tiefen Knicks und sag noch feige: „Danke lieber Nikolaus. Freilich will ich mich bessern – i versprech’s!“
Doch kaum war’n der Nikolaus und der Krampus dann draußen bei der Tür, da hab i eana die Zung rausbleckt und g’rufn, aber so dass keiner hört: „Nächstes Mal? Da hab i ganz g’wiß koa Angst mehr vor Euch!“

<iframe width="427" height="240" src="https://www.youtube.com/embed/1_bd9eO0WCE" frameborder="0" allowfullscreen></iframe>Window nº 8
Die Weihnachtsmaus

Die Weihnachtsmaus ist sonderbar
-sogar für die Gelehrten-,
denn einmal nur im ganzen Jahr
entdeckt man ihre Fährten.
Mit Fallen und mit Rattengift
kann man die Maus nicht fangen.
Sie ist, was diesen Punkt betrifft,
noch nie ins Garn gegangen.
Das ganze Jahr macht diese Maus
den Menschen keine Plage.
Doch plötzlich aus dem Loch heraus
kriecht sie am Weihnachtstage.
Zum Beispiel war vom Festgebäck,
das Mutter gut verborgen,
mit einem mal das Beste weg
am ersten Weihnachtsmorgen.
Da sagte jeder rundheraus:
Ich hab' es nicht genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
die über Nacht gekommen.
Ein andres Mal verschwand sogar
das Marzipan von Peter;
Was seltsam und erstaunlich war.
Denn niemand fand es später.
Der Christian rief rundheraus:
ich hab es nicht genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
die über Nacht gekommen!
Ein drittes Mal verschwand vom Baum,
an dem die Kugeln hingen,
ein Weihnachtsmann aus Eierschaum
nebst andren leck'ren Dingen.
Die Nelly sagte rundheraus:
Ich habe nichts genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
die über Nacht gekommen!
Und Ernst und Hans und der Papa,
die riefen: welche Plage!
Die böse Maus ist wieder da
und just am Feiertage!
Nur Mutter sprach kein Klagewort.
Sie sagte unumwunden:
Sind erst die Süßigkeiten fort,
ist auch die Maus verschwunden!
Und wirklich wahr: Die Maus blieb weg,
sobald der Baum geleert war,
sobald das letzte Festgebäck
gegessen und verzehrt war.
Sagt jemand nun, bei ihm zu Haus,
- bei Fränzchen oder Lieschen -
da gäb es keine Weihnachtsmaus,
dann zweifle ich ein bißchen!
Doch sag ich nichts, was jemand kränkt!
Das könnte euch so passen!
Was man von Weihnachtsmäusen denkt,
bleibt jedem überlassen.


<iframe width="427" height="240" src="https://www.youtube.com/embed/bC-_v35v9cg" frameborder="0" allowfullscreen></iframe>Window nº 20
Der alte Christbaumständer

Beim Aufräumen des Dachbodens - ein paar Wochen vor Weihnachten - entdeckte der Familienvater in einer Ecke einen ganz verstaubten, uralten Weihnachtsbaumständer. Es war ein besonderer Ständer mit einem Drehmechanismus und einer eingebauten Spielwalze. Beim vorsichtigen Drehen konnte man das Lied “O du fröhliche“ erkennen.
Das musste der Christbaumständer sein, von dem Großmutter immer erzählte, wenn die Weihnachtszeit herankam. Das Ding sah zwar fürchterlich aus, doch kam dem Familienvater ein wunderbarer Gedanke. Wie würde sich Großmutter freuen, wenn sie am Heiligabend vor dem Baum säße und dieser sich auf einmal wie in vergangener Zeit zu drehen anfinge und dazu: “O du fröhliche“ spielte. 
Nicht nur Großmutter, die ganze Familie würde staunen.
So nahm er den Ständer und schlich ungesehen in seinen Bastelraum. Jeden Abend zog er sich nun geheimnisvoll in seinen Bastelraum zurück und verriegelte die Tür.
Eine gründliche Reinigung und eine neue Feder, dann sollte der Ständer wie neu sein.
Natürlich fragte die Familie, was er dort treiben würde und er antwortete jedes mal nur 
“Weihnachtsüberraschung“. 
Kurz vor Weihnachten sah der Weihnachtsbaumständer aus wie neu. Jetzt noch schnell einen prächtigen Weihnachtsbaum besorgt, so um die zwei Meter hoch und wieder verschwand der Vater mit dem erstandenen Tannenbaum in seinem Hobbyraum. Er stellt den Baum in den Ständer und führte einen Probelauf durch. Alles bestens, was würde Großmutter für Augen machen.
Nun endlich war es Heiligabend. Der Vater bestand darauf den Weihnachtsbaum alleine zu schmücken, er hatte extra echte Baumkerzen besorgt, damit alles stimmte. “Die werden Augen machen!“ sagte er bei jeder Kugel, die er in den Baum hing. Als er fertig war, überprüfte er noch einmal alles, der Stern von Bethlehem war oben auf der Spitze, die Kugeln waren alle angebracht, Naschwerk und Wunderkerzen hingen hübsch angeordnet am Baum und Engelhaar und Lametta waren anmutig untergebracht.
Die Feier konnte beginnen!
Für die Großmutter stellte er den großen Ohrensessel parat, die anderen Stühle stellte der Vater in einem Halbkreis um den Tannenbaum. Jetzt führte der Vater die Großmutter feierlich zu ihrem Platz, die Eltern setzten sich neben sie und ganz außen saßen die Kinder.
“Jetzt kommt die große Weihnachtsüberraschung“, verkündete er, löste die Sperre am Christbaumständer und nahm ganz schnell wieder seinen Platz ein. 
Langsam begann der Weihnachtsbaum sich zu drehen und hell erklang von der Musikwalze “O du fröhliche“. 
War das eine Freude! Die Kinder klatschten in die Hände und Oma hatte vor Rührung Tränen in den Augen. Sie brachte immer wieder nur: “Wenn Großvater das noch erleben könnte, dass ich das noch erleben darf!” hervor.
Mutter war stumm vor Staunen.
Eine Weile schaute die Familie entzückt und stumm auf den im Festgewand drehenden Weihnachtsbaum, als ein schnarrendes Geräusch sie jäh aus ihrer Versunkenheit riss. Ein Zittern durchlief den Baum, die bunten Weihnachtskugeln klirrten wie kleine Glöckchen. Nun begann der Baum sich immer schneller an zu drehen. Die Musikwalze hämmerte los. Es hörte sich an als wollte “O du fröhliche“ sich selbst überholen.
Mutter schrie laut auf. “So unternimm doch was!” 
Vater saß aber wie versteinert auf seinem Stuhl und starrte auf dem Baum, der seine Geschwindigkeit immer weiter steigerte.
Mittlerweile drehte er sich so schnell. dass die Flammen hinter ihren Kerzen herwehten. Großmutter bekreuzigte sich und betete, und murmelte nur noch: “Wenn das Großvater noch erlebt hätte.” 
Als erstes löste sich der Stern von Bethlehem, sauste wie ein Komet durch das Zimmer, klatschte gegen den Türrahmen und fiel auf de Dackel Fips, der dort gerade ein Nickerchen hielt. Der Dackel flitzte wie von der Tarantel gestochen in die Küche und schielte in fixierender Sicherheit um die Ecke. 
Lametta und Engelhaar hatten sich erhoben und schwebten, wie ein Kettenkarussell am Weihnachtsbaum. 
Vater erwachte aus seiner Starre und gab das Kommando: “Alles in Deckung!” 
Ein Rauschgoldengel trudelte losgelöst durchs Zimmer, nicht wissend, was er mit seiner plötzlichen Freiheit anfangen sollte. Weihnachtskugeln, Schokoladenzier und andere Anhängsel sausten wie Geschosse durch das Zimmer und platzten beim Aufschlagen auseinander.
Die Kinder hatten hinter Großmutters Sessel Schutz gefunden. Vater und Mutter lagen flach auf dem Bauch, den Kopf mit den Armen schützend auf dem Boden. Mutter jammerte in den Teppich. “Alles umsonst, die viele Arbeit, alles umsonst!” 
Vater wollte sich vor Peinlichkeit am liebsten unter dem Teppich verstecken. Oma saß immer noch, wie erstarrt, auf ihrem Logenplatz, von oben bis unten mit Engelhaar und Lametta geschmückt. Ihr kam Großvater in den Sinn, als dieser 1914 - 18 in den Ardennen im feindlichen Artilleriefeuer gelegen hatte. Genauso musste es gewesen sein! Als nun hinterrücks ein gefüllter Schokoladenbaumschmuck an ihrem Kopf explodierte, registrierte sie trocken: “Kirschwasser” und murmelte verstört: “Wenn Großvater das noch erlebt hätte!” Zu allem jaulte die Musikwalze im Schlupfakkord “O du fröhliche”, bis mit einem ächzenden Ton der Ständer dann endlich seinen Geist aufgab.
Doch durch den plötzlichen Stopp neigte sich der Christbaum in Zeitlupe und fiel, die letzten Nadeln von sich gebend, auf’s kalte Büffet. Totenstille! Großmutter, geschmückt wie nach einer New Yorker Konfettiparade, erhob sich schweigend. Kopfschüttelnd begab sie sich, eine Lamettagirlande, wie eine Schleppe tragend, auf ihr Zimmer. In der Tür stehend sagte sie: “Wie gut, dass Großvater das nicht erlebt hat!” 
Mutter, völlig aufgelöst zu Vater: “Wenn ich mir die Bescherung ansehe, dann ist dir deine große Überraschung wirklich gelungen.” 
Vaters Sohn meinte nur: “Du, Papi, das war echt stark! Machen wir das jetzt Weihnachten immer so?”

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Window nº 24
Weihnachtsgedicht

Und wieder nun lässt aus dem Dunkeln
die Weihnacht ihre Sterne funkeln!
Die Engel im Himmel hört man sich küssen,
und die ganze Welt riecht nach Pfeffernüssen...

So heimlich war es die letzten Wochen,
die Häuser nach Mehl und Honig rochen,
die Dächer lagen dick verschneit,
und fern, noch fern schien die schöne Zeit.

Man dachte an sie kaum dann und wann.
Mutter teigte die Kuchen an,
und Vater, dem mehr der Lehnstuhl taugte, 
sass daneben und las und rauchte.

Da plötzlich, eh man sich's versah,
mit einemmal war sie wieder da.
Mitten im Zimmer steht nun der Baum!
Man reibt sich die Augen und glaubt es kaum...

Die Ketten schaukeln, die Lichter wehn,
Herrgott was gibt's da nicht alles zu sehn!
Die kleinen Kügelchen und hier
die niedlichen Krönchen aus Goldpapier!

Und an all den grünen glitzernden Schnürchen
all die unzähligen kleinen Figürchen:
Mohren, Schlittschuhläufer und Schwälbchen,
Elefanten und kleine Kälbchen

Schornsteinfeger und trommelnde Hasen,
dicke Kerle mit roten Nasen,
reiche Hunde und arme Schlucker
und alles, alles aus purem Zucker!

In den offenen Mäulchen ihre Finger
stehn um den Tisch, die kleinen Dinger,
und um die Wette mit den Kerzen
pumpern vor Freude ihre Herzen.

Ihre grossen staunenden Augen leuchten
indes die unsern sich leise feuchten.
Wir sind ja leider schon längst erwachsen
bei uns dreht sich die Welt um andere Achsen.

Uns quälen tausende Siebensachen
mit einem Wort, um es kurz zu machen,
wir sind grosse, verständige, vernünftige Leute
nur eben heute nicht, nicht heute!

Und ein altes Lied fällt uns wieder ein:
o selig, o selig ein Kind noch zu sein!

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Window nº 13
Ganz staad 
Ganz staad is's wor'n. Die Nacht bricht rei', 
Die Schaferl schlafa aa scho' ei', 
Am Himme' leucht' der Mond ganz rund, 
Vo irgendwoher bellt a Hund, 
Doch 's Echo hat si' bald verlor'n. 
Die Nacht bricht rei'. Ganz staad is wor'n. 

Ganz staad is's worn. Ob'n leucht a Stern, 
So hell und klar, wiar a Latern'. 
Zwoa Leit' siehgst, wia's in Stall ei'ziag'n, 
Weil's nirgendswo a Kammer kriag'n. 
Im Stall, beim Vieh, wird’s Kind gebor'n, 
Ob'n leucht a Stern. Ganz staad is's wor'n. 

Ganz staad is's wor'n. Im Stall is's g'schehng. 
Nur d'Hirten hab'n des Wunder g'sehng. 
Drei Kine kumma no auf d'Nacht 
Und hab'n am Kind Präsente 'bracht. 
Zwoa Weiße war'n's, mitsamt am Mohr'n, 
Im Stall is's g'schehng. Ganz staad is wor'n. 

Ganz staad is's worn. 'As Christkind lacht. 
Aus Stroh hat ma sei Betterl g'macht. 
Im Stoi liegt so der kloane Bua, 
Bei Ochs und Esel, Schaf und Kuah. 
Der Esel wackelt mit de Ohr'n. '
As Christkind lacht. Ganz staad is's wor'n.

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Window nº 4
Die Legende der Heiligen Barbara 

Die schöne und kluge Barbara lebte um das Jahr 300 nach Christus in der Stadt Nikodemia und war die Tochter eines reichen, angesehenen Kaufmanns. 
Ihr liebevoller, stets um sie besorgter Vater behütete und umsorgte sie und wollte sie von allem fernhalten, das ihr schaden könnte. In seiner Sorge um seine Tochter wollte er auch die Heirat, der von vielen Verehrern umschwärmten Barbara verhindern und ließ sie deshalb in einen, durchaus wohl ausgestatteten Turm einsperren, damit sie sich ohne Ablenkung auf ihre erstklassige Bildung konzentrieren sollte.
In ihrer Abgeschiedenheit von der Welt lernte Barbara das Christentum kennen und begeisterte sich sehr dafür.
Schließlich ließ sie sich sogar heimlich, als ihr Vater wieder einmal auf Reisen war, gegen seinen ausdrücklichen Willen taufen. 
Als er davon erfuhr, dass seine Tochter zum christlichen Glauben übergetreten war, war ihr Vater sehr aufgebracht und drohte ihr so sehr, dass Barbara die Flucht ergriff.
Gott selbst verschaffte ihr dabei ein Versteck in einer Höhle, in dem er einen Felsen, sich, vor ihr öffnen und nach ihrem Hineintreten, wieder hinter ihr verschließen ließ.
Ein Hirte jedoch verriet ihren Aufenthaltsort, wofür Gott diesen hart bestrafte.
So fand ihr Vater sie doch, sperrte Barbara ein und bemühte sich, sie von ihrem christlichen Glauben abzubringen. Jedoch vergebens, so dass ihr Vater den Statthalter schließlich mit dieser Aufgabe betraute.
Dieser versuchte es mit anfänglich guten Zureden und schreckte schließlich auch vor Folter nicht zurück.
Barbara jedoch betete, sie wusste Gott bei aller Demütigung und allen Schmerzen an ihrer Seite und über Nacht wurden ihre Wunden auf unerklärliche Weise geheilt, so dass es niemandem gelang, ihren Glauben bis zum ihrem Tod zu brechen.
Letzten Endes wurde Barbara zum Tode verurteilt und ihr Vater selbst war es, der zum Schwert griff und seine Tochter enthauptete. Dafür wurde er von einem Blitz getroffen und fand selbst den Tod.
Als Barbara ins Gefängnis geführt wurde, blieb sie an einem winterlich kahlen Zweig hängen, den sie mitnahm und ins Wasser stellte.
Im Angesicht ihres bevorstehendes Todes soll Barbara Trost und Hoffnung in diesem Kirschzweig gefunden haben, der, obwohl er bereits wie tot schien, in ihrer Zelle zu blühen begann.
Als Erinnerung an dieses scheinbar kleine Wunder und als Glücksbringer für das kommende Jahr werden Barbarazweige am 4. Dezember im Garten geschnitten und in eine Vase gestellt, damit sie, vielleicht pünktlich, am Weihnachtstag zu blühen beginnen.
Neben Kirschbaumzweigen eignen sich dafür z.B. auch Zweige von Apfel, Pflaume oder Quitte sowie von Flieder, Forsythie.


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Window nº 7
Ein Wintermärchen.

Weit über den Erde auf einer großen Wolke war die Aufregung knisternd. Denn wie in jedem Jahr warteten tausende von kleinen Schneeflocken darauf, endlich hinab schweben zu dürfen, um den Menschen eine Freude zu machen. So ging es auch einer kleinen und besonders hübschen Schneeflocke. Sie hatte schon viel von der Welt dort unten gehört und konnte es kaum erwarten, dass der Wind sie von ihrer Wolke auf die Erde tragen würde.
Und während sie darüber nachdachte, was sie wohl dort unten erwarten würde, kam ein kräftiger Windstoß und nahm sie mit auf eine zauberhafte Reise.
Als die Erde immer näher kam, dachte die kleine Schneeflocke: "Es duftet so wunderbar", denn sie wusste nicht, dass die Menschen schon Plätzchen für das Weihnachtsfest backten. Am liebsten wäre sie gleich an diesem himmlich, duftenden Ort geblieben. Doch der Wind erfasste sie und trug sie weiter.
Die Schneeflocke konnte es kaum fassen wie herrlich farbenfroh die Erde war. Dort funkelte es in den schönsten Rottönen und dann war wieder alles in ein goldenes Licht getaucht. Die Schneeflocke wusste nicht, dass die Menschen am Abend überall Kerzen brennen hatten.
Als der Wind wieder auffrischte, war die kleine Schneeflocke gespannt, wo es wohl als nächstes hingehen sollte.
Langsam ließ der Wind nach und sie landete sanft auf einer Fensterbank. Neugierig streckte sie sich ein wenig, um erkennen zu können, was es hinter den Fensterscheiben zu sehen gab. Als sie ein behagliches Licht wahrnahm, das warm auf die Straße fiel, seufzte sie leise.
"Wie schön doch der Winter ist", dachte die kleine Schneeflocke, als am Fenster über ihr ein Gesicht erschien, das freudig und erstaunt den glitzernden Schnee auf der Fensterbank betrachtete.
Da wurde der kleinen Schneeflocke klar: Von all den schönen Momenten, die sie auf dieser Reise erlebt hatte, war dies der schönste. Denn sie verstand, dass sie dazu beitrug die Welt in ein schönes Licht zu tauchen, so wie das die Menschen zur Weihnachtszeit liebten.
Glücklich und zufrieden funkelte sie in ihren schönsten Facetten und beschloss, im nächsten Jahr um die gleiche Zeit, wieder auf die Erde zu fallen.

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Window nº 18
Wos i mir wünschen daat

Wos i mir wünschen daat
is Weihnachten schee staad!

Zwetschgn-Mannderln und Gletzenbrood
dee sand heut längst scho mäuserltood.
Wos dee Leut heut ois fressen doan!
da moanst grad, dees sand lauter Noarrn.

Wos i mir wünschen daat
is Weihnachten schee staad!

Am Kopf dee roud Zipfelhaubm
dees war ja no nia mei Traum.
Und Lebkuachan im August
is für mi wirklich da Frust.

Wos i mir wünschen daat
is Weihnachten schee staad!

Für dee Kinder a Kripperlgspui
des is nirgends mehr s´grouße Zui.
Oisse, wos heut no zejt
dees is grad dees scheiß Gejd.

Wos i mir wünschen daat
is Weihnachten schee staad!

Jedm Deppen dem sollst wos schenga,
was sollst dir denn da no denga?
Oiss ramscht grad no zwengs am Konsum,
ja, sand ma denn alle so dumm?

Wos i mir wünschen daat
is Weihnachten schee staad!

D´Mam möchert in d´Schönheitsfarm,
da Pap´ möcht a Tuss am Arm,
da Bua wui a Musig´schroa,
und ´s Butzerl schreit ganz alloa.

Wos i mir wünschen daat
is Weihnachten schee staad!

D´Manner feiern lustvoll Apfent,
dort wo sie ganz gwiß koaner kennt.
Und bei jedm Scheißverein
muaß a Tombola sein.

Wos i mir wünschen daat
is Weihnachten schee staad!

Dees bleede Gschroa im Radio drinn
nervt mi a so, i moan i spinn.
Und wos dee im Fernseher zoagn
is ja grad no da reinste Schmoagn.

Wos i mir wünschen daat
is Weihnachten schee staad!

D´Buam schlagn an Nikolaus,
und gschenkt wollns a Weihnachtsmaus.
D´ Leut saufan, was grad no geht,
dees is doch koa Weihnacht ned!

Wos i mir wünschen daat
is Weihnachten schee staad!

A wengerl glaubm in der Metten,
dann mitanand nei in d´Betten –
z´sammschmuggln und artig sei
dees foit ja heut koan mehr ein!

Ois, wos i mir wünschen daat
Dees is Weihnachten - schee staad!
Weil ruhig und liab zum sei,
wo findst denn so was no glei!

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Window nº 22
Die Weihnachtskrippe

Bald schon war Heilig Abend und dieses Jahr wollte ich eine ganz tolle Weihnachtskrippe besorgen, war aber noch unentschlossen, wie groß sie werden sollte. Unsere Kinder träumten von fast mannshohen Figuren, so wie sie sie in Italien gesehen hatten, die aber nicht nur unseren finanziellen Rahmen sprengten sondern auch bei der späteren Aufbewahrung für Kopfzerbrechen sorgen könnte. Gleichfalls sorgten die Wunschzettel unserer Kinder für Stirnrunzeln, denn sie waren ellenlang und kaum erfüllbar. 
Unsere Große besuchte die vierte Klasse Grundschule und konnte sich eingehend mit ihren Freundinnen austauschen, was das Christkind unter den Weihnachtsbaum legen sollte. Unsere beiden Buben gingen in den Kindergarten und schauten sich aus bunten Werbezettel ab, was noch alles in den Sack des Weihnachtsmannes hinein passen könnte, indem sie aus Spielwarenkatalogen das jeweils bevorzugte Spielzeug ausschnitten und auf ein großes Nikolausplakat klebten. Doch das war so gar nicht die Vorstellung von einer Weihnacht, wie ich sie gern feiern wollte.

Nicht das größte, teuerste und technisch qualifizierteste Spielzeug sollte von unseren Kindern geschätzt werden, sondern ein besonderes, individuelles Geschenk. Natürlich durfte es etwas Selbstgefertigtes sein, das mit liebevoller Hingabe, viel Ideenreichtum und wenn möglich ohne viel Geld entstanden war. Folglich haderte ich auch noch mit der Anschaffung einer kostspieligen Weihnachtskrippe. 

Nun hatten wir bereits den 4. Advent. Von den vier Kerzen auf dem Adventskranz waren drei schon ziemlich herunter gebrannt. Wir aßen ein paar Lebkuchen und Plätzchen, tranken Kakao und die Kinder erzählten sich von all’ ihren tollen Weihnachtswünschen. Wovon jeder den anderen zu übertrumpfen versuchte, weil bestimmt sein Wunsch noch viel, viel fantastischer war, als der des anderen. 
Vorsichtig fragte ich: „Was, wenn der Weihnachtsmann gar nicht so viel Geld hat, um alle eure Wünsche zu kaufen?“
„Das besorgt er sich vom Christkind!“ winkte unser Älterer kurz und bündig ab.
„Aber um das Christkind geht es doch schließlich“ versuchte ich noch einmal daran zu erinnern, was eigentlich an Weihnachten im Vordergrund steht, „und das war doch eher arm, selbst wenn es von den Heiligen drei Königen Geschenke erhielt. Wir feiern doch Weihnachten im Angedenken an diese vergangene Zeit.“ 
„Das Christkind war damals froh, überhaupt einen trockenen Unterschlupf zu haben.“ fügte unsere Tochter geschnappig hinzu. „Deshalb will Mama doch auch eine Krippe kaufen, damit wir uns daran erinnern, was an Weihnachten passiert.“ 
„Ja, mal sehen wie wir das mit der Weihnachtskrippe anstellen.“
„Du musst dir auch eine vom Weihnachtsmann schenken lassen.“ meinte naseweis der größere unserer beiden Buben.
„Der würde sich aber schön bedanken, wenn ihr schon so viele Wünsche habt, mir auch noch meinen erfüllen zu müssen.“ konterte ich. „Wie wäre es überhaupt wenn auch ihr eure Wünsche etwas einschränken würdet und euch nur einesn ein ganz besonders tolles Geschek aussuchtet und das auf euren Wunschzettel klebtet?“
„Aber wünschen können wir es uns doch, ist ja egal wieviel wir davon bekommen.“ war die Logik meines Jüngsten.

Ziemlich mühevoll den Kleinen ihr immenses Verlangen zu schmälern und ihre Freude an der Einfachheit der Dinge zu schüren, folgerte ich in Gedanken.
Ich regte einen Spaziergang, in einen nahegelegenen Wald an und überlegte, dass wir dort schöne Wurzeln, Moos und Zapfen finden würden, das uns zur Ausschmückung einer Weihnachtskrippe dienen könnte. Tatsächlich wuchs der Eifer bei unseren Kindern in den Wald zu gehen gleichsam, wie die Idee im Anschluß etwas aufzubauen.
Wir fanden lose Rinde, weiches Moos, knorrige Äste, trockene Tannenzapfen und natürlich einige frische Tannenzweige die wir allesamt im Kofferraum verstauten.
„Und was machen wir nun mit dem ganzen Zeug?“ versuchte wieder der größere von unseren Buben das Tun abzuwerten. 
„Lass dich überraschen, ich glaube Papa möchte etwas ganz besonderes mit euch bauen.“ 
Skeptisch beäugten unsere beiden Jungs das zusammengetragene Beiwerk für den anstehenden Bastelnachmittag.
„Wenn du meinst!“ 
Begeisterung klang anders, aber das würde sich bestimmt noch ändern. Der Papa hatte mittlerweile benutzte Kartons zusammen geschnitten und eine alte braune Wandfarbe hervorgeholt, die einst eine Schlafzimmerwand zierte.

„Kinder wir bauen einen Stall,“ präsentierte er begeistert seine Kartonagen. „Besser gesagt, soll es am Ende natürlich eine Weihnachtskrippe werden, so wie sie damals ausgesehen haben mag, als das Christkind zur Welt kam.“ 

Jetzt war ich überrascht, was mein lieber Mann sich alles vorgenommen hatte. Und was sich gerade noch fast zu einem großen Reinfall für mich entpuppte, entspannte sich und kam langsam in vorfreudige Wallung. 
Unsere Kinder ließen sich auf das Bauen, Basteln, Schneiden, Malen, Kleben, Sägen, Hämmern und Ausschmücken mit großer Hingabe ein. Gar nicht so schlecht die Idee, aus Karton und Pappe eine Krippe zu bauen.
Zuerst entstand ein Stall, dann ein Nebengebäude, dazu das Dach und alles wurde mit Wandfarbe bemalt. Sogar die fehlenden Dachschindeln, offenes Gemäuer, Türen und Fenster konnte man so erkennen. Moos und Rinde vervollständigten die karg, schroffe Ansicht einer ärmlichen Unterkunft. Rundherum wuchs hügeliges Gelände, mit weiteren Stallungen. Auch wenn noch keine dazugehörigen Erdenbürger dieser Landschaft Leben einhauchten, so erahnte man das damalige Dasein schon jetzt. Die Krippe war perfekt.

Am Heiligen Abend, nachdem jedes Kind sein Geschenk geöffnet hatte, warteten noch viele kleine namenlose Päckchen darauf ausgepackt zu werden. 
„Und für wen ist das?“ Fragte unsere Tochter und deutete auf die verbliebenen, unausgepackten Geschenke. 
„Sind da noch Überraschungen für uns drin?“ begeisterte sich unser Größerer.
„Lasst uns gemeinsam nachsehen!“ forderte ich alle auf, die verbliebenen Päckchen auszupacken.
So entblätterten wir Josef und Maria, packten das Jesuskind mit der Krippe aus, befreiten einige Engel und Hirten aus der Holzwolle, wie auch Esel und Schafe. Ebenso entwickelten wir einen Brunnen, die Heiligen drei Könige tatsächlich auch Kamele aus ihrem Schutzpapier. Mit großer Begeisterung vervollständigten wir gemeinsam die weihnachtliche Landschaft im Kellerraum und legten das Christkind vorsichtig in die Krippe. 

Ganz andächtig sangen wir: „Kommet ihr Hirten, ihr Männer und Fraun…“ und am Schluß noch „Stille Nacht, heilige Nacht…“ Es war genau so ein Weihnachten wie es in meinem Herzen der Wunsch war und wie ich dies unseren Kindern nahebringen wollte.
Es folgten noch viele Weihnachten, an denen wir im Wald die Deko für unsere selbstgebastelte Weihnachtskrippe holten, die jedes Jahr ein wenig anders aussah. Aber keiner von uns, wollte nun mehr eine gekaufte Weihnachtskrippe haben.


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Window nº 5
Knecht Ruprecht

Von drauß, vom Walde komm ich her; 
ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr! 
Allüberall auf den Tannenspitzen 
sah ich goldene Lichtlein sitzen, 
und droben aus dem Himmelstor 
sah mit großen Augen das Christkind hervor. 
Und wie ich so strolcht durch den finsteren Tann, 
da rief's mich mit heller Stimme an: 
"Knecht Ruprecht", rief es, "alter Gesell, 
hebe die Beine und spute dich schnell! 
Die Kerzen fangen zu brennen an, 
das Himmelstor ist aufgetan, 
Alte und Junge sollen nun 
von der Jagd des Lebens einmal ruhn; 
und morgen flieg' ich hinab zur Erden, 
denn es soll wieder Weihnachten werden!" 
Ich sprach: "O lieber Herr Christ, 
meine Reise fast zu Ende ist; 
ich soll nur noch in diese Stadt, 
wo's eitel gute Kinder hat." 
"Hast denn das Säcklein auch bei dir?" 
Ich sprach: "Das Säcklein, das ist hier; 
denn Äpfel, Nuß und Mandelkern 
essen fromme Kinder gern." 
"Hast denn die Rute auch bei dir?" 
Ich sprach: "Die Rute, die ist hier; 
doch für die Kinder nur, die schlechten, 
die trifft sie auf den Teil, den rechten." 
Christkindlein sprach: "So ist es recht; 
so geh mit Gott, mein treuer Knecht!" 
Von drauß, vom Walde komm ich her; 
ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr! 
Nun sprecht, wie ich's hierinnen find'! 
Sind's gute Kind, sind's böse Kind?

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Window nº 12
Vier Kerzen

Vier Kerzen brannten am Adventskranz und draußen war es ganz still. So still, dass man hörte, wie die Kerzen miteinander zu reden begannen.
Die erste Kerze seufzte und sagte: "Ich heiße FRIEDEN. Mein Licht gibt Sicherheit, doch die Menschen halten keinen Frieden. Sie wollen mich nicht." Ihr Licht wurde kleiner und kleiner und verlosch schließlich ganz.
Die zweite Kerze flackerte und sagte: "Ich heiße GLAUBEN. Aber ich fühle mich überflüssig. Die Menschen glauben an gar nichts mehr. Es hat keinen Sinn, dass ich brenne." Ein Luftzug wehte durch den Raum, und die zweite Kerze war aus.
Leise und sehr zaghaft meldete sich nun die dritte Kerze zu Wort: "Ich heiße LIEBE. Ich habe keine Kraft mehr zu brennen; denn die Menschen sind zu Egoisten geworden. Sie sehen nur sich selbst und sind nicht bereit einander glücklich zu machen." Und mit einem letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht.
Da kam ein Kind ins Zimmer. Verwundert schaute es die Kerzen an und sagte: "Aber ihr sollt doch brennen und nicht aus sein."
Da meldete sich die vierte Kerze zu Wort. Sie sagte: "Hab keine Angst, denn so lange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen immer wieder anzünden. Ich heiße HOFFNUNG."
Mit einem kleinen Stück Holz nahm das Kind Licht von dieser Kerze und erweckte Frieden, Glauben und die Liebe wieder zu Leben.

<iframe width="427" height="240" src="https://www.youtube.com/embed/tDal59RiGjI" frameborder="0" allowfullscreen></iframe>Window nº 9
Der Owi
 
Daß der Schorsch ein bißchen ein Wilder war, war eigentlich in der ganzen Schule bekannt. Was heißt, ein Wilder – er war halt nicht so wie alle anderen waren, er hat eben schon von Klein auf seinen eigenen Kopf gehabt. 
Wenn der Lehrer "Ruhe" gesagt hat, hat das für den Schorsch gar nichts bedeutet, wenn er noch was zu sagen hatte. Nein, die Gosch'n hat er sich von gar niemandem verbieten lassen. 
Dazu ist vielleicht noch gekommen, dass er nicht der Beste in der Klasse war. Aber, mein Gott, das war dem Schorsch egal, dass er eine 5 im Rechnen hatte, schließlich hat er ganz genau gewusst, wie viel Stoana, Murmeln, Nägel oder Schnürl und Kamellen er in der Tasche hatte. Da hat er doch nicht wissen müssen, wie viel 3 mal 16 oder 8 weniger 4 waren; naa, naa, das hat der nicht gebraucht. Was konnte er denn dafür, dass die in der Schule immer so einen Blödsinn wissen wollten? 
Naa! Was Hannibal mit seim Elefanten g'macht hat, oda wia tief das Pariser Becken is, und wo da Hunsrück is, des war ihm doch wurscht. 
Hauptsache, er hat g'wusst, wo man Äpfel stehln kann, wo es Frösche gibt, wia ma an Judenstrick trocknet und raucht, ohne daß man sich bespuckt oder noch mehr, und wia weit es zum Wald war. Das war dem Schorsch sein Leben, das hat ihn interessiert, nicht des andere da, den Blödsinn in da Schui, den sollten nur die anderen lernen.
 
Jedoch, eins hat ihn irgendwie bedrückt, ja, fast gestunken: nämlich, daß er nie ein Fleißkärtchen bekommen hat. Aber, was sollte er machen? 
So wie die anderen Fleißbildchen gesammelt haben, hat er halt Klapse, Verweise, Watsch'n und Nachsitzen gesammelt. Tja, da war er der Meister.
 
Auf einmal ist seine Chance gekommen, nämlich, als der Zeichenlehrer eines Tages gemeint hat: 
"Also, meine lieben Mädchen und Buben, jeder von Euch kennt doch sicher dieses schöne Lied ‚Stille Nacht, heilige Nacht’, nicht war? Nehmt jetzt Euren Zeichenblock und Malkasten heraus und dann zeichnet jeder, was ihm zu diesem schönen Lied einfällt. Wer das schönste Bild hat, der bekommt von mir ein extra großes und buntes Fleißkärtchen. Ja?" 

Oha,..., hat sich der Schorsch gedacht, das ist meine Chance, weil, malen hat er schon immer gut gekonnt, und schließlich hätte er der Mutter ja auch einmal eine Freude damit gemacht, gerade jetzt, so kurz vor Weihnachten, nicht wahr? 
Am Ende der Stunde, als alle fertig waren, hat der Lehrer nun alle Bilder eingesammelt, hat sie wohlwollend bis kritisch betrachtet und wollte fast schon den Fleißkärtchensieger verkünden, da kriegt er als letztes dem Schorsch seine Zeichnung in die Finger. 

"Ja Schorschi, was ist denn das? Das hab ich ja noch nie gesehen! Ja, wer ist denn das kleine dicke Männchen dort neben Maria und Josef, das da direkt neben dem Christkind seiner Wiege steht und lacht – und wie der lacht?" 
Voller Stolz ist der Schorsch aufgestanden:
"Das ist der Owi, Herr Lehrer!" 
"Aha! Der Owi! Soso, ja nun, - interessant! Aber, den kenn ich ja gar nicht! Der kommt doch in dem ganzen Lied gar nicht vor!" 
"Doch, doch, Herr Lehrer, den gibt’s schon, das weiß ich ganz genau! Es heißt doch: Stille Nacht, Heilige Nacht, Gottes Sohn, Owi lacht..." 
Da hat auf einmal die ganze Klasse gelacht – und der Lehrer auch! 
"Der Owi! Hahaha! Schau, schau, der Owi! Hahahahaha! Typisch Schorsch! – Na, das Fleißkärtchen, das hast Du Dir trotzdem verdient, für die lustigste Zeichnung. Da, komm her, Schorsch, da hast Du es, Du Saubengel! Hahahaha!"

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Window nº 21
Das Engelskind

Wieder jährte sich die Weihnachtszeit, als Santa Claus sich für die Reise zu den Menschen rüstete. Wie jedes Jahr, lud er alle seine Geschenke auf seinen prächtigen Schlitten. Schon scharrten Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner und Blitzen mit den Hufen und warteten auf ihren Herrn. Dieses Jahr sollte die Herde Zuwachs erhalten und das junge Rentier Rudolph durfte zum ersten Mal mit auf die Reise. Weil nun die Rentiere Verstärkung bekommen hatten, sollten ebenfalls die Engel, die Santa Claus begleiteten, um einen Engel mehr, ihre Schar vergrößern. Schließlich wurden es von Jahr zu Jahr mehr Geschenke, die sie zu den Menschenkindern brachten. 

Santa Claus drehte sich zu seinen Engeln um, lächelte Anina freundlich an und blinzelte dabei mit den Augen, als ob er ihr etwas sagen wollte. Im nächsten Moment ging ein Ruck durch den Schlitten, denn eines der Rentiere hatte einen Schluckauf bekommen. Ein Rentier mit Schluckauf?! Santa Claus fing laut zu lachen an, und auch die Engel stimmten in das Lachen ein; das klang so, als würden Glocken klingen. Da aber passierte es, eines der Pakete geriet ins Rutschen und als das Engelchen Anina danach greifen wollte, rutschte es ebenfalls vom Schlitten herab.
Schnell bewegte es seine golden Flügel und schaffte es auch noch, das Paket aufzufangen. Doch als es sich umschaute war der Schlitten schon meilenweit entfernt. Unter sich sah das Engelchen Anina aber schon die Häuser der Menschen. Und so landete es erst einmal ganz sanft und leise auf der Erde. Da stand es nun ganz allein, drückte das Weihnachtspäckchen fest an sich, so als könnte es sich daran festhalten. Die Menschen blickten verwundert auf das Engelchen Anina, sie konnten nicht glauben was sie dort sahen. Eine gleiche Gestalt wie sie die Menschen haben, trug diese wohl zur Zierde Flügel und hatte kaum Stoff am Leibe, was sie vor der Kälte schützen könnte. Anina blickte verlegen zu Boden und wünschte sich inniglich, ihre goldbestäubten Flügel wären unsichtbar. Nun gingen die Menschenkinder achtlos an ihr vorbei und dem Engelchen wurde, so allein ganz bang ums Herz. Erst in einem Jahr, würde sie das Läuten der Schellen vom Schlitten vernehmen den Santa Claus lenkte und auf den es aufspringen konnte. Solange würde es versuchen unter den Menschen zu leben.
Als nun die heilige Zeit sich dem Ende näherte, Weihnachten vorbei war, war es scheinbar auch bei vielen Menschen mit der Liebe vorbei. Das Engelchen erlebte unter den Menschen Zank, Mißgunst und Unehrlichkeit. Darüber war das Engelchen Anina so traurig, dass es zu weinen begann. Unter Ihresgleichen herrschte stets Frohsinn und Freundlichkeit und jeder war dem anderen wohlgesonnen. So geschah es, dass das Engelchen voller Traurigkeit war, als ein Menschenjunge ihm gegenüber trat, der sich nach seinem Kummer erkundigte, es in den Arm nahm und über seinen Kopf liebkoste. Dies gab dem Engelchen soviel Wärme und Geborgenheit, dass in ihm eine junge Frau erwachte. Sie schenkte dem Jüngling ein himmlisches Lächeln und dieser ward auf der Stelle verzaubert von soviel Lieblichkeit. Sie verliebten sich ineinander und wurden Mann und Frau. Die Zeit verging und das Jahr neigte sich dem Ende zu. Die Menschen schmückten ihr Heim für die Weihnachtszeit. Santa Claus würde kommen, das Engelchen Anina suchen, das nun als junge Frau unter den Menschen lebte und es mitnehmen wollen. Doch Anina wollte auch weiterhin auf der Erde leben. Demzufolge schrieb sie einen Brief an Santa Claus.
Lieber Santa Claus,
das Leben hier auf der Erde ist nicht immer so schön wie bei den Engeln im Himmel, aber ich habe einen lieben Mann und Freunde, die alle traurig wären, wenn ich von hier fort müsste. Es gibt auch noch so viele traurige Augen, in die ich ein Lächeln zaubern möchte, so viele traurige Herzen, die ich fröhlich stimmen möchte…
Ich kann hier einfach nicht weggehen, kannst du mich einbißchen verstehen?
Dein Engelskind Anina
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.

Mein lieber Engel Anina,
seit langer, langer Zeit schon komme ich mit meinem Schlitten zur Weihnachtszeit zu den Menschen auf die Erde. Dabei ist jedesmal ein kleiner Engel vom Schlitten gefallen…
Die Menschen brauchen diese Engel. Ohne sie wäre das Leben auf der Welt noch ein bisschen kälter, noch ein bisschen trauriger... Bleib bei den  Menschen, Anina, sie brauch dich! Wie lange du noch bleiben kannst, kann ich dir nicht sagen. Igendwann wirst auch du gehen müssen, wie alle anderen Menschen auch. Aber ich verspreche dir, dass ich dann einen anderen Engel zur Erde schicken werde, damit dein Mann und deine Freunde nicht allzu traurig werden.
Und denke immer daran, vielleicht ist ein Mensch, der dir begegnet, auch ein Engel. Ein Engel mit unsichtbaren Flügeln.
Dein Santa Claus.

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Window nº 19
Das Geschenk

Später würde man sich an diesen Winter als einen der kältesten erinnern, den London jemals erlebt hatte. Der Schmutz aus unzähligen Schornsteinen legte sich als zäher Nebel über die Dächer und verdunkelte den Tag. Der Glanz der kurz bevorstehenden Weihnacht hatte es schwer, durch die rußige Schicht in die Herzen der Menschen zu gelangen. Die meisten waren in dieser Zeit froh, wenn es für eine warme Mahlzeit am Tag und genügend Holz für den Ofen reichte.
In einem kleinen Zimmer über einer Bäckerei lebten James und Mary. Die beiden kamen gerade aus mit dem, was sie verdienten, doch sie vermissten nichts, denn sie hatten einander. Nur jetzt, zu Weihnachten, wünschten beide, sie könnten es sich leisten, dem anderen ein Geschenk zu machen. Doch dafür reichte ihr Lohn beim besten Willen nicht aus.
Mary musste schon sparen, um einen ansehnlichen Braten zum Fest bereiten zu können. Dabei wusste Mary ganz genau, was sie James hätte schenken wollen: der Pfandleiher hatte eine wunderbar glänzende Uhrenkette aus Gold in der Auslage, die genau zu James Taschenuhr passte – das einzige Erbstück seines Vaters. Wie gern hätte sie James die Kette geschenkt. Wie stolz er dann seine Uhr aus der Westentasche hätte holen können! Nie mehr hätte er Sorge haben müssen, die Uhr zu verlieren. Doch es half alles nichts – ihr Geld genügte nicht für die goldene Kette.
In derselben Auslage, nur ein kleines Stückchen weiter rechts, lag ein Kamm aus Elfenbein, filigran und kunstvoll gearbeitet. Und als wäre das nicht genug, funkelten sechs kleine Edelsteine darauf wie Sterne. James hätte Mary zu Weihnachten so gerne mit dem Kamm überrascht. Er wäre die vollkommene Zier für Marys
langes blondes Haar, das selbst in der dunkelsten Zeit des Jahres glänzte, als fiele strahlend das Sonnenlicht darauf. Doch James hatte nicht das Geld, um den Kamm zu kaufen. Seine Arbeit als Gehilfe eines Lohnbuchhalters wurde schlecht bezahlt und das Leben in London war teuer.
***
Am Morgen des Heiligen Abend begann ein wildes Schneegestöber, das nicht wieder nachlassen wollte. James verbrachte den Tag bei der Arbeit, die Löhne sollten vor den Feiertagen ausgezahlt werden. Die Gesichter, in die James sah, als er ihnen der Reihe nach das hart verdiente Geld reichte, waren müde und blass, aber auch voller Vorfreude auf die Feiertage. James selbst fühlte sich beschwingt und fast ein wenig übermütig. Nicht nur, dass er sich auf die Weihnachtstage mit seiner geliebten Mary freute, nein, er hatte auch noch etwas ganz Besonderes im Sinn. So konnte er es kaum abwarten, dem letzten Arbeiter seinen Umschlag in die Hand zu geben. Mit einem Strahlen im Gesicht wünschte er Mr. Farnham, seinem Boss, ein friedliches Fest und beeilte sich, das Büro zu verlassen. Völlig eingeschneit kam James eine Stunde später zu Hause an. So gut es ging klopfte er sich den Schnee von Kleidung und Schuhen, nachdem er das Haus betreten hatte. Bevor er die Tür zur kleinen Wohnung aufschloss, griff er noch einmal kurz in seine Manteltasche und lächelte.
Der Tisch war gedeckt und aus der Küche duftete es nach Essen, aber Mary schien nicht da zu sein. James zog die kleine Schatulle aus seiner Manteltasche und stellte sie auf Marys Platz auf den Tisch. Er legte den Mantel ab, zündete die Kerzen an und setze sich, um auf seine Geliebte zu warten. Nach wenigen Minuten öffnete sich die Tür und eine schneebedeckte Mary kam herein. Ihren alten Mantel hatte sie fest um sich gewickelt und Mütze und Schal hatten sie so gut es ging
vor dem Flockengetümmel geschützt. Als sie James am Tisch sitzen sah, strahlte ihr Gesicht.
„Du bist schon hier, wie schön!“ Ohne abzulegen holte sie ein in braunes Papier gewickeltes Päckchen aus ihrer Manteltasche und reichte es James über den Tisch hinweg. „Ich kann nicht länger abwarten, du sollst dein Geschenk jetzt gleich haben. Frohe Weihnachten, mein Liebster!“
James nahm das Päckchen freudig entgegen. „Oh meine Mary, wie wunderbar du bist!“
„Nun öffne es schon, ich will sehen, ob dir mein Geschenk gefällt!“
James wickelte das Papier ab und zum Vorschein kam die goldene Uhrenkette aus der Auslage des Pfandleihers. Erwartungsvoll sah Mary James an.
„Nun, was sagst du? Du kannst deine Uhr jetzt wie ein echter Gentleman tragen!“ Mary suchte nach Freude in James’ Blick, doch sie fand nur Staunen und dann Traurigkeit. „Was ist? Gefällt sie dir nicht?“
„Oh, Mary, die Kette ist ausgezeichnet, genau so eine habe ich mir immer gewünscht. Es ist nur...“
„Was, mein Liebster, was ist denn?“
„Die Uhr gehört mir nicht mehr. Ich habe sie heute zum Pfandleiher gebracht, um mein Geschenk an dich bezahlen zu können.“ Er deutete auf die kleine Schatulle auf Marys Platz. „Fröhliche Weihnachten, meine Liebste!“
Noch bevor sie den hölzernen Deckel ganz geöffnet hatte, sah Mary das Funkeln der sechs kleinen Edelsteine auf dem Kamm aus Elfenbein. Sie betrachtete den Kamm mit gesenktem Kopf. Als sie aufsah, standen Tränen in ihren Augen. „Oh James, wie wunderschön.“
„Und er wird noch schöner, wenn du ihn erst in deinem goldenen Haar trägst.“
„James, es tut mir so leid. Ich brauchte Geld, um die Uhrenkette bezahlen zu können. Und da ich nicht wusste, woher sonst ich es hätte nehmen können, da habe ich....“ Sie begann zu schluchzen.
„Was hast du getan, mein Liebling?“
Mary zog die Mütze vom Kopf. „Ich habe mein Haar dem Perückenmacher verkauft.“ Tränen liefen über ihre Wangen. James war sprachlos. Ungläubig starrte er auf den stoppeligen Schopf.
Nach ein paar Augenblicken fand James die Sprache wieder: „Du hast mir also eine goldene Kette für meine Taschenuhr gekauft.“
Mary nickte. Dicke Tränen tropften auf das Elfenbein.
„Aber ich habe die Uhr zum Pfandleiher gebracht, um dir den Kamm zu schenken“, fuhr James fort und ein Lächeln begann sich in seine Stimme zu schleichen.
„Aber du kannst ihn gar nicht mehr tragen, denn du hast dein Haar dem Perückenmacher verkauft.“ Wieder nickte Mary.
„Damit du Geld für die Uhrenkette hattest“, schmunzelte James.
Als sich ihre Blicke trafen, brachen sie in schallendes Gelächter aus. Sie lachten so laut und so lange, dass sie ganz erschöpft davon waren und ihnen die Bäuche wehtaten. James stand endlich auf und ging um den Tisch herum, um Mary zu umarmen. So standen sie da, als würden sie sich nicht mehr loslassen wollen. Beide hatten ihren wertvollsten Besitz gegeben, um dem anderen ein Geschenk zu machen. Und das machte sie in diesem Moment nicht nur zu den glücklichsten, sondern auch zu den reichsten Menschen in ganz London.

<iframe width="427" height="240" src="https://www.youtube.com/embed/GfcS19rielo" frameborder="0" allowfullscreen></iframe>Window nº 3
Der Himmelsladen

Vor langer Zeit wanderte ich auf dem Pfad des Lebens und sah in der Ferne ein Schild mit der Bezeichnung:
"Himmelsladen"
Als ich neugierig näher kam ging die Tür auf...
Und bevor ich es noch recht begriff, war ich schon im Innenraum.
Da sah ich Engel überall um mich herum!
Der eine gab mir einen Korb und sagte: "Du darfst alles einkaufen, was du dir wünschst. In diesem Laden gibt es alles, was du begehrst...
Und was du heute nicht tragen kannst, holst du dir morgen."
So viele Dinge wollte ich nicht einkaufen, damit es mich nachher nicht zu teuer kam.
Das erste, was ich nahm war GEDULD, und dann lud
ahm ich die LIEBE in meinen Korb. Beide waren im gleichen Regal. 
Etwas später fand ich VERSTÄNDNIS, auch das tat ich in meinen Korb - schließlich braucht man das ja überall.
Außerdem habe ich zwei Schachteln WEISHEIT und
zwei Säckchen GLAUBEN mit hinzu getan.
Ich konnte nicht umhin, auch etwas MUT und KRAFT zu nehmen, die besonders im Berufsleben sehr hilfreich sind.
Als mein Korb schon fast voll war, erinnerte ich mich, dass ich noch dringend FRIEDEN und FREUDE mitnehmen wollte...
Ebenso SEELENHEIL und ZUFRIEDENHEIT sollte ich nicht vergessen, damit Ruhe einkehrte in mir.
Nun ging ich zur Kasse, um zu zahlen.
Dort fand ich noch GNADE und SEGEN in kleinen Behältnissen und nahm auch davon etwas.
GLÜCK hing von der Decke herab, und ich kam nicht umhin mir ein großes Stück davon zu nehmen.
Ich fragte den Engel an der Kasse, was ich bezahlen müsse. Er lächelte und sagte: "Nimm einfach deinen Korb überall mit hin, wohin du gehst!"
Ich fragte noch einmal nach: "Okay, aber was kostet mich das nun?"
Erneut lächelte er und sagte: "Du sollst dich nicht mehr darum kümmern. Es gibt Dinge, die kann man nicht kaufen! Aber ich nehme gerne ein paar Gebrauchte von dir in Zahlung.
Gib mir ein wenig NEID und GIER. Etwas von deiner MASSLOSIGKEIT, deinem HOCHMUT und auch LÜGE kannst du gut entbehren."
Ich war darüber sehr erstaunt und mir dessen überhaupt nicht bewusst.
"Nun geh und erzähle davon deinen Lieben, um ihnen Glück zu bringen."
Immer dann, wenn du davon berichtest, wirst du dich an schöne Tage erinnern und an Menschen, die dir etwas bedeuten und denen DU wichtig bist!

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Die kleine Tanne

Es stürmte, dicht fiel der Schnee in Flocken vom Himmel. „Gerd, kommst du mit, wir müssen noch einen Baum fürs Fest holen?!“ 
„Natürlich komme ich mit, darauf freue ich mich doch schon die ganze Adventszeit!“ jubelte der Junge und rannte zum Vater. „Na dann wollen wir mal, zieh dich warm an, es ist kalt draußen, zieh die Mütze fest über die Ohren bei dem Schnee!“ 
"Klar Papa, weiß ich doch!“ Beide machten sich auf den Weg in den Wald. Gerd wohnte mit seinen Eltern am Waldrand, deshalb gehörte es für die Beiden zur Selbstverständlichkeit sich in der letzten Minute, also am Morgen des Heiligen Abend, einen Baum aus dem Wald zu holen und nicht wie andere Leute vom Weihnachtsmarkt. Gerd hatte von seinen Klassenkameraden gehört, dass sich einige sogar einen künstlichen Tannenbaum in die Stube stellten. Der wurde nach dem Fest zusammengelegt und konnte im nächsten Jahr wieder aufgestellt werden. So etwas konnte sich Gerd kaum vorstellen.
Eine echte Tanne musste aus dem Wald geholt werden war seine Meinung. Nun ging es also los. Der Schnee lag recht hoch, da es in den letzten Tagen häufig geschneit hatte. Gerd folgte dem Vater in seinen Fußspuren. Quer durch den Wald liefen die Beiden, da sie sich hier gut auskannten. „Schau mal Gerd, wollen wir den dort nehmen?“ 
„Schön gewachsen ist er, aber ein bisschen größer könnte er schon sein“, meinte Gerd. „Also suchen wir weiter“, gab der Vater zu. „Papa, der da gefällt mir gut“, machte Gerd seinen Vater auf einen anderen Baum aufmerksam. Gerade wollte der Vater die Axt ansetzen als ein Ruf ertönte: „Nein bitte nicht! Hilfe!“ 
„Was war das?“ Gerd schaute sich nach allen Seiten um. „Was hast du?“ erkundigte sich der Vater. „Hast du nicht gehört, das hier jemand um Hilfe gerufen hat“, erklärte Gerd seinem Vater. „Nein, ich habe nichts gehört, und nun wollen wir uns beeilen, damit wir vor dem Mittag wieder zu Hause sind.“ Wieder holte der Vater mit der Axt aus und wollte zuschlagen. Wieder ertönte der Hilferuf. „Vater hier stimmt etwas nicht, komm lass uns weiter gehen“, drängte jetzt Gerd, dem dies unheimlich war. „Ich weiß wirklich nicht, was du heute hast, aber wenn du unbedingt willst gehen wir weiter“, stimmte der Vater zu.	
Eigentlich war er jetzt schon recht sauer, aber heute war ja Weihnachten und da wollte er sich nicht mit seinem Jungen streiten. 
„Danke“, ertönte jetzt eine Stimme. Weiter suchten Vater und Sohn nach einer Tanne. „Dann nehmen wir den hier“, entschied der Vater nach einer Weile. „Ich will endlich nach Hause, Mutter hat heute viel zu tun, sie braucht unsere Hilfe!“ Natürlich leuchtete dies Gerd ein, aber so richtig Freude hatte er nicht mehr daran, einen Weihnachtsbaum aus dem Walde zu holen. Die Axt hätte fast zugeschlagen, als Gerd sich an Vaters Arm hing „Nein Vater auch die Tanne kann es nicht sein! Hast Du denn nicht gehört, wie sie um Hilfe rief und um ihr Leben bat?“ 
„Also Sohn, ich glaube du wirst krank und das noch zum Fest, denn jetzt fängst du an zu spinnen!“ Besorgt faste der Vater Gerd an die Stirn um zu sehen ob er Fieber hätte. In dem Moment hörte dies aber auch der Vater, wie ein Säuseln im Wind. „Ich bat um mein Leben, ich, die Tanne. Am heiligen Abend gibt uns die Waldfee die Gabe zu sprechen. Bitte lasst uns am Leben!“ 
„Was soll denn das?“, der Vater drehte sich nach allen Seiten um. „Der Wind braust heute so doll, dass man glaubt die Bäume könnten sprechen.“ 
„Wir können sprechen!“ Die Tanne hatte allen Mut zusammen genommen, schließlich ging es um ihr Leben. „Viele Jahre brauchen wir um diese Größe, wie ich sie jetzt habe, zu erreichen. Wind und Wetter müssen wir widerstehen. Im Winter der Kälte und im Sommer der Hitze. Wir freuen uns des Lebens und dann zur Weihnachtszeit kommen die Menschen um uns für ein paar Tage zu sich in die Stuben zu holen. Danach landen wir auf dem Boden oder im Ofen. Dabei blieben wir so gerne hier im Wald. Einige von uns freuen sich sogar ein Weihnachtsbaum zu werden. Sie glauben nicht, dass dieser Glimmer nur ein paar Tage dauert. Am Heiligen Abend gibt uns die Waldfee die Möglichkeit zu reden. Kommt dann noch ein Mensch um uns unser Leben zu nehmen, versuchen wir uns wehren! Sicher findet ihr noch einen Baum, aber bitte lasst mich und die anderen im Wald!“ 
Staunend hatten Vater und Sohn der Tanne zugehört. „Ich habe viel von dir gelernt“, sagte nun der Vater, „ich fahre jetzt in die Stadt und sehe zu, ob ich einen Baum bekommen und ich verspreche dir, nie wieder werde ich einen Baum von euch, selbst abholzen!“ 
„Danke und ein Frohes Fest“, säuselte die Tanne und sah den Beiden dankbar hinterher. 
„Heute habt ihr bestimmt einen besonders schönen Baum mitgebracht, ihr ward recht lange fort“, empfing sie die Mutter schon auf dem Flur. „Mutter erschrick nicht, wir haben gar keinen Baum, aber ich hole sofort einen.“ Vater griff nach seinen Autoschlüsseln und war auch schon aus der Tür. „Was soll das?“, fragte die Mutter nun ihren Sohn und Gerd erzählte ihr was sie erlebt hatten. Nachdenklich betrachtete die Mutter Gerd und meinte: „Sicher hätten wir schon öfter einen Baum vom Markt holen sollen.“ Am Abend stand ein geschmückter Baum im Zimmer und alle dachten an die Bäume im Walde, die sich dort ihres Lebens freuten.

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Die Kirchenmaus

Es war einmal eine arme Kirchenmaus, die lebte in einer großen, aber kalten Kirche. Leider gab es hier nur wenig zu fressen, deshalb fiel es der kleinen Maus gleich auf, als eines Tages in der Adventszeit ein süßer Honigduft durch die Kirche zog.
"Hm", schnupperte das Mäuschen. "Woher kommt dieser herrlicher Duft?" Und es folgt seiner Nase. Nicht lange, da stand die Kirchenmaus vor einer großen Bienenwachskerze, die zwischen Tannenzweigen aufgestellt war. "Oh, riechst du schön", sagte das Mäuschen. "Und wie ich erst leuchte!", erwiderte die Bienenwachskerze. "Das würde ich gern einmal sehen", sagte das Mäuschen. "Ich bin immer nur in der Kirche, wenn keine Lichter mehr brennen."
So, beschloss die Bienenwachskerze, dass sie einmal für die Kirchenmaus ganz allein leuchten wollte. Tatsächlich eines Abends nach dem Gottesdienst behielt die Kerze heimlich einen Funken Glut in ihrem Docht, als sie nicht richtig ausgeblasen wurde. Als niemand mehr nach ihr sah, fing sie, angefacht durch einen Luftzug, wieder zu brennen an. Als die arme Kirchenmaus sie so in der großen, dunklen Kirche sah, konnte sie zunächst keinen Ton herausbringen.
Noch nie hatte das Mäuschen die Kirche so gesehen. Die kleine Kerzenflamme verwandelte die Dunkelheit des Raumes in ein wunderbares Spiel aus Licht und Schatten.
"Oh, ist das schön!", piepste das Mäuschen und lief zur Bienenwachskerze hin. In deren Nähe war es ganz hell. Und die arme Kirchenmaus fühlte sich dort bei der Kerze so wohlig warm, wie sonst nur im Sommer an einen warmen Stein. "Danke", flüsterte das Mäuschen der Kerze zu. "Danke, so schön war es noch nie hier in meiner Kirche." Da lächelte die Kerze und fast hatte es den Anschein, als würde sie beim Lächeln kleiner. Lange saß die Maus bei der Kerze. Warm war es dort, hell und schön. Die arme Kirchenmaus genoss diese Nacht. Ihr war es, als würde sie im Licht und der Wärme der Bienenwachskerze baden.
Doch plötzlich erschrak das Mäuschen. "Du bist ganz klein geworden!", piepste das Mäuschen. "Merkst du das jetzt erst?", erwiderte die Kerze mit leiser Stimme. "Komm, ich will dir ein Geheimniss verraten!", flüsterte sie. Und das Mäuschen spitze seine Ohren.
Die Bienenwachkerze begann zu reden: "Mäuschen, Glück ist brennen und vergehen. Verstehst du das?" Das Mäuschen schüttelte den Kopf. "Nun, was wir zusammen erlebt haben, Mäuschen, das ging nur, weil ich mich nicht gefürchtet habe, kleiner zu werden. Hätte ich eine große, schöne, duftende Bienenwachskerze bleiben wollen, hätte ich nie das Glück in deinen dunklen Mäuschenaugen sehen können. Nie hätte ich deine Freude miterlebt, wenn ich den Funken nicht im Docht hätte neu erglimmen lassen und für dich zum Brennen gebracht hätte. Ohne mein Leuchten wäre die Kirche jetzt dunkel und kalt und nicht warm und erhellt."
"Das verstehe ich",sagte die Kirchenmaus. "Weil du brennst und kleiner wirst, ist es schön für mich und ich bin froh. Du verschenkst dich mit Licht und Wärme an mich." "Das hast du schön gesagt", erwiderte die Kerze. "Ja, ich verschenke mich an dich, damit du glücklich bist."
Mit großen Augen schaute das Mäuschen die immer kleiner werdende Bienenwachskerze an. "Glück ist brennen und vergehen", murmelte es. Die Bienenwachskerze nickte und strahlte nochmals besonderst hell. Ihr Lichtschein fiel auf das Gesicht des gekreuzigten Jesus, der aus Holz geschnitzt am Altar hing. Fast war es der Kirchenmaus so, als habe er gelächelt.
Auch später ging es der kleinen Maus oft so, dass sie in stillen Augenblicken diesen Jesus anschaute, wenn ihr die Bienenwachskerze in den Sinn kam und ihr der Satz einfiel: "Ich verschenke mich an dich, damit du glücklich bist!"

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Window nº 1
Briafal an’s Christkind

Liebes Christkind,
so wie jeds Jahr hat mei Mama gsagt, wenn i ned brav bin, dann kommt’s Christkindl heuer ned.
Aber bis jetz bis’d trotzdem oiwei kumma, obwohl i ganz und garned brav war.
Am bravsten bin i immer am Dog bevor der Nikolaus kommt, a boar Dog vor Heilig Omd und an meim Geburtsdog. Aba fünf Dog im Jahr reichn halt ned aus, damit ma wirklich sicher sei kann, obs’d auch kommst. Und drum hab i ma denkt, ich frag halt einfach nach.
Und dabei kann ich auch gleich a paar Sachn richtig stelln.

Weil einglich kann ich ja die meiste Zeit nix dafür, dass i ned so brav bin.
I mach garnix und trotzdem hab i nachher wieder was ogstellt.

So wia neulich!
Da hab i bloß beim Fenster ausseschaugn wolln!
Aber wia i aufn Disch gstiegn bin, da iss die volle Kaffeekanna umkippt und die ganze Lettn hat’si über die weiße Dischdeckn verteilt. Vor lauter Schreck bin i dann schnell obagsprunga. Dabei hab i mi aber in dem damischn Fetzn verfanga und des ganze Gschirr mitsamt dem Kuacha obagrissn.
Des war vielleicht a Sauerei!
Mei Mama iss schier ausgflippt!
Wo doch jedn Augnblick unser Nachbarin ausm 5. Stock kemma ko!
Und des iss die größte Ratschn im ganzen Haus! - Und wias da Deifi will, da hat’s a scho klingelt.
Dera wenns’d die Tür aufmachst - und des hot mei kloane Schwester glei do - dann stehts aa scho mit oam Satz im Wohnzimmer.
So schnell kannst garned schaun!
Und mit am Rundumblick, der bis unters Sofa glangt, da hat se si glei an Überblick über die Lag verschafft.
„Ja um Himmelswillen, was ist denn hier passiert?“ hat’s gruaffa und dabei recht schadenfroh grinst.
Mei Mama hat’s kurz auf’klärt, sich bei der Bißgurn vielmals entschuldigt und des Kaffeekränzchen erstamal verschobn.
„Ja, Sie haben’s nicht leicht! Vier Kinder! Und als wär das allein nicht schon schlimm genug, auch noch so eine Wilde wie die Evi dabei! Nein, dieses Kind,
da ist man gestraft damit!“
Auf des hin, da hat’s mei Mama dann schnellstens zur Tür aussig’schobn, bevor se si vergisst und sich dann gaaanz langsam zu mir um’dreht.

Mei, da bin i schnell wordn!
Aber am End dawischts mich doch immer und die Straf bleibt ned aus!
A Wunder, dass i heut überhaupt no leb!

Dabei kanns doch eignlich ganz froh sein, dass ned den ganzen Namidog mit dem damischen Weibsbild verbringa hat müssn. Weil vorher, hat’s nämlich noch gsagt, dass froh is wenn der Kaffeeklatsch vorbei und die Ratschkattl wieda ganga is.

Na bitte! Da hammas doch scho!

Hätt I den Tisch ned abgräumt, dann hätt’s für a boar Stund dera ihr Gschmatz aushaltn müssn.

Eignlich war’s oiso a guade Tat!

Und dass i vorgestern in den Stadtbrunnen einigfalln bin, des is aa ganz ohne mei Schuld passiert.
Mir san wie immer, schee ausstaffiert im Sonntagsstaat, auf’m Weg in die Kirch g’wesn. Mei großer Bruader, mei große Schwester - und i.
Unser Kloane, die muaß no ned mit in’d Kirch, die versteht des sowieso no ned.
I versteh zwar aa ned ois, was der Pfarrer sagt, muaß aber trotzdem hin.
Und mei Bruader versteht ned warum dass er hin muaß.
Bloß mei große Schwester, de iss immer ganz brav und macht ois was ma ihr sagt.

Aufjedenfall hat mei Mamma no zu de zwoa g’sagt, se solln guat Obacht auf mi gebn.
S’is ned damit mir nix passiert, sondern eher damit i nix anstell.
Aber mei Bruader hat mei Schwester mit Schneebälle beschmissn und i hab eahm gholfn. Und dann hat’s bleckt und iss uns vorausglaufn.
Mei Bruader hat dann an Spezl troffn und so bin i allein hint nachidackelt.
Und wie mir am Stadtbrunnen vorbeilaufn, da hab i gsehn, dassa ganz zuagfrorn war. Und am Lustigstn, war der eingfrorene Strahl von dem Pissmandal.
Und da hob i ma denkt, den brich i jetz ab und schaug ob der anders schmeckt als wie ein normaler Eiszapfn.
Wie ich aber in den Brunnen einigstiegn bin, da bin i ausgrutscht und mim Hintern aufs Eis gflogn. Da hat’s dann laut kracht und bevor i gschaugt hab, da bin i aa scho im Nassn gsessn.
Mei Bruader und sein Spezl hättn si vor lauter Lacha fast in’d Hosn bieselt.
Bloß mei Schwester, de glei zruckglaufn kommen is, hat mi ganz bös angschaut, am Kragn backt und ausm Wasser zogn.
Mir san dann glei wieder hoamganga und bis i dahoam war, da war i genauso eingfroan wie des Mandal im Brunnen.

Aber wenn mas amal genau überlegt, dann hat mei Bruader an dem Dog ned in’d Kirch gehn müssn und des hat’n narrisch gfreut, weil er des garned mag.
Oiso, war des eigntlich auch a guate Tat!

Und wenn ich’s recht bedenk, dann hab i der ganzn Familie no an Gfalln do!
Wie i letztn Freitag die Geign von meiner Schwester im Bettkastn versteckt hab, damits ned üben kann, weil sich des anhört, als wemma na Katz aufn Schwanz aufesteigt.
Freilich hätti’s dabei im Geignkastn lassn solln, aber dann hätts’ses ja gleich gmerkt, dass ned da is. Und so, hats’es erst gspannt, wie’s übn wollt.
Des Gschrei! Des war lustig.
Weniger lustig war’s dann, wie mei Mama mi beim Ohrwaschl backt hat, weil ihr des sofort klar war, das da i dahinter steck. Also hab i die Geign aus’m Versteck rausholn müssn.
Jetzt san mir aber beim Einestopfa von dem blödn Drum in den Bettkasten zwoa Seitn grissen gwesn. Und weil ma koan Ersatz dahoam ghabt ham, war des ganze Wochenend a Ruah.

Wenn des koa guade Tat war?!

Du merkst also, eigntlich bin i a richtig bravs Kind und mach nur guate Tatn, bloß griagts mei Mama oiwei in den falschn Hals. Aber du siehst des bestimmt genauso wia i und drum bin i ganz sicher, dass auch heuer wieder was unterm Christbaum für mich liegt. Gell?

Deine Evi

P.S. Und die Sach mit die schwarzn Fingerdapper auf die frischputzn Türn, des iss doch bloß a Kleinichkeit, oder?

Noch mal P.S. Und dass mei kloane Schwester in’d Steckdosn einiglangt hat, des is doch ned mei Schuld. Des hätt’s ma ja blos ned nachmacha braucha oder zumindest ned mit der Eisenschraubn die i ihr gebn hab.
Iss doch klar, dass oam da oane zünd!

Letztes PS: Und dass z’kurze Arm hat, da kann ja ich auch nix dafür. Ich hab bloß gsagt sie soll a mal schaun ob der Ofa no warm is. Mei Hand kann ich drüber haltn ohne dass i, wia sie, mei ganze Bratzn auf der Herdplattn hab.
Übrigens hat des richtig zischt und gstunga hats auch, wias des gmacht hat.

Zum Schluß: Jetzt kommt nix mehr, weil vielleicht hat da ja mei Mama ned alles verzählt, was’d ned von selber mitgriagt hast und da wär ich ja schön blöd, wenn ich dir’s verratn tät.
Pfiati dann, bis Weihnachten! 

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Frohe Festtage
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Window nº 24

24 Weihnachtsgedicht

Und wieder nun lässt aus dem Dunkeln
die Weihnacht ihre Sterne funkeln!
Die Engel im Himmel hört man sich küssen,
und die ganze Welt riecht nach Pfeffernüssen...

So heimlich war es die letzten Wochen,
die Häuser nach Mehl und Honig rochen,
die Dächer lagen dick verschneit,
und fern, noch fern schien die schöne Zeit.

Man dachte an sie kaum dann und wann.
Mutter teigte die Kuchen an,
und Vater, dem mehr der Lehnstuhl taugte,
sass daneben und las und rauchte.

Da plötzlich, eh man sich's versah,
mit einemmal war sie wieder da.
Mitten im Zimmer steht nun der Baum!
Man reibt sich die Augen und glaubt es kaum...

Die Ketten schaukeln, die Lichter wehn,
Herrgott was gibt's da nicht alles zu sehn!
Die kleinen Kügelchen und hier
die niedlichen Krönchen aus Goldpapier!

Und an all den grünen glitzernden Schnürchen
all die unzähligen kleinen Figürchen:
Mohren, Schlittschuhläufer und Schwälbchen,
Elefanten und kleine Kälbchen

Schornsteinfeger und trommelnde Hasen,
dicke Kerle mit roten Nasen,
reiche Hunde und arme Schlucker
und alles, alles aus purem Zucker!

In den offenen Mäulchen ihre Finger
stehn um den Tisch, die kleinen Dinger,
und um die Wette mit den Kerzen
pumpern vor Freude ihre Herzen.

Ihre grossen staunenden Augen leuchten
indes die unsern sich leise feuchten.
Wir sind ja leider schon längst erwachsen
bei uns dreht sich die Welt um andere Achsen.

Uns quälen tausende Siebensachen
mit einem Wort, um es kurz zu machen,
wir sind grosse, verständige, vernünftige Leute
nur eben heute nicht, nicht heute!

Und ein altes Lied fällt uns wieder ein:
o selig, o selig ein Kind noch zu sein!



Advientos Windows

Window nº 1
1-12-2016
1
Briafal an’s Christkind

Liebes Christkind,
so wie jeds Jahr hat mei Mama gsagt, wenn i ned brav bin, dann kommt’s Christkindl heuer ned.
Aber bis jetz bis’d trotzdem oiwei kumma, obwohl i ganz und garned brav war.
Am bravsten bin i immer am Dog bevor der Nikolaus kommt, a boar Dog vor Heilig Omd und an meim Geburtsdog. Aba fünf Dog im Jahr reichn halt ned aus, damit ma wirklich sicher sei kann, obs’d auch kommst. Und drum hab i ma denkt, ich frag halt einfach nach.
Und dabei kann ich auch gleich a paar Sachn richtig stelln.

Weil einglich kann ich ja die meiste Zeit nix dafür, dass i ned so brav bin.
I mach garnix und trotzdem hab i nachher wieder was ogstellt.

So wia neulich!
Da hab i bloß beim Fenster ausseschaugn wolln!
Aber wia i aufn Disch gstiegn bin, da iss die volle Kaffeekanna umkippt und die ganze Lettn hat’si über die weiße Dischdeckn verteilt. Vor lauter Schreck bin i dann schnell obagsprunga. Dabei hab i mi aber in dem damischn Fetzn verfanga und des ganze Gschirr mitsamt dem Kuacha obagrissn.
Des war vielleicht a Sauerei!
Mei Mama iss schier ausgflippt!
Wo doch jedn Augnblick unser Nachbarin ausm 5. Stock kemma ko!
Und des iss die größte Ratschn im ganzen Haus! - Und wias da Deifi will, da hat’s a scho klingelt.
Dera wenns’d die Tür aufmachst - und des hot mei kloane Schwester glei do - dann stehts aa scho mit oam Satz im Wohnzimmer.
So schnell kannst garned schaun!
Und mit am Rundumblick, der bis unters Sofa glangt, da hat se si glei an Überblick über die Lag verschafft.
„Ja um Himmelswillen, was ist denn hier passiert?“ hat’s gruaffa und dabei recht schadenfroh grinst.
Mei Mama hat’s kurz auf’klärt, sich bei der Bißgurn vielmals entschuldigt und des Kaffeekränzchen erstamal verschobn.
„Ja, Sie haben’s nicht leicht! Vier Kinder! Und als wär das allein nicht schon schlimm genug, auch noch so eine Wilde wie die Evi dabei! Nein, dieses Kind,
da ist man gestraft damit!“
Auf des hin, da hat’s mei Mama dann schnellstens zur Tür aussig’schobn, bevor se si vergisst und sich dann gaaanz langsam zu mir um’dreht.

Mei, da bin i schnell wordn!
Aber am End dawischts mich doch immer und die Straf bleibt ned aus!
A Wunder, dass i heut überhaupt no leb!

Dabei kanns doch eignlich ganz froh sein, dass ned den ganzen Namidog mit dem damischen Weibsbild verbringa hat müssn. Weil vorher, hat’s nämlich noch gsagt, dass froh is wenn der Kaffeeklatsch vorbei und die Ratschkattl wieda ganga is.

Na bitte! Da hammas doch scho!

Hätt I den Tisch ned abgräumt, dann hätt’s für a boar Stund dera ihr Gschmatz aushaltn müssn.

Eignlich war’s oiso a guade Tat!

Und dass i vorgestern in den Stadtbrunnen einigfalln bin, des is aa ganz ohne mei Schuld passiert.
Mir san wie immer, schee ausstaffiert im Sonntagsstaat, auf’m Weg in die Kirch g’wesn. Mei großer Bruader, mei große Schwester - und i.
Unser Kloane, die muaß no ned mit in’d Kirch, die versteht des sowieso no ned.
I versteh zwar aa ned ois, was der Pfarrer sagt, muaß aber trotzdem hin.
Und mei Bruader versteht ned warum dass er hin muaß.
Bloß mei große Schwester, de iss immer ganz brav und macht ois was ma ihr sagt.

Aufjedenfall hat mei Mamma no zu de zwoa g’sagt, se solln guat Obacht auf mi gebn.
S’is ned damit mir nix passiert, sondern eher damit i nix anstell.
Aber mei Bruader hat mei Schwester mit Schneebälle beschmissn und i hab eahm gholfn. Und dann hat’s bleckt und iss uns vorausglaufn.
Mei Bruader hat dann an Spezl troffn und so bin i allein hint nachidackelt.
Und wie mir am Stadtbrunnen vorbeilaufn, da hab i gsehn, dassa ganz zuagfrorn war. Und am Lustigstn, war der eingfrorene Strahl von dem Pissmandal.
Und da hob i ma denkt, den brich i jetz ab und schaug ob der anders schmeckt als wie ein normaler Eiszapfn.
Wie ich aber in den Brunnen einigstiegn bin, da bin i ausgrutscht und mim Hintern aufs Eis gflogn. Da hat’s dann laut kracht und bevor i gschaugt hab, da bin i aa scho im Nassn gsessn.
Mei Bruader und sein Spezl hättn si vor lauter Lacha fast in’d Hosn bieselt.
Bloß mei Schwester, de glei zruckglaufn kommen is, hat mi ganz bös angschaut, am Kragn backt und ausm Wasser zogn.
Mir san dann glei wieder hoamganga und bis i dahoam war, da war i genauso eingfroan wie des Mandal im Brunnen.

Aber wenn mas amal genau überlegt, dann hat mei Bruader an dem Dog ned in’d Kirch gehn müssn und des hat’n narrisch gfreut, weil er des garned mag.
Oiso, war des eigntlich auch a guate Tat!

Und wenn ich’s recht bedenk, dann hab i der ganzn Familie no an Gfalln do!
Wie i letztn Freitag die Geign von meiner Schwester im Bettkastn versteckt hab, damits ned üben kann, weil sich des anhört, als wemma na Katz aufn Schwanz aufesteigt.
Freilich hätti’s dabei im Geignkastn lassn solln, aber dann hätts’ses ja gleich gmerkt, dass ned da is. Und so, hats’es erst gspannt, wie’s übn wollt.
Des Gschrei! Des war lustig.
Weniger lustig war’s dann, wie mei Mama mi beim Ohrwaschl backt hat, weil ihr des sofort klar war, das da i dahinter steck. Also hab i die Geign aus’m Versteck rausholn müssn.
Jetzt san mir aber beim Einestopfa von dem blödn Drum in den Bettkasten zwoa Seitn grissen gwesn. Und weil ma koan Ersatz dahoam ghabt ham, war des ganze Wochenend a Ruah.

Wenn des koa guade Tat war?!

Du merkst also, eigntlich bin i a richtig bravs Kind und mach nur guate Tatn, bloß griagts mei Mama oiwei in den falschn Hals. Aber du siehst des bestimmt genauso wia i und drum bin i ganz sicher, dass auch heuer wieder was unterm Christbaum für mich liegt. Gell?

Deine Evi

P.S. Und die Sach mit die schwarzn Fingerdapper auf die frischputzn Türn, des iss doch bloß a Kleinichkeit, oder?

Noch mal P.S. Und dass mei kloane Schwester in’d Steckdosn einiglangt hat, des is doch ned mei Schuld. Des hätt’s ma ja blos ned nachmacha braucha oder zumindest ned mit der Eisenschraubn die i ihr gebn hab.
Iss doch klar, dass oam da oane zünd!

Letztes PS: Und dass z’kurze Arm hat, da kann ja ich auch nix dafür. Ich hab bloß gsagt sie soll a mal schaun ob der Ofa no warm is. Mei Hand kann ich drüber haltn ohne dass i, wia sie, mei ganze Bratzn auf der Herdplattn hab.
Übrigens hat des richtig zischt und gstunga hats auch, wias des gmacht hat.

Zum Schluß: Jetzt kommt nix mehr, weil vielleicht hat da ja mei Mama ned alles verzählt, was’d ned von selber mitgriagt hast und da wär ich ja schön blöd, wenn ich dir’s verratn tät.
Pfiati dann, bis Weihnachten!


Window nº 2
2-12-2016
2
Apfent

Der Apfent ist die schönste Zeit vom Winter.
Die meisten Leute haben im Winter eine Grippe. Die ist mit Fieber. Wir haben auch eine, aber die ist mit Beleuchtung und man schreibt sie mit K.
Drei Wochen bevor das Christkindl kommt stellt Papa die Krippe im Wohnzimmer auf und meine kleine
Schwester und ich dürfen mithelfen. Viele Krippen sind langweilig, aber die unsere nicht, weil wir haben mords tolle Figuren darin. Ich habe einmal den Josef und das Christkindl auf den Ofen gestellt damit sie es schön warm haben und es war ihnen zu heiß.
Das Christkindl ist schwarz geworden und den Josef hat es in lauter Trümmer zerrissen. Ein Fuß von ihm ist bis in den Plätzlteig geflogen und es war kein schöner Anblick. Meine Mama hat mich geschimpft und gesagt, daß nicht einmal die Heiligen vor meiner Blödheit sicher sind.
Wenn Maria ohne Mann und ohne Kind herumsteht, schaut es nicht gut aus. Aber ich habe gottseidank viele Figuren in meiner Spielzeugkiste und der Josef ist jetzt Donald Duck. Als Christkindl wollte ich den Asterix nehmen, weil der ist als einziger so klein, daß er in den Futtertrog gepaßt hätte. Da hat meine Mama gesagt, man kann doch als Christkindl keinen Asterix hernehmen, da ist ja das verbrannte Christkindl noch besser. Es ist zwar schwarz, aber immerhin ein Christkindl.
Hinter dem Christkindl stehen zwei Oxen, ein Esel, ein Nielpferd und ein Brontosaurier. Das Nielpferd und den Brontosaurier habe ich hineingestellt, weil der Ox und der Esel waren mir zu langweilig.
Links neben dem Stall kommen gerade die heiligen drei Könige daher. Ein König ist dem Papa im letzten Apfent beim Putzen heruntergefallen und war dodal hin. Jetzt haben wir nur mehr zwei heilige Könige und einen heiligen Batman als Ersatz.
Normal haben die heiligen drei Könige einen Haufen Zeug für das Christkind dabei, nämlich Gold, Weihrauch und Pürree oder so ähnlich. Von den unseren hat einer anstatt Gold ein Kaugummipapierl dabei, das glänzt auch schön. Der andere hat eine Marlboro in der Hand, weil wir keine Weihrauch haben. Aber die Marlboro raucht auch schön, wenn man sie anzündet.
Der heilige Batman hat eine Pistole dabei. Das ist zwar kein Geschenk für das Christkindl, aber damit kann er es vor dem Saurier beschützen. Hinter den drei Heiligen sind ein paar rothäutige Indianer und ein kasiger Engel. Dem Engel ist ein Fuß abgebrochen, darum haben wir ihn auf ein Motorrad gesetzt, damit er sich leichter tut. Mit dem Motorrad kann er fahren, wenn er nicht gerade fliegt.
Rechts neben dem Stall haben wir ein Rotkäppchen hingestellt.
Sie hat eine Pizza und drei Weizen für die Oma dabei und reißt gerade eine Marone ab. Einen Wolf haben wir nicht, darum lugt hinter dem Baum ein Bummerl als Ersatz-Wolf hervor.
Mehr steht in unserer Krippe nicht, aber das reicht voll.
Am Abend schalten wir die Lampen an und dann ist unsere Krippe erst so richtig schön. Wir sitzen so herum und singen Lieder vom Apfent. Manche gefallen mir, aber die meisten sind mir zu lusert. Mein Opa hat mir ein Gedicht vom Apfent gelernt und es geht so:
Apfent, Apfent, der Bärwurz brennt. Erst trinkst oan, dann zwoa drei vier, dann hauts de mit deim Hirn an die Tür.; Obwohl des Gedicht recht schön ist, hat Mama gesagt, daß ich es mir nicht merken darf.
Im Apfent wird auch gebastelt. Wir haben eine große Schüssel voll Nüsse und eine kleine voll Goldstaub. Darin wälzen wir die Nüsse, bis sie goldern sind, und das Christkindl hängt sie später an den Christbaum. Man darf nicht fest schnaufen, weil der Goldstaub ist dodal leicht und er fliegt herum, wenn man hinschnauft.
Einmal habe ich vorher in den Goldstaub ein Niespulver hineingetan und wie mein Vater die erste Nuß darin gewälzt hat, tat er einen Nieserer, daß es ihn gerissen hat und sein Gesicht war goldern und die Nuß nicht. Mama hat ihn geschimpft, weil er keine Beherrschung hat und sie hat gesagt, er stellt sich dümmer an als wie ein Kind.
Meinem Vater war es recht zuwider und er hat nicht mehr mitgetan. Er hat gesagt, daß bei dem Goldstaub irgendetwas nicht stimmt und Mama hat gesagt, daß höchstens bei ihm etwas nicht stimmt. Ich habe mich sehr gefreut, weil es war insgesamt ein lustiger Apfentabend.
Kurz vor Weihnachten müssen wir unsere Wunschzettel schreiben. Meine Schwester wünscht sich meistens Puppen oder sonst ein Klump. Ich schreibe vorsichtshalber mehr Sachen drauf und zum Schluß schreibe ich dem Christkindl, es soll einfach soviel kaufen bis das Geld ausgeht.
Meine Mama sagt, das ist eine Unverschämtheit und irgendwann bringt mir das Christkindl gar nichts mehr, weil ich nicht bescheiden bin.
Aber bis jetzt habe ich immer etwas gekriegt. Und wenn ich groß bin und ein Geld verdiene, dann kaufe ich mir selber etwas und bin überhaupt nicht bescheiden. Dann kann sich das Christkindl von mir aus ärgern, weil dann ist es mir wurscht.
Bis man schaut ist der Apfent vorbei und Weihnachten auch und mit dem Jahr geht es dahin. Die Geschenke sind ausgepackt und man kriegt bis Ostern nichts mehr, höchstens, wenn man vorher Geburtstag hat.
Aber eins ist gwies: Der Apfent kommt immer wieder.


Window nº 3
3-12-2016
3
Der Himmelsladen

Vor langer Zeit wanderte ich auf dem Pfad des Lebens und sah in der Ferne ein Schild mit der Bezeichnung:
"Himmelsladen"
Als ich neugierig näher kam ging die Tür auf...
Und bevor ich es noch recht begriff, war ich schon im Innenraum.
Da sah ich Engel überall um mich herum!
Der eine gab mir einen Korb und sagte: "Du darfst alles einkaufen, was du dir wünschst. In diesem Laden gibt es alles, was du begehrst...
Und was du heute nicht tragen kannst, holst du dir morgen."
So viele Dinge wollte ich nicht einkaufen, damit es mich nachher nicht zu teuer kam.
Das erste, was ich nahm war GEDULD, und dann lud
ahm ich die LIEBE in meinen Korb. Beide waren im gleichen Regal.
Etwas später fand ich VERSTÄNDNIS, auch das tat ich in meinen Korb - schließlich braucht man das ja überall.
Außerdem habe ich zwei Schachteln WEISHEIT und
zwei Säckchen GLAUBEN mit hinzu getan.
Ich konnte nicht umhin, auch etwas MUT und KRAFT zu nehmen, die besonders im Berufsleben sehr hilfreich sind.
Als mein Korb schon fast voll war, erinnerte ich mich, dass ich noch dringend FRIEDEN und FREUDE mitnehmen wollte...
Ebenso SEELENHEIL und ZUFRIEDENHEIT sollte ich nicht vergessen, damit Ruhe einkehrte in mir.
Nun ging ich zur Kasse, um zu zahlen.
Dort fand ich noch GNADE und SEGEN in kleinen Behältnissen und nahm auch davon etwas.
GLÜCK hing von der Decke herab, und ich kam nicht umhin mir ein großes Stück davon zu nehmen.
Ich fragte den Engel an der Kasse, was ich bezahlen müsse. Er lächelte und sagte: "Nimm einfach deinen Korb überall mit hin, wohin du gehst!"
Ich fragte noch einmal nach: "Okay, aber was kostet mich das nun?"
Erneut lächelte er und sagte: "Du sollst dich nicht mehr darum kümmern. Es gibt Dinge, die kann man nicht kaufen! Aber ich nehme gerne ein paar Gebrauchte von dir in Zahlung.
Gib mir ein wenig NEID und GIER. Etwas von deiner MASSLOSIGKEIT, deinem HOCHMUT und auch LÜGE kannst du gut entbehren."
Ich war darüber sehr erstaunt und mir dessen überhaupt nicht bewusst.
"Nun geh und erzähle davon deinen Lieben, um ihnen Glück zu bringen."
Immer dann, wenn du davon berichtest, wirst du dich an schöne Tage erinnern und an Menschen, die dir etwas bedeuten und denen DU wichtig bist!

Window nº 4
4-12-2016
4
Die Legende der Heiligen Barbara

Die schöne und kluge Barbara lebte um das Jahr 300 nach Christus in der Stadt Nikodemia und war die Tochter eines reichen, angesehenen Kaufmanns.
Ihr liebevoller, stets um sie besorgter Vater behütete und umsorgte sie und wollte sie von allem fernhalten, das ihr schaden könnte. In seiner Sorge um seine Tochter wollte er auch die Heirat, der von vielen Verehrern umschwärmten Barbara verhindern und ließ sie deshalb in einen, durchaus wohl ausgestatteten Turm einsperren, damit sie sich ohne Ablenkung auf ihre erstklassige Bildung konzentrieren sollte.
In ihrer Abgeschiedenheit von der Welt lernte Barbara das Christentum kennen und begeisterte sich sehr dafür.
Schließlich ließ sie sich sogar heimlich, als ihr Vater wieder einmal auf Reisen war, gegen seinen ausdrücklichen Willen taufen.
Als er davon erfuhr, dass seine Tochter zum christlichen Glauben übergetreten war, war ihr Vater sehr aufgebracht und drohte ihr so sehr, dass Barbara die Flucht ergriff.
Gott selbst verschaffte ihr dabei ein Versteck in einer Höhle, in dem er einen Felsen, sich, vor ihr öffnen und nach ihrem Hineintreten, wieder hinter ihr verschließen ließ.
Ein Hirte jedoch verriet ihren Aufenthaltsort, wofür Gott diesen hart bestrafte.
So fand ihr Vater sie doch, sperrte Barbara ein und bemühte sich, sie von ihrem christlichen Glauben abzubringen. Jedoch vergebens, so dass ihr Vater den Statthalter schließlich mit dieser Aufgabe betraute.
Dieser versuchte es mit anfänglich guten Zureden und schreckte schließlich auch vor Folter nicht zurück.
Barbara jedoch betete, sie wusste Gott bei aller Demütigung und allen Schmerzen an ihrer Seite und über Nacht wurden ihre Wunden auf unerklärliche Weise geheilt, so dass es niemandem gelang, ihren Glauben bis zum ihrem Tod zu brechen.
Letzten Endes wurde Barbara zum Tode verurteilt und ihr Vater selbst war es, der zum Schwert griff und seine Tochter enthauptete. Dafür wurde er von einem Blitz getroffen und fand selbst den Tod.
Als Barbara ins Gefängnis geführt wurde, blieb sie an einem winterlich kahlen Zweig hängen, den sie mitnahm und ins Wasser stellte.
Im Angesicht ihres bevorstehendes Todes soll Barbara Trost und Hoffnung in diesem Kirschzweig gefunden haben, der, obwohl er bereits wie tot schien, in ihrer Zelle zu blühen begann.
Als Erinnerung an dieses scheinbar kleine Wunder und als Glücksbringer für das kommende Jahr werden Barbarazweige am 4. Dezember im Garten geschnitten und in eine Vase gestellt, damit sie, vielleicht pünktlich, am Weihnachtstag zu blühen beginnen.
Neben Kirschbaumzweigen eignen sich dafür z.B. auch Zweige von Apfel, Pflaume oder Quitte sowie von Flieder, Forsythie.


Window nº 5
5-12-2016
5
Knecht Ruprecht

Von drauß, vom Walde komm ich her;
ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein sitzen,
und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor.
Und wie ich so strolcht durch den finsteren Tann,
da rief's mich mit heller Stimme an:
"Knecht Ruprecht", rief es, "alter Gesell,
hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan,
Alte und Junge sollen nun
von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
und morgen flieg' ich hinab zur Erden,
denn es soll wieder Weihnachten werden!"
Ich sprach: "O lieber Herr Christ,
meine Reise fast zu Ende ist;
ich soll nur noch in diese Stadt,
wo's eitel gute Kinder hat."
"Hast denn das Säcklein auch bei dir?"
Ich sprach: "Das Säcklein, das ist hier;
denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
essen fromme Kinder gern."
"Hast denn die Rute auch bei dir?"
Ich sprach: "Die Rute, die ist hier;
doch für die Kinder nur, die schlechten,
die trifft sie auf den Teil, den rechten."
Christkindlein sprach: "So ist es recht;
so geh mit Gott, mein treuer Knecht!"
Von drauß, vom Walde komm ich her;
ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich's hierinnen find'!
Sind's gute Kind, sind's böse Kind?


Window nº 6
6-12-2016
6
Da Nikolaus

Wie ich noch klein war, da hab ich an’s Christkindl und an den Osterhasn g’laubt.
Und an den Nikolaus glaub i heut noch manchmal.
Bloß im Gegensatz zum Christkindl oder Osterhasn, hab i vorm Nikolaus eine Mordsangst g’habt.

Jed’s Jahr war’s des Gleiche, je näher der Abend kommen is, umso größer is mei Angst word’n. Während ich in der Früh noch vor meinen G’schwistern mächtig angeben hab, dass ich heuer gar keine Angst hab und mich der Krampus mit seiner Rut’n sowieso ned krieg’n tät, weil ich viel schneller wär, hab ich ab dem Nachmittag, so um drei Uhr ang’fangen, mir ein gutes Versteck zu suchen, wo ich dann erst wieder rauskommen tät, wenn der Nikolaus und der Krampus gegangen wär’n.
Leider hat mei Mutter auch alle Verstecke kennt und wenn’s dann abends so weit war und es laut an der Tür poltert hat, da hat sie ganz genau g’wusst, wo ich wieder steck und bevor ich g’merkt hab, wie mir’s g'schieht, hat sie mich auch schon unterm Tisch - oder Schrankl - oder Bett - oder sonst wo rauszogen und mich ans End der Reihe, zu meine G’schwister dazu g’stellt.

Und dann war er da!
Der Nikolaus, mit seinem roten G’wand und seinem weißen Bart, riesengroß mit seiner Bischofsmütz’n. Und der Krampus erst, mit seinen Hörnern und seinem Sack, drohend die Rute schwingend.
Zuerst ham ma immer ein Gedicht aufg’sagt und a Liadl g’sunga, bloß i hob vor lauter Angst koa Wort aussabracht.
Dann hat der Nikolaus meinem Bruder die Hand auf’d Schulter g’legt und g’meint: „Bist eigentlich ein ganz ein Braver, bloß beim Helfen sollst dich nicht immer drücken und deine Schwestern sollst auch ned dauernd ärgern, gell?“
Freilich hat mei Bruder ihm versprochen, dass er sich bessern wird - der Feigling!
Und scho hat er sei Sackal ausg’händigt griagt.
Danach hat der Nikolaus meiner großen Schwester die Hand g’reicht und sie hat brav an Knicks gmacht, - de Schleimerin!
„Ja, bei dir da gibt’s ja garnix zum Aussetzen, du bist ein ganz ein braves Maderl. Hilfst immer der Mutter fleissig, hast lauter gute Noten in der Schul’ und bist immer zu allen recht höflich. Machst deinen Eltern viel Freude, hab ich mir sagen lassen.“
„Dankschön“, hat mei Schwester g’säuselt, wia da Nikolaus ihr des Sackal geb'n hat und macht nochamal an Knicks, das’d Nas’n fast am Boden aufkimmt - da graust’s ma glei bei sovui Scheinheiligkeit.
Dann hat er sich runterbückt zu meiner kleinen Schwester, mit ihre drei Jahr versteht's noch ned so viel, hebt aber glei de Arm und will auf’n Nikolaus sein Schoss – des damische Weibsbild!
Der hebt’s auch noch ummi, druckt ihr a, a Sackal in’d Hand und sagt bloß: „Für’s kleine Spatzerl hat der Nikolaus auch was, da schau a mal.“
Und des war schon alles? Obwohl’s mich doch immer die ganze Zeit zwiebelt!
Zuletzt dreht sich der Nikolaus zu mir um. Meine Knie san scho ganz weich, weil i freilich weiß, dass i ned immer so brav bin. Da rasselt der Krampus auch schon mit der Kett’n, hebt ma den Sack vors Gesicht und schwingt sei Rut’n. Und da soll’s oam ned anders wer’n?
Zum ersten Mal an diesem Abend holt der Nikolaus sein großes, goldenes Buch raus und mir wird ganz anders. Des muss ja wieder ein ganzer Hauf'n sein, dass er sich’s ned amal hat merken kenna, was i ois og’stellt hab.
Aber i hab’ koa Angst!
Soll er doch sag'n was er will, von mir aus kann er sein damisches Sackal behalten! Wer braucht des scho?
Streng schaut er mi jetz über seinen Brillenrand an, der Nikolaus: „Ja, bei dir iss ned so einfach. In der Schul magst ned stillsitzen und staad sein. Kannst auch keine fünf Minuten sauber bleiben. Duast dei große Schwester immer verhaun. Zerreisst dei ganzes Gwand, weils'd auf jeden Baum aufe mußt. Wenn’sd aufräumen sollst, dann schmeißt alles unter dei Bett und wenn irgendwas zu Bruch geht, dann war’sd es ganz bestimmt du! Auch wenns’d es nachher ned zugeben magst....“
Ganz bös schaug ihn o und denk ma bloss: Ja, aber liaba a so, ois wia a Feigling wia mei Bruada, a scheinheilige Schleimerin wia mei große oder a damische Nuss wia mei kloane Schwester!
Jetzt schüttelt der Nikolaus sein Kopf und schaugt mi traurig o.
„Was soll ich denn nur mit dir macha? Jed’s Jahr is des, des gleiche Drama. Wenn jetzt ned noch irgendeiner was Nett’s über dich berichten kann, dann werd dich der Krampus wohl in sein Sack einistecken müssen.“
Aus meinem bösen Blick, wird jetzt schlagartig ein angstvoller.
Da tritt mei Mutter hinter mich und legt mir ihre Händ auf die Schultern.
„Lieber Nikolaus, des wird wohl ned nötig sein. Ich kann dir schon auch gute Sachen berichten. Zum Beispiel passt’s brav auf ihr kleine Schwester auf, wenn ich kurz weg muss. Und wenn’s auch in der Schul arg zappelig is, so hat’s doch gute Noten. Im Großen und Ganzen is ein liebes Kind, wenn auch arg batscherd.“

Gott sei dank is meiner Mutter noch rechtzeitig was eing’falln.
Der Nikolaus nimmt sein Bart in’d Hand und reibt ihn zwischen seine Finger, ernst schaugt er mi o.
„Ja, wenn das so ist, dann lass ma dich ausnahmsweise noch ein weiteres Jahr bei deiner Mutter. Aber nur, wenn’sd mir versprichst, dass dich arg anstrengst und bis zum nächsten Mal bessern tust, gell?“
Er reicht mir mei Sackal und i mach scheinheilig einen tiefen Knicks und sag noch feige: „Danke lieber Nikolaus. Freilich will ich mich bessern – i versprech’s!“
Doch kaum war’n der Nikolaus und der Krampus dann draußen bei der Tür, da hab i eana die Zung rausbleckt und g’rufn, aber so dass keiner hört: „Nächstes Mal? Da hab i ganz g’wiß koa Angst mehr vor Euch!“

Window nº 7
7-12-2016
7
Ein Wintermärchen.

Weit über den Erde auf einer großen Wolke war die Aufregung knisternd. Denn wie in jedem Jahr warteten tausende von kleinen Schneeflocken darauf, endlich hinab schweben zu dürfen, um den Menschen eine Freude zu machen. So ging es auch einer kleinen und besonders hübschen Schneeflocke. Sie hatte schon viel von der Welt dort unten gehört und konnte es kaum erwarten, dass der Wind sie von ihrer Wolke auf die Erde tragen würde.
Und während sie darüber nachdachte, was sie wohl dort unten erwarten würde, kam ein kräftiger Windstoß und nahm sie mit auf eine zauberhafte Reise.
Als die Erde immer näher kam, dachte die kleine Schneeflocke: "Es duftet so wunderbar", denn sie wusste nicht, dass die Menschen schon Plätzchen für das Weihnachtsfest backten. Am liebsten wäre sie gleich an diesem himmlich, duftenden Ort geblieben. Doch der Wind erfasste sie und trug sie weiter.
Die Schneeflocke konnte es kaum fassen wie herrlich farbenfroh die Erde war. Dort funkelte es in den schönsten Rottönen und dann war wieder alles in ein goldenes Licht getaucht. Die Schneeflocke wusste nicht, dass die Menschen am Abend überall Kerzen brennen hatten.
Als der Wind wieder auffrischte, war die kleine Schneeflocke gespannt, wo es wohl als nächstes hingehen sollte.
Langsam ließ der Wind nach und sie landete sanft auf einer Fensterbank. Neugierig streckte sie sich ein wenig, um erkennen zu können, was es hinter den Fensterscheiben zu sehen gab. Als sie ein behagliches Licht wahrnahm, das warm auf die Straße fiel, seufzte sie leise.
"Wie schön doch der Winter ist", dachte die kleine Schneeflocke, als am Fenster über ihr ein Gesicht erschien, das freudig und erstaunt den glitzernden Schnee auf der Fensterbank betrachtete.
Da wurde der kleinen Schneeflocke klar: Von all den schönen Momenten, die sie auf dieser Reise erlebt hatte, war dies der schönste. Denn sie verstand, dass sie dazu beitrug die Welt in ein schönes Licht zu tauchen, so wie das die Menschen zur Weihnachtszeit liebten.
Glücklich und zufrieden funkelte sie in ihren schönsten Facetten und beschloss, im nächsten Jahr um die gleiche Zeit, wieder auf die Erde zu fallen.


Window nº 8
8-12-2016
8
Die Weihnachtsmaus

Die Weihnachtsmaus ist sonderbar
-sogar für die Gelehrten-,
denn einmal nur im ganzen Jahr
entdeckt man ihre Fährten.
Mit Fallen und mit Rattengift
kann man die Maus nicht fangen.
Sie ist, was diesen Punkt betrifft,
noch nie ins Garn gegangen.
Das ganze Jahr macht diese Maus
den Menschen keine Plage.
Doch plötzlich aus dem Loch heraus
kriecht sie am Weihnachtstage.
Zum Beispiel war vom Festgebäck,
das Mutter gut verborgen,
mit einem mal das Beste weg
am ersten Weihnachtsmorgen.
Da sagte jeder rundheraus:
Ich hab' es nicht genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
die über Nacht gekommen.
Ein andres Mal verschwand sogar
das Marzipan von Peter;
Was seltsam und erstaunlich war.
Denn niemand fand es später.
Der Christian rief rundheraus:
ich hab es nicht genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
die über Nacht gekommen!
Ein drittes Mal verschwand vom Baum,
an dem die Kugeln hingen,
ein Weihnachtsmann aus Eierschaum
nebst andren leck'ren Dingen.
Die Nelly sagte rundheraus:
Ich habe nichts genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
die über Nacht gekommen!
Und Ernst und Hans und der Papa,
die riefen: welche Plage!
Die böse Maus ist wieder da
und just am Feiertage!
Nur Mutter sprach kein Klagewort.
Sie sagte unumwunden:
Sind erst die Süßigkeiten fort,
ist auch die Maus verschwunden!
Und wirklich wahr: Die Maus blieb weg,
sobald der Baum geleert war,
sobald das letzte Festgebäck
gegessen und verzehrt war.
Sagt jemand nun, bei ihm zu Haus,
- bei Fränzchen oder Lieschen -
da gäb es keine Weihnachtsmaus,
dann zweifle ich ein bißchen!
Doch sag ich nichts, was jemand kränkt!
Das könnte euch so passen!
Was man von Weihnachtsmäusen denkt,
bleibt jedem überlassen.


Window nº 9
9-12-2016
9
Der Owi

Daß der Schorsch ein bißchen ein Wilder war, war eigentlich in der ganzen Schule bekannt. Was heißt, ein Wilder – er war halt nicht so wie alle anderen waren, er hat eben schon von Klein auf seinen eigenen Kopf gehabt.
Wenn der Lehrer "Ruhe" gesagt hat, hat das für den Schorsch gar nichts bedeutet, wenn er noch was zu sagen hatte. Nein, die Gosch'n hat er sich von gar niemandem verbieten lassen.
Dazu ist vielleicht noch gekommen, dass er nicht der Beste in der Klasse war. Aber, mein Gott, das war dem Schorsch egal, dass er eine 5 im Rechnen hatte, schließlich hat er ganz genau gewusst, wie viel Stoana, Murmeln, Nägel oder Schnürl und Kamellen er in der Tasche hatte. Da hat er doch nicht wissen müssen, wie viel 3 mal 16 oder 8 weniger 4 waren; naa, naa, das hat der nicht gebraucht. Was konnte er denn dafür, dass die in der Schule immer so einen Blödsinn wissen wollten?
Naa! Was Hannibal mit seim Elefanten g'macht hat, oda wia tief das Pariser Becken is, und wo da Hunsrück is, des war ihm doch wurscht.
Hauptsache, er hat g'wusst, wo man Äpfel stehln kann, wo es Frösche gibt, wia ma an Judenstrick trocknet und raucht, ohne daß man sich bespuckt oder noch mehr, und wia weit es zum Wald war. Das war dem Schorsch sein Leben, das hat ihn interessiert, nicht des andere da, den Blödsinn in da Schui, den sollten nur die anderen lernen.

Jedoch, eins hat ihn irgendwie bedrückt, ja, fast gestunken: nämlich, daß er nie ein Fleißkärtchen bekommen hat. Aber, was sollte er machen?
So wie die anderen Fleißbildchen gesammelt haben, hat er halt Klapse, Verweise, Watsch'n und Nachsitzen gesammelt. Tja, da war er der Meister.

Auf einmal ist seine Chance gekommen, nämlich, als der Zeichenlehrer eines Tages gemeint hat:
"Also, meine lieben Mädchen und Buben, jeder von Euch kennt doch sicher dieses schöne Lied ‚Stille Nacht, heilige Nacht’, nicht war? Nehmt jetzt Euren Zeichenblock und Malkasten heraus und dann zeichnet jeder, was ihm zu diesem schönen Lied einfällt. Wer das schönste Bild hat, der bekommt von mir ein extra großes und buntes Fleißkärtchen. Ja?"

Oha,..., hat sich der Schorsch gedacht, das ist meine Chance, weil, malen hat er schon immer gut gekonnt, und schließlich hätte er der Mutter ja auch einmal eine Freude damit gemacht, gerade jetzt, so kurz vor Weihnachten, nicht wahr?
Am Ende der Stunde, als alle fertig waren, hat der Lehrer nun alle Bilder eingesammelt, hat sie wohlwollend bis kritisch betrachtet und wollte fast schon den Fleißkärtchensieger verkünden, da kriegt er als letztes dem Schorsch seine Zeichnung in die Finger.

"Ja Schorschi, was ist denn das? Das hab ich ja noch nie gesehen! Ja, wer ist denn das kleine dicke Männchen dort neben Maria und Josef, das da direkt neben dem Christkind seiner Wiege steht und lacht – und wie der lacht?"
Voller Stolz ist der Schorsch aufgestanden:
"Das ist der Owi, Herr Lehrer!"
"Aha! Der Owi! Soso, ja nun, - interessant! Aber, den kenn ich ja gar nicht! Der kommt doch in dem ganzen Lied gar nicht vor!"
"Doch, doch, Herr Lehrer, den gibt’s schon, das weiß ich ganz genau! Es heißt doch: Stille Nacht, Heilige Nacht, Gottes Sohn, Owi lacht..."
Da hat auf einmal die ganze Klasse gelacht – und der Lehrer auch!
"Der Owi! Hahaha! Schau, schau, der Owi! Hahahahaha! Typisch Schorsch! – Na, das Fleißkärtchen, das hast Du Dir trotzdem verdient, für die lustigste Zeichnung. Da, komm her, Schorsch, da hast Du es, Du Saubengel! Hahahaha!"


Window nº 10
10-12-2016
10
Eine Weihnachtsfabel

Die Tiere diskutierten einmal über Weihnachten und stritten plötzlich darüber was wohl die Hauptsache an Weihnachten sei:

"Na, klar, der Gänsebraten", sagte der Fuchs, "Was wäre Weihnachten ohne Gänsebraten?"

"Schnee," sagte der Eisbär, "viel schnee." Und er schwärmte entzückt: "Weiße Weihnachten!"

Das Reh sagte: "Ich brauche einen Tannenbaum, sonst kann ich kein Weihnachten feiern."

"Aber nicht so viele Kerzen", heulte die Eule, "schön schummrig und gemütlich muss es sein. Stimmung ist die Hauptsache."

"Aber mein Kleid muss man sehen können", sagte der Pfau. "Wenn ich kein neues Kleid kriege, ist für mich kein Weihnachten!"

"Und Scnmuck", krähte die Elster. "Jedes Weihnachten kriege ich etwas: Einen Ring, ein Armband, eine Brosche oder eine Kette, das ist für mich das Allerschönste an Weihnachten."

"Na, aber den Stollen nicht vergessen," brummte der Bär, "das ist die Hauptsache. Wenn es den nicht gibt und all die süßen Sachen verzichte ich auf Weihnachten."

"Macht es wie ich", sagte der Dachs, "pennen, pennen, pennen. Das ist das Wahre! Weihnachten heißt für mich: Mal richtig auspennen."

"Und saufen," ergänzte der Ochse, "mal richtig einen saufen und pennen."

Aber dann schrie er laut "Aua!" denn der Esel hatte ihm einen gewaltigen Tritt verpasst und sagte: "Du Ochse denkst du nicht an das Kind?" Da senkte der Ochse beschämt den Kopf und sagte:
"Das Kind, ja das Kind. Das ist doch die Hauptsache."

"Übrigens", fragte der Esel, "wissen das die Menschen auch?"


Window nº 11
11-12-2016
11
Im Advent

I woass net, ob de G'schicht ihr kennt,
sie hat sich ab'gspielt vor Jahren im Advent.
I les euch vor, weils mir fallt ei,
d'Leut sog'n, des soll wahr g'wen sein.

Da is a alts Muatterl gwesen,
alloa in ihra Stub'n drin gsessn,
und hat sich so Gedank'n g'macht
was s'Christkind früher ihr hat bracht.
Ja ja, hat's gsagt, des war'n no Zeit'n
da kunnt ma allerhand bestreit'n
jetzt bin i arm und alt dazua
und hab a kaum zum Essen gnua.

Wia's so da sitzt und überlegt,
hat sie sich einen Plan ausgheckt.
S'Christkind beschenkt doch olle Leit,
jedes Jahr zur Weihnachtszeit,
wia war's, wenn i eam schreib'n tät,
daß i a große Bitt no hätt.

Vielleicht macht's mir de große Freid,
grad heuer in der Weihnachtszeit.
Sie holt sich Bleistift und Papier
aus der Schublad schnell herfür.
Setzt sich an den Tisch sodann
und fangt wia folgt zu schreiben an:

Liebes Christkind, schreibt's mit'm Stift
auf das Papier als Überschrift.
Du bist allmächtig und sehr stark,
schick mir doch bitte 100 Mark!
Erfüll die Bitte einer Armen,
i wünsch an Mantel mir, an warmen.
Wann i des Geld hätt, war des schee,
kannt i zum Mantel kaufa geh.

I brauch'n wirklich schon sehr bald,
denn drauss'n ist es bitterkalt.
Hochachtungsvoll, hat sie zuletzt
vor ihrem Namen drunterg'setzt.

Den Briefumschlag hat's ungeniert
dann an das Christkind adressiert.

Den Absender auf d'andere Seit,
des war von großer Wichtigkeit.
Sie tuat den Brieaf in Umschlag nei
und is zum Kast'n grennt a glei.
Nachdem des alles war gescheh'n,
sah man sie froh nach Hause gehn.

Der Postler von dem Postamt acht
hat koane schlechten Augen g'macht.
So momentan is baff er g'wen,
wia er den Brieaf ans Christkind g'segn.
Des is eam ja no nia passiert,
a Brieaf an's Christkind adressiert.
Er hat sehr lange nachgedacht
und dann den Umschlag aufgemacht.
Als er den Inhalt überblickt,
den Brieaf er an's Finanzamt schickt.

Da Beamte nacha von dera Stell
Öffnet den Brieaf achtsam und schnell.
Nachdem des Schreib'n er durchgeles'n
war der Fall ihm klar gewes'n:

Man muaß ihr helfn, des is g'wiß,
schon deshalb, weil bald Weihnacht' is.
Die Kollegen von sei'm Amt,
haben mitg'macht allesamt.
Er braucht da gar net lang zu frag'n
jeder hat was beigetrag'n.
Und wias am Schluß dann festgstellt ham,
war'n 63 Mark beisamm.
Den Betrag nun ganz genau
überwies'n sie der alten Frau.

Die Freud vom Muatterl war sehr groß
darüber Tränen sie vergoß.
Jetzt konnte sie den Mantel kaufn
und brauchte nicht mehr ohne lauf'n,
und aus innerer Dankespflicht
hats's no an Brieaf an's Christkind g'richt.
Des hat sie sich net nemma lass'n,
und schrieb sodann glei folgendermaßn:

Für die hundert Mark dank' i' dir,
du hast da sehr geholf'n mir.
Doch wenn i'wieder um Geld dich bitt,
so schick mir's doch über's Finanzamt nit,
mit dene is des fei a Gfrett,
solche Lump'n trau i wirkli net,
von dene 100 Mark, s'is net derlog'n,
hams 37ge abgezog'n.

Window nº 12
12-12-2016
12
Vier Kerzen

Vier Kerzen brannten am Adventskranz und draußen war es ganz still. So still, dass man hörte, wie die Kerzen miteinander zu reden begannen.
Die erste Kerze seufzte und sagte: "Ich heiße FRIEDEN. Mein Licht gibt Sicherheit, doch die Menschen halten keinen Frieden. Sie wollen mich nicht." Ihr Licht wurde kleiner und kleiner und verlosch schließlich ganz.
Die zweite Kerze flackerte und sagte: "Ich heiße GLAUBEN. Aber ich fühle mich überflüssig. Die Menschen glauben an gar nichts mehr. Es hat keinen Sinn, dass ich brenne." Ein Luftzug wehte durch den Raum, und die zweite Kerze war aus.
Leise und sehr zaghaft meldete sich nun die dritte Kerze zu Wort: "Ich heiße LIEBE. Ich habe keine Kraft mehr zu brennen; denn die Menschen sind zu Egoisten geworden. Sie sehen nur sich selbst und sind nicht bereit einander glücklich zu machen." Und mit einem letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht.
Da kam ein Kind ins Zimmer. Verwundert schaute es die Kerzen an und sagte: "Aber ihr sollt doch brennen und nicht aus sein."
Da meldete sich die vierte Kerze zu Wort. Sie sagte: "Hab keine Angst, denn so lange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen immer wieder anzünden. Ich heiße HOFFNUNG."
Mit einem kleinen Stück Holz nahm das Kind Licht von dieser Kerze und erweckte Frieden, Glauben und die Liebe wieder zu Leben.

Window nº 13
13-12-2016
13
Ganz staad
Ganz staad is's wor'n. Die Nacht bricht rei',
Die Schaferl schlafa aa scho' ei',
Am Himme' leucht' der Mond ganz rund,
Vo irgendwoher bellt a Hund,
Doch 's Echo hat si' bald verlor'n.
Die Nacht bricht rei'. Ganz staad is wor'n.

Ganz staad is's worn. Ob'n leucht a Stern,
So hell und klar, wiar a Latern'.
Zwoa Leit' siehgst, wia's in Stall ei'ziag'n,
Weil's nirgendswo a Kammer kriag'n.
Im Stall, beim Vieh, wird’s Kind gebor'n,
Ob'n leucht a Stern. Ganz staad is's wor'n.

Ganz staad is's wor'n. Im Stall is's g'schehng.
Nur d'Hirten hab'n des Wunder g'sehng.
Drei Kine kumma no auf d'Nacht
Und hab'n am Kind Präsente 'bracht.
Zwoa Weiße war'n's, mitsamt am Mohr'n,
Im Stall is's g'schehng. Ganz staad is wor'n.

Ganz staad is's worn. 'As Christkind lacht.
Aus Stroh hat ma sei Betterl g'macht.
Im Stoi liegt so der kloane Bua,
Bei Ochs und Esel, Schaf und Kuah.
Der Esel wackelt mit de Ohr'n. '
As Christkind lacht. Ganz staad is's wor'n.



Window nº 14
14-12-2016
14
Die Kirchenmaus

Es war einmal eine arme Kirchenmaus, die lebte in einer großen, aber kalten Kirche. Leider gab es hier nur wenig zu fressen, deshalb fiel es der kleinen Maus gleich auf, als eines Tages in der Adventszeit ein süßer Honigduft durch die Kirche zog.
"Hm", schnupperte das Mäuschen. "Woher kommt dieser herrlicher Duft?" Und es folgt seiner Nase. Nicht lange, da stand die Kirchenmaus vor einer großen Bienenwachskerze, die zwischen Tannenzweigen aufgestellt war. "Oh, riechst du schön", sagte das Mäuschen. "Und wie ich erst leuchte!", erwiderte die Bienenwachskerze. "Das würde ich gern einmal sehen", sagte das Mäuschen. "Ich bin immer nur in der Kirche, wenn keine Lichter mehr brennen."
So, beschloss die Bienenwachskerze, dass sie einmal für die Kirchenmaus ganz allein leuchten wollte. Tatsächlich eines Abends nach dem Gottesdienst behielt die Kerze heimlich einen Funken Glut in ihrem Docht, als sie nicht richtig ausgeblasen wurde. Als niemand mehr nach ihr sah, fing sie, angefacht durch einen Luftzug, wieder zu brennen an. Als die arme Kirchenmaus sie so in der großen, dunklen Kirche sah, konnte sie zunächst keinen Ton herausbringen.
Noch nie hatte das Mäuschen die Kirche so gesehen. Die kleine Kerzenflamme verwandelte die Dunkelheit des Raumes in ein wunderbares Spiel aus Licht und Schatten.
"Oh, ist das schön!", piepste das Mäuschen und lief zur Bienenwachskerze hin. In deren Nähe war es ganz hell. Und die arme Kirchenmaus fühlte sich dort bei der Kerze so wohlig warm, wie sonst nur im Sommer an einen warmen Stein. "Danke", flüsterte das Mäuschen der Kerze zu. "Danke, so schön war es noch nie hier in meiner Kirche." Da lächelte die Kerze und fast hatte es den Anschein, als würde sie beim Lächeln kleiner. Lange saß die Maus bei der Kerze. Warm war es dort, hell und schön. Die arme Kirchenmaus genoss diese Nacht. Ihr war es, als würde sie im Licht und der Wärme der Bienenwachskerze baden.
Doch plötzlich erschrak das Mäuschen. "Du bist ganz klein geworden!", piepste das Mäuschen. "Merkst du das jetzt erst?", erwiderte die Kerze mit leiser Stimme. "Komm, ich will dir ein Geheimniss verraten!", flüsterte sie. Und das Mäuschen spitze seine Ohren.
Die Bienenwachkerze begann zu reden: "Mäuschen, Glück ist brennen und vergehen. Verstehst du das?" Das Mäuschen schüttelte den Kopf. "Nun, was wir zusammen erlebt haben, Mäuschen, das ging nur, weil ich mich nicht gefürchtet habe, kleiner zu werden. Hätte ich eine große, schöne, duftende Bienenwachskerze bleiben wollen, hätte ich nie das Glück in deinen dunklen Mäuschenaugen sehen können. Nie hätte ich deine Freude miterlebt, wenn ich den Funken nicht im Docht hätte neu erglimmen lassen und für dich zum Brennen gebracht hätte. Ohne mein Leuchten wäre die Kirche jetzt dunkel und kalt und nicht warm und erhellt."
"Das verstehe ich",sagte die Kirchenmaus. "Weil du brennst und kleiner wirst, ist es schön für mich und ich bin froh. Du verschenkst dich mit Licht und Wärme an mich." "Das hast du schön gesagt", erwiderte die Kerze. "Ja, ich verschenke mich an dich, damit du glücklich bist."
Mit großen Augen schaute das Mäuschen die immer kleiner werdende Bienenwachskerze an. "Glück ist brennen und vergehen", murmelte es. Die Bienenwachskerze nickte und strahlte nochmals besonderst hell. Ihr Lichtschein fiel auf das Gesicht des gekreuzigten Jesus, der aus Holz geschnitzt am Altar hing. Fast war es der Kirchenmaus so, als habe er gelächelt.
Auch später ging es der kleinen Maus oft so, dass sie in stillen Augenblicken diesen Jesus anschaute, wenn ihr die Bienenwachskerze in den Sinn kam und ihr der Satz einfiel: "Ich verschenke mich an dich, damit du glücklich bist!"


Window nº 15
15-12-2016
15
Ein Flüstern

Wenn die ersten Fröste knistern,
In dem Wald bei Bayrisch-Moos,
Geht ein Wispern und ein Flüstern
In den Tannenbäumen los,
Ein Gekicher und Gesumm
Ringsherum.

Eine Tanne lernt Gedichte,
Eine Lärche hört ihr zu.
Eine dicke, alte Fichte
Sagt verdrießlich: "Gebt doch Ruh!
Kerzenlicht und Weihnachtszeit
Sind noch weit!"

Vierundzwanzig lange Tage
Wird gekräuselt und gestutzt
Und das Wäldchen ohne Frage
Wunderhübsch herausgeputzt.
Wer noch fragt: "Wieso? Warum?!
Der ist dumm.

Was das Flüstern hier bedeutet,
Weiß man selbst im Spatzennest:
Jeder Tannenbaum bereitet
Sich nun vor aufs Weihnachtsfest,
Denn ein Weihnachtsbaum zu sein:
Das ist fein!


Window nº 16
16-12-2016
16
Kerzen für das Christkind

Miles Eltern kamen von Serbien nach Österreich, weil sie das dortige Regime nicht guthießen. Mile wuchs orthodox auf. Karl-Heinz war seit einem halben Jahr hier, kam aus Deutschland und war evangelisch. Gülistans Eltern kamen aus der Türkei. Sie selbst war bereits hier geboren worden, und unterschied sich von den anderen Kindern nur dadurch, dass sie in der islamischen Religion unterrichtet wurde. Anna war von hier und katholisch. Anna kannte Gülistan schon vom Kindergarten her und hatte sich gleich mit ihr angefreundet. Sie zeigte sich schon früh von anderen Kulturen fasziniert. Mit Mile und Karl-Heinz, den sie Heinzi nannte, hatte Anna ebenfalls sofort Freundschaft geschlossen. Sie alle gingen seit September in die vierte Klasse.
Jetzt stand Weihnachten vor der Tür und da jeder eine andere Konfession hatte, wurde heiß diskutiert.„Wir drei“, erklärte Anna, „haben eigentlich den gleichen Glauben. Wir sind alle Christen. Nur Gülistan hat einen anderen Glauben.“ Wie gesagt, Anna interessierte sich schon immer für das, was anders war, erkundigte sich über alles, gab ihr Wissen gern weiter und wirkte dadurch oftmals etwas altklug. „Ja, und sie darf kein Weihnachten feiern“, meinte Heinzi und blickte Gülistan mitleidsvoll an. Diese antwortete jedoch: „Aber dafür hatten wir letzten Monat den kleinen Bairam.“ „Was ist das?“ Mile wollte es genauer wissen. „Der kleine Bairam beendet als „Fest des Fastenbrechens“ den Fastenmonat Ramadan.
Man schenkt sich Süßigkeiten, deshalb heißt es auch Zuckerfest.“ Das war natürlich Anna. Als langjährige Freundin von Gülistan war sie schon zu diesem Fest eingeladen worden. „Ja und da bei uns nach Mondmonaten gerechnet wird, ist es jedes Jahr zu einer anderen Zeit - und es dauert drei Tage“, erklärte Gülistan stolz. „Wir feiern den Heiligen Abend erst am 6. Jänner“, sagte Mile. „Ja, aber sonst feiert ihr wie wir. Überhaupt haben wir katholische Christen mit den orthodoxen am meisten gemeinsam, mehr als mit den evangelischen.“ Anna wusste selbstverständlich auch hier genauestens Bescheid. „Fast“, entgegnete Mile. „Wir haben vor der Kirche einen Blätterbaum, von dem jeder ein Ästchen abbrechen darf und am 7. gibt’s zu Hause Spanferkel.“ Mile leckte sich bei dem Gedanken die Lippen. „Wir feiern Weihnachten auch wie ihr.“ Heinzi glaubte, sich verteidigen zu müssen. „Aber die Messfeier gestaltet ihr ein bisschen anders.“ Anna wusste einfach alles besser. Überhaupt führte sie wieder das große Wort. „Ich habe viel gelesen und mir ist aufgefallen, dass es im Stall, in dem Jesus geboren wurde, dunkel gewesen sein muss.“ „Das glaub’ ich nicht“, erwiderte Mile, „da waren ja der Komet und viele Sterne und haben alles erleuchtet.“ „Ja, aber die haben draußen geleuchtet.“ „Es war ein besonderes Licht und so kräftig, dass sie bis in den Stall hinein leuchteten.“ „Trotzdem.“ Anna schüttelte den Kopf. Sie redete und redete und überzeugte schließlich die anderen, dass es im Stall dunkel gewesen sein musste. Und dann malten sie sich aus, wie das wäre, wenn sie die Möglichkeit hätten, dem Jesuskind ein Kerze zu bringen. „Ich könnte da nicht mit,“ meinte Gülistan. „Wieso nicht, ihr glaubt doch auch an Jesus?“ fragte Anna. „Ja, aber nicht als Sohn Gottes, sondern als Prophet.“ Für Anna stellte auch dies kein Problem dar. „Ist doch egal. Dann schenkst du eben dem Propheten eine Kerze.“ Das leuchtete Gülistan ein. Für Kinder, die keine Vorurteile hatten, war eben alles einfach und sie fanden immer einen Weg. „Ich habe gehört, dass es vielleicht eine Höhle und kein Stall war“, warf nun Heinzi ein. „Habe ich auch gehört“, antwortete die kluge Anna, „aber ich glaube es nicht so recht und wenn es doch stimmt, dann bringen wir die Kerze eben in die Höhle – da muss es ja sowieso noch viel dunkler gewesen sein, durch Stein dringt sicher kein Licht.“ So redeten sie noch eine Weile hin und her und ließen ihrer Phantasie freien Lauf. Und da in der Heiligen Nacht Wunder wahr werden, geschah es:
Die Kinder gingen zusammen zur Kindermette. Mile, nachdem er den Eltern versprochen hatte, mit ihnen am 6. Jänner in der Landeshauptstadt zur Messe zu gehen, Heinzi, der seinen Eltern beteuern musste, sich nicht allzu viel von den Katholiken anzueignen und Gülistan hatte ihre Eltern lieber erst gar nicht gefragt. In der Manteltasche hatten sie jeder eine kleine Kerze mit, Anna auch Zündhölzer, die wollten sie dem Jesuskind nach der Messfeier in die Krippe, die in der Kirche aufgestellt war, legen, um zumindest symbolisch ein Licht zu bringen. Doch der große Krippenberg mit Stall, der Heiligen Familie, den Hirten und allem Drum und Dran war hinter einer Absperrung und sie getrauten sich nicht, drüberzugreifen und die Kerzen dazuzulegen. Und wie sie noch so schauten und überlegten, standen sie plötzlich vor einem ärmlich gekleideten Mann, der neben einer sitzenden Frau mit einem Baby auf dem Schoß, stand. Die Kinder standen mit offenen Mündern da, als sie merkten, wo sie da waren.
„Wie ist das möglich?“ flüsterte Heinzi. „Ist doch egal, Hauptsache es ist so“, antwortete Anna, die sich als erstes wieder gefasst hatte. „Weil wir es fest gewünscht haben“, sagte Mile. Nur Gülistan meinte nichts dazu, sie kam aus dem Staunen nicht heraus. Erst als das Baby die vier Kinder anlächelte und gluckste, da erinnerten sie sich, warum sie hier waren , holten ihre Kerzen aus den Taschen, zündeten sie an und stellten sie vor das Jesuskind hin. Als dies geschehen war, fanden sie sich plötzlich in der Kirche wieder. Sie griffen in die Taschen, um sich zu vergewissern, dass dies nicht nur ein Traum gewesen war. Die Kerzen waren nicht mehr da. „Ich ... ich muss es meinen Eltern erzählen.“ Gülistan hatte ihre Sprache wiedergefunden. „Das war wirklich ein Wunder und ich durfte es auch erleben.“
„Ja, denn es gibt nur einen Gott für uns alle und vor ihm sind wir alle gleich.“ Wie gesagt, Anna gab sich manchmal altklug.
Überwältigt von ihrem Erlebnis gingen sie schweigend nach Hause. Nur, ob es ein Stall oder eine Höhle war, darauf hatte keiner geachtet.


Window nº 17
17-12-2016
17
Die kleine Tanne

Es stürmte, dicht fiel der Schnee in Flocken vom Himmel. „Gerd, kommst du mit, wir müssen noch einen Baum fürs Fest holen?!“
„Natürlich komme ich mit, darauf freue ich mich doch schon die ganze Adventszeit!“ jubelte der Junge und rannte zum Vater. „Na dann wollen wir mal, zieh dich warm an, es ist kalt draußen, zieh die Mütze fest über die Ohren bei dem Schnee!“
"Klar Papa, weiß ich doch!“ Beide machten sich auf den Weg in den Wald. Gerd wohnte mit seinen Eltern am Waldrand, deshalb gehörte es für die Beiden zur Selbstverständlichkeit sich in der letzten Minute, also am Morgen des Heiligen Abend, einen Baum aus dem Wald zu holen und nicht wie andere Leute vom Weihnachtsmarkt. Gerd hatte von seinen Klassenkameraden gehört, dass sich einige sogar einen künstlichen Tannenbaum in die Stube stellten. Der wurde nach dem Fest zusammengelegt und konnte im nächsten Jahr wieder aufgestellt werden. So etwas konnte sich Gerd kaum vorstellen.
Eine echte Tanne musste aus dem Wald geholt werden war seine Meinung. Nun ging es also los. Der Schnee lag recht hoch, da es in den letzten Tagen häufig geschneit hatte. Gerd folgte dem Vater in seinen Fußspuren. Quer durch den Wald liefen die Beiden, da sie sich hier gut auskannten. „Schau mal Gerd, wollen wir den dort nehmen?“
„Schön gewachsen ist er, aber ein bisschen größer könnte er schon sein“, meinte Gerd. „Also suchen wir weiter“, gab der Vater zu. „Papa, der da gefällt mir gut“, machte Gerd seinen Vater auf einen anderen Baum aufmerksam. Gerade wollte der Vater die Axt ansetzen als ein Ruf ertönte: „Nein bitte nicht! Hilfe!“
„Was war das?“ Gerd schaute sich nach allen Seiten um. „Was hast du?“ erkundigte sich der Vater. „Hast du nicht gehört, das hier jemand um Hilfe gerufen hat“, erklärte Gerd seinem Vater. „Nein, ich habe nichts gehört, und nun wollen wir uns beeilen, damit wir vor dem Mittag wieder zu Hause sind.“ Wieder holte der Vater mit der Axt aus und wollte zuschlagen. Wieder ertönte der Hilferuf. „Vater hier stimmt etwas nicht, komm lass uns weiter gehen“, drängte jetzt Gerd, dem dies unheimlich war. „Ich weiß wirklich nicht, was du heute hast, aber wenn du unbedingt willst gehen wir weiter“, stimmte der Vater zu.
Eigentlich war er jetzt schon recht sauer, aber heute war ja Weihnachten und da wollte er sich nicht mit seinem Jungen streiten.
„Danke“, ertönte jetzt eine Stimme. Weiter suchten Vater und Sohn nach einer Tanne. „Dann nehmen wir den hier“, entschied der Vater nach einer Weile. „Ich will endlich nach Hause, Mutter hat heute viel zu tun, sie braucht unsere Hilfe!“ Natürlich leuchtete dies Gerd ein, aber so richtig Freude hatte er nicht mehr daran, einen Weihnachtsbaum aus dem Walde zu holen. Die Axt hätte fast zugeschlagen, als Gerd sich an Vaters Arm hing „Nein Vater auch die Tanne kann es nicht sein! Hast Du denn nicht gehört, wie sie um Hilfe rief und um ihr Leben bat?“
„Also Sohn, ich glaube du wirst krank und das noch zum Fest, denn jetzt fängst du an zu spinnen!“ Besorgt faste der Vater Gerd an die Stirn um zu sehen ob er Fieber hätte. In dem Moment hörte dies aber auch der Vater, wie ein Säuseln im Wind. „Ich bat um mein Leben, ich, die Tanne. Am heiligen Abend gibt uns die Waldfee die Gabe zu sprechen. Bitte lasst uns am Leben!“
„Was soll denn das?“, der Vater drehte sich nach allen Seiten um. „Der Wind braust heute so doll, dass man glaubt die Bäume könnten sprechen.“
„Wir können sprechen!“ Die Tanne hatte allen Mut zusammen genommen, schließlich ging es um ihr Leben. „Viele Jahre brauchen wir um diese Größe, wie ich sie jetzt habe, zu erreichen. Wind und Wetter müssen wir widerstehen. Im Winter der Kälte und im Sommer der Hitze. Wir freuen uns des Lebens und dann zur Weihnachtszeit kommen die Menschen um uns für ein paar Tage zu sich in die Stuben zu holen. Danach landen wir auf dem Boden oder im Ofen. Dabei blieben wir so gerne hier im Wald. Einige von uns freuen sich sogar ein Weihnachtsbaum zu werden. Sie glauben nicht, dass dieser Glimmer nur ein paar Tage dauert. Am Heiligen Abend gibt uns die Waldfee die Möglichkeit zu reden. Kommt dann noch ein Mensch um uns unser Leben zu nehmen, versuchen wir uns wehren! Sicher findet ihr noch einen Baum, aber bitte lasst mich und die anderen im Wald!“
Staunend hatten Vater und Sohn der Tanne zugehört. „Ich habe viel von dir gelernt“, sagte nun der Vater, „ich fahre jetzt in die Stadt und sehe zu, ob ich einen Baum bekommen und ich verspreche dir, nie wieder werde ich einen Baum von euch, selbst abholzen!“
„Danke und ein Frohes Fest“, säuselte die Tanne und sah den Beiden dankbar hinterher.
„Heute habt ihr bestimmt einen besonders schönen Baum mitgebracht, ihr ward recht lange fort“, empfing sie die Mutter schon auf dem Flur. „Mutter erschrick nicht, wir haben gar keinen Baum, aber ich hole sofort einen.“ Vater griff nach seinen Autoschlüsseln und war auch schon aus der Tür. „Was soll das?“, fragte die Mutter nun ihren Sohn und Gerd erzählte ihr was sie erlebt hatten. Nachdenklich betrachtete die Mutter Gerd und meinte: „Sicher hätten wir schon öfter einen Baum vom Markt holen sollen.“ Am Abend stand ein geschmückter Baum im Zimmer und alle dachten an die Bäume im Walde, die sich dort ihres Lebens freuten.

Window nº 18
18-12-2016
18
Wos i mir wünschen daat

Wos i mir wünschen daat
is Weihnachten schee staad!

Zwetschgn-Mannderln und Gletzenbrood
dee sand heut längst scho mäuserltood.
Wos dee Leut heut ois fressen doan!
da moanst grad, dees sand lauter Noarrn.

Wos i mir wünschen daat
is Weihnachten schee staad!

Am Kopf dee roud Zipfelhaubm
dees war ja no nia mei Traum.
Und Lebkuachan im August
is für mi wirklich da Frust.

Wos i mir wünschen daat
is Weihnachten schee staad!

Für dee Kinder a Kripperlgspui
des is nirgends mehr s´grouße Zui.
Oisse, wos heut no zejt
dees is grad dees scheiß Gejd.

Wos i mir wünschen daat
is Weihnachten schee staad!

Jedm Deppen dem sollst wos schenga,
was sollst dir denn da no denga?
Oiss ramscht grad no zwengs am Konsum,
ja, sand ma denn alle so dumm?

Wos i mir wünschen daat
is Weihnachten schee staad!

D´Mam möchert in d´Schönheitsfarm,
da Pap´ möcht a Tuss am Arm,
da Bua wui a Musig´schroa,
und ´s Butzerl schreit ganz alloa.

Wos i mir wünschen daat
is Weihnachten schee staad!

D´Manner feiern lustvoll Apfent,
dort wo sie ganz gwiß koaner kennt.
Und bei jedm Scheißverein
muaß a Tombola sein.

Wos i mir wünschen daat
is Weihnachten schee staad!

Dees bleede Gschroa im Radio drinn
nervt mi a so, i moan i spinn.
Und wos dee im Fernseher zoagn
is ja grad no da reinste Schmoagn.

Wos i mir wünschen daat
is Weihnachten schee staad!

D´Buam schlagn an Nikolaus,
und gschenkt wollns a Weihnachtsmaus.
D´ Leut saufan, was grad no geht,
dees is doch koa Weihnacht ned!

Wos i mir wünschen daat
is Weihnachten schee staad!

A wengerl glaubm in der Metten,
dann mitanand nei in d´Betten –
z´sammschmuggln und artig sei
dees foit ja heut koan mehr ein!

Ois, wos i mir wünschen daat
Dees is Weihnachten - schee staad!
Weil ruhig und liab zum sei,
wo findst denn so was no glei!


Window nº 19
19-12-2016
19
Das Geschenk

Später würde man sich an diesen Winter als einen der kältesten erinnern, den London jemals erlebt hatte. Der Schmutz aus unzähligen Schornsteinen legte sich als zäher Nebel über die Dächer und verdunkelte den Tag. Der Glanz der kurz bevorstehenden Weihnacht hatte es schwer, durch die rußige Schicht in die Herzen der Menschen zu gelangen. Die meisten waren in dieser Zeit froh, wenn es für eine warme Mahlzeit am Tag und genügend Holz für den Ofen reichte.
In einem kleinen Zimmer über einer Bäckerei lebten James und Mary. Die beiden kamen gerade aus mit dem, was sie verdienten, doch sie vermissten nichts, denn sie hatten einander. Nur jetzt, zu Weihnachten, wünschten beide, sie könnten es sich leisten, dem anderen ein Geschenk zu machen. Doch dafür reichte ihr Lohn beim besten Willen nicht aus.
Mary musste schon sparen, um einen ansehnlichen Braten zum Fest bereiten zu können. Dabei wusste Mary ganz genau, was sie James hätte schenken wollen: der Pfandleiher hatte eine wunderbar glänzende Uhrenkette aus Gold in der Auslage, die genau zu James Taschenuhr passte – das einzige Erbstück seines Vaters. Wie gern hätte sie James die Kette geschenkt. Wie stolz er dann seine Uhr aus der Westentasche hätte holen können! Nie mehr hätte er Sorge haben müssen, die Uhr zu verlieren. Doch es half alles nichts – ihr Geld genügte nicht für die goldene Kette.
In derselben Auslage, nur ein kleines Stückchen weiter rechts, lag ein Kamm aus Elfenbein, filigran und kunstvoll gearbeitet. Und als wäre das nicht genug, funkelten sechs kleine Edelsteine darauf wie Sterne. James hätte Mary zu Weihnachten so gerne mit dem Kamm überrascht. Er wäre die vollkommene Zier für Marys
langes blondes Haar, das selbst in der dunkelsten Zeit des Jahres glänzte, als fiele strahlend das Sonnenlicht darauf. Doch James hatte nicht das Geld, um den Kamm zu kaufen. Seine Arbeit als Gehilfe eines Lohnbuchhalters wurde schlecht bezahlt und das Leben in London war teuer.
***
Am Morgen des Heiligen Abend begann ein wildes Schneegestöber, das nicht wieder nachlassen wollte. James verbrachte den Tag bei der Arbeit, die Löhne sollten vor den Feiertagen ausgezahlt werden. Die Gesichter, in die James sah, als er ihnen der Reihe nach das hart verdiente Geld reichte, waren müde und blass, aber auch voller Vorfreude auf die Feiertage. James selbst fühlte sich beschwingt und fast ein wenig übermütig. Nicht nur, dass er sich auf die Weihnachtstage mit seiner geliebten Mary freute, nein, er hatte auch noch etwas ganz Besonderes im Sinn. So konnte er es kaum abwarten, dem letzten Arbeiter seinen Umschlag in die Hand zu geben. Mit einem Strahlen im Gesicht wünschte er Mr. Farnham, seinem Boss, ein friedliches Fest und beeilte sich, das Büro zu verlassen. Völlig eingeschneit kam James eine Stunde später zu Hause an. So gut es ging klopfte er sich den Schnee von Kleidung und Schuhen, nachdem er das Haus betreten hatte. Bevor er die Tür zur kleinen Wohnung aufschloss, griff er noch einmal kurz in seine Manteltasche und lächelte.
Der Tisch war gedeckt und aus der Küche duftete es nach Essen, aber Mary schien nicht da zu sein. James zog die kleine Schatulle aus seiner Manteltasche und stellte sie auf Marys Platz auf den Tisch. Er legte den Mantel ab, zündete die Kerzen an und setze sich, um auf seine Geliebte zu warten. Nach wenigen Minuten öffnete sich die Tür und eine schneebedeckte Mary kam herein. Ihren alten Mantel hatte sie fest um sich gewickelt und Mütze und Schal hatten sie so gut es ging
vor dem Flockengetümmel geschützt. Als sie James am Tisch sitzen sah, strahlte ihr Gesicht.
„Du bist schon hier, wie schön!“ Ohne abzulegen holte sie ein in braunes Papier gewickeltes Päckchen aus ihrer Manteltasche und reichte es James über den Tisch hinweg. „Ich kann nicht länger abwarten, du sollst dein Geschenk jetzt gleich haben. Frohe Weihnachten, mein Liebster!“
James nahm das Päckchen freudig entgegen. „Oh meine Mary, wie wunderbar du bist!“
„Nun öffne es schon, ich will sehen, ob dir mein Geschenk gefällt!“
James wickelte das Papier ab und zum Vorschein kam die goldene Uhrenkette aus der Auslage des Pfandleihers. Erwartungsvoll sah Mary James an.
„Nun, was sagst du? Du kannst deine Uhr jetzt wie ein echter Gentleman tragen!“ Mary suchte nach Freude in James’ Blick, doch sie fand nur Staunen und dann Traurigkeit. „Was ist? Gefällt sie dir nicht?“
„Oh, Mary, die Kette ist ausgezeichnet, genau so eine habe ich mir immer gewünscht. Es ist nur...“
„Was, mein Liebster, was ist denn?“
„Die Uhr gehört mir nicht mehr. Ich habe sie heute zum Pfandleiher gebracht, um mein Geschenk an dich bezahlen zu können.“ Er deutete auf die kleine Schatulle auf Marys Platz. „Fröhliche Weihnachten, meine Liebste!“
Noch bevor sie den hölzernen Deckel ganz geöffnet hatte, sah Mary das Funkeln der sechs kleinen Edelsteine auf dem Kamm aus Elfenbein. Sie betrachtete den Kamm mit gesenktem Kopf. Als sie aufsah, standen Tränen in ihren Augen. „Oh James, wie wunderschön.“
„Und er wird noch schöner, wenn du ihn erst in deinem goldenen Haar trägst.“
„James, es tut mir so leid. Ich brauchte Geld, um die Uhrenkette bezahlen zu können. Und da ich nicht wusste, woher sonst ich es hätte nehmen können, da habe ich....“ Sie begann zu schluchzen.
„Was hast du getan, mein Liebling?“
Mary zog die Mütze vom Kopf. „Ich habe mein Haar dem Perückenmacher verkauft.“ Tränen liefen über ihre Wangen. James war sprachlos. Ungläubig starrte er auf den stoppeligen Schopf.
Nach ein paar Augenblicken fand James die Sprache wieder: „Du hast mir also eine goldene Kette für meine Taschenuhr gekauft.“
Mary nickte. Dicke Tränen tropften auf das Elfenbein.
„Aber ich habe die Uhr zum Pfandleiher gebracht, um dir den Kamm zu schenken“, fuhr James fort und ein Lächeln begann sich in seine Stimme zu schleichen.
„Aber du kannst ihn gar nicht mehr tragen, denn du hast dein Haar dem Perückenmacher verkauft.“ Wieder nickte Mary.
„Damit du Geld für die Uhrenkette hattest“, schmunzelte James.
Als sich ihre Blicke trafen, brachen sie in schallendes Gelächter aus. Sie lachten so laut und so lange, dass sie ganz erschöpft davon waren und ihnen die Bäuche wehtaten. James stand endlich auf und ging um den Tisch herum, um Mary zu umarmen. So standen sie da, als würden sie sich nicht mehr loslassen wollen. Beide hatten ihren wertvollsten Besitz gegeben, um dem anderen ein Geschenk zu machen. Und das machte sie in diesem Moment nicht nur zu den glücklichsten, sondern auch zu den reichsten Menschen in ganz London.

Window nº 20
20-12-2016
20
Der alte Christbaumständer

Beim Aufräumen des Dachbodens - ein paar Wochen vor Weihnachten - entdeckte der Familienvater in einer Ecke einen ganz verstaubten, uralten Weihnachtsbaumständer. Es war ein besonderer Ständer mit einem Drehmechanismus und einer eingebauten Spielwalze. Beim vorsichtigen Drehen konnte man das Lied “O du fröhliche“ erkennen.
Das musste der Christbaumständer sein, von dem Großmutter immer erzählte, wenn die Weihnachtszeit herankam. Das Ding sah zwar fürchterlich aus, doch kam dem Familienvater ein wunderbarer Gedanke. Wie würde sich Großmutter freuen, wenn sie am Heiligabend vor dem Baum säße und dieser sich auf einmal wie in vergangener Zeit zu drehen anfinge und dazu: “O du fröhliche“ spielte.
Nicht nur Großmutter, die ganze Familie würde staunen.
So nahm er den Ständer und schlich ungesehen in seinen Bastelraum. Jeden Abend zog er sich nun geheimnisvoll in seinen Bastelraum zurück und verriegelte die Tür.
Eine gründliche Reinigung und eine neue Feder, dann sollte der Ständer wie neu sein.
Natürlich fragte die Familie, was er dort treiben würde und er antwortete jedes mal nur
“Weihnachtsüberraschung“.
Kurz vor Weihnachten sah der Weihnachtsbaumständer aus wie neu. Jetzt noch schnell einen prächtigen Weihnachtsbaum besorgt, so um die zwei Meter hoch und wieder verschwand der Vater mit dem erstandenen Tannenbaum in seinem Hobbyraum. Er stellt den Baum in den Ständer und führte einen Probelauf durch. Alles bestens, was würde Großmutter für Augen machen.
Nun endlich war es Heiligabend. Der Vater bestand darauf den Weihnachtsbaum alleine zu schmücken, er hatte extra echte Baumkerzen besorgt, damit alles stimmte. “Die werden Augen machen!“ sagte er bei jeder Kugel, die er in den Baum hing. Als er fertig war, überprüfte er noch einmal alles, der Stern von Bethlehem war oben auf der Spitze, die Kugeln waren alle angebracht, Naschwerk und Wunderkerzen hingen hübsch angeordnet am Baum und Engelhaar und Lametta waren anmutig untergebracht.
Die Feier konnte beginnen!
Für die Großmutter stellte er den großen Ohrensessel parat, die anderen Stühle stellte der Vater in einem Halbkreis um den Tannenbaum. Jetzt führte der Vater die Großmutter feierlich zu ihrem Platz, die Eltern setzten sich neben sie und ganz außen saßen die Kinder.
“Jetzt kommt die große Weihnachtsüberraschung“, verkündete er, löste die Sperre am Christbaumständer und nahm ganz schnell wieder seinen Platz ein.
Langsam begann der Weihnachtsbaum sich zu drehen und hell erklang von der Musikwalze “O du fröhliche“.
War das eine Freude! Die Kinder klatschten in die Hände und Oma hatte vor Rührung Tränen in den Augen. Sie brachte immer wieder nur: “Wenn Großvater das noch erleben könnte, dass ich das noch erleben darf!” hervor.
Mutter war stumm vor Staunen.
Eine Weile schaute die Familie entzückt und stumm auf den im Festgewand drehenden Weihnachtsbaum, als ein schnarrendes Geräusch sie jäh aus ihrer Versunkenheit riss. Ein Zittern durchlief den Baum, die bunten Weihnachtskugeln klirrten wie kleine Glöckchen. Nun begann der Baum sich immer schneller an zu drehen. Die Musikwalze hämmerte los. Es hörte sich an als wollte “O du fröhliche“ sich selbst überholen.
Mutter schrie laut auf. “So unternimm doch was!”
Vater saß aber wie versteinert auf seinem Stuhl und starrte auf dem Baum, der seine Geschwindigkeit immer weiter steigerte.
Mittlerweile drehte er sich so schnell. dass die Flammen hinter ihren Kerzen herwehten. Großmutter bekreuzigte sich und betete, und murmelte nur noch: “Wenn das Großvater noch erlebt hätte.”
Als erstes löste sich der Stern von Bethlehem, sauste wie ein Komet durch das Zimmer, klatschte gegen den Türrahmen und fiel auf de Dackel Fips, der dort gerade ein Nickerchen hielt. Der Dackel flitzte wie von der Tarantel gestochen in die Küche und schielte in fixierender Sicherheit um die Ecke.
Lametta und Engelhaar hatten sich erhoben und schwebten, wie ein Kettenkarussell am Weihnachtsbaum.
Vater erwachte aus seiner Starre und gab das Kommando: “Alles in Deckung!”
Ein Rauschgoldengel trudelte losgelöst durchs Zimmer, nicht wissend, was er mit seiner plötzlichen Freiheit anfangen sollte. Weihnachtskugeln, Schokoladenzier und andere Anhängsel sausten wie Geschosse durch das Zimmer und platzten beim Aufschlagen auseinander.
Die Kinder hatten hinter Großmutters Sessel Schutz gefunden. Vater und Mutter lagen flach auf dem Bauch, den Kopf mit den Armen schützend auf dem Boden. Mutter jammerte in den Teppich. “Alles umsonst, die viele Arbeit, alles umsonst!”
Vater wollte sich vor Peinlichkeit am liebsten unter dem Teppich verstecken. Oma saß immer noch, wie erstarrt, auf ihrem Logenplatz, von oben bis unten mit Engelhaar und Lametta geschmückt. Ihr kam Großvater in den Sinn, als dieser 1914 - 18 in den Ardennen im feindlichen Artilleriefeuer gelegen hatte. Genauso musste es gewesen sein! Als nun hinterrücks ein gefüllter Schokoladenbaumschmuck an ihrem Kopf explodierte, registrierte sie trocken: “Kirschwasser” und murmelte verstört: “Wenn Großvater das noch erlebt hätte!” Zu allem jaulte die Musikwalze im Schlupfakkord “O du fröhliche”, bis mit einem ächzenden Ton der Ständer dann endlich seinen Geist aufgab.
Doch durch den plötzlichen Stopp neigte sich der Christbaum in Zeitlupe und fiel, die letzten Nadeln von sich gebend, auf’s kalte Büffet. Totenstille! Großmutter, geschmückt wie nach einer New Yorker Konfettiparade, erhob sich schweigend. Kopfschüttelnd begab sie sich, eine Lamettagirlande, wie eine Schleppe tragend, auf ihr Zimmer. In der Tür stehend sagte sie: “Wie gut, dass Großvater das nicht erlebt hat!”
Mutter, völlig aufgelöst zu Vater: “Wenn ich mir die Bescherung ansehe, dann ist dir deine große Überraschung wirklich gelungen.”
Vaters Sohn meinte nur: “Du, Papi, das war echt stark! Machen wir das jetzt Weihnachten immer so?”






Window nº 21
21-12-2016
21
Das Engelskind

Wieder jährte sich die Weihnachtszeit, als Santa Claus sich für die Reise zu den Menschen rüstete. Wie jedes Jahr, lud er alle seine Geschenke auf seinen prächtigen Schlitten. Schon scharrten Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner und Blitzen mit den Hufen und warteten auf ihren Herrn. Dieses Jahr sollte die Herde Zuwachs erhalten und das junge Rentier Rudolph durfte zum ersten Mal mit auf die Reise. Weil nun die Rentiere Verstärkung bekommen hatten, sollten ebenfalls die Engel, die Santa Claus begleiteten, um einen Engel mehr, ihre Schar vergrößern. Schließlich wurden es von Jahr zu Jahr mehr Geschenke, die sie zu den Menschenkindern brachten.

Santa Claus drehte sich zu seinen Engeln um, lächelte Anina freundlich an und blinzelte dabei mit den Augen, als ob er ihr etwas sagen wollte. Im nächsten Moment ging ein Ruck durch den Schlitten, denn eines der Rentiere hatte einen Schluckauf bekommen. Ein Rentier mit Schluckauf?! Santa Claus fing laut zu lachen an, und auch die Engel stimmten in das Lachen ein; das klang so, als würden Glocken klingen. Da aber passierte es, eines der Pakete geriet ins Rutschen und als das Engelchen Anina danach greifen wollte, rutschte es ebenfalls vom Schlitten herab.
Schnell bewegte es seine golden Flügel und schaffte es auch noch, das Paket aufzufangen. Doch als es sich umschaute war der Schlitten schon meilenweit entfernt. Unter sich sah das Engelchen Anina aber schon die Häuser der Menschen. Und so landete es erst einmal ganz sanft und leise auf der Erde. Da stand es nun ganz allein, drückte das Weihnachtspäckchen fest an sich, so als könnte es sich daran festhalten. Die Menschen blickten verwundert auf das Engelchen Anina, sie konnten nicht glauben was sie dort sahen. Eine gleiche Gestalt wie sie die Menschen haben, trug diese wohl zur Zierde Flügel und hatte kaum Stoff am Leibe, was sie vor der Kälte schützen könnte. Anina blickte verlegen zu Boden und wünschte sich inniglich, ihre goldbestäubten Flügel wären unsichtbar. Nun gingen die Menschenkinder achtlos an ihr vorbei und dem Engelchen wurde, so allein ganz bang ums Herz. Erst in einem Jahr, würde sie das Läuten der Schellen vom Schlitten vernehmen den Santa Claus lenkte und auf den es aufspringen konnte. Solange würde es versuchen unter den Menschen zu leben.
Als nun die heilige Zeit sich dem Ende näherte, Weihnachten vorbei war, war es scheinbar auch bei vielen Menschen mit der Liebe vorbei. Das Engelchen erlebte unter den Menschen Zank, Mißgunst und Unehrlichkeit. Darüber war das Engelchen Anina so traurig, dass es zu weinen begann. Unter Ihresgleichen herrschte stets Frohsinn und Freundlichkeit und jeder war dem anderen wohlgesonnen. So geschah es, dass das Engelchen voller Traurigkeit war, als ein Menschenjunge ihm gegenüber trat, der sich nach seinem Kummer erkundigte, es in den Arm nahm und über seinen Kopf liebkoste. Dies gab dem Engelchen soviel Wärme und Geborgenheit, dass in ihm eine junge Frau erwachte. Sie schenkte dem Jüngling ein himmlisches Lächeln und dieser ward auf der Stelle verzaubert von soviel Lieblichkeit. Sie verliebten sich ineinander und wurden Mann und Frau. Die Zeit verging und das Jahr neigte sich dem Ende zu. Die Menschen schmückten ihr Heim für die Weihnachtszeit. Santa Claus würde kommen, das Engelchen Anina suchen, das nun als junge Frau unter den Menschen lebte und es mitnehmen wollen. Doch Anina wollte auch weiterhin auf der Erde leben. Demzufolge schrieb sie einen Brief an Santa Claus.
Lieber Santa Claus,
das Leben hier auf der Erde ist nicht immer so schön wie bei den Engeln im Himmel, aber ich habe einen lieben Mann und Freunde, die alle traurig wären, wenn ich von hier fort müsste. Es gibt auch noch so viele traurige Augen, in die ich ein Lächeln zaubern möchte, so viele traurige Herzen, die ich fröhlich stimmen möchte…
Ich kann hier einfach nicht weggehen, kannst du mich einbißchen verstehen?
Dein Engelskind Anina
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.

Mein lieber Engel Anina,
seit langer, langer Zeit schon komme ich mit meinem Schlitten zur Weihnachtszeit zu den Menschen auf die Erde. Dabei ist jedesmal ein kleiner Engel vom Schlitten gefallen…
Die Menschen brauchen diese Engel. Ohne sie wäre das Leben auf der Welt noch ein bisschen kälter, noch ein bisschen trauriger... Bleib bei den Menschen, Anina, sie brauch dich! Wie lange du noch bleiben kannst, kann ich dir nicht sagen. Igendwann wirst auch du gehen müssen, wie alle anderen Menschen auch. Aber ich verspreche dir, dass ich dann einen anderen Engel zur Erde schicken werde, damit dein Mann und deine Freunde nicht allzu traurig werden.
Und denke immer daran, vielleicht ist ein Mensch, der dir begegnet, auch ein Engel. Ein Engel mit unsichtbaren Flügeln.
Dein Santa Claus.


Window nº 22
22-12-2016
22
Die Weihnachtskrippe

Bald schon war Heilig Abend und dieses Jahr wollte ich eine ganz tolle Weihnachtskrippe besorgen, war aber noch unentschlossen, wie groß sie werden sollte. Unsere Kinder träumten von fast mannshohen Figuren, so wie sie sie in Italien gesehen hatten, die aber nicht nur unseren finanziellen Rahmen sprengten sondern auch bei der späteren Aufbewahrung für Kopfzerbrechen sorgen könnte. Gleichfalls sorgten die Wunschzettel unserer Kinder für Stirnrunzeln, denn sie waren ellenlang und kaum erfüllbar.
Unsere Große besuchte die vierte Klasse Grundschule und konnte sich eingehend mit ihren Freundinnen austauschen, was das Christkind unter den Weihnachtsbaum legen sollte. Unsere beiden Buben gingen in den Kindergarten und schauten sich aus bunten Werbezettel ab, was noch alles in den Sack des Weihnachtsmannes hinein passen könnte, indem sie aus Spielwarenkatalogen das jeweils bevorzugte Spielzeug ausschnitten und auf ein großes Nikolausplakat klebten. Doch das war so gar nicht die Vorstellung von einer Weihnacht, wie ich sie gern feiern wollte.

Nicht das größte, teuerste und technisch qualifizierteste Spielzeug sollte von unseren Kindern geschätzt werden, sondern ein besonderes, individuelles Geschenk. Natürlich durfte es etwas Selbstgefertigtes sein, das mit liebevoller Hingabe, viel Ideenreichtum und wenn möglich ohne viel Geld entstanden war. Folglich haderte ich auch noch mit der Anschaffung einer kostspieligen Weihnachtskrippe.

Nun hatten wir bereits den 4. Advent. Von den vier Kerzen auf dem Adventskranz waren drei schon ziemlich herunter gebrannt. Wir aßen ein paar Lebkuchen und Plätzchen, tranken Kakao und die Kinder erzählten sich von all’ ihren tollen Weihnachtswünschen. Wovon jeder den anderen zu übertrumpfen versuchte, weil bestimmt sein Wunsch noch viel, viel fantastischer war, als der des anderen.
Vorsichtig fragte ich: „Was, wenn der Weihnachtsmann gar nicht so viel Geld hat, um alle eure Wünsche zu kaufen?“
„Das besorgt er sich vom Christkind!“ winkte unser Älterer kurz und bündig ab.
„Aber um das Christkind geht es doch schließlich“ versuchte ich noch einmal daran zu erinnern, was eigentlich an Weihnachten im Vordergrund steht, „und das war doch eher arm, selbst wenn es von den Heiligen drei Königen Geschenke erhielt. Wir feiern doch Weihnachten im Angedenken an diese vergangene Zeit.“
„Das Christkind war damals froh, überhaupt einen trockenen Unterschlupf zu haben.“ fügte unsere Tochter geschnappig hinzu. „Deshalb will Mama doch auch eine Krippe kaufen, damit wir uns daran erinnern, was an Weihnachten passiert.“
„Ja, mal sehen wie wir das mit der Weihnachtskrippe anstellen.“
„Du musst dir auch eine vom Weihnachtsmann schenken lassen.“ meinte naseweis der größere unserer beiden Buben.
„Der würde sich aber schön bedanken, wenn ihr schon so viele Wünsche habt, mir auch noch meinen erfüllen zu müssen.“ konterte ich. „Wie wäre es überhaupt wenn auch ihr eure Wünsche etwas einschränken würdet und euch nur einesn ein ganz besonders tolles Geschek aussuchtet und das auf euren Wunschzettel klebtet?“
„Aber wünschen können wir es uns doch, ist ja egal wieviel wir davon bekommen.“ war die Logik meines Jüngsten.

Ziemlich mühevoll den Kleinen ihr immenses Verlangen zu schmälern und ihre Freude an der Einfachheit der Dinge zu schüren, folgerte ich in Gedanken.
Ich regte einen Spaziergang, in einen nahegelegenen Wald an und überlegte, dass wir dort schöne Wurzeln, Moos und Zapfen finden würden, das uns zur Ausschmückung einer Weihnachtskrippe dienen könnte. Tatsächlich wuchs der Eifer bei unseren Kindern in den Wald zu gehen gleichsam, wie die Idee im Anschluß etwas aufzubauen.
Wir fanden lose Rinde, weiches Moos, knorrige Äste, trockene Tannenzapfen und natürlich einige frische Tannenzweige die wir allesamt im Kofferraum verstauten.
„Und was machen wir nun mit dem ganzen Zeug?“ versuchte wieder der größere von unseren Buben das Tun abzuwerten.
„Lass dich überraschen, ich glaube Papa möchte etwas ganz besonderes mit euch bauen.“
Skeptisch beäugten unsere beiden Jungs das zusammengetragene Beiwerk für den anstehenden Bastelnachmittag.
„Wenn du meinst!“
Begeisterung klang anders, aber das würde sich bestimmt noch ändern. Der Papa hatte mittlerweile benutzte Kartons zusammen geschnitten und eine alte braune Wandfarbe hervorgeholt, die einst eine Schlafzimmerwand zierte.

„Kinder wir bauen einen Stall,“ präsentierte er begeistert seine Kartonagen. „Besser gesagt, soll es am Ende natürlich eine Weihnachtskrippe werden, so wie sie damals ausgesehen haben mag, als das Christkind zur Welt kam.“

Jetzt war ich überrascht, was mein lieber Mann sich alles vorgenommen hatte. Und was sich gerade noch fast zu einem großen Reinfall für mich entpuppte, entspannte sich und kam langsam in vorfreudige Wallung.
Unsere Kinder ließen sich auf das Bauen, Basteln, Schneiden, Malen, Kleben, Sägen, Hämmern und Ausschmücken mit großer Hingabe ein. Gar nicht so schlecht die Idee, aus Karton und Pappe eine Krippe zu bauen.
Zuerst entstand ein Stall, dann ein Nebengebäude, dazu das Dach und alles wurde mit Wandfarbe bemalt. Sogar die fehlenden Dachschindeln, offenes Gemäuer, Türen und Fenster konnte man so erkennen. Moos und Rinde vervollständigten die karg, schroffe Ansicht einer ärmlichen Unterkunft. Rundherum wuchs hügeliges Gelände, mit weiteren Stallungen. Auch wenn noch keine dazugehörigen Erdenbürger dieser Landschaft Leben einhauchten, so erahnte man das damalige Dasein schon jetzt. Die Krippe war perfekt.

Am Heiligen Abend, nachdem jedes Kind sein Geschenk geöffnet hatte, warteten noch viele kleine namenlose Päckchen darauf ausgepackt zu werden.
„Und für wen ist das?“ Fragte unsere Tochter und deutete auf die verbliebenen, unausgepackten Geschenke.
„Sind da noch Überraschungen für uns drin?“ begeisterte sich unser Größerer.
„Lasst uns gemeinsam nachsehen!“ forderte ich alle auf, die verbliebenen Päckchen auszupacken.
So entblätterten wir Josef und Maria, packten das Jesuskind mit der Krippe aus, befreiten einige Engel und Hirten aus der Holzwolle, wie auch Esel und Schafe. Ebenso entwickelten wir einen Brunnen, die Heiligen drei Könige tatsächlich auch Kamele aus ihrem Schutzpapier. Mit großer Begeisterung vervollständigten wir gemeinsam die weihnachtliche Landschaft im Kellerraum und legten das Christkind vorsichtig in die Krippe.

Ganz andächtig sangen wir: „Kommet ihr Hirten, ihr Männer und Fraun…“ und am Schluß noch „Stille Nacht, heilige Nacht…“ Es war genau so ein Weihnachten wie es in meinem Herzen der Wunsch war und wie ich dies unseren Kindern nahebringen wollte.
Es folgten noch viele Weihnachten, an denen wir im Wald die Deko für unsere selbstgebastelte Weihnachtskrippe holten, die jedes Jahr ein wenig anders aussah. Aber keiner von uns, wollte nun mehr eine gekaufte Weihnachtskrippe haben.








Window nº 23
23-12-2016
23
Die Puppe

Am Morgen des 24. Dezembers stresste ich durch die Geschäfte um noch die letzten Geschenke zu besorgen.
Als ich das Gewühl von Menschen sah, dachte ich, das wird wohl ewig dauern, bis ich hier alles besorgt habe und ich muss noch in andere Geschäfte… Weihnachten wird jedes Jahr mehr stressvoll. Ich wünsche, ich könnte einfach einschlafen und erst nach Weihnachten wieder aufwachen.
Trotz allem drängte ich mich zur Spielzeugabteilung durch. Dort habe ich mich dann über die enormen Preise der Spielsachen gewundert.
Auf der Suche nach einem geeigneten Spielzeug bemerkte ich einen etwa fünf Jahre alten Jungen, der eine Puppe gedankenverloren anschaute. Der Junge machte einen sehr traurigen Eindruck. Ich fragte mich, für wen er wohl die Puppe ausgesucht hatte. In diesem Moment drehte sich der kleine Junge zu einer älteren Dame um und fragte sie: “Oma, bist du sicher, dass ich nicht genug Geld habe?”
Die ältere Dame antwortete: “Mein Lieber, du weisst ganz genau, dass du nicht genug Geld hast um die Puppe zu kaufen.” Danach bat sie ihn in der Spielzeugabteilung zu warten, bis sie ihre Einkäufe erledigt hat.
Der Junge hatte noch immer die Puppe gegen seine Brust gepresst. Ich lief zu ihm hin und fragte ihn, für wen er denn die hübsche Puppe ausgesucht hätte. “Es ist die Puppe, die sich meine Schwester zu Weihnachten gewünscht hat. Sie war überzeugt, dass der Weihnachtsmann ihr diese Puppe bringen würde.”
Ich versicherte ihm, dass der Weihnachtsmann bestimmt weiss, was sich seine Schwester zu Weihnachten wünscht. Und dass er sich darüber keine Sorgen machen sollte. Doch der Junge antwortete traurig: “Der Weihnachtsmann kann ihr die Puppe nicht dorthin bringen, wo sie sich befindet. Ich muss die Puppe meiner Mutter geben und sie kann sie mitnehmen, wenn sie geht.
Seine Augen waren mit Tränen gefüllt, als er das sagte.
“Meine Schwester ist im Himmel. Mein Vater sagt, dass meine Mutter auch bald in den Himmel geht. Deswegen dachte ich mir, dass sie die Puppe für meine Schwester mitnehmen kann.”
Als ich dem Jungen zuhörte, habe ich meinen Weihnachtsstress ganz vergessen.
Der Junge fuhr fort: “Ich sagte meinem Vater, er soll meiner Mutter ausrichten, dass sie noch warten soll um in den Himmel zu gehen, bis ich aus dem Laden zurück bin.”
Dann zeigte mir der Junge ein Foto von ihm, auf dem er ein unbekümmertes, fröhliches Gesicht hat. “Ich möchte, dass meine Mutter dieses Bild mitnimmt, damit sie mich nicht vergisst. Ich liebe meine Mutter sehr und ich möchte, dass sie bei uns bleibt. Doch mein Vater sagt, dass sie zu meiner kleinen Schwester gehen muss.”
Wieder schaute er gedankenverloren die Puppe an.
Ich suchte meinen Geldbeutel, sagte ihm, er soll doch das Geld nochmals nachzählen. Es könnte sein, dass er nun genug hat um die Puppe zu kaufen.
“Gut, ich hoffe, dass es nun reicht…” Ich half ihm mit dem Zählen und steckte ihm etwas Geld zu, ohne dass er es gemerkt hat.
Er sagte: “Danke Gott, dass du mir genug Geld gegeben hast!”
Danach schaute er mich an und meinte, “Ich habe gestern gebetet, dass ich genug Geld für eine Puppe für meine Schwester habe. Und ich hoffe auch, dass es für eine weisse Rose für meine Mutter reicht. Meine Mutter liebt weisse Rosen.”
Einige Minuten später kam die ältere Dame zurück und ich verabschiedete mich von dem Jungen.
Ich erledigte alle meine Einkäufe mit einer ganz anderen Einstellung als diesen Morgen. Ich konnte den kleinen Jungen nicht vergessen.
Dann erinnerte ich mich an einen Zeitungsartikel, den ich vor zwei Tagen gelesen hatte. Es handelte sich um einen betrunken Automobilist, der ein Auto angefahren hat, in dem eine junge Frau und ein kleines Mädchen sassen. Das kleine Mädchen ist noch am Unfallort gestorben und die Mutter wurde in kritischem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert. Die Frau liegt seither im Koma.
War das die Familie des kleinen Jungen?
Zwei Tage nachdem ich den Jungen im Geschäft getroffen hatte, las ich in der Zeitung, dass die Autolenkerin, die vor vier Tagen einen Unfall hatte, ihren Verletzungen erlag. Ich konnte es nicht lassen und kaufte einen Strauss weisser Rosen, ging zur Kirche wo die Frau aufgebahrt war.
Sie lag dort. In ihrer Hand hielt sie eine weisse Rose, eine Puppe und ein Foto des kleinen Jungens aus dem Kaufhaus.
Als ich nach Hause lief, dachte ich darüber nach, wie gross die Liebe des kleinen Kindes ist für seine Schwester und seine Mutter ist. In einer Sekunde, kann sich das Leben so gewaltig ändern, dass nichts mehr ist wie es einmal war.





Window nº 24
24-12-2016
24
Weihnachtsgedicht

Und wieder nun lässt aus dem Dunkeln
die Weihnacht ihre Sterne funkeln!
Die Engel im Himmel hört man sich küssen,
und die ganze Welt riecht nach Pfeffernüssen...

So heimlich war es die letzten Wochen,
die Häuser nach Mehl und Honig rochen,
die Dächer lagen dick verschneit,
und fern, noch fern schien die schöne Zeit.

Man dachte an sie kaum dann und wann.
Mutter teigte die Kuchen an,
und Vater, dem mehr der Lehnstuhl taugte,
sass daneben und las und rauchte.

Da plötzlich, eh man sich's versah,
mit einemmal war sie wieder da.
Mitten im Zimmer steht nun der Baum!
Man reibt sich die Augen und glaubt es kaum...

Die Ketten schaukeln, die Lichter wehn,
Herrgott was gibt's da nicht alles zu sehn!
Die kleinen Kügelchen und hier
die niedlichen Krönchen aus Goldpapier!

Und an all den grünen glitzernden Schnürchen
all die unzähligen kleinen Figürchen:
Mohren, Schlittschuhläufer und Schwälbchen,
Elefanten und kleine Kälbchen

Schornsteinfeger und trommelnde Hasen,
dicke Kerle mit roten Nasen,
reiche Hunde und arme Schlucker
und alles, alles aus purem Zucker!

In den offenen Mäulchen ihre Finger
stehn um den Tisch, die kleinen Dinger,
und um die Wette mit den Kerzen
pumpern vor Freude ihre Herzen.

Ihre grossen staunenden Augen leuchten
indes die unsern sich leise feuchten.
Wir sind ja leider schon längst erwachsen
bei uns dreht sich die Welt um andere Achsen.

Uns quälen tausende Siebensachen
mit einem Wort, um es kurz zu machen,
wir sind grosse, verständige, vernünftige Leute
nur eben heute nicht, nicht heute!

Und ein altes Lied fällt uns wieder ein:
o selig, o selig ein Kind noch zu sein!




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