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FenĂȘtre 19
Das Geschenk
SpĂ€ter wĂŒrde man sich an diesen Winter als einen der kĂ€ltesten erinnern, den London jemals erlebt hatte. Der Schmutz aus unzĂ€hligen Schornsteinen legte sich als zĂ€her Nebel ĂŒber die DĂ€cher und verdunkelte den Tag. Der Glanz der kurz bevorstehenden Weihnacht hatte es schwer, durch die ruĂige Schicht in die Herzen der Menschen zu gelangen. Die meisten waren in dieser Zeit froh, wenn es fĂŒr eine warme Mahlzeit am Tag und genĂŒgend Holz fĂŒr den Ofen reichte.
In einem kleinen Zimmer ĂŒber einer BĂ€ckerei lebten James und Mary. Die beiden kamen gerade aus mit dem, was sie verdienten, doch sie vermissten nichts, denn sie hatten einander. Nur jetzt, zu Weihnachten, wĂŒnschten beide, sie könnten es sich leisten, dem anderen ein Geschenk zu machen. Doch dafĂŒr reichte ihr Lohn beim besten Willen nicht aus.
Mary musste schon sparen, um einen ansehnlichen Braten zum Fest bereiten zu können. Dabei wusste Mary ganz genau, was sie James hĂ€tte schenken wollen: der Pfandleiher hatte eine wunderbar glĂ€nzende Uhrenkette aus Gold in der Auslage, die genau zu James Taschenuhr passte â das einzige ErbstĂŒck seines Vaters. Wie gern hĂ€tte sie James die Kette geschenkt. Wie stolz er dann seine Uhr aus der Westentasche hĂ€tte holen können! Nie mehr hĂ€tte er Sorge haben mĂŒssen, die Uhr zu verlieren. Doch es half alles nichts â ihr Geld genĂŒgte nicht fĂŒr die goldene Kette.
In derselben Auslage, nur ein kleines StĂŒckchen weiter rechts, lag ein Kamm aus Elfenbein, filigran und kunstvoll gearbeitet. Und als wĂ€re das nicht genug, funkelten sechs kleine Edelsteine darauf wie Sterne. James hĂ€tte Mary zu Weihnachten so gerne mit dem Kamm ĂŒberrascht. Er wĂ€re die vollkommene Zier fĂŒr Marys
langes blondes Haar, das selbst in der dunkelsten Zeit des Jahres glÀnzte, als fiele strahlend das Sonnenlicht darauf. Doch James hatte nicht das Geld, um den Kamm zu kaufen. Seine Arbeit als Gehilfe eines Lohnbuchhalters wurde schlecht bezahlt und das Leben in London war teuer.
***
Am Morgen des Heiligen Abend begann ein wildes Schneegestöber, das nicht wieder nachlassen wollte. James verbrachte den Tag bei der Arbeit, die Löhne sollten vor den Feiertagen ausgezahlt werden. Die Gesichter, in die James sah, als er ihnen der Reihe nach das hart verdiente Geld reichte, waren mĂŒde und blass, aber auch voller Vorfreude auf die Feiertage. James selbst fĂŒhlte sich beschwingt und fast ein wenig ĂŒbermĂŒtig. Nicht nur, dass er sich auf die Weihnachtstage mit seiner geliebten Mary freute, nein, er hatte auch noch etwas ganz Besonderes im Sinn. So konnte er es kaum abwarten, dem letzten Arbeiter seinen Umschlag in die Hand zu geben. Mit einem Strahlen im Gesicht wĂŒnschte er Mr. Farnham, seinem Boss, ein friedliches Fest und beeilte sich, das BĂŒro zu verlassen. Völlig eingeschneit kam James eine Stunde spĂ€ter zu Hause an. So gut es ging klopfte er sich den Schnee von Kleidung und Schuhen, nachdem er das Haus betreten hatte. Bevor er die TĂŒr zur kleinen Wohnung aufschloss, griff er noch einmal kurz in seine Manteltasche und lĂ€chelte.
Der Tisch war gedeckt und aus der KĂŒche duftete es nach Essen, aber Mary schien nicht da zu sein. James zog die kleine Schatulle aus seiner Manteltasche und stellte sie auf Marys Platz auf den Tisch. Er legte den Mantel ab, zĂŒndete die Kerzen an und setze sich, um auf seine Geliebte zu warten. Nach wenigen Minuten öffnete sich die TĂŒr und eine schneebedeckte Mary kam herein. Ihren alten Mantel hatte sie fest um sich gewickelt und MĂŒtze und Schal hatten sie so gut es ging
vor dem FlockengetĂŒmmel geschĂŒtzt. Als sie James am Tisch sitzen sah, strahlte ihr Gesicht.
âDu bist schon hier, wie schön!â Ohne abzulegen holte sie ein in braunes Papier gewickeltes PĂ€ckchen aus ihrer Manteltasche und reichte es James ĂŒber den Tisch hinweg. âIch kann nicht lĂ€nger abwarten, du sollst dein Geschenk jetzt gleich haben. Frohe Weihnachten, mein Liebster!â
James nahm das PĂ€ckchen freudig entgegen. âOh meine Mary, wie wunderbar du bist!â
âNun öffne es schon, ich will sehen, ob dir mein Geschenk gefĂ€llt!â
James wickelte das Papier ab und zum Vorschein kam die goldene Uhrenkette aus der Auslage des Pfandleihers. Erwartungsvoll sah Mary James an.
âNun, was sagst du? Du kannst deine Uhr jetzt wie ein echter Gentleman tragen!â Mary suchte nach Freude in Jamesâ Blick, doch sie fand nur Staunen und dann Traurigkeit. âWas ist? GefĂ€llt sie dir nicht?â
âOh, Mary, die Kette ist ausgezeichnet, genau so eine habe ich mir immer gewĂŒnscht. Es ist nur...â
âWas, mein Liebster, was ist denn?â
âDie Uhr gehört mir nicht mehr. Ich habe sie heute zum Pfandleiher gebracht, um mein Geschenk an dich bezahlen zu können.â Er deutete auf die kleine Schatulle auf Marys Platz. âFröhliche Weihnachten, meine Liebste!â
Noch bevor sie den hölzernen Deckel ganz geöffnet hatte, sah Mary das Funkeln der sechs kleinen Edelsteine auf dem Kamm aus Elfenbein. Sie betrachtete den Kamm mit gesenktem Kopf. Als sie aufsah, standen TrĂ€nen in ihren Augen. âOh James, wie wunderschön.â
âUnd er wird noch schöner, wenn du ihn erst in deinem goldenen Haar trĂ€gst.â
âJames, es tut mir so leid. Ich brauchte Geld, um die Uhrenkette bezahlen zu können. Und da ich nicht wusste, woher sonst ich es hĂ€tte nehmen können, da habe ich....â Sie begann zu schluchzen.
âWas hast du getan, mein Liebling?â
Mary zog die MĂŒtze vom Kopf. âIch habe mein Haar dem PerĂŒckenmacher verkauft.â TrĂ€nen liefen ĂŒber ihre Wangen. James war sprachlos. UnglĂ€ubig starrte er auf den stoppeligen Schopf.
Nach ein paar Augenblicken fand James die Sprache wieder: âDu hast mir also eine goldene Kette fĂŒr meine Taschenuhr gekauft.â
Mary nickte. Dicke TrÀnen tropften auf das Elfenbein.
âAber ich habe die Uhr zum Pfandleiher gebracht, um dir den Kamm zu schenkenâ, fuhr James fort und ein LĂ€cheln begann sich in seine Stimme zu schleichen.
âAber du kannst ihn gar nicht mehr tragen, denn du hast dein Haar dem PerĂŒckenmacher verkauft.â Wieder nickte Mary.
âDamit du Geld fĂŒr die Uhrenkette hattestâ, schmunzelte James.
Als sich ihre Blicke trafen, brachen sie in schallendes GelĂ€chter aus. Sie lachten so laut und so lange, dass sie ganz erschöpft davon waren und ihnen die BĂ€uche wehtaten. James stand endlich auf und ging um den Tisch herum, um Mary zu umarmen. So standen sie da, als wĂŒrden sie sich nicht mehr loslassen wollen. Beide hatten ihren wertvollsten Besitz gegeben, um dem anderen ein Geschenk zu machen. Und das machte sie in diesem Moment nicht nur zu den glĂŒcklichsten, sondern auch zu den reichsten Menschen in ganz London.
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